KAPITEL 13

𝟎𝟐. 𝐍𝐎𝐕𝐄𝐌𝐁𝐄𝐑 𝟏𝟗𝟖𝟒, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀Nachdem Sinika die Bibliothek verlassen hat, wo sie die letzten Stunden verbracht hatte, macht sich die Schülerin auf den Weg zu ihrem Vater und zu Elf.

Die Schülerin hat ein schlechtes Gewissen, weil sie gestern Abend nicht bei ihnen war, weshalb sich Sinika vorgenommen hat, den gesamten Abend mit Elf Spiele zu spielen oder Filme zu schauen.

Vor der alten Hütte bleibt die 17-Jährige mit ihrem Auto stehen und steigt gedankenverloren aus. Vorsichtig übertritt Sinika den Stolperdraht und erkennt, dass die Haustür offen steht.

Verwirrt geht die Schülerin näher an das Haus heran und blickt vorsichtig hinein. Erschüttert muss Sinika feststellen, dass keiner zu Hause ist und die Möbel verstreut auf dem Boden liegen.

»Was zur Hölle ist hier passiert?«, flüstert Sinika und öffnet die Tür zu Elfies Zimmer. »Elf? Elf, bist du hier?«, ruft Sinika durch das Haus, doch die ältere bekommt keine Antwort.

Schnell verlässt sie das Haus und bleibt auf der Veranda stehen. »Elf!«, ruft sie in den Wald hinein, doch das einzige, was Sinika hört, ist das Zwitschern von Vögeln.

Besorgt wandert Sinika eine Weile im Wald umher, kann aber weder ihre Schwester noch ihren Vater ausfindig machen.

Sofort steigt sie in ihr Auto und fährt zum Trailer, in der Hoffnung ihre Familie dort zu finden. »Elfie? Dad?«, fragt Sinika sofort, als sie den Trailer hektisch betritt. Doch auch der Trailer ist leer und dunkel und außer Sinikas Atem ist nichts zu hören.

Total fertig mit den Nerven ruft die Schülerin im Police Department an in der Hoffnung, dass ihr Vater dran geht.

»Officer Phil Callahan, hallo, was kann ich für Sie tun?«, fragt die Stimme auf der anderen Seite der Leitung. »Phil, hier ist Sinika«, sagt die 17-Jährige.

»Sinika, schön deine Stimme zu hören. Wie geht es dir? Wie kann ich die helfen?«, fragt der Officer. »Ist mein Dad auf dem Revier? Er ist nicht zu Hause«, erklärt sie und Phil schüttelt den Kopf.

»Nein, tut mir leid. Er war noch wegen eines Anrufs unterwegs. Ich glaube, er wollte noch was erledigen.«

Sinika nickt geknickt und schließt die Augen. »Danke, Phil. Dann wird er bestimmt gleich auftauchen. Noch einen schönen Abend.«

Und schon legt die Blondine auf. Phil auf der anderen Leitung schaut verwirrt auf das piepende Telefon und zuckt dann mit den Achseln, ehe er das Telefon weglegt.

Erst nach Einbruch der Dunkelheit und spät nach Mitternacht schläft Sinika mit einem unguten Gefühl ein.

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𝟎𝟑. 𝐍𝐎𝐕𝐄𝐌𝐁𝐄𝐑, 𝟏𝟗𝟖𝟒, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀Am morgen hofft Sinika inständig, dass ihr Vater und Elfie wieder zu Hause sind.

Also fährt die Schülerin schon am frühen Morgen los und in den Wald. Doch als sie ankommt, ist keiner der beiden da und Sinika rauft sich die Haare.

Total verzweifelt rauft sie sich die Haare und steigt wieder in ihr Auto. Sofort fährt sie in die Innenstadt und zum Police Department.

Eilig betritt sie das Gebäude und stürmt zu Florence, die genüsslich in einen Apfel beißt. »Oh, guten Morgen, Sinika. Was kann ich für dich tun, liebes?«, fragt Flo und Sinika stemmt sich auf ihre Hände und sieht die ältere Frau verzweifelt an.

»Wissen Sie, wo mein Vater ist?«, fragt sie und Flo schüttelt den Kopf. »Nein, Liebes. Der Chief war seit gestern Morgen nicht mehr hier. Oh, warte mal einen Moment. Phil, weißt du, wo sich der Chief rumtreibt? Sinika macht sich Sorgen«, erklärt die Dame und der Angesprochene schüttelt den Kopf.

»Nein, Flo. Tut mir leid, ich habe den Chief seit gestern Mittag nicht mehr gesehen«, erklärt er ihr und Sinika nickt verstehend.

»Hat sich dein Vater immer noch nicht bei dir gemeldet?«, fragt der Officer und Sinika schüttelt den Kopf. »Nein, aber ich denke er wird dann bei irgendeiner seiner Bekanntschaften sein«, murmelt sie und sieht die Kollegen ihres Vaters dankend an.

»Dann, danke jedenfalls. Ich fahr dann mal wieder nach Hause und warte dort auf ihn. Schönen Tag noch«, meint Sinika abwesend und verlässt das Gebäude.

Im Auto schlägt die Schülerin gegen ihr Lenkrad und lässt einen frustrierten Schrei aus. Sie weiß natürlich, dass ihr Vater bei keiner Bekanntschaft ist, sondern dass ihm und auch vielleicht Elf etwas zugestoßen sein muss.

Fix und fertig mit den Nerven rollt Sinika vom Parkplatz runter und fährt Richtung Nancy. Ihre beste Freundin hat sie auch schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen.

Das Auto parkt Sinika am Straßenrand auf der gegenüberliegenden Seite vom Haus der Wheelers. Als sie das Auto verlässt, erkennt sie vor dem Haus von Nancy das Auto von Steve und den Henderson-Jungen und geht verwirrt zu ihnen rüber.

»Steve? Dustin?«, fragt Sinika, als sie auf die beiden zu geht. »Was macht ihr denn hier?«, fragt sie weiter und stellt sich zu den beiden.

»Ich wollte zu Nancy, aber die ist nicht da«, erklärt Steve und deutet dann auf Dustin. »Sinika, super das du da bist. Komm, steig ein«, sagt der jüngste in der Runde, ignoriert die Frage der älteren und setzt sich auf den Beifahrersitz.

»Bitte?«, fragt sie verwirrt nach und schüttelt den Kopf. »Tut mir leid, Jungs. Aber ich habe meine eigenen Probleme«, erklärt Sinika müde und geht zurück zu ihrem Auto.

Dustin sieht, dass sich das Mädchen aus dem Staub machen möchte und drückt feste auf die Hupe. Sinika schreckt zusammen und dreht sich sauer zu dem Jungen im Auto um.

»Was soll der Scheiß, Dustin?«, fragt sie aufgebracht und stellt sich vor das Auto.

»Du musst mitkommen. Wir brauchen deine Hilfe«, meint der Junge und Sinika schüttelt den Kopf. »Hast du mir nicht zugehört? Ich habe keine Zeit, für deine albernen Spielchen«, murrt sie sauer und sieht Hilfe suchend zu Steve, der nur mit den Schultern zuckt.

»Danke, sehr hilfreich«, flüstert sie sarkastisch und Steve geht zu seinem Auto.

»Hey, sag mal, Steve. Hast du noch den Schlagstock? Den mit den Nägeln?«, fragt Dustin. »Wieso?«, fragt Steve verwirrt nach und Sinika schüttelt den Kopf.

»Erklär ich dir unterwegs«, erwidert Dustin und schließt die Autotür. Steve setzt sich in Bewegung und sieht Sinika fragend an. »Kommst du mit?«, fragt er sie liebevoll und Sinika schüttelt den Kopf.

»Ich kann wirklich nicht. Mein Dad ist verschwunden und ich habe keine Ahnung, wo er oder E-« Als Sinika klar wird, was sie gerade sagen wollte, legt sie sich die Hand vor den Mund und ihre Augen weiten sich.

»Deinem Dad geht es bestimmt gut. Komm schon, Sinika. Der Knirps hier braucht deine Hilfe«, meint Steve und deutet mit einem Kopfnicken auf Dustin, der die beiden mustert.

Schlecht gelaunt, weil Sinika dem Schönling diesen Wunsch nicht abschlagen kann, nickt sie leicht.

»Meinetwegen. Aber nicht lange«, gibt Sinika sich geschlagen und Steve freut sich innerlich wie ein kleines Kind.

Sinika geht zum Beifahrersitz und öffnet die Tür und sieht Dustin abwartend und gleichzeitig auffordernd an.

»Was ist?«, fragt der Junge und Sinika legt den Kopf schief. »Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass du vorne sitzen darfst, oder?«, fragt sie ihn lachend und Dustin sieht Hilfe suchend zu Steve.

Dieser zuckt aber nur mit den Schultern und startet sein Auto. »Von mir aus«, sagt Dustin dann murrend und überreicht Sinika die roten Rosen, die er von Steve genommen hat, welche eigentlich ursprünglich für Nancy waren.

»Was soll ich damit?«, fragt sie den Jungen und sieht ihn fragend an. »Oh, die sind von Steve«, erklärt er und die Blondine schaut den Fahrer fragend an, während sie sich auf den Beifahrersitz setzt.

»Hübsch, oder?«, fragt Steve in einer viel zu hohen Stimmlage und Sinika nickt verwirrend. »Ja, sehr hübsch«, stimmt sie ihm leise zu und Dustin muss sich auf dem Rücksitz ein Lachen verkneifen.

»Können wir dann jetzt los?«, fragt Dustin und unterbricht so den Blickkontakt zwischen den beiden älteren.

Steve nickt und fährt sofort los. Sinika legt die roten Rosen auf ihren Schoß und ihre Blicke wandern immer wieder zu Steve.

»Die Rosen waren für Nancy. Ich wollte mich bei ihr entschuldigen«, sagt Steve dann nach einer Weile und Sinika nickt.

»Klar, natürlich. Macht Sinn«, stimmt sie ihm murmelnd zu und könnte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen.

Natürlich sind die für Nancy. Er hat mir doch selber noch gesagt, dass er Gefühle für sie hat. Außerdem stand er ja vor Nancys Haus und nicht vor meinem, denkt sich die Schülerin und schaut mit roten Wangen aus dem Fenster.

Steve schaut für einen kurzen Moment zu Sinika rüber und sieht, wie ihre Wangen anfangen zu glühen. Ein schlechtes Gewissen macht sich in dem Jungen breit, doch schnell schüttelt er den Gedanken wieder ab und konzentriert sich wieder auf die Straße.

Eigentlich sollte der Junge kein schlechtes Gewissen haben, schließlich hat Steve Sinika gestern noch gesagt, dass er Gefühle für Nancy hat.

Dass er natürlich auch Gefühle für Sinika hat, hat der Junge ihr verheimlicht. Jedem verheimlicht. Aber Dustin Henderson hat allein in der letzten Minute gemerkt, dass Steve sie mag. Ihm kann man nichts vormachen.

Vor dem Haus von der Familie Harrington bleibt Steve stehen und der Junge springt aus seinem Auto und verschwindet im Haus.

Dustin, der nur darauf gewartet hat, lehnt sich nach vorne und sieht Sinika grinsend an. »Was willst du, Dustin?«, fragt das Mädchen und setzt sich so auf den Sitz, dass sie den jüngeren ohne Probleme anschauen kann.

»Du magst ihn«, sagt er gerade heraus und Sinikas Wangen verfärben sich rot. »Ach, sei doch leise. Du hast doch keine Ahnung wovon du überhaupt sprichst«, murrt sie und verschränkt die Arme vor der Brust.

»Ich bin dreizehn, Sinika. Nicht fünf«, sagt er eingeschnappt und das Mädchen kichert. »Warum sagst du ihm nicht, dass du ihn magst?«, fragt Dustin jetzt und Sinika schüttelt den Kopf.

»Du warst doch vorhin selbst noch dabei. Die roten Rosen waren für Nancy. Und außerdem hat er mir gestern noch gesagt, dass er sie immer noch gerne hat«, murmelt das Mädchen und jetzt schüttelt Dustin den Kopf.

Der jüngere möchte gerade was sagen, doch da kommt Steve aus dem Haus gejoggt und legt den Baseballschläger mit den Nägeln in den Kofferraum.

Dann setzt er sich wieder auf den Fahrersitz und sieht die beiden mit einem Lächeln. Als Steve aber sieht, dass Sinikas Gesicht rot ist und Dustin wie er zwischen den beiden älteren hin und her schaut.

»Alles gut?«, fragt er die beiden und sein Lächeln verschwindet aus dem Gesicht. Dustin nickt wie wild und Sinika wendet sich von den beiden ab und schaut aus dem Fenster. »Nika?«

Die Angesprochene dreht sich mit einem aufgesetzten Lächeln zu dem Jungen um und nickt. »Mir geht es gut.« Bestätigend nickt sie und sieht dann wieder auf die Rosen, die immer noch auf ihrem Schoß liegen.

»Mir geht es gut«, wiederholt sie wie ein Mantra. Unsicher schaut Steve durch den Rückspiegel zu Dustin, der nur aufmunternd nickt.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen fährt Steve los und ein unangenehmes Schweigen entsteht.

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