Tag 3 - Harte Schläge (3)

Olivia

»RUHE! ALLE MAL HERHÖREN! RUUUHE!«, brüllte Alejandro.

Es half nichts. Gegen den Tumult der rund zweihundert Menschen im Gemeinschaftshaus hatte er keine Chance. Die Stimme ihres Mannes ging komplett unter. Kurzerhand hob Olivia eine Eisenstange sowie ein loses Blech vom Boden auf. Mit kräftigen Schlägen prügelte sie so lange auf das dröhnende Metall ein, bis ihre Ohren klingelten und die Diskussionen verebbten.

»Vielen Dank«, sagte er mit einem kurzen Seitenblick auf sie und dann lauter: »Ich weiß, dass ihr alle aufgebracht seid. Durch den Unfall gestern ...«

Erneut stieg der Lärmpegel und Rufe erklangen aus den hinteren Reihen:

»Das war kein Unfall!«

»Spinnst du?!«

»Meine Tochter ist tot!«

»Bitte!« Er hob beschwichtigend die Hände. »Hört mir doch erst mal zu! Gestern ist eine Media-Drohne abgestürzt. Ja – abgestürzt. Es gibt keinen Grund, warum die Presse absichtlich eine in die Menge hätte steuern sollen.«

Sie hatten vorher darüber gesprochen und waren beide nicht überzeugt von dieser Argumentation. Nur, irgendwie mussten sie die Leute beruhigen und ihnen halbwegs zufriedenstellende Antworten bieten. Sie sah ihrem Mann an, dass er sich in seiner Haut alles andere als wohlfühlte. Und jede alternative Erklärung wäre noch unglaubwürdiger gewesen.

»Mir ist klar«, setzte Alejandro erneut an, »dass viele von uns verletzt wurden und gestorben sind. Auch ich habe Freunde unter den Toten. Aber nochmals: Das war ein Unfall.«

Das Gemurmel stieg wieder an. Richtig überzeugt war hier niemand.

»Warum haben wir dann immer noch kein Wasser und keinen Strom?«, kam eine Stimme aus dem Hintergrund. Leider konnte sie nicht sehen von wem. Allerdings war das eine berechtigte Frage.

»Das wissen wir noch nicht«, antwortete der Comunidad-Gründer ehrlich. »Wir haben bei den Stadtwerken von Almería nachgefragt. Ich denke, die werden es so schnell wie möglich beheben.«

Streng genommen stimmte das. Man hatte sie vertröstet, dass es eine technische Störung wäre, die man schnellstmöglich reparieren würde. Aber sie hatte latente Zweifel, dass das bedeutete, dass es kurzfristig passieren würde.

»Woher bekommen wir Wasser für unsere Kinder? Die wollen uns hier elendig verdursten lassen!« Diesmal kam die Frage von einer Frau von der anderen Seite.

»Wir zeigen euch gleich, wie ihr eine simple Anlage bauen könnt, um Kondenswasser zu sammeln. Damit muss niemand verdursten.«

Das war etwas optimistisch von Alejandro, aber irgendwo mussten sie starten.

Eine tätowierte Frau in der ersten Reihe antwortete direkt und hob dabei ihre Faust: »Vergiss es! Ich will nicht deinen Kondens-Scheiß! Die Fucking-Z-E-U-ler sollen gefälligst das Wasser wieder andrehen!«

Olivia erkannte die Sprecherin: Das war die Gangerin, die Kara und Jacques angegriffen hatte. Es war durch alle Nachrichten-Streams gegangen.

Alejandro wendete sich direkt an die Frau: »Keine Sorge. Das wird passieren. Wir müssen uns nur etwas gedulden.«

»Fick dich!«, spie sie ihm wütend entgegen und zeigte den Mittelfinger. »Nichts werden die! Oder werden die auch diesen verkackten Zaun wieder abreißen? Hä?! Werden sie? Wohl kaum!«

Der Geräuschpegel stieg erneut und sie konnte die aufkeimende Aggression beinahe körperlich spüren, wie die elektrische Ladung in der Luft vor einem heftigen Gewitter.

»Mir reichts! Lasst uns diesen Fucking-Zaun niederreißen! Jetzt!«, schrie die Tätowierte über den Lärm hinweg.

So viel zu ihrer Deeskalationsstrategie.

Die Gangerin stieg auf einen Stuhl und brüllte in die die Menge: »Wir sind nicht hierhergekommen, um uns einsperren zu lassen! Wir holen uns das Wasser zurück! Und auch alles andere!«

Ein zweiter Ganger aus ihrer Truppe sah seine Chance für einen großen Auftritt, stiegt ebenfalls auf eine Sitzgelegenheit und skandierte: »Fuck-king-Zaun. Nieder mit dem Zaun. Fuck-king-Zaun. Nieder mit dem Zaun...«

Andere stiegen mit ein und reckten ihre Fäuste, der Sprechgesang wurde von den paar Hundert Kehlen vor dem Haus aufgegriffen und weitergetragen. Die Menge wogte langsam in Richtung der Ausgänge, nachdem die Ganger ihr ein klares Ziel gegeben hatten, um ihren hilflosen Zorn zu entladen. Nach und nach zogen die Ersten vom Platz und marschierten zum Stadtrand.

Das wars. Olivia kniff die Lippen zusammen und fuhr sich durch die Haare. Auch Alejandro schüttelte den Kopf. Sie hatten versucht, die Lage für ein paar Tage zu besänftigen, bis ihnen eine bessere Lösung einfiel oder Wasser und Strom wiederkämen. Aber die Menge wollte sich nicht beruhigen lassen – und im Grunde konnte sie die Leute verstehen.

»Verdammt!«, meinte er zu ihr, während die Halle sich leerte. »Was soll das alles? Es ist ja nicht nur die Presse, die bewusst eine Massenpanik mit Toten verursacht hat. Erst bauen sie einen neuen Grenzzaun und dann stellen sie Wasser und Strom ab.«

»Ich befürchte, es ist, wie du vermutet hast: Irgendjemand will, dass die Lage eskaliert. Komm«, sie zog ihn am Arm, »wenn wir schon die Heißsporne nicht aufhalten können, lass uns wenigsten schauen, was passiert und ob wir noch das Schlimmste verhindern können.«

Er rührte sich nicht und antwortete: »Nein. Ich will nicht als Voyeur auf dem Dach hocken und mir anschauen, wie die Menschen in ihr Verderben rennen.«

»Aber wer, wenn nicht wir«, gab sie zu bedenken, »soll darüber berichten, was hier passiert? Also in der Realität meine ich. Nicht in irgendwelchen frei erfundenen KI-Prognosen.«

Jacques

Am Fenster stehend beobachtete Jacques wie die Menschen wütend »Fuck-king-Zaun« skandierend an ihrer Wohnung vorbei in Richtung Stadtrand zogen. Nicht wenige hatten ihre Kinder auf den Schultern dabei, als spazierten sie zu einem Volksfest. Kopfschüttelnd dreht er sich zu Kara um, die auf dem Bett saß und versuchte, den quietschenden Lucas mit einem selbstgebastelten Springteufel zu erschrecken.

»Sind die alle durchgeknallt?« Er wendete sich ab. »Das ist doch keine Kirmes, sondern eine Grenzanlage.«

Sie schaute ihn ernst an und schluckte schwer. »Wenn ich nur daran denke. Die vielen Toten gestern und Maria ...«

»Ist Maria auch tot?«, wollte Lucas wissen und spielte weiter mit dem Teufelchen.

»Lucas ...«, setzte Jacques an. Wie sollte er es ihm erklären? »Maria kommt nicht wieder.«

»Okay.« Der Kleine hielt in seinem Spiel inne, sah auf und fragte: »Und warum?«

Er schluckte und merkte, wie es ihm die Kehle zuschnürte. Ihr Sohn war in den letzten Tagen mehrfach in Lebensgefahr geraten. Mit seinen vier Jahren war er in der Lage, den Ernst dieser Situationen zu erfassen, auch wenn er die Konsequenzen noch nicht verstand.

Kara sprang für ihn ein: »Sie hatte gestern in dem Gedränge beim Centro einen ganz schlimmen Unfall. Dabei ist sie gestorben. Ihr Körper hat aufgehört zu funktionieren, verstehst du?«

»Nicht so richtig, Mama. Kommt sie denn wieder, sobald man sie repariert hat?«

»Nein Lucas«, erläutertet sie ihm, »wenn ein Mensch stirbt, kann man ihn nicht mehr reparieren. Das hast du doch auch schon bei den toten Fischen und Vögeln hier in der Stadt gesehen.«

»Oh. Das meinst du.« Ihm stiegen Tränen in die Augen und sie drückte ihn fest an sich.

Jacques setzte sich mit dazu auf das Sofa und streichelte seinen Arm. Nach einigen Minuten hatte sich ihr Sohn gefasst und spielte weiter, als wäre nichts geschehen. Sie gingen in das Nebenzimmer, um ihre Unterhaltung fortzusetzen.

Kara griff das Thema wieder auf: »Wir müssen hier weg. Allein schon wegen Lucas. Aber Matías und Lorenzo haben sich genauso wie alle anderen Schlepper nach der Massenpanik schlagartig verzogen.«

»Oui, je sais«, bestätigte er frustriert und fuhr sich durch die Haare. »Jetzt sitzen wir hier fest. Gemeinsam in einer Stadt voller Irrer, die sich mit der ZEU anlegen wollen. Ich hab heute Morgen über Seefunk mit den Brüdern gesprochen. Cabo del Gata ist für Schlepper und Schmuggler aktuell eine Zone à risque. Zu viel Aufmerksamkeit durch die Behörden.«

»Dann wandern wir halt an der Küste zur nächsten Stadt.«

Kara tendierte wie immer zur naheliegendsten Lösung, aber so einfach war das leider nicht. Die Möglichkeit hatte er bereits mit den Brüdern besprochen. »Das ist schwierig. Der Zaun umschließt uns komplett. Wir kommen an der Küste in Richtung Osten maximal drei bis vier Kilometer weit.«

»Besser als nichts. Zumindest hätten wir Abstand zur Stadt. Außerdem kommen nachts doch ständig neue Migranten am gesamten Küstenabschnitt an. Vielleicht haben wir Glück und deren Schlepper nehmen uns mit zurück.«

»Das ist riskant.« Jacques tigerte durch das Zimmer. »Wollen wir nicht lieber bleiben, bis die Lage sich beruhigt hat?«

»Ohne Wasser und Strom? Und schau nach draußen! Da wird sich nichts beruhigen. Im Gegenteil.«

Die Idee, auf gut Glück mit Lucas die Küste entlangzuziehen, ohne dass sie wussten, was sie erwartete, gefiel ihm nicht. Eine bessere hatte ebenfalls nicht anzubieten. Und die Zeit drängte.

»D'accord«, lenkte er ein, »lass es uns versuchen. Allerdings werden dort Grenzpatrouillen unterwegs sein. Außerdem muss ich mit Matías sprechen. Eventuell ist er bereit, uns ein paar Kilometer weiter östlich aufzugabeln. Nicht mehr heute, aber morgen Nacht. Ansonsten müssen wir auf unser Glück hoffen.«

»Genau. Und nach Cabo del Gata zurückkehren können wir immer noch, falls es nicht klappt«, auch Kara bemühte sich, es positiv zu sehen.

Blieb zu hoffen, dass Karas Optimismus nicht unbegründet war.

Olivia

Sie hielten sich mit Alejandro hinter der Menschenmasse, die wie eine Flutwelle zum Stadtrand schwappte. Dort kletterten sie erneut auf das hohe Gebäude, von dem sie einen guten Überblick hatten. Olivia holte ihren Feldstecher hervor.

Frustriert sah sie, wie die Menschen zwischen den Häusern hervorströmten und lautstark »Fuck-king-Zaun« skandierend in Richtung der massiven Grenzanlage marschierten. Viele von ihnen hatten Eisenstangen oder Steine dabei. Media-Drohnen beobachteten surrend das Schauspiel, aber hielten Abstand.

»Dahinten!« Olivia zeigte nach links und übergab Alejandro das Fernglas.

In einiger Entfernung konnte sie auf der anderen Seite des Zauns ein panzerähnliches Gefährt sowie mindestens dreißig ruhende Militärroboter erkennen. Wie schlafende Riesenheuschrecken, die jederzeit zu unheiligem Leben erweckt werden konnten. Das war schweres Gerät und sah nicht danach aus, dass die mit Tränengas die Menschen der Grenzanlage fernhalten wollten.

»Verdammt, die lauern bereits. Das ist ein abgekartetes Spiel.« Aus Alejandros Stimme klang Entsetzen. »Wir müssen unsere Leute vor der Gefahr Warnen!«

»Keine Chance. Schau sie dir an, wenn du da jetzt runtergehst, und versuchst, sie davon abzubringen, gehen die in ihrer blinden Wut direkt auf dich los.«

Sie konnte ihn verstehen. Alles in ihr drängte danach, die Menschen anzuschreien, sie zu warnen, wachzurütteln und zurückzuhalten. Das war genauso aussichtslos, wie eine rollende Berglawine mit bloßen Händen aufzuhalten. Beides wäre glatter Selbstmord.

Olivia holte sich den Feldstecher zurück und drückte einen Knopf. Ein roter Punkt erschien in ihrem Blickfeld. Die Aufnahme war gestartet, um die Geschehnisse zu dokumentieren. Besser als nichts, da sie nicht in der Lage waren, den Lauf der Ereignisse zu verhindern.

Die Protestierenden näherten sich schreiend und brüllend dem Zaun. Das Militär hatte sich bewusst außerhalb ihrer Sichtweite platziert. So viel war klar. Erste Eisenstangen schlugen gegen die Gitter. Immer mehr Menschen sammelten sich, es waren sicherlich schon über fünfhundert.

Als hätten sie auf dieses Signal gewartet, kam Leben in die Militärtruppe. Die Roboter richteten sich mit eckigen Bewegungen auf und reckten ihre insektenartigen Köpfe und Gliedmaßen. Das Fahrzeug rollte los und die dreißig Kampfmaschinen staksten erstaunlich flink im Gleichschritt hinterher. Sie würden maximal zwei Minuten bis zur Menschenmenge benötigen.

Das Gefährt, ein Panzer ohne Kanone, trug die Kennzeichnung der ZEU-Grenzsicherung. Die Truppe der heuschreckenähnlichen Militärroboter baute sich zwischen der rollenden Festung und dem Zaun auf. Maschinengewehrläufe ragten aus ihren Rücken hervor.

»Hier spricht der ZEU-Grenzschutz!«, tönte es blechern aus dem Fahrzeug. »Treten sie von der Grenzanlage zurück. Ihnen ist es nicht erlaubt, ZEU-Hoheitsgebiet zu betreten. Eine Beschädigung von ZEU-Eigentum wird nicht geduldet!«

Olivia konnte nicht hören, was die Demonstranten vor dem Zaun schrien, aber die beleidigenden Gesten waren eindeutig. Zurücktreten würde niemand. Dabei wunderte sie sich über die Wortwahl. Wieso befanden sie sich nicht mehr auf ZEU-Hoheitsgebiet? Das wäre ihr neu. Wo denn sonst? Vielleicht hätte sie aufmerksamer die Nachrichten schauen sollen.

»Kehren sie in ihr Lager zurück oder wir werden Waffengewalt einsetzen! Die Beschädigung der Grenzanlage oder das Betreten des ZEU-Hoheitsgebietes ist Ihnen nicht gestattet!« Der Tonfall der Lautsprecherstimme wurde aggressiver. Lager? Seit wann war ihre Stadt ein Lager?

Erleichtert erkannte sie, dass sich viele der Demonstranten vom Zaun entfernten. Aber es verblieben immer noch ein- bis zweihundert vor dem Gitter. Insbesondere die jungen Leute in der Masse wollten sich nicht beruhigen. Erste Steine flogen – und trafen einen der Roboter an der Schulter.

Dieser schulterte sein Gewehr in einer mechanisch-fließenden Bewegung und schoss eine Salve in die Luft. Ein Schreien ging durch die Menge und weitere Protestierende liefen zu den Häusern zurück.

»Das ist die letzte Warnung! Kehren Sie in das Lager zurück. Falls Sie angreifen, werden wir scharf schießen.« Damit legten alle Roboter gleichzeitig mit einem metallischen Krachen, das bis zu ihnen hinauf scholl, mit ihren Maschinengewehren an. Weitere Menschen zogen sich zurück. Olivia atmete auf. Aber immer noch verblieben sicherlich fünfzig vorrangig jüngere Demonstranten vor dem Zaun und warfen mit Steinen.

Es peitschten mehrere kleinkalibrige Schüsse über das Gelände. An den Robotern und am Fahrzeug stoben Funken auf. Kam der Angriff aus der Menge? Sie hatte kein Mündungsfeuer gesehen. Einige der Menschen schauten irritiert nach oben.

Dann brach die Hölle los.

Krachende Maschinengewehrsalven fegten in die wehrlose Menschenmasse hinter dem Zaun. Ohne eine erneute Warnung eröffneten die Roboter das Feuer aus ihren vollautomatischen Waffen. Mindestens fünfzig Schuss pro Sekunde. Olivia warf sich mit Alejandro auf den Boden des Daches, spähte mit dem Feldstecher über die Kante.

Die vordersten Menschen zuckten wie Marionetten und brachen reihenweise zusammen. Ihre Körper wurden komplett zerfetzt. Blut spritzte. Gliedmaßen rissen ab. Geschosse schlugen Putz aus den weit entfernten Häusern.

Sie konnte nicht mehr hinsehen. Zu grausam war die pure militärische Gewalt, die auf wehrlose Menschen traf. Das panische Kreischen der Fliehenden und Verletzen hallte bis zu ihnen herüber und verging im brutalen Dauerfeuer der Maschinenkanonen. Ihr kamen die Tränen und sie hielt sich die Ohren zu. Das Krachen der Schüsse und die Schreie hörte sie trotzdem.

Es würde sie nie wieder loslassen.

Jacques

Eine Viertelstunde später standen sie mit gepackten Rucksäcken auf der Straße, die heute einsam und verlassen vor ihnen lag. Der Pulk war vorbeigezogen und aus den Häusern ihrer Nachbarn hörten sie das Schreien eines Babys sowie Klirren von Geschirr. Lucas hatten sie zuvor ausführlich erklärt, dass sie mal wieder eine größere Wanderung vor sich hatten. Jacques hatte die Pistole auf Karas Drängen hin im Rucksack verstaut, statt sie griffbereit zu tragen. Sie meinte, man müsse den Ärger ja nicht heraufbeschwören.

So zügig, wie es mit ihrem Sohn an der Hand machbar war, liefen sie durch die Gassen in Richtung des östlichen Ufers. Der typische, leicht faulige Geruch von Tang und Fisch hing in der Luft. Auffrischender Seewind ließ die Wellen gegen die halbversunkenen Mauern und Straßen klatschen.

Kurz bevor sie hinter der letzten Häuserwand mit abblätternder roter Farbe hervortraten, vernahm er entferntes Maschinengewehrfeuer. Kein unregelmäßiges Knallen und Böllern wie bei einem Feuerwerk, sondern eine harte Abfolge andauernder, mechanischer Schläge, wie bei einem Presslufthammer. Vereinzelt klangen Schreie zu ihnen hinüber. Sie blieben stehen und Lucas blickte sie fragend an.

»Jacques? Hörst du das?«, fragte ihn Kara.

»Ja. Natürlich.«

Sie schwiegen.

Das mechanische Rattern verhallte zwischen den Häusern. Die Schmerzensschreie waren unter dem Brechen der Wellen kaum zu vernehmen. Fast als wären sie eine Einbildung.

Er schaute ihr in die Augen. Sah Verstehen. Wir sollten den Verletzten helfen. Aber keiner von ihnen sprach es laut aus.

»Was ist Papa?« Lucas zerrte an seinem Arm.

Das gab für ihn den Ausschlag: Es erinnerte ihn daran, dass sie die Verantwortung für ihr Kind trugen und die Einwohner der Stadt sich in vollem Bewusstsein in Gefahr begeben hatten.

»Nichts. Lass uns schnell weitergehen«, beschied er und sie setzten ihre Wanderung fort.


--- ENDE DER LESEPROBE ---


Der Roman ist im 8280-edition.ch Verlag erschienen und kann direkt über den Onlineshops oder überall im Buchhandel bezogen werden.

ISBN: 978-3-03977-020-5

Onlineshop: https://www.8280-verlag.ch/product-page/fake-paradox (link im Kommentar)


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