dwadzieścia cztery
Irgendwann war Seungmin mit seinem Kopf auf meinem Schoss eingeschlafen. Mit meinen Fingern durchfuhr ich seine Haare, während mein Blick gespannt auf ihn lag, jedes kleinste Detail seines Gesichtes musterte. Er war wirklich schön und ich verstand nicht, wie so ein friedliebendes Geschöpf eine solche Qual sein ganzes Leben lang erleiden muss. Auch wenn mich selbst an einigen Tagen schlimme Gedanken plagten, konnte ich mir nicht ausmalen, wie viel in ihm noch steckte, was er nicht herauslassen konnte oder was er noch nicht herausgelassen hatte. Egal, ob er sich nicht traute oder es nicht konnte und wollte, ich wollte für ihn da sein. Ihm den Halt gegeben, den er wirklich brauchte. Ich wusste, dass es ein langer Weg werden würde und ich ihm nicht alles abnehmen konnte.
Mein Blick fiel auf die Uhr, die zwei Uhr anzeigte und irgendwie fühlte es sich nicht an, als wäre es so spät gewesen. Es kam mir viel eher vor, als hätten wir vor wenigen Minuten erst das Zimmer verlassen, damit seine kleine Schwester schlafen konnte. Und ich wollte den Jüngeren nicht wecken, weil er so friedlich hier lag und schlief. Aber irgendwann würde meine Mutter aufwachen und verdacht schöpfen. Das Risiko wollte ich noch viel weniger eingehen. Denn dann wär die Chance, dass Seungmin weitere Nächte hier schlafen konnte, viel geringer. Ja, die Chancen würden dadurch verpuffen.
Sanft rüttelte ich an seiner Schulter, versuchte ihn damit zu wecken. Recht schnell runzelte er seine Stirn und öffnete seine Augen, die sofort in meine sahen. Ich begann mit lächeln. Seungmin war wirklich süß.
"Wir sollten langsam ins Bett gehen.", meinte ich bestimmt, meine Stimme gesenkt, damit ich nicht allzu laut aufsprach. Nur widerwillig richtete sich der Junge auf und stand auf. Den Fernsehen schaltete ich aus und lief dann in mein Zimmer. Als ich Finger spürte, die nach meiner Hand griffen, hielt ich mit meiner Bewegung inne und drehte mich um. Auch wenn die Augen des Rothaarigen Müdigkeit ausstrahlten, waren sie riesig, als würde ihm etwas auf dem Herzen liegen.
"Können wir... v-vielleicht in einem Bett schlafen?" Sein Blick traf zu Boden, man spürte, wie unangenehm die Frage ihm war. Eigentlich war ich nie jemand, der sich gern ein Bett mit jemanden teilte und bevorzugte es immer allein zu schlafen, was auch damit zutun hatte, weil ich Körperkontakt mit anderen mied. Daher rang ich innerlich ein wenig mit mir, ob das nicht zu weit ging und ich ihn dadurch Gefühle schenkte, die ich ihn eigentlich nicht geben sollte. Ich wollte nichts falsches tun und ihn durch mein Verhalten verletzen. Viel weniger wollte ich ihm etwas vorspielen und vormachen. Seungmin war ein guter Freund und ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass ich mit ihm spielte. Es gab genügend Menschen, die das taten. Da musste ich mich dem nicht auch noch anschließen.
"Vergiss.... Das war eine dumme Idee." Enttäuscht öffnete er die Tür, trat in mein Zimmer ein. Mich überkam das schlechte Gewissen und aus Schock griff ich selbst nach seiner Hand, zog ihn zu mir zurück.
"Wenn du möchtest, können wir das tun."
Auch wenn ich nicht selbst wusste, woher dieser Sinneswandel kam und ich seinem Vorschlag zustimmte, konnte ich im Dunklen erkennen, wie seine Mundwinkel vorsichtig in die Höhe schossen und er sich sichtlich freute. Und weil es ihn freute, freute ich mich ebenfalls. Ich mochte es, wenn er lächelte, denn es gab mir das Gefühl, als hätte ich im Moment alles richtig gemacht.
"Wirklich? Hast du damit keine Probleme?"
Ich schüttelte den Kopf. Er brauchte nicht wissen, dass es theoretisch schon eine Schwierigkeit war, jemandem körperlich so nahe zu sein. Ich hasste es, wenn ich bei jemanden übernachtet hatte und wir zu zweit, manchmal zu dritt in einem Bett schliefen. Es war die Hölle auf Erden für mich. Doch da der Tag bald anbrechen würde und ich nicht sonderlich lang schlafen würde, würde es letztlich nicht für die Ewigkeit andauern. Es waren drei Stunden, vielleicht vier, die ich mit ihm so daliegen würde, weil morgen Schule war.
Und das wäre okay, hoffte ich jedenfalls.
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