KAPITEL 10
𝟑𝟏. 𝐎𝐊𝐓𝐎𝐁𝐄𝐑 𝟏𝟗𝟖𝟒, 𝐇𝐀𝐖𝐊𝐈𝐍𝐒, 𝐈𝐍𝐃𝐈𝐀𝐍𝐀 – »Schau mal, Sinika«, kichert Elf und die angesprochene dreht sich zu der Stimme um.
Kurz schreckt Sinika zurück, lacht dann aber, als sie realisiert, wer da unter dem Bettlaken steckt. »Siehst gut aus«, meint die ältere und dreht sich wieder um.
»Denkst du, er lässt mich so rausgehen?«, fragt Elfie nach und Sinika zuckt mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, Süße. Aber ich weiß, dass du ihn damit erschrecken kannst. Los«, kichert die Blondine und Elf verlässt das Zimmer.
Sinika schaut ihr nach und schüttelt den Kopf, folgt ihr dann aber, da sie selbst noch mit ihrem Vater sprechen wollte.
Jim steht in der Küche und macht gerade French Toast zum Frühstück. »Ah!« Jim lässt fast den Pfannenwender fallen, als er Elfie in ihrem Kostüm erblickt.
Automatisch kichern die beiden Mädchen und Sinika drückt sich an ihrem Vater vorbei an den Herd. Sie schnappt sich ein Toast und legt ihn sich auf einen Teller.
»Dad, ich muss mit dir noch etwas besprechen«, beginnt die Ältere und Jim schaut von Elfie zu seiner Tochter.
»Bei einer Klassenkameradin findet heute eine Halloween-Feier statt. Sie hat mich eingeladen und möchte unbedingt, dass ich komme. Ich kann verstehen, wenn du nein sagst-«, plappert die Schülerin drauf los, wird aber von ihrem Vater unterbrochen.
»Von mir aus, kannst du dort gerne hingehen. Aber kein Alkohol. Und ist Nancy auch da?«, fragt er und serviert die anderen Toastscheiben. »Ja, Nancy, Steve und Jonathan sind auch eingeladen.«
Dabei nickt Sinika und Jim gießt sich Kaffee ein. »Dann sollte das kein Problem sein. Viel Spaß«, wünscht Jim und drückt ihr einen Kuss auf den Haaransatz. »Du musst los, sonst kommst du noch zu spät«, tadelt der Chief und Sinika verdreht die Augen.
»Bis nachher, Dad. Viel Spaß, Elfie«, wünscht Sinika der Jüngeren und zieht ihr das Kostüm über den Kopf. »Du kriegst ihn schon noch rum.« Dabei zwinkert sie ihr zu und verlässt mit dem Toast das Haus.
Sofort steigt sie in ihr Auto, fährt los und im Radio spielt wieder Radio Ga Ga. Sinika verdreht die Augen und schaltet das Radio wieder aus.
Dieses Lied läuft eindeutig viel zu häufig.
Auf dem Parkplatz der High School begegnet Sinika Billy und das Mädchen muss sofort grinsen. »Morgen, Billy«, begrüßt sie ihn und die beiden laufen nebeneinander her.
»Sinika, oder? Ich habe meine kleine nervige Stiefschwester nach dir gefragt. Ihr verbringt wohl viel Zeit in der Spielhalle.« Sinika nickt zustimmend und die beiden betreten das Gebäude.
»Ja, Max ist echt cool. Und sag nicht nervig«, beschwert sie sich und biegt in den Gang zu ihrem Spind ab. Billy folgt ihr und lehnt sich lässig an einem anderen an.
»Der Quälgeist ist ziemlich nervig. Du bist doch Einzelkind, hat Maxine gesagt. Du verstehst das nicht«, erklärt er und geht sich durch sein Haar.
Sinika nickt gedankenverloren. Ja, das hat sie Max so erzählt. Sie kann ihr ja schlecht von Elf erzählen. »Ich muss jetzt zum Unterricht. Und ich weiß, dass du jetzt nicht Kunst hast. Man sieht sich, Billy.«
Winkend verabschiedet sich Sinika von dem Jungen und verschwindet zwischen den anderen Schülern der High School.
Der Schultag verläuft ruhig und nach der Schule fährt Sinika nach Hause. Dort macht sie sich was zu Essen und setzt sich dann vor den Fernseher und schaut Hart aber herzlich.
Total müde und alles andere als motiviert, zieht sich Sinika am späten Abend ihr Kostüm an. Na ja, Kostüm ist übertrieben.
Es handelt sich dabei um ein weißes Kleid und ihre Haare hat sie zu zwei Dutte hochgesteckt.
Gerade als die Blondine das Haus verlässt, überlegt sie noch, ob sie mit dem Auto fährt oder doch nicht.
Sie hat zwar ihrem Vater versprochen kein Alkohol zu trinken, doch was ist eine Party ohne ein bisschen Alkohol?
Also macht sich Sinika zu Fuß auf den Weg zur Party. Immer wieder kommen ihr verkleidete Kinder entgegen und Sinika denkt darüber nach, was Elfie gerade wohl macht. Ob sie mit ihrem Vater vielleicht doch auf Süßes oder Saures Tour gehen.
Ein Hupen lässt Sinika aufschrecken und das Mädchen schaut verwirrt auf die Straße. Jonathans Auto fährt vor und der Junge hinter dem Steuer kurbelt sein Fenster runter. »Soll ich dich mitnehmen?«, fragt Jonathan und Sinika kichert.
»Meine Mom hat mir beigebracht, dass ich nicht bei fremden Menschen ins Auto steigen soll«, erklärt sie und Jonathan lacht.
»Zum Glück bin ich nicht fremd«, scherzt er. »Zum Glück.« Als Prinzessin Leia verkleidet, steigt Sinika zu Jonathan ins Auto und der Teenager fährt los.
Bei Tinas Haus angekommen steigen die beiden Schüler aus und gehen auf das Haus voller bereits betrunkener Teenager zu. »Du fällst total auf, ohne Kostüm«, meint Sinika und stupst Jonathan mit der Schulter an.
»Das war eine spontane Aktion«, erklärt er und die Blondine schüttelt den Kopf. »Schnapp dir doch einfach von irgendjemanden etwas. Die meisten sind schon so betrunken, denen fällt das schon gar nicht mehr auf«, lacht Sinika und betritt als erster das Haus.
»Sinika, hey. Ich wusste, dass ich dich hier treffe«, lallt Billy und legt dem Mädchen ein Arm um die Schulter.
»Wie viel hast du schon getrunken, Billy?«, fragt das Mädchen und Billy löst sich von ihr. »Jetzt sei doch nicht so ein Spielverderber, Sinika. Hab Spaß und trink auch ein wenig.«
Billy zieht Sinika an der Hand hinter sich her und die Blondine folgt ihm widerwillig. In der Küche bleiben die beiden stehen und Billy reicht ihr ein Becher mit einer roten Flüssigkeit.
»Hier. Werd ein bisschen lockerer und hab Spaß.« Dann mustert der Junge das Mädchen und Sinika nippt an dem Becher.
»Sag mal, als was bist du eigentlich verkleidet?«, fragt Billy und legt den Kopf schief. »Prinzessin Leia«, erklärt sie und Billy scheint immer noch nicht zu verstehen.
»Aus Star Wars«, fügt sie hinzu. »Nie gesehen. Aber eine Prinzessin? Dann kann ich doch wohl dein Prinz sein, oder?«, fragt er schelmisch und kommt ihr näher.
»Nein, das glaube ich eher nicht. Können wir mal darüber reden, warum du kein Oberteil trägst?«, fragt Sinika und deutet auf den freien Oberkörper. »Wieso, stört dich der Anblick etwa?«, fragt er und zieht seine Weste aus.
»Nein, ich finde es einfach unangebracht. Sehr aufdringlich.« Sinika trinkt den Inhalt des Bechers aus und füllt ihn nach. »Viel Spaß noch, Billy.« Das Mädchen geht mit ihrem Becher weiter in die Menschenmenge und sucht nach ihren Freunden.
Gerade als Sinika ihre Freunde ausfindig gemacht hat, verschüttet Nancy ihr Getränk über ihr Oberteil. Sauer geht die Brünette nach oben und Steve folgt ihr.
Besorgt um ihre Freundin folgt Sinika den beiden nach oben und möchte an der Tür zum Badezimmer klopfen, als sie die beiden reden hört. »Ich hab dir gesagt, hör auf zu trinken«, belehrt Steve seine Freundin.
»Du wolltest das so«, nuschelt sie und versucht sich mit einem Tuch den roten Fleck wegzuwischen.
»Schwachsinn«, lallt sie immer wieder und Steve fasst dem Mädchen an die Handgelenke, damit sie ihr Gleichgewicht nicht verliert. »Das ist kein Schwachsinn«, meint Steve leicht genervt.
»Nein, du«, erwidert Nancy und sieht ihren Freund an. »Du bist Schwachsinn«, wiederholt sie sich. »Was?«, fragt Steve verletzt nach.
»Du... du tust so... als wär alles ok. Weißt du als... als hätten wir nichts zu tun mit dem Tod von Barb. So als... als wär alles toll. Als wären wir verliebt und würden nur feiern. Ja, lass uns feiern. Party, Party, Party feiern. Das ist Schwachsinn.«
»Als wären wir verliebt?«, fragt Steve traurig nach, legt seine Hand an ihre Wange und Nancy nickt. »Du liebst mich nicht?«, fragt Steve weiter nach und lässt die Hand sofort wieder fallen.
»Schwachsinn«, sagt Nancy wieder und Steve verlässt aufgebracht das Badezimmer und knallt automatisch in Sinika rein.
»Steve, ich wollte nicht... ich wollte euch nicht belauschen, wirklich. Ich wollte nur nach Nancy schauen«, erklärt Sinika, welche leicht rot um die Nase wird.
Dieses Gespräch wollte sie definitiv nicht mit anhören. Steve schüttelt fassungslos den Kopf, möchte eigentlich was sagen, entscheidet sich dann aber dagegen und geht wieder nach unten.
Sinika öffnet die Tür zu Nancy, welche sich mit dem Tuch weiterhin versucht sauberzumachen. »Nancy?«, fragt die Blondine nach und legt ihr eine Hand auf den Rücken.
»Nancy?«, fragt ein besorgter Jonathan und platzt in das Badezimmer rein. Sofort rutscht Sinikas Hand von Nancys Rücken und sie sieht Jonathan an. »Pass auf sie auf«, flüstert sie ihm zu und verschwindet wie Steve nach unten.
»Steve?«, ruft sie fragend in die Menschenmenge, doch die Teenager feiern einfach weiter. »Steve?«, versucht sie es erneut und schlängelt sich weiter durch die betrunkene Teenager-Menge.
»Dein Freund ist nach draußen gegangen«, hört Sinika die Stimme von Billy sagen und das Mädchen dreht sich erschrocken zu ihm um. »Billy, du hast mich erschreckt«, murrt die Schülerin und legt sich eine Hand auf ihr pochendes Herz.
»Und Steve ist überhaupt nicht mein Freund.« Billy nickt verstehend und kommt dem Mädchen dann näher.
»Das glaube ich dir aufs Wort. Aber ich vermute, dass du Harrington trotzdem sehr gerne hast, hab ich recht?« Sinika nickt verwirrt und geht einige Schritte zurück.
»Ja, Steve ist ein guter Freund von mir. Und er ist mir wichtig. Worauf genau, möchtest du hinaus?«, fragt Sinika und dreht dem Jungen den Rücken zu, doch Billy folgt ihr.
»Ich möchte einfach nur wissen, ob ich eine Chance bei dir habe?«, fragt Billy und Sinika dreht sich perplex zu ihm um.
Doch die Blondine schüttelt den Kopf. »Nein, Billy. Keine Chance.« Dann dreht sie sich um und verschwindet hinterm Haus. »Steve?«, fragt Sinika wieder und erkennt weiter weg einen Jungen stehen.
Als sie keine Antwort erhält, geht sie auf ihn zu und stellt sich schweigend neben ihn.
»Es tut mir leid«, flüstert Sinika und Steve lässt geknickt den Kopf hängen. »Nancy meint es nicht so. Der Alkohol spricht aus ihr«, versucht die Blondine ihn aufzumuntern.
»Heißt es nicht, dass man unter Alkoholeinfluss die Wahrheit sagt?«, fragt er und dreht sich zu Sinika um.
»Das weiß ich nicht. So viel Erfahrung hatte ich noch nicht mit Alkohol«, gesteht die Schülerin und Steve muss auflachen.
Dann ist es eine Weile still zwischen den beiden und Sinika legt unüberlegt eine Hand auf seinen Unterarm.
»Fährst du mich nach Hause? Jonathan bringt Nancy nach Hause und ich müsste sonst zu Fuß gehen«, erklärt Sinika und Steve muss auflachen.
»Klar, lass uns gehen«, sagt er und entzieht seinen Arm aus ihrer Hand.
Auch wenn die Geste von Sinika nur liebevoll gemeint war, hat sie Steve ganz schön um den Verstand gebracht.
Der Junge hat gerade erfahren, dass seine Freundin ihn womöglich nicht mehr liebt. Funktioniert ja super, dass Steve Sinika aus dem Weg gehen möchte.
Die beiden setzen sich ins Auto und Steve fährt los. »Wen stellst du eigentlich dar?«, fragt Steve und schmunzelt, als er mitbekommt, wie sich Sinika die Haare aufmacht.
»Ich bin Prinzessin Leia aus Star Wars«, schmunzelt sie. »War«, fügt sie kichernd hinzu. »Oh, ist das nicht der mit den Teddybären?«, fragt Steve aufgeregt und Sinika muss laut auflachen.
»Du meinst Die Rückkehr der Jedi-Ritter«, kichert sie, nach dem sie sich wieder ein gekriegt hat. »Außerdem spielt Prinzessin Leia auch in den anderen beiden Episoden mit. Sie ist einer der Hauptcharaktere«, erklärt Sinika und Steve nickt.
»Ja, ja, natürlich. Das weiß ich«, meint Steve und Sinika nickt schmunzelnd.
Vor dem Trailer von Hopper bleibt Steve stehen und Sinika schnallt sich ab. »Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast«, bedankt sich die Schülerin und Steve nickt.
»Klar doch. Das mach ich gerne«, meint Steve und schaut das Mädchen liebevoll an. Dann schauen sich die beiden in die Augen und Steve kommt Sinika näher.
Panisch reißt die Blondine die Augen auf und drückt sich mit dem Rücken an den Sitz. »Ich muss jetzt. Wir sehen uns morgen, Steve«, murmelt Sinika rot angelaufen und flieht aus dem Auto.
Schnell geht sie die Stufen zur Haustür hoch und schaut noch mal zu Steve, der ihr hinterherblickt. Sinika winkt ihm noch ein letztes Mal zu und verschwindet dann im Trailer.
Steve schaut ihr gedankenverloren nach und wendet dann und fährt zu sich nach Hause. Mit dem letzten Gedanken an Sinika, schläft Steve ein und fällt in einen tiefen Schlaf.
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