─ zwanzig.

𝐄𝐕𝐄𝐑𝐘𝐓𝐇𝐈𝐍𝐆
kapitel zwanzig; marshall
Fasst sie nicht an! ❞
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Schließlich sitzen die fünf im Auto auf den Weg nach Arizona. Phil sitzt am Steuer seines Minivans, Sage neben ihn, die seine Hand auf ihrem Oberschenkel streichelt.

Phils Blick allerdings liegt auf Alan, den er durch den Rückspiegel beobachtet. Währenddessen läuft Everybody's Talkin' von Harry Nilsson im Radio.

»Hey, Alan! Hast du Hunger?«, fragt Phil schließlich seufzend. »Vielleicht Lust auf 'nen Burger?«

»Nein, danke«, antwortet der Mann leise, während er weiterhin aus dem Fenster schaut. Aber Phil gibt nicht auf. »Weißt du, ich wollte das vorhin schon sagen, ist eine wirklich coole Weste, die du anhast.«

»Danke, Phil«, sagt Alan. »Sie ist von meinem Dad. Er ist darin gestorben.«

Sage presst ihre Lippen aufeinander und sieht zu Phil der sie besorgt ansieht. »Hey, Alan. Ich wollte dir noch sagen, was du hier machst, ist echt mutig«, meldet sich Doug zu Wort. »Wir sind stolz auf dich.«

»Ja, wir finden das großartig«, stimmt Stu zu.

Plötzlich lehnt sich Alan nach vorne. »Halt sofort an, ich will das alles nicht mehr.«

»Was?«, fragt Phil verwirrt nach. »Ich hab es mir anders überlegt«, erklärt Alan. »Alan, du kannst es dir nicht anders überlegen«, meint Sage. »Wir zählen auf dich.«

»Ich fühl mich wohl, so, wie ich bin. Ich will wieder nach Hause«, schnieft der erwachsene Mann. »Dreh sofort um. Na los, bitte! Ich will nicht ...«

Und auf einmal rammt ein Transporter den Minivan und alle darin schauen panisch nach hinten. »Was, zum Henker, war denn das?«, fragt Phil sauer.

Wie aufs Stichwort wird das Auto ein weiteres Mal gerammt. »Oh, mein Gott!«, ruft Stu aus. »Der macht das absichtlich!«

»Herrgott! Weich ihm aus«, weist Doug seinen besten Freund an. »Ja, mach ich, ok«, antwortet Phil ihm und weicht auf die andere Seitenspur aus.

Doch der Transporter gibt nicht nach und fährt nun neben ihnen her. »Hey! Hey, verpiss dich hier gefälligst!«, ruft Phil.

»Lass dir seine Versicherungsdaten geben!«, erinnert Stu den Fahrer von hinten. »Ach, halt die Klappe, Stu!«, ruft Sage panisch vom Beifahrersitz zu ihm rüber, ehe der Minivan ein weiteres Mal gerammt wird.

»Phil! Phil!«, ruft Doug auf einmal und als der Fahrer nach vorne schaut und auf die Wasserfässer rast. »Oh, Scheiße!«

Der Transporter rammt das Auto gegen die Wasserfässer und drängt sie immer weiter von der Fahrbahn. »Nein!«, ruft Stu panisch. »Fahr weg von dem!«

»Ich versuche es ja!«, schreit Phil seinen besten Freund an. Und mit einer letzten Berührung wird Phil von der Autobahn gedrängt und fährt nun auf dem Sand.

Als das Auto schließlich zum Stehen kommt, steigen bewaffnete Gangster aus dem Transporter, die zu allem Überfluss auch noch Masken tragen, aus und auf die fünf zu.

»Scheiße!«, schreit Sage panisch und versucht sich abzuschnallen. »Scheiße! Verriegelt die Türen! Verriegelt die Türen!«, weist Phil sie an.

Doch zu spät. Die Türen werden aufgerissen und jeder von ihnen nacheinander aus dem Auto gezogen. Aber Alan schafft es aus dem Auto zu springen und wegzulaufen.

»Phil!«, schreit Sage, als man ihr die Hände auf dem Rücken zusammenbindet. »Sage!«, schreit der Mann ebenfalls, als man ihm einen Sack über den Kopf stülpt. »Fasst sie nicht an!«

»Sage!«, ruft nun auch Doug, der nun auch nichts mehr sieht. Und dann setzen sie sich alle in Bewegung und werden in den Transporter verfrachtet.

»Sage! Geht es dir gut?«, fragt Doug, als er nach einer Hand greift. »Das ist meine Hand, Doug«, meint Phil seufzend. Dann fängt Stu auf einmal an zu schreien. »Ganz ruhig. Alles wird gut, Stu.«

»Was für eine kranke Scheiße läuft hier ab?«, schreit Sage panisch und rutscht auf dem Boden rum, bis sie gegen jemanden stößt. »Phil?«

»Ja, ich bin's, Babe«, sagt er nickend, als er nach ihrer Hand greift und ihren Verlobungsring spürt. »Es wird alles gut.«

Das Nächste, woran sich Sage erinnern kann, ist, dass sie unsanft zu Boden geworfen wird und auf jemanden landet. Phil stöhnt vor Schmerzen auf und panisch richtet Sage sich auf. »Hab ich dir wehgetan?«

»Nein, alles gut«, antwortet Phil schwach, der sich am liebsten die Eier richten will. Dann werden ihnen endlich die Beutel vom Kopf gerissen und Sage atmet erleichtert durch.

»Bitte! Das muss ein Riesenfehler sein«, sagt Phil, der noch immer auf dem Boden liegt. »Ihr habt die Falschen!«

Jemand greift nach Sage, welche dann zu Doug gebracht wird, der neben Stu steht. »Sage«, sagt er erleichtert, als er seine Schwester wohlauf sieht.

»Nein, ich hab die richtigen beschissenen Kerle! Hoch mit ihm. Bring ihn hier rüber«, sagt ein dunkelhäutiger Kerl mit Waffe in der Hand. »Hey, du bist der schwarze Doug!«, sagt Alan. »Das ist der schwarze Doug!«

»Halt deine beschissene Fresse!«, droht Doug Alan und richtet seine Waffe auf den Mann. »Oh, mein Gott. Er hat recht«, sagt Stu überrascht. »Alan, verrate mir sofort, warum uns der schwarze Doug gekidnappt hat«, wendet sich Stu an Alan.

»Hey! Vorsicht mit solchen Aussagen, verdammt!«, warnt Doug Stu, der nun seine Waffe auf ihn richtet. »Tut mir leid.«

»Das ist nicht Alans Schuld«, erklärt Doug. »Danke, schwarzer Doug«, seufzt Alan. »Motherfucker!«, flucht Doug sauer.

»Doug!«, ruft Phil. »Nur Doug, ok? Wieso machst du das?«

Ein Mann steigt aus dem Auto aus und geht auf die Truppe zu. »Weil ich ihm das gesagt habe. Ich bin Marshall. Und ob ihr es wisst oder nicht, wie alle haben etwas gemeinsam. Und angefangen hat es vor vier Jahren als dieser Armleuchter«, Marshall deutet auf den schwarzen Doug, »die falschen Drogen an diesen idiotischen Fettsack verkauft hat.« Dabei schaut er zu Alan. »Du hast keine Ahnung, was du damals für eine Lawine in dieser Nacht losgetreten hast. Auf dem Parkplatz vor dem verschissenen Schnapsladen.«

»Marshall?«, flüstert Stu. »Sie sind Marshall«, stellt er dann fest und sieht den Man vor sich an. »Was, deswegen haben Sie uns herbringen lassen?«

Marshall lacht. »Nein. Deswegen habe ich euch nicht herbringen lassen. Ihr seid hier, weil irgend so ein blöder China-Mann, von dem ich noch nie was gehört habe, in meine Stadt marschiert ist und sich einen von meinen Leuten gegriffen hat.«

»Mr. Chow?«, fragt Sage verwundert nach. »Ja«, sagt Marshall nickend. »Ja, Mr. Leslie "Arschloch" Chow. Ihr habt diesen Virus in mein Leben gebracht.«

»Oh, Gott, was hat er getan?«, fragt Phil nach. »Der Penner hat mich in den Arsch gefickt«, meint Marshall sauer. »Ach ja, na gut, das macht er hin und wieder mal«, sagt Alan und zuckt mit den Schultern.

»Nicht wortwörtlich«, antwortet Marshall ihm ungläubig. »Herrgott! Ein paar Wochen nach euerer Scheißaktion, erfahre ich dann, dass so ein Superscheich aus Abu Dhabi hier ankommt. Er wollte einen paar eher halblegale Investitionen tätigen. Er hatte seine beiden Frauen dabei und $42 Millionen in Goldbarren. Das war ein Kinderspiel. Wir haben alles kassiert. Zwei Wagen, in jedem 21 Millionen in Gold. Meine Jungs haben sich getrennt. Einer von ihnen hat's geschafft ... und einer nicht. Leslie Chow hat mir $21 Millionen abgezwackt. An einem Dienstag.«

»Oh, Gott«, seufzt Phil. »Ich hab ihn überall gesucht, aber er ist weg. Keiner kann ihn finden. Doch dann schnappen sie diese miese kleiner Kakerlake in Bangkok. Und ich habe ihn dort besucht. Ich biete ihm einen Waffenstillstand an. Ich versichere ihm, dass ich ihm kein Haar krümmen werde. Er soll mir nur sagen, wo mein Gold ist. Er weigerte sich, zu reden. Er weigert sich aber nicht nur, mit mir zu reden, er hat jegliche Kommunikation zur Außenwelt abgebrochen. Nur nicht die zu dir!« Marshall schubst Alan zu Boden.

»Ah! Das ist unfair!«, ruft Alan. »Alan? Du hast noch Kontakt zu Chow?«, fragt Stu den Mann fassungslos. »Sie haben sich Briefe geschrieben«, erklärt Marshall.

»Hey, die sind privat!«, schreit Alan den Mann an. »"Hallo, Leslie. O-M-G, der McRib ist wieder da. Wieso war er je weg?"«, liest Marshall laut vor. »Ganz genau!«, kommentiert Alan, was Sage die Augen verdrehen lässt.

»"Hallo, Alan. Ich habe heute einen Wärter mit Urin beworfen und einen Mithäftling beschuldigt. Ich wünschte, du wärst hier."«, liest Marshall einen weiteren vor. »Ja, ich wünschte, ich hätte es sehen können«, sagt Alan.

»Viele Briefe, einer unsinniger als der andere. Aber sie haben alle einen roten Faden: und zwar euch! Das Wolfsrudel.«

»Ach, Herrgott, Alan!«, seufzt Doug frustriert. Der richtige Doug. Der weiße Doug. »Vor fünf Wochen ist Chow aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen«, informiert Marshall die anderen.

»Oh, Fuck«, seufzt Phil. »Er hat sich an Bord eines Frachters geschmuggelt, Richtung Westküste. Wo ist er?«, fragt er Alan sauer.

»Ich weiß es nicht«, antwortet der Mann, der noch immer auf dem Boden liegt. »Alan, wenn du weißt, wo er ist, dass sage es dem Mann, jetzt sofort«, bittet Sage ihn.

Alan sieht Sage an. »Ich weiß es nicht. Ich schwöre es. Wir haben seit Monaten keinen Kontakt.« Alan blickt den Mann vor sich unsicher an. 

»Dann muss es auf die harte Tour sein«, seufzt Marshall und stellt sich wieder aufrecht hin. Plötzlich wird Sage der Beutel wieder über den Kopf gestülpt und panisch fängt sie an zu schreien. 

»Nein!«, ruft Doug sauer. »Fasst sie nicht an!«, ruft auch Phil. »Was soll der Scheiß? Was wird denn das?«

»Sage ist meine Versicherung. Sie nehmen wir mit«, erklärt Marshall den Männern. »Nein, nehmt mich stattdessen!«, ruft Doug rein und sieht den Mann bittend an. »Nehmt mich.«

Marshall sieht zwischen den Geschwistern hin und her und nickt dann schließlich mit dem Kopf. Der Beutel über Sages Kopf verschwindet und sie kneift die Augen zusammen. 

»Doug!«, ruft sie als man ihm einen Beutel über den Kopf stülpt. Sage will ihm nachrennen, wird aber von Marshall aufgehalten. »Wenn ihr mir nicht Chow bringt, dann puste ich ihm das Hirn weg. Wenn ihr zu den Bullen geht, dann puste ich ihm das Hirn weg.«

Sage bekommt Tränen in den Augen. »Aber das ist verrückt!«, schreit Phil, der auf dem Boden liegt. »Wir wissen doch gar nicht, wo, zum Henker, der ist!«

»Das weiß keiner«, sagt Marshall und zuckt gleichgültig mit den Schultern. »Aber ich glaube, das Wolfsrudel hat bei der Suche die besten Chancen auf Erfolg. Ihr habt drei Tage. Also, an die Arbeit.«

Und dann verschwindet er und lässt die vier zurück. »Wollt ihr nicht lieber Stu mitnehmen?«, ruft Alan ihnen nach, wofür er von Sage ein Kopfschütteln kassiert. »Fick dich, Alan.«

Das Auto und der Transporter fährt davon und Sage eilt zu Phil und kniet sich neben ihn hin. »Geht es dir gut?«, fragt sie besorgt. Phil nickt schwach. Dann seufzt er und sieht zu seiner Verlobten. »Dreh dich mal, dann kann ich dir die Handfesseln durchkauen.«

»Falscher Zeitpunkt«, grinst Sage, tut aber was er gesagt hat, und spürt wenige Sekunde später seine Zähne an ihrer Haut. 

Als sie sich schließlich alle befreit haben, sind sie mit dem Minivan zur nächstgelegenen Tankstelle gefahren sind, wo Phil das Auto tankt und sich mit Stu unterhält, Sage am liebsten Zigaretten kaufen würde und Alan der mit seinem Handy beschäftigt ist.

Sage reißt den Blick von den Zigaretten los und geht zu den Getränken, wo sie sich ein Wasser schnappt. Seufzend bezahlt sie es und geht nach draußen, wo die Jungs sich unterhalten. 

»Was hab ich verpasst?« Sie öffnet die Wasserflasche und nimmt einen Schluck und kassiert von ihrem Verlobten einen fragenden Blick. Sage trinkt nie Wasser, denkt sich Phil, schüttelt aber den Kopf.

»Wir haben eine Spur zu Chow«, spricht Phil schließlich. »Sehr gut«, erwidert Sage und reicht Phil das Wasser und setzt sich auf den Beifahrersitz.

Im Auto auf den Weg zu einer Apotheke erklärt Phil ihr den Plan, mit dem Sage einverstanden ist lässt sich in den Sitz sinken. 

Sie schließt ihre Augen und versucht sich zu entspannen. Phil mustert seine Verlobte besorgt und legt ihr eine Hand auf den Oberschenkel und streichelt beruhigende Kreise. Sage dreht ihren Kopf in seine Richtung und schenkt ihm ein liebevolles Lächeln. 

Als sie schließlich an einer Apotheke ankommen, steigt Stu aus dem Auto und auch Sage schnallt sich ab. »Wo willst du hin?«, fragt Phil sie skeptisch und Sage schenkt ihm ein unschuldiges Lächeln. »Ich brauche nur was gegen Kopfschmerzen.«

Nicht ganz überzeugt nickt Phil und Sage folgt Stu ins Gebäude. Während Stu an den Schalter geht, schlendert Sage durch die Gänge und bleibt bei dem Regal mit den Übelkeitstabletten stehen. 

Seufzend greift sie nach einer und macht sich auf den Weg zur Kasse, wo Stu steht, der so stark am Schwitzen ist, das es schon nicht mehr normal ist. Aber Sage sagt nichts und stellt sich neben ihn.

»Alles in Ordnung?«, fragt Stu den Mitarbeiter, der auf ihn zukommt. »Na ja, das ist schon merkwürdig«, sagt er murmelnd. »Dieses Medikament in solchen Mengen und mit einer Packung Spritzen. Ist doch sonderbar.«

»Ja«, meint Stu und presst seine Lippen aufeinander. »Es ist so, es handelt sich um einen Notfall, also ...«

»Sehen Sie, genau das meine ich«, unterbricht der Mann Stu. »Außerdem zappeln Sie die ganze Zeit und sehen scheiße aus. In unserer Branche sind das alles Alarmsignale. Ich muss den Arzt anrufen, der das verschrieben hat und nachfragen.«

Sage verdreht die Augen. »Hören Sie«, beginnt sie und schenkt dem Mann hinter der Theke ein Lächeln. »Mein Mann hier und ich hatten einen wirklich stressigen Tag und er ist einfach nur nervös, weil wir unser erstes Kind erwarten.« Sage legt die Tabletten auf die Theke. »Wir haben unseren ersten Termin beim Ultraschall und haben es wirklich eilig. Wären Sie bitte so freundlich und würden uns bitte die gewünschten Medikamente bringen?«

Der Verkäufer sieht zwischen den beiden hin und her, dann auf die Tabletten und nickt schließlich. Er verschwindet hinten im Lager und Stu dreht sich der Frau neben ihm zu.

»Sag bloß nichts«, warnt sie ihn und presst ihre Lippen aufeinander. »Du bist schwanger?«, fragt er schockiert nach und ein Lächeln bildet sich auf seinen Lippen. »Weiß Phil davon?«

Sage schüttelt den Kopf. »Nein«, antwortet sie ihm und seufzt. »Ich wollte es ihm dieses Wochenende sagen, aber tja ... Das wird wohl nichts.«

»Was? Du musst es ihm sagen, Sage«, meint Stu. »Ich habe ja nicht vor es ihm zu verschwiegen, Stu«, murrt Sage und sieht den Mann an. »Ich glaube nur, dass es gerade nicht der beste Zeitpunkt ist.«

Verstehend nickt Stu. Sie hat ja recht. Dann wird er auf einmal hibbelig. »Oh, mein Gott, ich freu mich ja so für euch.« Aufgeregt nimmt er seine beste Freundin in den Arm. »Ihr werden großartige Eltern sein.«

Sage lächelt den Mann dankend an, richtet ihre Aufmerksamkeit aber wieder nach vorne, wo der Verkäufer ihnen eine Tüte mit den Sachen von Stu reicht. »Lassen Sie mich das nicht bereuen.«

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