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Es war bereits eine Woche vergangen zwischen dem Vorfall, dass ich in der Schule aufgrund von Erschöpfung zusammenbrach. Ich sollte sogar einen Tag nicht in die Schule gehen, weil mein Körper so entkräftet war und ich laut Ärzten Gefahr laufen würde, wenn ich direkt wieder in die Schule ging, ein weiteres Mal zusammenzubrechen. Ich konnte es zwar bis heute nicht nachvollziehen, aber beschweren tat ich mich auch nicht. Wenn der Arzt es für wichtig meinte, blieb ich eben zu Hause. Seitdem hatte sich vieles geändert. Meine Mutter zwang mich, dass ich diese ekelhaften Tabletten nahm. Sie stand zehn Uhr in der Nacht in meinem Türrahmen mit einem Glas Wasser in der einen Hand und in der anderen die silberne Verpackung. Sie beobachtete jeden meiner Bewegungen und nötigte mich sogar, dass ich meinen Mund öffnete, um sicherzugehen, dass ich die Tablette nicht irgendwo in meinem Mund versteckte, damit ich sie wenig später ausspuckte, wenn sie gegangen war. Ich konnte es nachvollziehen, aber ich fand es dennoch völlig übertrieben, wie sie mit mir umging. Sie behandelte mich wie ein kleines Kind. Und die Dinger halfen eigentlich auch nichts.
Ich wusste, dass sich mein Körper erst daran gewöhnen musste, aber dieses Gefühl war dennoch befremdlich und machte mir Angst, wenn er sich aus dem Nichts entspannte, obwohl ich das nicht wollte.
In der Schule hatte sich auch einiges geändert. Einige Lehrer fragten mich, ob ich mich gut fühlte. Andere ignorierten mich. Meine Mitschüler blieben auf Abstand und Jeongin und Felix waren diejenigen, welche mich auf Schritt und tritt verfolgten. Selbst Jisung, mit dem ich eher weniger zutun hatte, versuchte sich plötzlich um mich zu kümmern. Ihr Verhalten war einfach vollkommen überzogen und ich fühlte mich so, als wäre ich ein Geistigkranker, der für jeden eine Gefahr darstellte, wenn man nicht auf ihn Acht gab. Das war ich absolut nicht und ich fühlte mich nur noch unwohler in meiner Haut. Heute war der erste Tag, an dem ich am liebsten den Tag geschwänzt hätte, weil ich es nicht mehr aushielt hier zu sein. Es nervte mich. Ich fühlte mich total missverstanden. Ich konnte zwar nicht schlafen, aber ich war noch lange nicht krank.
Aber ich schwänzte nicht, nein. Ich saß in der großen Pause allein im Obergeschoss, weil ich nichts mit den anderen tun wollte. Ich brauchte von ihnen einfach nur Abstand. Also ging ich zu meinem Lieblingsplatz, zu dem sonst kaum einer ging. Hier war es zwar stockduster und man sah nicht mal seinen eigenen Füße, aber hier war es ruhig und ungestört. Das war ein Teil der Schule, an dem lang kein Unterricht mehr herrschte und dementsprechend wurde seit langem keine Lampen gewechselt. Felix wusste, dass ich manchmal hier war. Aber im Gegensatz zu mir, mochte er diesen Ort so gar nicht. Das konnte mir heute nur recht sein.
"Soll ich dir Gesellschaft leisten?", hörte ich eine Stimme, die ich keinem Gesicht so wirklich zu ordnen konnte, "Ich habe gesehen, dass du die Treppen hier hochgegangen bist und ich dachte, du bräuchtest jemanden zum Reden. Also... nicht für deine Probleme oder so, aber allgemein. Du wirst ja selbst nur zu gedröhnt mit allem und das muss dich wirklich nerven, nicht?" Langsam konnte ich ansatzweise eine Silhouette wahrnehmen, die dem des Neuen gleichen musste und direkt war mir klar, dass es sich auch um ihn drehen musste.
"Seungmin?"
"Hmm", stimmte er mir zu und ich hörte, wie er sich neben mich setzte. Der Rothaarige war der Einzige gewesen, der mich normal behandelte, als war nie etwas passiert. Das rief ich mir gerade in den Sinn und war auch der Grund, weswegen ich ihn nicht wegschickte. Ich schätzte es und war froh darüber.
"Ja, es nervt schon ziemlich. Ich mag es nicht im Mittelpunkt zu stehen, aber ich will nicht unfreundlich sein und sie deswegen zusammenscheißen... Falls du überhaupt weißt, was ich meine.", seufzte ich und legte meinen Kopf in den Nacken. Vielleicht sollte man doch mal die Hausmeister fragen, ob sie nicht wenigstens eine Lampe tauschen konnten. Es war wirklich schwärzer als schwarz hier.
"Glaub mir, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Ich hatte das auch schon einmal durch."
"Was hattest du schon mal durch?", wollte ich genauer wissen. Neben mir vernahm ich nur ein Schnauben, dann schien er zu überlegen. Ich konnte mir gerade keinen Reim darauf machen, was er meinte. Hatte er etwa auch Schlafstörungen?
"Sagen wir einfach mal so, ich habe nicht grundlos die Schule wechseln müssen."
Doch seine Aussage hinterließ bei mir nur noch ein viel größeres Fragezeichen. Was war mit Seungmin passiert, bevor er auf diese Schule gekommen war?
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