KAPITEL 19

𝟎𝟏. 𝐉𝐔𝐋𝐈, 𝟏𝟗𝟖𝟓 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀Als es an der Tür klopft, schreckt Sinika auf und schaut sich müde im Trailer um.

»Sinika! Sinika!« Immer wieder hämmert Dustin gegen die Türe zum Trailer. Das Mädchen steht auf, zieht sich schnell eine Jacke über und geht wutentbrannt zur Tür.

»Was?«, fragt sie ihn harsch, als sie die Tür aufreißt. Der Junge schreckt zurück, lächelt dann aber und betritt den Trailer. »Was...?«, fragt sie und schaut ihm fragend nach.

»Du bist spät dran«, erinnert er sie und bedient sich am Kühlschrank. »Was...?«, setzt Sinika wieder an, doch wird von einem schmatzenden Dustin unterbrochen, welcher sich Waffeln in den Mund schiebt.

»Die waren für Elf«, murrt sie und schüttelt über den Jungen den Kopf. Gerade will Dustin die angebissene Waffel zurück in die Verpackung legen, als ihn Sinika sprachlos ansieht. »Hast du sie noch alle? Jetzt kannst du die auch aufessen.«

Dustin legt die Waffeln zurück in den Kühlschrank. »Kriegst du zu Hause nichts zu essen?«, fragt Sinika ihn und der Junge schüttelt den Kopf. »Doch, schon. Aber was spricht gegen ein extra Frühstück?«, fragt er sie schulterzuckend.

»Ich mach mich fertig, dann können wir sofort los«, meint Sinika, sprachlos über den Jungen und geht an ihm vorbei, greift nach ihrem Autoschlüssel und reicht sie dem Jungen. »Warte im Auto auf mich. Und nichts anfassen.«

Dustin schaut das Mädchen fragend an. »Und wie soll ich dann in das Auto kommen, wenn ich nichts anfassen darf?«, fragt er spitzbübisch. »Ach, halt doch die Klappe, Dustin«, lacht Sinika und verschwindet in ihrem Zimmer.

Der Junge geht nach draußen und setzt sich ins Auto, wo er auf Sinika wartet. Die 18-Jährige zieht sich schnell um, putzt sich die Zähne und setzt sich dann auf die Fahrerseite.

Im Einkaufszentrum treffen sich die vier erstmal im Lagerraum. Dann teilen sie sich auf. Robin übernimmt als Erstes die Theke, Dustin und Steve bilden ein Paar und Sinika macht sich alleine auf die Suche.

Sinika schlendert zuerst im Erdgeschoss rum und bummelt durch die Läden, in der Hoffnung dort irgendwas zu finden.

In der 1. Etage holte sich das Mädchen etwas vom Bäcker, da sie noch nicht gefrühstückt hat und Hunger bekommt.

Steve schaut gerade durch das Fernglas, als er Sinika sieht. Das Mädchen steht an der Bande im Obergeschoss und überblickt somit das gesamte Einkaufszentrum.

»Was siehst du?«, fragt Dustin seinen Kumpel, der schon länger einen bestimmten Punkt fixiert.

»Nika«, flüstert er bloß und Dustin sieht Steve kopfschüttelnd an. »Wieso redet ihr nicht einfach miteinander?«, fragt er den älteren und Steve lässt das Fernglas sinken.

»Sinika ist der sturste Mensch, den ich kenne. Sie meidet mich, wenn sie kann. Sie will mir ja noch nicht mal zuhören.«

Geschlagen schüttelt er den Kopf, schaut dann wieder durch das Fernglas und blickt nach mal zu Sinika. Doch das Mädchen ist nicht mehr da und Steve überlässt Dustin nun das Fernglas.

»Du solltest einfach auf sie zugehen. Ich meine, was kann schon schlimmes passieren?«

Dustin zuckt dabei mit den Schultern und Steve schaut niedergeschlagen wieder nach oben, in der Hoffnung, dass er Sinika wieder sehen würde. Doch stattdessen steht das Mädchen hinter den beiden Jungs. »Na.«

Dustin und Steve schrecken zurück und Sinika lacht. »Ihr hättet eure Gesichter sehen müssen«, kichert sie und setzt sich zu den beiden hinter die Pflanze.

Die beiden Jungs erholen sich von ihrem Schreck und schauen Sinika sauer an.

»Du kannst und doch nicht einfach so erschrecken«, meint Dustin und schaut wieder durch das Fernglas. »Wieso? Hattet ihr etwa Angst, weil ihr dachtet, ich sei einer von den Russen?«, fragt sie und wischt sich eine Lachträne weg.

»Hätte doch sein können«, meldet sich Steve zu Wort und Sinika vergeht das Lachen. Sie dreht sich von ihm weg und verdreht die Augen. Steve schaut zu seinem Kumpel und deutet stumm auf Sinika.

Doch Dustin zuckt nur mit den Schultern. »Mach den ersten Schritt«, flüstert er ihm leise zu und Steve atmet schwer aus. »Hey, Nika...«

»Ziel erfasst«, unterbricht Dustin seinen Kumpel und Sinika und Steve drehen ihre Köpfe in seine Richtung. »Zehn Uhr. Sam Goody's«, fügt er hinzu und Steve nimmt ihm das Fernglas weg. »Reisetasche. Das muss er sein«, stimmt er ihm zu.

Die beiden Jungs sehen sich an. »Der böse Russe«, sagen sie synchron und Sinika verdreht die Augen. Steve und Dustin setzen sich sofort in Bewegung und folgen dem unheimlichen Kerl, während Sinika ihnen nur langsam hinterher trottet.

Gerade dreht sich der Verfolgte um und Steve nimmt Sinika schnell bei der Hand und sieht ihr in die Augen.

Er lacht gespielt, steckt ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr und seine Hand verweilt dort. Dann wandert sein Blick über ihr Gesicht und bleibt bei ihren grünen Augen stehen.

Auch Sinika ist gefesselt von seinen Haselnuss braunen Augen. Als sich der Mann wieder wegdreht, nehmen sie wieder die Verfolgung auf.

Doch dabei lässt Steve die Hand von Sinika nicht los. Sinika hat gar nicht gemerkt, wie sie die Luft angehalten hatte, als sie wieder ausatmet.

Der Mann ist den schulterlangen blonden Haaren und der Sonnenbrille, betritt das Jazzercise Studio und öffnet seine Tasche.

Daraus holt er ein Ghettoblaster und die Frauen um ihn herum jubeln begeistert. Anschließend zieht er sich seine Jacke aus und ein lilafarbenes Tanktop kommt zum Vorschein.

»Super, Jungs. Wir haben einen Fitnesstrainer verfolgt«, meint Sinika sarkastisch und löst sich aus Steves Hand. Steve schaut dem Mädchen nach und sein Blick landet auf seiner nun leeren Hand.

Plötzlich legt sich die Hand von Dustin auf seinen Rücken, welcher einige Male freundschaftlich drauf klopft.

»Eine gute Sache hatte es dennoch«, beginnt Dustin und Steve schaut den Jungen fragend an, »Sinika und du habt Händchen gehalten.«

Sinika möchte zu Robin gehen, ihr mitteilen, dass heute nichts dabei herumgekommen ist, bleibt dann aber mit ihrem Blick bei der riesigen Uhr im Einkaufszentrum hängen.

Es ist schon fast halb drei. Doch dann legt sie den Kopf schief und die Augen des Mädchens weiten sich. »Wenn Blau und Gelb sich im Westen treffen«, murmelt sie vor sich.

Die Zeiger der riesigen Uhr sind blau und gelb und Sinika möchte Robin von ihrer Entdeckung berichten, doch da taucht das Mädchen mit den kurzen Haaren neben ihr auf und sie schauen sich wissend an.

»Was macht ihr da?«, fragt Steve die beiden und Dustin schaut sie verwirrt an. »Wir haben ihn geknackt«, erklärt Robin den beiden Jungs.

»Was?«, fragt Steve, weniger geistreich. »Wir haben den Code geknackt«, erklärt Sinika deutlicher.

Es ist mittlerweile Abend, die Sonne ist untergegangen, draußen regnet es wie aus Eimern und die vier sind mittendrin. Eine Regenjacke hat Sinika nicht, weshalb sie bis auf die Knochen klitschnass ist.

»Der Typ, der da pfeift, auf zehn Uhr.« Dustin deutet auf einen Mann mit einer gelben Regenjacke, welcher Kartons auf einem Rollwagen vor sich her schiebt.

»Was denkt ihr, ist da drin?«, fragt Steve. »Gewehre, Bomben«, zählt Dustin auf und Sinika schüttelt den Kopf. »Hoffentlich nicht«, flüstert sie.

»Sie sind auf jeden Fall schwer bewaffnet«, meint Dustin. »Gut. Echt gut«, meint auch Steve weniger begeistert und reibt sich über die Augen. Dann öffnet sich auf einmal eine Tür und der Mann mit der gelben Regenjacke steuert darauf zu.

»Hey, was ist da drin?«, fragt Robin. »Da sind noch mehr Kartons«, antwortet Dustin. »Lass mich mal sehen«, sagt Steve ungeduldig und nimmt dem Jüngeren das Fernglas weg.

»Ich bin noch nicht fertig. Warte!«, murrt Dustin und die beiden reißen am Fernglas.

Dann lassen die beiden den Gegenstand fallen, ein lautes Geräusch ertönt und die Männer mit den Waffen werden hellhörig. Sie greifen nach ihren Waffen und suchen die Umgebung ab.

»Scheiße!«, flucht Steve und die vier legen sich mit dem Rücken auf den Boden, damit die Männer sie nicht entdecken.

Sinika hat gar nicht bemerkt, wie sie nach Steves Hand gegriffen hat. Der Junge sieht sie mit einem schiefen Lächeln an und die Blondine löst sich von ihm.

Schnell kriechen die vier vom Dach und verschwinden wieder nach drinnen ins Trockene. »Ich glaube, wir haben eure Russen gefunden«, merkt Robin nach einer Weile an.

Steve stimmt ihr zu und die vier verlassen die Mall. An ihrem Auto bleibt Sinika stehen. »Bringst du Dustin nach Hause?«, fragt Sinika den Jungen, ohne ihn dabei anzusehen. Steve nickt.

»Kann ich machen. Können wir vielleicht kurz reden?«, fragt er, doch Sinika schüttelt sofort den Kopf.

»Gute Nacht«, murmelt sie in die Runde und steigt in ihr Auto. Steve schaut ihr traurig nach und schlägt frustriert mit der Faust gegen sein Auto. »Ich geh dann auch mal. Bis morgen«, meint Robin und schwingt sich auf ihr Fahrrad.

»Hey, Mann. Das wird schon«, versucht Dustin seinen Kumpel aufzumuntern. Steve nickt leicht. »Ja, hoffentlich.«

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top