KAPITEL 6

𝟏𝟏. 𝐍𝐎𝐕𝐄𝐌𝐁𝐄𝐑 𝟏𝟗𝟖𝟑, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀Sofort springt die Wheeler-Tochter unter die Dusche und Sinika sucht für sich und Nancy Schlafsachen zusammen.

»Hey, Jonathan. Ich versuche mal Hopper anzurufen, ja?«, informiert sie den Jungen, welcher sofort nickt und darauf wartet, dass Nancy wieder kommt.

Die Blondine geht nach unten und versucht keinen Mucks von sich zu geben, damit sie die Wheeler-Familie nicht weckt.

Doch gerade als die nach dem Telefon greifen möchte, sieht sie eine Gestalt am Fenster vorbeilaufen und Sinika verdreht die Augen.

Schnell geht sie nach draußen und hält den Jungen auf, der gerade auf das Garagendach klettern möchte.

»Steve!«, sagt sie und der Junge dreht sich verwirrt zu dem Mädchen um. »Sinika? Was machst du denn hier?«, fragt der Junge das Mädchen und geht auf sie zu.

»Das Gleiche könnte ich dich fragen«, meint sie und legt die Arme um ihren Körper, da der Schlafanzug von Nancy nicht sonderlich wärmt.

»Ich wollte nach meiner Freundin schauen«, erklärt Steve schließlich und geht näher an Sinika heran. »Nancy geht es gut. Wir machen eine kleine Übernachtungsparty«, lügt sie.

Steve findet es bestimmt nicht so toll, wenn er erfährt, dass Jonathan auch da ist. »Also geht es ihr gut?«, fragt er noch mal nach und Sinika nickt zustimmend.

»Ihr geht es gut. Wirklich.« Bestätigend nickt sie und lächelt den Jungen schief an. »Du siehst müde aus«, sagt Steve auf einmal und Sinika muss lachen.

»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie müde ich bin. Nance und ich haben eine Nachtwanderung gemacht«, erklärt sie und Steve nickt verstehend.

Dann schweigen die beiden sich an und es wird langsam peinlich. »Ist dir kalt?«, fragt Steve plötzlich, als er mitbekommt, dass das Mädchen zittert.

»Ach was, nein. Ich geh jetzt wieder rein. Eigentlich wollte ich meinen Erziehungsberechtigten anrufen. Aber Hopper wird wahrscheinlich unterwegs sein.«

»Hopper ist dein Vater?«, fragt er überrascht und Sinika nickt. »Ja, leider.« Aber Steve sieht die Blondine kopfschüttelnd an.

»Leider? Das ist doch bestimmt total cool, wenn der eigene Vater der Chief ist. Du kannst dir bestimmt total viele Fehler erlauben.«

»Das wäre vielleicht cool, wenn ich den Mann, der mein Vater ist, kennen würde.« Sinika legt ihre Arme um ihren Körper und reibt sich über die Arme.

»Ich geh dann mal wieder rein. Nicht dass sich Nance Sorgen macht oder so«, sagt die Blondine und deutet nach drinnen.

»Ja, klar. Geh nur. Kannst du Nancy sagen, dass ich hier war?«, fragt Steve und Sinika nickt. »Klar, mach ich. Gute Nacht, Steve«, haucht Sinika und lächelt den Jungen sanft an.

»Gute Nacht, Sinika«, flüstert auch Steve und dreht sich um, bleibt dann aber doch stehen und wartet, bis Sinika zurück im Haus ist.

Als sich die Tür schließt, geht der Schüler zurück zu seinem Auto und setzt sich auf den Fahrersitz. »Und? War deine kleine Prinzessin da?«, fragt Carol und kaut auf ihrem Kaugummi rum.

»Ja. Sie und Sinika machen eine Übernachtungsparty«, erklärt er ihr und fährt los. Gerade als er um die Kurve fahren möchte, sieht er das Auto von Jonathan Byers und sauer bleibt Steve stehen.

Er ballt seine Hände zu Fäusten und schlägt einmal kräftig auf das Lenkrad. Hat Sinika ihn wirklich belogen?, fragt er sich und drückt wieder aufs Gas.

»Hey, Mann. Was ist denn auf einmal in dich gefahren?«, fragt Tommy seinen Kumpel und Steve drückt sauer auf die Bremse.

»Sie hat mich angelogen. Sie hat mir einfach ins Gesicht gelogen!« Frustriert, schlägt er auf das Lenkrad und die beiden hinten im Auto sehen sich fragend an.

»Wer, Nancy?«, fragt Carol nach und Steve schüttelt mit dem Kopf. »Nein, Sinika. Sie hat behauptet, die beiden wären alleine. Und dann steht da das Auto von Byers.«

»Hey, Mann. Reg dich doch nicht so auf. Die neue ist nicht deine kleine. Du solltest sauer auf die Prinzessin sein. Schließlich betrügt sie dich mit diesem Looser.«

Tommy klopft ein paar mal auf die Schulter von Steve und aufgebracht fährt der Harrington Sprössling weiter.

Warum stört es ihn so sehr, dass Sinika ihn angelogen hat?, fragt er sich immer wieder und schüttelt den Kopf, um ihn wieder freizubekommen.

Sinika geht wieder nach oben in Nancys Zimmer und sieht, wie Jonathan bei Nancy im Bett liegt und sie mustert.

Grinsend legt sich das Mädchen in den Schlafsack, der eigentlich für Jonathan vorgesehen war, und schließt die Augen.

☾❀❁✧

𝟏𝟐. 𝐍𝐎𝐕𝐄𝐌𝐁𝐄𝐑, 𝟏𝟗𝟖𝟑, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀Durch Stimmen, die zu Sinika hindurchdringen, wird sie wach und öffnet ihre Augen. Doch sofort schließt sie sie wieder, da das Sonnenlicht viel zu hell ist.

»Konntest du nicht schlafen?«, fragt Jonathan das Mädchen auf dem Bett und Nancy schüttelt den Kopf.

»Immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich... dieses Ding vor mir. Und da wo ich war, dieser Ort... Ich denke, es lebt dort. Und es dort gefressen. Es hat dieses Reh gefressen. Das bedeutet, wenn... wenn Will und Barbara...«

»Hey. Meine Mom sagte, sie spricht mit Will. Wenn er noch lebt, könnte Barbara auch noch leben«, versucht Jonathan Nancy aufzumuntern.

»Das heißt, sie ist gefangen... an diesem Ort. Wir müssen es wieder finden«, erklärt Nancy ihre Gedankengänge und Sinika schaut das Mädchen verständnislos an. »Du willst da noch mal raus?«, fragt auch Jonathan weniger begeistert.

»Vielleicht müssen wir das nicht. Als ich es sah, fraß es dieses Reh. Bedeutet, es ist ein Raubtier«, schlussfolgert Nancy und die beiden anderen stimmen nickend zu.

»Und es scheint nachts zu jagen, wie ein Löwe oder ein Kojote. Aber es jagt nicht im Rudel. Es ist stets alleine, wie... wie ein Bär. Barbara hat sich doch bei Steve geschnitten. Und gestern Abend das Reh...«

»Es hat auch geblutet«, stimmt Jonathan ihr zu. »Sinika, komm hier hoch«, weist Nancy die Blondine an und Sinika setzt sich neben Nancy auf das Bett.

Die Brünette öffnet ein weiteres Buch und zeigt den beiden anderen eine Seite mit einem Hai. »Haie können einen Tropfen Blut in einer Millionen Wassertropfen spüren, und das aus 400 Meter Entfernung.«

»Du gehst also davon aus, dass dieses Ding Blut aufspüren kann, richtig?«, fragt Sinika nach und Nancy nickt zustimmend. »Aber das ist nur eine Theorie«, fügt die Wheeler-Tochter hinzu.

»Dann könnten wir sie testen«, schlägt Jonathan vor und Nancy nickt. Auch Sinika nickt zustimmend und gähnt dann laut. »Aber doch noch nicht jetzt, oder? Es ist noch früh und ich hab Hunger.«

Plötzlich klopft jemand an der Tür und jemand dreht am Türschloss. »Schatz, bist du wach?«, fragt eine liebliche Frauenstimme und die drei atmen erleichtert aus.

»Ja, ich ziehe mich gerade um«, lügt Nancy ihre Mutter an. »Ich habe Blaubeerpfannkuchen gemacht«, meint Karen Wheeler und die Augen der Blondine weiten sich vor Glück.

»Ich komme sofort«, erwidert Nancy, welche inständig hofft, dass ihre Mutter gleich geht.

Sinika sieht wie Nancy und Jonathan die Hände verschränkt haben und muss schmunzeln. »Kriege ich so einen Pfannkuchen?«, fragt Sinika grinsend und Nancy muss leicht auflachen.

»Na los, kommt. Ziehen wir uns um und verschwinden dann.«

Gesagt getan. Nachdem sich alle umgezogen haben schleichen sie sich aus dem Fenster und fahren mit dem Auto von Jonathan in die Innenstadt.

Dort ist ein Laden der Hunting & Camping heißt. Die drei schauen sich nach Sachen um, die sie für ihre "Monster-Jagd" benötigen. Mit ihrem Einkauf stehen die drei Schüler nun an der Kasse und wollen bezahlen.

Der Verkäufer schaut die drei weniger begeistert an – schon fast entsetzt.

»Und ich nehme noch vier Schachteln Kaliber 38«, gibt Jonathan seine Bestellung auf. Der Mann hinter der Kasse reicht ihm die vier Schachteln.

»Was habt ihr mit all dem Zeug vor?«, fragt er und zieht die Augenbrauen dabei hoch. »Monster-Jagd«, erklärt Nancy stupide und der Mann schüttelt fassungslos den Kopf.

»Ist für ein Schulprojekt«, fügt Sinika noch grinsend hinzu und gibt dem Mann so ein kleines Gefühl von Sicherheit.

Als die drei ihren Einkauf zum Auto bringen, muss Jonathan schmunzeln. »Monster-Jagd«, macht er sich über ihre Antwort lustig und kassiert einen Schlag von Sinika.

»Letzte Woche... wollte ich ein neues Top kaufen, das Steve gefallen könnte. Barbara und ich suchten das ganze Wochenende. Als ob es um Leben oder Tod ginge.«

»Und jetzt... Jetzt kaufst du mit Jonathan Byers und Sinika Hopper Bärenfallen ein«, meint der Junge und Sinika sieht Jonathan schräg von der Seite an. »Faith«, meint sie und schüttelt den Kopf.

»Sinika Faith ist mein Name. Nicht Hopper«, erklärt sie und möchte ins Auto steigende als ein anderes an ihnen vorbeifährt und ein Mitschüler Nancy was zuruft.

»Hey, Nance! Ich freu mich schon auf deinen Film«, sagt der Junge und fährt einfach weiter. »Was sollte das denn?«, fragt Jonathan verwirrt nach und die drei schauen dem Auto hinterher.

»Keine Ahnung«, meint Nancy und läuft im nächsten Moment Richtung Kino. »Hey! Wo willst du hin?«, fragt Jonathan und Sinika zieht den Byers-Jungen hinter sich her. »Nancy warte!«

Und dann bleiben die drei vor dem Kino stehen und schauen nach oben. „DER RICHTIGE DREH MIT NANCY "NUTTE" WHEELER" steht da oben und Sinika schüttelt fassungslos den Kopf.

Nancy scheint was gehört zu haben, denn sie dreht sich von den anderen weg und geht in die Seitengasse nebenan und sieht dort ihren Freund Steve. Wütend geht sie auf ihn zu und Sinika folgt ihr schnell.

»Hey, Prinzessin!«, sagt Carol und dreht sich zu Nancy um. »Oh oh. Sie sieht sauer aus«, macht sich Tommy über sie lustig. Im nächsten Moment hat Nancy ausgeholt und Steve eine Backpfeife verpasst.

»Was ist los mit dir?«, fragt Nancy Steve sauer, der noch immer nicht fassen kann, dass Nancy ihn geschlagen hat. »In mich? Was ist mit dir los? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich hab mir wirklich Sorgen um dich gemacht«, meint Steve und schaut Nancy emotionslos an.

»Wovon redest du?«, fragt sie ihn aufgebracht. »An deiner Stelle würde ich nicht lügen. Du willst doch nicht "lügende Nutte" genannt werden, oder?«, fragt Carol provozierend und Sinika schenkt ihr einen Todesblick.

»Wenn man vom Teufel spricht«, gibt Tommy H. seinen Senf dazu. »Du warst bei uns gestern Nacht«, schlussfolgert Nancy und Sinika sieht auf ihre Füße und beißt sich auf die Unterlippe.

»Keine Ahnung, was du gesehen hast, aber da läuft nichts«, erklärt Nancy ihrem Freund, der dann die Hände aus seiner Jackentaschen nimmt und auf Sinika zeigt.

»Das musst ich auch nicht. Das hat deine kleine Freundin übernommen. Als ich nämlich nachsehen wollte, ob bei dir alles in Ordnung ist, kam Sinika nach draußen und hat mich aufgehalten. Sie hat mir erzählt, dass ihr eine Übernachtungsparty macht. Und ich Idiot habe ihr geglaubt. Aber als ich wieder fahren wollte, habe ich Jonathans Auto gesehen.«

Schuldbewusst schaut Sinika zu Nancy, die aber noch immer sauer ihren Freund fixiert. »Wir haben doch nur...«, versucht Nancy sie Situation zu erklären, aber Steve unterbricht sie sofort.

»Ihr habt nur was? Rede ruhig zu Ende.« Sinika verdreht die Augen und sieht Steve sauer an. »Du kannst mich mal Nancy«, sagt er noch und entfernt sich von ihr. »Komm Nancy, lass uns gehen«, sagt Sinika liebevoll und greift nach ihrem Arm.

»Byers, beeindruckend. Du bist keine Schwuchtel, sondern nur ein so ein Versager wie dein Vater«, provoziert Steve den Jungen und schubst ihn leicht.

»Ja, das Haus ist voller Versager. Das sollte mich kaum überraschen. Deine Mom... Kein Wunder, das mit deinem Bruder. Die Byers sind eine Schande für die...«

Und dann holt Jonathan aus und schlägt Steve so richtig in die Fresse. Der Harrington Sprössling kippt zur Seite und hält sich die Nase. Doch dann rennt er auf Jonathan zu und schubst ihn gegen ein Auto und dann landen sie gemeinsam auf dem Boden.

»Steve! Stopp! Steve! Hört auf, Jungs!«, ruft Nancy und Sinika lässt die Brünette los und eilt Jonathan zur Hilfe. Die beiden drehen sich auf dem Boden und schlagen immer wieder aufeinander ein.

Sinika bückt sich und versucht Steve von Jonathan loszureißen, wird aber im Gesicht getroffen und landet neben den beiden auf dem Boden.

Sie hält sich mit der einen Hand an ihr rechtes Auge, wo Steve sie volle Kanne mit dem Ellenbogen erwischt hat und mit der anderen die linke Wange, wo sie den Boden geküsst hat.

Sie schaut auf die linke Hand und erkennt Blut und schaut panisch zu Nancy. Diese schreit immer noch die Jungs an, schaut dann aber in einer schnellen Bewegung zu Sinika und hockt sich neben sie.

Aus der Ferne hören die Teenager Sirenen und Carol und Nicole verschwinden schnell und Tommy H. hilft Steve aufzustehen und zieht ihn mit sich, bevor die Polizisten sie noch erwischen.

Bei den Polizisten handelt es sich zum einen um Phil Callahan den Jonathan ungünstig an der Nase erwischt und zum einen um Calvin Powell.

Officer Powell legt Jonathan Handschellen an und Officer Callahan versucht den anderen nachzulaufen, aber als er Sinika am Boden sieht, hockt er sich vor sie hin und mustert sie kritisch.

»Sinika, ist alles in Ordnung?«, fragt er vorsichtig und begutachtet das Gesicht. »Fragen Sie mich das gerade ernsthaft?«, fragt sie ihn schief grinsend und schüttelt kichernd den Kopf, als sie sieht, wie der Officer rot anläuft.

»Tut mir leid, natürlich nicht. Komm, ich helfe dir auf«, bietet er ihr seine Hilfe an und hebt sie vorsichtig an den Armen hoch. Als Sinika auf ihren Beinen steht, schaut sie in die Richtung, in die Steve verschwunden ist und schüttelt über sein Verhalten nur den Kopf.

»Los, mitkommen. Sofort!«, weist Powell Jonathan an und verfrachtet ihn auf die hinteren Sitze. Sinika und Nancy ebenfalls.

Auf dem Police Department wird Sinika von Phil ärztlich versorgt und Nancy und Florence holen etwas zum kühlen für Jonathan.

»Sollten Sie sich nicht lieber um ihre eigene Wunde kümmern?«, fragt sie ihn und legt den Kopf schief. »Ach was, das geht schon wieder. Aber deine Wunde darf sich nicht entzünden, Sinika. Das könnte sonst böse enden.«

Fast schon tadelnd sieht Phil Callahan das junge Mädchen an und Sinika grinst.

»Habt ihr Hopper informiert?«, fragt sie ihn und der Officer nickt. »Ja, Powell hat ihn kontaktiert. Er und Joyce Byers sind schon auf dem Weg.«

Sinika nickt verstehend und als Phil mit ihrer Verletzung fertig ist, setzt sich das Mädchen zu Nancy und Jonathan. »Das mit deinem Auge tut mir leid«, meint Jonathan sofort und Sinika winkt nur ab.

»Ach was. Das war nicht deine Schuld, Jonathan. Steve ist schuld«, meint sie schon fast niedergeschlagen und schaut nach oben. »Ich muss mal eben für kleine Mädchen«, sagt sie und verschwindet im Badezimmer.

Sie schaut in den Spiegel und sieht wie sich ihr rechtes Auge schon fast blau angelaufen ist. Die linke Wange sieht aber nicht viel besser aus.

Callahan hat sie gereinigt und eine Creme draufgeschmiert. Anschließend hat er ihr kleine Pflaster auf die etwas größeren Schürfwunden getan. »Toll«, murmelt sie und verlässt das Badezimmer wieder.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top