KAPITEL 12
𝟎𝟐. 𝐍𝐎𝐕𝐄𝐌𝐁𝐄𝐑 𝟏𝟗𝟖𝟒, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀 – Am Morgen wacht Sinika mit rot unterlaufenden Augen auf.
Nie hätte Sinika es zu träumen gewagt, wegen eines Jungen zu weinen. Dabei ist sich Sinika ziemlich sicher, keine Gefühle für den Harrington-Jungen zu haben.
Nachdem sich die Schülerin frisch gemacht hat, verlässt sie den Trailer ohne etwas gegessen oder getrunken zu haben.
Sie fühlt sich nicht wohl und würde am liebsten zu Hause bleiben. Aber wenn ihr Vater das herausfindet, dass sie die Schule geschwänzt hat, wird es Ärger geben.
Außerdem möchte Sinika Steve endlich zur Rede stellen. Auf dem Parkplatz der Hawkins High School wartet Sinika auf Jonathan und Nancy.
Doch als es zum Unterricht für die erste Stunde klingelt, kann sie nicht mehr auf die beiden warten und verschwindet nach drinnen.
Die erste Stunde hat Sinika heute zusammen mit Steve, aber der Schüler tut alles, damit Sinika ihn nicht sprechen kann.
Er verlässt als erster den Unterricht und verschwindet in den Pausen auf der Jungentoilette. Steve gibt Sinika nicht einmal die Möglichkeit.
Steve Harrington versteht die Welt nicht mehr. Wieso um alles in der Welt bringt ihn Sinika so um den Verstand?
Er dachte wirklich, er könnte Sinika aus dem Weg gehen und so dieses Kribbeln im Bauch vertreiben. Aber dieser schwache Moment nach der Halloween-Feier, wo er seine Lippen auf ihre pressen wollte, hat den Jungen um seinen Verstand gebracht.
Nie hätte Steve gedacht für ein Mädchen etwas zu empfinden, geschweige denn gleich zwei. Aber trotzdem ist es passiert.
Und er fühlt sich schlecht dabei. Denn, wenn er mit Nancy zusammen war und sie sich geküsst haben, konnte er es nicht vermeiden mal an Sinika zu denken.
Wie es sich wohl anfühlen würde, ihre Lippen auf seinen zu spüren, zu wissen, wie sie schmecken, ob sie so weich sind wie sie aussehen und ob ihre Lippen zueinander passen.
Alleine bei dem Gedanken daran könnte sich der Schüler ohrfeigen.
Kopfschüttelnd beißt Steve in sein Brot und schaut dann auf die geschlossene Tür vor sich. Neben ihm wird die Klospülung getätigt und frustriert legt Steve sein Brot zurück in die Dose.
Er findet es erniedrigend auf der Jungentoilette zu sitzen, fliehend vor einem Mädchen und dort sein Mittagessen zu sich zu nehmen.
Am liebsten würde Sinika vor der Jungentoilette auf Steve warten, aber Billy hat es sich zur Aufgabe gemacht bei der blonden Schülerin zu landen.
»Hey, Sinika«, ruft Billy und legt dem Mädchen einen Arm um die Schulter. »Billy, ich habe jetzt wirklich keine Zeit, ich muss-«, versucht Sinika dem Jungen etwas klarzumachen, doch Billy interessiert das nicht.
»Weißt du Sinika, du gibst mir das Gefühl, dass du mich nicht magst«, erklärt Billy und Sinika bleibt verwirrt stehen.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragt die Blondine. »Du bist sehr abweisend zu mir«, meint der Junge und Sinika lacht auf.
»Billy, du bist nicht der einzige Mensch in meinem Leben«, schmunzelt das Mädchen.
»Ich könnte aber«, sagt Billy und lächelt verschmilzt. Sinika lacht wieder und schüttelt den Kopf.
»Ich fühle mich geschmeichelt, Billy. Aber ich bin gerade nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung. Oder irgendeine andere Art von Beziehung«, meint sie und schüttelt endlich Billys Arm von ihrer Schulter.
»Und was ist, wenn ich nicht aufgebe?«, fragt Billy und zieht die Augenbrauen hoch. »Dann halte ich dich nicht auf. Aber ich kann dir sagen, das es zwecklos ist. Man sieht sich, Billy«, sagt Sinika, legt Billy zum Abschied eine Hand auf den Unterarm, drückt ihn kurz und verschwindet dann.
Den restlichen Schultag versucht Sinika Steve weiterhin aufzusuchen, geht dafür aber Billy aus dem Weg.
Sinika macht sich gerade auf den Weg zur Sporthalle, damit sie endlich mit Steve reden kann, als Billy ihr entgegenkommt. »Hey, Sinika. So langsam habe ich das Gefühl, du verfolgst mich«, begrüßt er das Mädchen und Sinika verdreht grinsend die Augen.
»Hey, Billy«, antwortet sie und der Junge versperrt ihr den Weg. »Kannst du mich bitte durchlassen? Ich möchte zu Steve«, erklärt sie ihm und Billy nickt verstehend.
»Natürlich. Zu King Steve«, sagt er sarkastisch und Sinika sieht den Jungen abwartend an.
»Weißt du, Sinika, Harrington und ich haben ein kleines Spiel gespielt. Und wie es zu erwarten war, habe ich gewonnen.«
Sinika schaut den Jungen vor sich an und schüttelt dann den Kopf. »Du bist so ein Arschloch, Billy«, sagt sie sauer und rammt ihm beim Vorbeigehen mit der Schulter an.
Schnellen Schrittes durchquert sie die Turnhalle und platzt in die Umkleide der Jungs. »Steve?«, ruft sie, bekommt aber keine Antwort, weshalb sie zu den Duschen geht. »Steve?«, fragt sie noch mal und hört das Plätschern von Wasser.
»Steve!« Und auf einmal steht ein nackter Steve vor ihr. »Himmel, Sinika! Was machst du denn hier?«, fragt Steve und hält sich ein Handtuch vor seinen nackten Körper.
»Oh Gott, Steve. Das tut mir so leid. Ich hab nichts gesehen – versprochen!«, sagt sie hektisch und dreht ihm den Rücken zu.
»Was machst du hier?«, wiederholt er die Worte und von eben und Sinika kneift ihre Augen fest zusammen.
»Ich... Ich habe vor der Halle auf dich gewartet und da kam mir Billy entgegen. Er hat angedeutet, dich verletzt zu haben. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, erklärt sie ihm und fuchtelt wild mit ihren Händen rum.
»Mir geht es gut. Kannst du jetzt bitte wieder gehen? Ich möchte mich umziehen«, meint Steve leicht gereizt und Sinika nickt mit dem Kopf und setzt sich in Bewegung.
Doch dann bleibt sie abrupt stehen und dreht sich zu Steve um. »Nein. Nein, ich gehe nicht. Du hast mich gestern schon abgewimmelt und das lasse ich nicht noch mal zu. Du schuldest mir eine Erklärung!«, sagt Sinika sauer und verschränkt die Arme vor der Brust.
»Sinika, ich bin nackt! Können wir das nicht gleich bereden?«, fragt Steve ungeduldig und die Angesprochene schüttelt den Kopf.
»Jetzt stell dich nicht so an, Steve«, murrt die 17-Jährige und muss schmunzeln. »Ich hab schon mal einen Kerl nackt gesehen«, kichert sie und Steve wird rot im Gesicht. Steve weiß nicht, was er darauf antworten soll und schüttelt fassungslos den Kopf.
Steve geht zurück in die Umkleide und Sinika folgt ihm unauffällig. Als Steve das bemerkt, dreht er sich zu ihr um und schaut sie abwartend an.
»Was?«, fragt sie ihn und Steve schüttelt den Kopf. »Kann ich mich bitte alleine und in Ruhe anziehen?«, fragt der Harrington-Junge und Sinika nickt langsam. »Wenn es sein muss. Ich warte draußen«, sagt die 17-Jährige und verlässt die Umkleide.
Dort wartet sie auf Steve, welcher nach knappen zehn Minuten rauskommt und seine Tasche schultert. »Du bist ja immer noch hier«, stellt der Schüler fest und Sinika nickt.
»Ich wollte mit dir reden. Aber das weißt du ja bestimmt, du bist mir ja schließlich die letzten beiden Tage aus dem Weg gegangen«, murrt sie und Steve kratzt sich verlegen im Nacken.
»Das tut mir auch schrecklich leid, Nika. Aber das, was da an Halloween passiert ist, das hätte nicht passieren dürfen. Nancy und ich waren da noch ein Paar und ich habe sie auch wirklich gerne«, meint Steve und Sinika nickt verstehend.
»Das ist doch auch in Ordnung, Steve. Außerdem ist an Halloween nichts zwischen uns passiert«, sagt sie und schmunzelt dabei.
Der Junge nickt und atmet erleichtert aus. »Also sind wir noch Freunde?«, fragt er verunsichert und Sinika nickt. »Natürlich«, lacht sie und die beiden nehmen sich in die Arme.
Traurig blickt Steve drein und schüttelt in Gedanken den Kopf. Sinika lächelt leicht und drückt sich noch näher an Steve. Abrupt lässt sie ihn los und tätschelt dann unbeholfen seine Schulter.
»Also alles gut. Das ist super. Denn, selbst wenn ich Gefühle für dich hätte, wärst du nicht mein Typ«, lacht sie in einer viel zu hohen Stimmlage und dreht ihm dann den Rücken zu.
»Ich muss jetzt auch los. Wir sehen uns«, sagt Sinika und verschwindet aus der Turnhalle.
»Nicht mein Typ? Verdammt, Sinika. Christine wird dich umbringen«, flüstert Sinika irritiert, schüttelt den Kopf und flüchtet in ihr Auto. »Gott, bin ich dumm.«
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