cztery

Wer hatte nochmal gesagt, dass die Nacht durchmachen lustig war? Mein dreizehnjähriges-Ich fand es damals die geilste Sache überhaupt. Mein siebzehnjähriges-Ich schüttelte einfach nur den Kopf, für das Verhalten meines jüngeren Ichs. Wie konnte ich es nur ansatzweise amüsant finden meinen Schlaf zu verweigern? Schlaf war das Beste, was man bekommen konnte. Aber wenigstens kam ich diese Nacht für ein oder zwei Stunden zur Ruhe, ehe ich mich wieder hin und herwälzte und ich vor dem Sonnenaufgang wach geworden war. Zwar war das keinesfalls genügend, um mit einer guten Laune in den Tag zu starten. Doch es war wesentlich besser, als die letzten Tage.

Mit einem leichten Lächeln ging ich in die Küche, in der mich meine Mutter bereits erwartete. Sie begrüßte mich selbst mit einem breiten Grinsen und fragte mich, wie meine Nacht war. Ich log, dass ich gut geschlafen hatte. Immerhin hatte ich mal geschlafen. Ein kleiner Triumph, auch wenn er noch lang nicht etwas war, worauf man stolz sein konnte. 

"Machst du heute wieder was mit deinen Klassenkameraden?"
"Ich hatte es nicht vorgehabt.", sagte ich knapp und überlegte noch einmal, ob etwas anstand. Doch mir fiel nichts ein.
"Aber vergiss nicht, dass Yongbok in einer Woche Geburtstag hat. So wie ich dich kenne, hast du noch kein Geschenk für ihn."
"Mama, du sollst ihn Felix nennen!", beschwerte ich mich sofort. Ich verkniff mir ein Gähnen. Als ich meine Augen wieder öffnete, wurde mir ein wenig schwummrig. Davon ließ ich mich nicht irritieren. Es kam öfter vor, wenn ich kaum geschlafen hatte, dass sich meine Umgebung drehte. Für eine Sekunde fühlte es sich an, als würde mein Geist aus meinem Körper ausbrechen wollen und dann war es wieder verschwunden. So als hätte ich es mir nur eingebildet. Wobei ich es mir wirklich einbilden musste. Ich halluzinierte. Ganz bestimmt.

"Ach, das ist noch eine Woche hin. Bis dahin werde ich schon etwas gefunden haben."
"Wieso habe ich wieder im Gefühl, dass du zwei Tage davor ankommen wirst und mich fragst, was du ihm diesem schenken könntest?" Ihr Lachen füllte den Raum. Recht schnell verstummte es wieder, als sie merkte, dass ich es nicht allzu lustig fande, wie sie. Sie kam auf mich zu und musterte mich für einen Augenblick genaustens, ehe sie ihre Finger durch meine Haare gleiten ließ. Mir fiel auf, dass ich sie wieder schneiden lassen musste, da sie schon wieder so lang geworden waren. Sie mir gerade zu in den Augen pieksten, als ihre Finger sie fuhren.
"Du weißt, ich meine es nicht böse. Aber es wäre der dritte Geburtstag infolge, an dem du mich das fragen würdest." Leicht musste ich dann doch schmunzeln. Ich war echt erstaunt, dass sie sich so einfach Felix Geburtstag merken konnte, obwohl sie es sonst schwer hatte sich überhaupt irgendwelche anderen Daten und Nummern zu merken. 

"Ich hab dich lieb, Hyunjin."
"Ach, das ist schleimig. Hör auf damit! Ich bin noch gar nicht richtig wach und du sagst schon sowas zu mir." Mittlerweile war ich ein super Schauspieler geworden, wenn es darum ging, meine Mutter etwas vorzumachen. Es tat mir unendlich leid. Das hatte sie wirklich nicht verdient, vor allem weil sie einer der liebsten Menschen war, die ich kannte. Ich war einfach nur ein schlechter Sohn, der seine Mutter nicht wertschätzte und doch wusste ich, dass sie zerstört sein würde, wenn sie davon erfuhr, dass ich nie die Tabletten nahm, somit noch immer zutun hatte an Schlaf zu kommen. 

Natürlich wären Tabletten die einfachste Möglichkeit gewesen, um dem ganzen Problem zu umgehen. Für mich waren aber diese Dinger das Problem. Ich dachte, sie würden mich vergiften, wenn ich sie auch nur aus ihrer Verpackung nahm. Der Gedanke daran, dass ich sie einnehmen würde, war etwas, wo sich mir die Nackenhaare aufstellten. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich umbringen würden, so viel Chemie, wie in ihnen drinnen war. 

"Du verhältst dich aber trotzdem genau wie früher, wenn ich das zu dir gesagt habe."
"Ich muss mich langsam fertig machen.", versuchte ich mich aus dieser unangenehmen Situation zu winden. Sie nickte nur und ließ von mir ab. Also war es das Stichwort, dass ich mich für die Schule fertig machen musste. Erneut hatte ich ein Problem mit meiner Konzentration, was mich für wenige Sekunden Sterne sehen ließ und sich alles um mich herum drehte. Ich nahm auf meinem Bett kurz Platz und atmete tief durch, meine Hände verweilten vor meinem Gesicht. Als der Anfall vorbei war, strich ich mir die Haare aus meinem Gesicht und zog mir meine tägliche Einheitskleidung an.

Ich wollte wirklich nicht wissen, wo der Tag endete, wenn er jetzt schon so beschissen anfing. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top