twenty three 🌊

Nach weiteren Minuten waren dann auch Seungmin und Hyunjin nachgekommen und somit brachten sie Felix vollkommen zum Schweigen. Immerhin fühlte sich der Brünette nicht mehr dazu verpflichtet etwas sagen zu müssen und verfiel in sein altes Muster, dem Schweigen. Er konnte einfach den restlichen Abend genießen, während sich alle unterhielten, seine drei neu gewonnenen Freunde andere kennenlernten und er das ganze Geschehen beobachtete.

Doch Hyunjin war ruhiger gewesen, das merkte Felix und das ließ ihn in Besorgnis geraten, was ihn an die Situation vor einigen Tagen erinnerte, in der der Blonde meinte, dass er nicht allein war. Wieder einmal interpretierte er zu viel in diese Worte hinein, obwohl der Ältere jegliche Anzeichen gab, dass mit ihm nicht alles hundertprozentig in Ordnung war, auch wenn dieser es immer versuchte zu überspielen. Da Felix mehr ein Beobachter war, konnte er sowas nicht einfach so übersehen, es ließ ihn einfach nicht los und am liebsten hätte er ihn darauf angesprochen. Aber das wäre zu viel des Guten gewesen.

In der Zeit unterhielten sich der Rothaarige und der Schwarzhaarige mit zwei Jungen, die sich Mingi und Yunho nannten. So, wie es Felix jedenfalls heraushören konnte, doch wieder einmal interessierte er sich für das Gesprächsthema nicht und so starrte er auf das knisternde Feuer, welches in ihm schlechte Erinnerungen weckte, die er am liebsten versuchte zu verdrängen. Je länger er in die glühend, glimmende Hitze starrte, desto lauter schrien seine Erinnerungen, die ihn langsam in Panik geraten ließen und er aufschreckte. Er konnte die Bilder, die vor seinem inneren Auge aufblitzten, nicht ertragen und daher rannte er fast fluchtartig weg, als würde er vor ihnen entkommen wollen.

Aber wie konnte man etwas entkommen, was einen ständig verfolgte?

Tränen stießen ihm in die Augen, während sein Atem schwer wurde und er nach wenigen Sekunden schon drohte daran zu ersticken. An seinen Erinnerungen, die er seit über vier Jahren versuchte zu verdrängen und doch waren sie ein Teil von ihm. Sein dunkles Ich, welches nicht ans Licht kommen durfte. Er war der Grund, warum er nun hier in Korea war, ein neues Leben führen musste, was doch seinem Alten glich. Und doch war es anders. Er hielt es nicht aus, weil dieser Schmerz nicht aufhören würde. Er war da, kam auf ihn zu wie eine Welle, die irgendwann wieder abflachte. Doch gerade kam sie auf ihn zu und ertränkte ihn vollkommen.

Felix erstickte an seinen Gefühlen, sodass er sich nicht einmal mehr halten konnte und in den Sand fiel. Leise Schluchzer überkamen seinen Lippen. Kraftlos holte er immer wieder nach Luft und doch dachte er, dass er gleich umkippte, obwohl er schon auf dem Boden hockte.

"Ich glaube, es wäre nicht der richtige Zeitpunkt, wenn du allein wärst.", hörte Felix hinter sich, wobei er die Fußschritte im Sand nicht einmal gehört hatte. Allgemein war das Rauschen des Meeres laut gewesen. Seine Erinnerungen waren aber lauter, die Stimmen in seinem Kopf, bereiteten ihm Kopfschmerzen und die ganzen Schuldzuweisungen konnte er nicht mehr hören. Schließlich hörte er sie seit Jahren und er würde sie wohl bis zu seinem Lebensende ertragen müssen, weil sie mehr als nur der Wahrheit entsprachen.

"Du musst nicht reden, keinesfalls musst du das... Aber ich denke, dass dein Gefühlsausbruch nicht von irgendwoher herkommt." Mit einem gewissen Abstand hockte sich Hyunjin vor ihm hin, schaute ihn aufmunternd an und ließ seine Finger durch Felix' braune Haare gleiten. "Und manchmal ist es besser, wenn jemand da ist, der einem zu einem gewissen Teil verstehen kann."

Wieder musste Felix an diesen einen Abend und auch an den Tag denken, den er mit seinen Eltern verbringen musste. Bei beidem hatte Hyunjin ihm Sachen gesagt, die eindeutig klangen. Dass er vermutlich keine so einfache Geschichte zutragen hatte, wie er selbst es tat. Aber er wollte ihn nicht fragen, immerhin konnte er Hyunjin nach wie vor nicht einschätzen. Es machte ihm zu einem gewissen Grad sogar Angst, dass er aus irgendeinem Grund verstanden wurde und somit brachte es auch seine schlimmen Gedanken zum Ersticken, da sie in den Hintergrund gerückt waren.

"Ich denke, es wäre keine sonderlich gute Idee, wenn wir wieder zum Feuer gehen, richtig? Ich schreibe Minnie, dass wir aufs Zimmer gehen, weil ich hab doch nicht mehr so wirklich Lust zurückzugehen." Etwas abwesend bestätigte Felix seinen Vorschlag, obwohl er wohl dazu kein wirkliches Mitspracherecht hatte und schniefte einige Male, ehe er seine nassen Wangen mit seinen Ärmeln trocknete. Dass Hyunjin Felix' Lage ausnutzte, war nicht sonderlich toll gewesen. Schließlich würden sie sich auf dem Zimmer viel eher anschweigen, als reden. Das wussten sie beide. Aber wenn er zurück zu den anderen ging, würde er Gefahr laufen, dass ihm genau dasselbe noch einmal passierte. Das wollte er erst recht nicht.

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