Kapitel 1

Da stand ich nun.
Nach 4 Jahren stand ich vor der HaustΓΌr meines Elternhauses, vor dem Haus, an dem ich aufgewachsen bin. Und ich war glΓΌcklich. Nicht im Stande, dies zu zeigen, aber ich war glΓΌcklich.Β 
Ich sah noch einmal hinter mir. Eine Polizistin saß in ihrem Auto und nickte mir lÀchelnd zu. Sie will mir sagen, dass ich mich trauen sollte. Dass ich nach so langer Zeit wieder vor die Augen meiner Eltern treten solle. Und ich hatte Angst. Denn was wenn alles anders war, als damals? Was wenn ich nicht mehr glücklich werden konnte und wenn sie mich gar nicht mehr wollten?

Schnell schlug ich mir diese Gedanken aus dem Kopf. NatΓΌrlich wollten sie das, Yoko... Ganz bestimmt... Sie sind deine Eltern...

Ich drehte mich um und atmete einmal tief ein. Dann hob ich langsam und zΓΆgernd meinen Arm ehe ich anklopfte.Β 
Ich hΓΆrte Schritte. Ihre Schritte. Mit jeder Sekunde schlug mein Herz schneller, wurden meine Beine weicher. Ich wollte weg. Schnell weg. Mir egal wohin, wenigstens weg!

Doch es war zu spΓ€t.
Die Tür âffnete sich und meine Mutter schaute raus. ,,Ja ha-" Als sie merkte, wer da vor ihr stand, stockte sie, sah mich nur aus großen Augen an. 
,,Y-yoko... Bist du das...?"Β 
Ich antwortete nicht, sah sie nur an. Ich wollte weinen, schreien, springen, rennen... Doch ich tat stattdessen nichts.Β 

MamaΒ  zog mich in ihre Arme und fing an zu weinen.
Ich tat noch immer nichts.Β 

Irgendwann lΓΆste sie sich, sah mich mit TrΓ€nen in den Augen an und strich mir ΓΌber die schulterlangen Haare.
,,Komm rein.. Du siehst so unglaublich geschwΓ€cht aus... Was hat man dir nur angetan..."
Ich senkte den Blick und ging mit ihr vorsichtig ins Haus.Β 

Dann kΓΌmmerte sie sich um mich.Β 

Sie gab mir was zu essen und musste etwa eine Stunde mit mir am Tisch sitzen, um mich dazu zu bringen, einen Happen zu nehmen.
Sie ließ mich baden und ließ mir dabei meine Ruhe.
Dann zeigte sie mir mein Zimmer. Es war noch immer so, wie ich es vor 4 Jahren verlassen hatte. TrΓ€nen stiegen mir in die Augen, doch ich sagte die ganze Zeit ΓΌber nicht ein einziges Wort.

Mir fiel ein Bild ins Auge. Es war in einem Bilderrahmen auf mein Nachttisch gelegt worden.
Auf dem Bild war mein Vater zu sehen. Er und ich bei meinem 6. Geburtstag. Damals hatte ich ein so tolles Kleid an, dass er mit mir unbedingt ein Foto schießen wollte. Er sagte damals, er kânne es irgendwann der ganzen Welt zeigen, wenn ich erstmal berühmt war. Nur leere Worte eines Vaters zu seiner kleinen Tochter. Nichts weiter.
Und doch bedeutete es mir so viel.

Meiner Mutter fiel auf, dass ich das Bild so anschaute, denn sie sah es nun auch an und wirkte traurig.
,,Dein Vater... Er...Er ist nicht mehr bei uns, Yoko..."
Ich sah zu ihr und TrÀnen flossen meine Wangen runter, doch mich verließ kein einziger Ton. 
,,Er hat sich umgebracht... Vor vier Monaten... Er hat es einfach nicht mehr ertragen, er wollte dich bei sich haben..."
Ich sah nochmal auf das Bild, hob es mit zittrigen HΓ€nden hoch und kΓΌsste es sanft.Β 

Es tut mir so leid, Vater...
Das ist alles meine Schuld.

,,Ich weiß.. Es... Es tut weh...", murmelte Mama und sah mit TrÀnen in den Augen zu Boden.
Ich wollte sie umarmen, mit ihr weinen, mich entschuldigen... Doch nichts davon wurde wahr, ich stand immernoch an Ort und Stelle mit einem Bild in meiner Hand, dass mir immer wenn ich es ansehen wΓΌrde, Schmerzen zufΓΌgen wΓΌrde.

Mir fiel plΓΆtzlich etwas auf. Ein Handy, dass auf dem Schreibtisch lag. Mein Handy. Ich ging darauf zu, hob es langsam hoch und machte es an.

Das erste was ich sah, war der Sperrbildschirm. Taiki als Hintergrund. Taiki, wie er seine Zunge rausstreckte und dabei unglaublich süß aussah.
Meine Mutter kam zu mir und sah bedrΓΌckt auf das Handy. Ich sah sie an und zeigte auf das Bild.
,,Yoko... Γ„hm... Da gibt es etwas... was ich dir sagen muss...", murmelte sie. Ich bekam ein mulmiges GefΓΌhl und legte das Handy wieder hin.
,,Taiki... Er... Er ist mit jemand anders zusammen. Er hat dich aufgegeben..."
Mein Blick senkte sich und TrΓ€nen tropften auf den Boden. Er hatte eine andere... Ihre Worte wiederholten sich unzΓ€hlige Male in meinem Kopf, wie als wenn man sie auf Dauerschleife gesetzt hΓ€tte.

,,Yoko... Alles wird gut, ich verspreche es..." Sie nahm mich weinend in den Arm.

Alles wird gut...
Worte, die sie damals gesagt hatte, als ich noch klein und naiv war. Worte, die sie gerade mal anwendete, wenn ich mich mal schnitt oder sonst was.
Und vielleicht stimmte es damals.
Aber jetzt stimmte das ganz bestimmt nicht.

Nichts wird jemals wieder gut, Mama.
Gar nichts.

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