06
Hyunjin überlegte zunächst, was er von ihm wissen wollte. Doch da wurde ihm seine zurückhaltende Art zum Verhängnis, die er oft versuchte zu unterdrücken. Oft gelang es ihm, dass sie nicht zum Vorschein kam. Doch gerade fiel sie ihm auf die Füße und als er nach einigen Minuten noch immer mit sich haderte, ergriff Felix wieder das Wort.
"Was machst du so? Arbeitest du?"
"Ich studiere Mathematik."
"Oh, du bist einer von diesen Spinnern.", lachte Felix, wodurch auch Hyunjin anfing leise vor sich hin zu kichern. Diese Reaktion war er bereits gewohnt und sah es mittlerweile nicht mehr so verbissen, wie er es zu Anfang tat.
Changbins Miene verfinsterte sich, begann mit seinen Zähnen zu knirschen. Das bemerkte Felix sofort und drückte seine Hand ein wenig fester, damit er ihm das Gefühl gab, nicht abgeschrieben zu sein. Das nützte nichts. Ihm gefiel es nicht, dass sie sich auf Anhieb verstanden und er wollte sich nicht ausmalen, wie es in wenigen Wochen aussehen würde. Bestimmt hätte ihn Felix dann in den Wind geschossen, weil Hyunjin tausendmal besser war. Dem war sich Changbin bewusst und er bereute es schon, dass er sie einander vorgestellt hatte.
"Ich bin nicht ganz so verrückt, wie es klingt. Es gab auch Tage, da wollte ich alles hinwerfen.", gab Hyunjin zu. Er erinnerte sich noch gut an die ersten Wochen, an denen er absolut keine Ahnung hatte, um was es sich überhaupt handelte, was an der Tafel geschrieben stand. Und es hatte auch einige Zeit gedauert bis ihm das Studium Spaß machte und er die Vorlesungen aufmerksam mitverfolgen konnte.
"Ich wäre schon nach Tag eins gegangen.", gab Felix zu, dem dieses Fach schon in der Schule nicht gelegen hatte.
"Kein normaler Mensch wählt sowas als Studium. Höchstens Psychopathen."
Changbins Worte trafen Hyunjin, auch wenn dieser wusste, dass er es wieder einmal aus seinen Launen heraus sagte und es im Nachhinein nicht sonderlich ernst gemeint war. Schweigend blickte Hyunjin zu Boden, presste seine Lippen zusammen. Vielleicht sollte er noch einmal die Freundschaft mit Changbin überdenken. So viel Negativität hatte er von einem Menschen schon lang nicht mehr zu spüren bekommen.
"Hey Muffel, entschuldige dich.", forderte Felix und zog eine Augenbraue in die Höhe. Er wusste, dass er Changbin kein zweites Mal dazu bringen konnte, sich bei jemanden zu entschuldigen. Dafür war der Älteste zu stolz gewesen.
"Nur über meine Leiche."
"Dann müssen wir den Weg leider ohne dich fortsetzen."
Ungläubig weiteten sich Changbins Augen und er war drauf und dran Felix zu widersprechen. Es war in seinen Augen zu gefährlich ihn allein mit Hyunjin draußen herumlaufen zu lassen und wer wusste, ob Hyunjin keine bösen Absichten hatte. Als Felix Hand sachte seine Hand losließ und stattdessen der Blonde seine Arme ineinander verschränkte, ihn auffordernd musterte, fühlte sich Changbin schutzlos. Als würde er Felix bereits an Hyunjin verlieren. Doch das war absoluter Schwachsinn. Felix wollte lediglich seinem besten Freund zeigen, dass es nicht in Ordnung war, wie er mit Hyunjin umging und das seine Worte einen echt verletzen konnten. Gerade wenn er diese kühle und abweisende Seite heraushängen ließ, wie an diesem Abend.
"Du hast die Wahl."
"Dir könnte etwas passieren! Das kann ich nicht zu lassen.", konterte Changbin und griff verzweifelt nach Felixs Schulter. Doch er wich aus, schlug seine Hand weg und ging einen Schritt zurück, um Distanz zu schaffen. Der Australier war so gut wie immer geduldig und verständnisvoll, aber gerade passierte es, dass ihm allmählich der Kragen platzte, seine Geduldsschnur riss. So Griff er nach Hyunjins Hand und zog ihn mit sich. Perplex blieb Changbin stehen und konnte nicht glauben, was hier gerade geschah. Felix ließ ihn einfach stehen, obwohl er nur das Beste für ihn wollte. Das konnte er nicht verstehen.
Zögernd rannte Changbin den beiden Jungen hinterher und griff nach der Hand des Blonden. Doch es wurde Felix zu viel. Er hatte es satt.
"Changbin! Geh bitte einfach. Du nervst mich gerade einfach nur. Ich brauch Abstand!"
Es schmerzte Changbin, es aus seinem Mund zu hören. Immerhin wollte er nur seiner Tätigkeit als besten Freund perfekt nachkommen. Wie es aussah, gab er sich zu viel Mühe und überforderte Felix damit. Er hasste dieses Gefühl und irgendwie konnte er es nicht so wahrhaben, was sein Freund gesagt hatte.
"Das sagst du doch jetzt nur so. Ich weiß, dass du das nicht ernst meinst."
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