KAPITEL 3

𝟎𝟗. 𝐍𝐎𝐕𝐄𝐌𝐁𝐄𝐑 𝟏𝟗𝟖𝟑, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀Total müde schleppt sich Sinika von der Couch und sucht sofort nach ihrem Vater.

Doch sie kann ihn nicht ausfindig machen und in seinem Schlafzimmer ist auch seine Uniform weg. Also verschwindet sie schnell im Badezimmer und macht sich frisch, bevor sie sich anzieht und ihre Tasche für die Schule packt.

In der Hawkins High School angekommen, sucht Sinika sofort nach Jonathan. Dennoch kann sie ihn nicht finden und dann klingelt es auch schon zu ersten Stunde.

Nach dem Unterricht macht sich die Schülerin wieder auf die Suche nach Jonathan, kann ihn aber nicht finden.

»Hey, Sinika.« Die Angesprochene dreht sich um und sieht Steve, der lächelnd auf sie zukommt. »Steve. Hey«, meint Sinika und mustert den Jungen. »Du warst gestern Abend nicht da«, spricht Steve sie auf den gestrigen Abend an.

»Ja, das ist wahr. Ich hatte keine Zeit«, lügt sie ihren Gegenüber an und legt ihren Kopf schief. »Ich habe doch gesagt, dass ich nicht kommen werde«, meint sie und zuckt unschuldig mit den Schultern.

»Das kann sein. Aber ich dachte, mein Charme hätte dich überzeugt«, lacht er heiser und Sinika muss lachen. »Selbst wenn, du bist nicht mein Typ.«

Sinika dreht ihm den Rücken zu, doch bevor sie im nächsten Gang verschwinden kann, dreht sie sich noch mal zu dem Jungen um. »Außerdem, hast du eine Freundin, Steve. Du solltest dir keine Sorgen um mich machen.«

Steve schaut der neuen Schülerin nach, welche zwischen den anderen Schülern verschwindet. »Hey, Mann.« Tommy H. und seine Freundin Carol kommen Hand in Hand vor dem Jungen zum Stehen und schauen ihn lachend an.

»Kommst du? Wir wollten doch in die Cafeteria«, erinnert ihn das Mädchen und Steve nickt langsam. »Ja, klar. Stimmt. Lasst uns gehen«, sagt der Junge noch immer in Gedanken bei Sinika und die drei setzen sich in Bewegung.

Nach der Schule sieht Sinika Jonathan und läuft auf ihn zu. »Jonathan! Jonathan, jetzt warte doch!«, ruft die Schülerin dem Jungen nach, doch der Angesprochene regiert nicht und ignoriert die Rufe des Mädchens.

»Ich habe gerade keine Zeit Sinika. Tut mir leid«, entschuldigt sich der Junge und sieht das Mädchen entschuldigend an.

»Ich wollte dich nur fragen, ob bei dir alles in Ordnung ist.« Sinika sieht den Jungen fragend an und Jonathan nickt. »Alles gut, Sinika. Wirklich. Ich brauche keinen Babysitter«, murrt er und setzt seinen Weg zum Parkplatz der High School fort.

»Ich bin doch nicht dein Babysitter, Jonathan. Eigentlich dachte ich, dass wir Freunde werden können«, sagt sie leiser und holt wieder auf.

Als Jonathan zu einer Antwort ansetzen möchte, sieht er, wie Steve, Tommy, Carol und ein weiteres Mädchen, welches Sinika fremd ist, an seinem Auto stehen.

»Hey, Mann«, sagt Steve und lässt sich von Jonathans Auto rutschen. »Was ist los?«, fragt Jonathan und sieht die vier vor sich fragend an. »Nicole hat uns von deinen Werken erzählt«, meint Steve.

»Sie sollen toll sein«, säuselt Carol und Tommy muss lachen. »Ja, klingt voll cool.« Sinika weiß sofort worum es geht und kann sich jetzt vorstellen, weshalb Jonathan sie den gesamten Tag gemieden hat.

»Wir wollen nur einen Blick drauf werfen. Als... Kunstkenner sozusagen«, erklärt Steve, doch Jonathan schüttelt nur den Kopf.

»Keine Ahnung, was ihr meint«, versucht er sie abzuwimmeln und Sinika schüttelt leicht den Kopf. »Ach nein?«, fragt Tommy H. sarkastisch und nimmt Jonathan die Tasche ab, als er zu seinem Auto gehen möchte.

»Hey!«, beschwert sich Jonathan sofort und versucht nach seiner Tasche zu greifen. »Gib mir bitte den Rucksack«, bittet Jonathan Tommy, doch der wirft die Tasche zu Steve.

»Seht mal, wie der zittert. Der hat mit Sicherheit was zu verbergen«, meint Steve und schaut sich den Inhalt der Tasche genauer an.

»Hey, Steve, lass den Schwachsinn. Der Inhalt von Jonathans Tasche geht dich nichts an«, mischt sich Sinika jetzt ein und versucht dem Jungen den Rucksack wieder wegzunehmen.

»Na na na. Steckst du etwa mit ihm unter einer Decke?«, fragt Steve und Sinika wird rot im Gesicht. Nicht etwa, weil er recht hat, sondern weil sie wütend auf ihn ist.

Dann holt Steve plötzlich Bilder hervor und sieht seine Freunde siegessicher an. »Na bitte«, meint er und sieht sich die Fotos genauer an.

»Ich habe nach meinem Bruder gesucht«, erklärt sich Jonathan, doch Steve schüttelt nur den Kopf. »Nein, das nennt man Stalken«, meint Steve und deutet dabei auf die Bilder von letzter Nacht.

»Damit müsstest du dich ja am besten auskennen«, nuschelt Sinika und hofft inständig, dass Steve sie nicht gehört hat. Doch der Junge schaut sie an und Sinika erwidert seinen festen Blick.

Peinlich berührt wendet sie den Blick ab und beißt sich auf die Unterlippe.

»Was ist hier los?« Nancy kommt dazu und sich in der Runde fragend um. »Ah, die weibliche Hauptrolle«, macht sich Tommy über Nancy lustig und Sinika sieht Nancy mitfühlend an.

»Was?«, fragt sie verwirrt nach und Carol ergreift das Wort. »Der Freak hat uns letzte Nacht ausspioniert«, erklärt sie ihr und reicht Nancy ein Bild. »Das hier, hat er sich bestimmt für später aufgehoben.«

»Man sieht ihm an, dass er weiß, dass man das nicht macht, aber... Mann, das ist ja das Schlimme an Perversen... Es steckt in ihren Genen. Sie können einfach nicht anders«, zieht Steve Jonathan auf und Sinika schnauft wütend aus.

»Also... müssen wir ihm das Spielzeug wegnehmen.« Und dann zerreißt Steve die Bilder. »Ey, Steve! War das wirklich nötig?«, fragt Sinika den Jungen und stellt sich vor ihn. »Nein, warte. Bitte nicht die Kamera«, sagt Jonathan und schubst Sinika ein wenig beiseite, um Steve zu folgen.

»Hier«, sagt Steve und es sieht so aus, als würde er Jonathan seine Kamera geben wollen, doch als Jonathan danach greifen möchte, lässt er sie fallen.

Mit einem lauten scheppern fällt sie zu Boden und Sinika schlägt ihre Hände auf den Mund, um ein Keuchen zu unterdrücken. »Komm wir gehen. Das Spiel fängt gleich an«, sagt Steve und geht mit seinen Freunden weg.

»Oh Gott, das tut mir schrecklich leid, Jonathan«, entschuldigt sich Sinika und kniet sich zu dem Jungen auf dem Boden. »Du kannst ja nichts dafür«, meint er, während er die Teile seiner Kamera zusammensucht.

»Vielleicht, aber ich habe dir auch gesagt, dass das eine total dumme Idee war«, nuschelt Sinika und greift nach den kaputten Fotos. »Danke, Sinika. Eine Moralpredigt kann ich jetzt nicht gebrauchen!«, schnauzt Jonathan das Mädchen an und Sinika zuckt überrascht zurück.

»Tut mir leid. So meinte ich das gar nicht.« Sinika schüttelt den Kopf und steht wieder auf. »Hier«, meint Sinika und reicht ihm die zerrissenen Bilder. »Ich geh dann mal.« Dann dreht sich die Blondine um und verlässt den Parkplatz der Hawkins High School.

Müde sucht die Schülerin die Bibliothek auf und legt ihre Sachen in eine beleuchtete Ecke und macht sich auf die Suche nach einem Buch, welches sie jetzt anfangen könnte zu lesen.

Letztendlich entscheidet sie sich für Der Herr der Ringe. Mit dem Buch in der Hand setzt sich Sinika hin und fängt an zu lesen.

Das Mädchen bekommt gar nicht mit, wie Jim Hopper und der Officer Calvin Powell in die Bibliothek kommen und sich an einen nahegelegten Tisch setzten.

»Sinika?«, fragt der Chief und geht auf das blonde Mädchen zu. »Jim?«, fragt sie genauso überrascht und dreht sich zu ihm um.

»Was machst du denn hier?« Mit verschränkten Armen schaut er zu seiner Tochter runter und sieht sie fragend an. »Ich lese«, antwortet sie stupide und hebt das Buch hoch.

»Du sollst doch nicht alleine unterwegs sein. Wir wissen noch immer nicht wo Will Byers ist und was mit ihm passiert ist. Habe ich nicht deutlich gemacht, dass du nach der Schule zum Police Department gehen sollst?«

Streng schaut der Vater seine Tochter an und Sinika nickt ruhig. »Doch, das hast du gestern auf diesen kleinen Zettel geschrieben. Aber den habe ich ignoriert.« Sinika dreht ihm den Rücken zu und schlägt das Buch wieder auf.

»Mir ist egal, was du in deiner Freizeit machst, aber solange Will nicht gefunden wurde, hältst du dich an meine Regeln. Und wenn ich sage, du sollst nach der Schule zum Police Departement, dann gehst du da hin. Ohne Widerworte. Haben wir uns da verstanden? Und für den Rest des Tages bleibst du an meiner Seite. Oder an der von Officer Powell.« Sauer sieht Jim das Mädchen an und geht dann wieder zu seinem Stuhl und setzt sich seinem Kollegen gegenüber.

Überrascht schaut Sinika dem Mann nach, zuckt dann aber mit den Schultern und widmet sich wieder ihrem Buch. Es vergehen einige Stunden in denen nichts passiert, bis der Chief einen Artikel findet und ihm seinen Kollegen zeigt.

»Diese Terry Ives, wirkt auf mich durchgeknallt. Ihr Kind wurde für LSD-Experimente zur Bewusstseinkontrolle entführt? Sie wurde angezweifelt, der Antrag abgelehnt.« Powell schüttelt den Kopf und Hopper nimmt ihm den Artikel wieder weg.

»Vergessen Sie es. Sehen Sie sich ihn an.« Dabei deutet der Chief auf einen neuen Artikel mit einem Bild, wo ein Mann in einem weißen Anzug und fünf Menschen in Kitteln zu sehen ist. »Dr. Martin Benner.«

»Wer?«, fragt Powell nach und sieht Hopper verständnislos an. »Brenner. Er leitet das Hawkins Labor«, erklärt Jim. »Sie finden das nicht interessant?«, fragt Hopper, als er den ahnungslosen Gesichtsausdruck seines Gegenübers sieht.

»Nicht wirklich«, antwortet dieser. »Er hat damals Hippie-Kram angestellt, ja und?«

»Nein, das ist kein Hippie-Kram. Die CIA hat diese Forschungen gebilligt«, erklärt der Chief ihm. »Das muss nichts mit dem Jungen zu tun haben«, erklärt Powell.

»Sehen Sie sich das doch an. Alle tragen Krankenhauskittel. Diesen Stoff den der Lehrer bei dem Rohr fand. Mir sah das nach einem Kittel aus. Liege ich falsch?«, fragt er und sein Gegenüber schüttelt leicht mit dem Kopf.

»Ich weiß nicht, Chief.« Nicht ganz überzeugt lehnt sich Powell zurück. »Ach kommen Sie schon, Mann. Arbeiten Sie mit. Ich rede ja nicht von einer Riesenverschwörung, aber... Vielleicht ist ja etwas passiert. Vielleicht war Will zur falschen Zeit am falschen Ort, und hat irgendwas gesehen.«

»Das ist weit hergeholt«, meint Powell nicht wirklich überzeugt. »Das ist ein Anfang.« Dann ertönt plötzlich eine Stimme aus dem Funkgerät von Powell und Sinika legt gedankenverloren ihr Buch weg.

»Hey, Powell, ist der Chief bei dir?« Jim Hopper greift über den Tisch hinweg nach dem Funkgerät. »Hopper hier. Was ist?«

Und dann geht alles ganz schnell. Hopper greift nach seinem Hut und pfeift dann kurz und Sinikas Kopf schießt in seine Richtung.

»Ich bin kein Hund!«, erwidert sie gereizt und steht sauer auf. »Los, mitkommen!«, meint der Chief und greift nach einem Artikel, bevor sie die Bibliothek verlassen.

Dann steigen sie in das Auto des Chiefs und fahren sofort los. Jim macht die Sirenen an und brettert über die Straßen. Als sie am Steinbruch ankommen, dreht sich Jim zu seiner Tochter um und sieht sie streng an. »Du bleibst im Auto. Haben wir uns verstanden?«

Angepisst nickt Sinika und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Sie sieht dabei zu, wie Hopper und Powell das Auto verlassen und zu den anderen Autos und Krankenwagen gehen.

Interessiert öffnet Sinika die Tür und sieht Phil Callahan, wie er mitgenommen zum Chief geht. Jim Hopper geht zum See und die Schülerin verlässt das Auto und geht zu dem Officer. »Ist das Will?«, fragt sie ihn leise und Phil nickt kaum merklich.

»Leider ja«, flüstert er und Sinika schüttelt fassungslos den Kopf. »Das ist ja schrecklich.« Die Schülerin legt sich eine Hand auf den Mund und im nächsten Moment zieht jemand ihre Aufmerksamkeit auf sich.

Es sind vier Jungs, die hinter einem Krankenwagen stehen und das Geschehen beängstigend verfolgen. Doch dann wird einer der Jungs wütend und schreit herum und die anderen versuchen ihn zu beruhigen.

»Sinika. Los komm. Wir fahren zu den Byers«, holt die Stimme von Jim Hopper sie aus ihren Gedanken und sie nickt langsam. »Ja, natürlich«, stimmt sie zu und die beiden setzen sich ins Auto. Auch Powell und Callahan steigen ein und gemeinsam fahren zum Haus der Familie Byers.

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