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Was ist Mabon?

Mabon ist auch als Herbst-Tagundnachtgleiche bekannt und ist ein bedeutendes keltisches Jahreskreisfest, das den Herbstes einläutet. Es fällt um den 23. September und steht im Zeichen des Gleichgewichts zwischen Tag und Nacht. In dieser Zeit nehmen wir Abschied von der Fülle des Sommers und bereiten uns allmählich auf die stille Dunkelheit des Winters vor.

Das Gleichgewicht feiern:

Die Herbst-Tagundnachtgleiche erinnert uns daran, dass alles im Universum in einem ständigen Tanz von Gegensätzen existiert. Licht und Dunkelheit, Leben und Tod, Wachstum und Ruhe – all diese Aspekte sind miteinander verwoben und bilden eine harmonische Balance. In dieser Zeit des Jahres nehmen wir uns einen Moment, um diese Balance zu ehren und zu schätzen.

Rituale und Bräuche:

Traditionell wurde an Mabon die Ernte gefeiert und sich auf den kommenden Winter vorbereitet. Menschen versammelten sich, teilten Mahlzeiten und dankten der Natur für ihre Gaben.

Deine eigene Mabon-Zeremonie:

Lass dich von einfachen Übung inspirieren, um Mabon in deinem Leben fühlbar zu machen:

1. Gleichgewicht reflektieren: Nimm dir Zeit, um über die Balance in deinem eigenen Leben nachzudenken. In welchen Lebensbereichen brauchst du mehr Ausgleich und Harmonie und wie kannst du diese entstehen lassen?

2. Erntedank-Altar: Dekoriere einen Platz mit herbstlichen Dingen aus der Natur, die für dich die Ernte und den Herbst repräsentieren.  Entzünde eine Kerze und nimm dir Zeit um Dankbarkeit für die Ernte und die Fülle in deinem Leben ausbreiten zu lassen.

3. Naturwanderung: Gehe achtsam durch die Natur und nimm wahr, wie Veränderungen stattfinden. Wie haben sich die Farben verändert, die Gerüche, die Temperatur? Welche Früchte kannst du entdecken?

Und danach kannst du dir einen schönen Platz zum Verweilen suchen und dir einen Moment nehmen, in dem du darüber nachdenkst, wie du persönlich mit Veränderungen in Einklang stehst...

Diese Anregungen können dir helfen, die Bedeutung von Mabon in deinem eigenen Leben zu entdecken und das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkelheit zu finden.

Der September ist ein Übergangsmonat und wird oft als der schönste Monat im Jahr empfunden. Allmählich erlischt die Kraft des Sommers und geht über in herbstliche Reife. Auch wenn es tagsüber noch richtig schön warm ist, sind die Nächte kühl und morgens begegnen uns vermehrt Nebelschwaden über den Feldern. Der 22. September markiert den kalendarischen Herbstbeginn. Die Vegetationsperiode ist zu Ende, aber wir genießen noch die Früchte des Sommers.

Die Kräuterernte oberhalb der Erde ist abgeschlossen. Bis Oktober können die Wurzeln noch ausgegraben werden. Alant- und Angelikawurzel beschenken uns mit einem sehr aromatischen Räucherduft. Beide sind fester Bestandteil in Mischungen für Haus- und Personenräucherungen. Allerlei Wildgehölze wartet jetzt mit feinen Früchten auf: Ebereschen, Sanddorn, Weißdorn, Holunder und Schlehen. In Räuchermischungen erfreuen sie die Nase mit einer fruchtig-würzigen Note und das Auge mit einem herbstlichen Farbenspiel.

Auf feuchten Wiesen und Böschungen zeigen sich die Herbstzeitlosen mit ihren krokusartigen Blüten. Astern, Dahlien, Fetthenne und sogar noch Rosen sorgen zusammen mit anderen Herbstblühern für die letzten bunten Farbtupfer im Garten. In den Weinbergen wird mit der Weinlese begonnen.  Je nach Witterung beginnt das Laub sich schon zu verfärben bzw. fällt ab. Bei den Hirschen beginnt die Brunftzeit und bei den Vögeln sind es die großen Vogelzüge Richtung Süden. Manche Tierarten bereiten sich vor, indem ihnen so langsam der Winterpelz wächst. Der sogenannte Altweibersommer hält Einzug, eine Bezeichnung für eine stabile Wetterlage mit gleichbleibend warmen Tagen.  Der Begriff hat nichts mit „alten Weibern“ zu tun, sondern leitet sich von der veralteten Bezeichnung für weben, nämlich „weiben“ ab. Damit wurden die Fäden der Spinnen bezeichnet, die gerade im Herbst, wenn der Tau in den Netzen hängt, so gut sichtbar sind.

Die Menschen haben nun endgültig realisiert, dass sich der Sommer verabschiedet hat. Die letzten warmen Sonnenstrahlen werden ausgenützt. Wir sitzen vielleicht noch draußen im Café, das Gesicht Richtung Sonne gereckt, eine Decke um die Hüften geschlungen. Die quirligen, lebendigen Wochen mit vielen Aktivitäten unter freiem Himmel ziehen vor unserem inneren Auge vorbei. So langsam breitet sich etwas Wehmut im Herz aus. Es wird bewusst, dass wir etwas zurücklassen, nämlich die Leichtigkeit und den Übermut des Sommers. Ganz langsam und gemächlich bereiten wir uns auf die dunkler werdende Jahreszeit vor. Im Unterschied zur Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche nehmen wir jetzt statt Aufbruch und Neubeginn ein Gefühl der Sättigung wahr. So wie die Natur ihren Rückzug ankündigt, so spüren wir eine langsam beginnende Innenwendung.

Der Herbst wartet üppig auf, um die jahreszeitliche Wende auch im Haus deutlich zu machen. Schöne, bunte Herbstblätter oder das ungewöhnlich geformte Eichenlaub, Pilze, die papierartigen Blüten der Hortensien, der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) mit seiner dunkelrot schimmernden Farbe, Heidekraut in den unterschiedlichsten Tönen, Goldrute, Nüsse und Kastanien, Kürbisse, goldgelbe Quitten und rotbackige Äpfel, all das regt die Phantasie bei der Betrachtung an und versetzt in die passende Stimmung. Kürbissuppe, Gemüsekuchen und Weintrauben reichern das Fest mit Gleichgesinnten kulinarisch an.

Die passenden Farben sind gold/gelbgold, purpur bis blaulila, der Farbe von Weintrauben und das satte Orange der Kürbisse.  Gold steht wie keine andere Farbe für Fülle und Üppigkeit. Wir empfinden es als wärmend und assoziieren damit das Licht und die Strahlen der Sonne. In Gold begegnen wir der Vollkommenheit und der Verwandlung vom irdischen ins göttliche. Welche passendere Farbe gäbe es, um den Dank für die Erntefülle ins Reich der Götter zu schicken? Purpur bis blaulila vereinigt in sich Erhabenheit und Mystik und steht gleichzeitig für Demut und Hingabe. Diese spüren wir angesichts der Vielfalt reifer Früchte und Gemüse, die die Natur uns jedes Jahr aufs Neue und völlig vorbehaltlos schenkt. In Orange kleidet sich Bacchus, der römische Gott der Ausschweifungen, der Fruchtbarkeit und des Weines. Ihre wohltuende, positiv stimmende Wirkung offenbart sich in Lebensfreude und Lebensenergie. Genau das wird benötigt angesichts dem Beginn der dunklen Jahreshälfte.

Die Frühjahr- wie die Herbst-Tag- und-Nachtgleiche nennen wir auch Äquinoktien, von lateinisch aequus „gleich“ und „nox“ Nacht. Die Bezeichnung Mabon für die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche scheint etwas aus der Reihe zu tanzen und genau wie Alban Elved eine Bezeichnung neueren Datums zu sein. Mabon bezeichnet den Sohn der Göttin Modron, der geraubt und in Gefangenschaft gehalten wurde. Seine Befreiung hat er König Arthur und seinem Gefolge zu verdanken. Als Begriff leitet sich Mabon von dem keltischen Gott Maponos oder Mapunus, dem Gott der Jagd, der Jugend und vermutlich auch der Fruchtbarkeit und des Lichts ab. Daraus könnte eine Erklärung für die Bezeichnung des Festes abgeleitet werden, für das es keine historischen Belege gibt: Zum Zeitpunkt der Herbst-Tag-und-Nachtgleiche nimmt das Licht ab und die Sonne verschwindet in der Unterwelt wie Mabon in seinem Kerker. Das englische Wikipedia gibt weiteren Aufschluss: Der Begriff Mabon soll erst 1970 von einem neuheidnischen Autor geprägt worden sein, wobei die Gründe im Dunkeln liegen.

Ein Blick ins Brauchtum lohnt sich jedoch auch hier. Der Erntemonat September war früher von großer Bedeutung. Alles, was jetzt für den Winter geerntet und haltbar gemacht werden konnte, war Garant für ein sicheres Überleben in der kalten Jahreszeit. Es gab sehr viel zu tun und je besser die Wettergötter gelaunt waren, desto sicherer war eine reichhaltige Ernte. Verantwortlich dafür war die Erdgöttin, weshalb ihretwegen Opfer gebracht wurden und Dankesfeiern stattfanden. Diese Erntedankfeste begannen zur Herbst-Tag-und-Nachtgleiche und dauerten bis zum darauffolgenden Vollmond. Der Erdgöttin wurden die besten Früchte und Nüsse geopfert, damit sie auch im kommenden Jahr für eine gute Ernte sorgen würde. Je nach Region sind auch heute noch Wein-, Zwiebel- und Kartoffelfeste und Kirchweihfeste beliebt. Die Bräuche des Herbstes waren maßgeblich geprägt von Ehrung, Dank und Segen der Ernte. Das Ende einer arbeitsreichen Zeit wurde gefeiert, die den Menschen das Überleben der nächsten Monate gesichert hat. Eine Umdeutung durch die Kirche hat hier nicht stattgefunden, was auch nicht nötig war. Denn es war kein sexuell motiviertes Fest und es gab auch keinen Bezug zu den Ahnen. Allerdings haben sich die Strukturen in unserem Leben geändert. Zu jeder Zeit gefüllte Supermarktregale und der Zugriff auf Nahrungsmittel aus aller Welt erschweren die gedankliche Rückkopplung, dass all dies von Mutter Natur kommt. „Ernte-Dank“ zu empfinden oder gar zu feiern, scheint überflüssig zu sein oder verkommt zu Festivitäten, in denen lediglich das üppige Essen und Trinken im Mittelpunkt stehen, jedoch kein Empfinden von Dank damit einhergeht.

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