twelve 🌊

"Auch wenn du nicht hier sein magst, weil deine Eltern dich überrumpelt haben, solltest du das Positive in den Dingen sehen. Am Ende sind sie immer noch deine Eltern, die sich Sorgen um dich machen.", redete ihm Chan ins Gewissen, als Felix ihm nach einiger Zeit des Schweigens erklärt hatte, warum er so grundlegend abgeneigt war. Zwar hatte er ihm das Wichtigste verheimlicht. Aber das war in seinen Augen nicht nötig, denn es würde ihn nicht interessieren, wie so viele andere auch nicht. Denn all das Negative, was Felix widerfuhr, projizierte er auf sich selbst. Manchmal reichte es auch nur, wenn man ihn schief ansah, damit er die Schuld bei sich selbst suchte. Diese Gefühle hielten nicht nur für einen Tag. Nein, manchmal konnten sie Tage, wenn sogar Wochen andauern, ehe er sich ansatzweise in der Lage fühlte, wieder ein klareren Kopf zu bekommen. Es war nicht so, dass es ihm besser ging, denn das war oft nicht der Fall. Seine Gefühle fühlten sich aber nicht mehr so erstickend an.

"Ja, stimmt schon."

Ganz egal, was Chan sagte, jedes Mal führte es zu einem Schweigen. Entweder nickte Felix, schüttelte seinen Kopf oder gab solche Antworten, dass der Lockenkopf nicht einmal wusste, was er darauf sagen sollte. Manchmal gab es so kurze Momente, da fühlte es sich an, als wäre Felix wie viele andere auch. Da lachte er, zumindest zeigte er den Ansatz, dass seine Mundwinkel nach oben zuckten. Genau in diesen Momenten dachte Chan, dass er endlich das Eis gebrochen hatte. Aber im nächsten Moment war davon nichts mehr zu sehen, als wäre seine Bemühung umsonst.

Hyunjin hatte ihm schon des öfteren gesagt, dass es nichts brachte, wenn er hartnäckig blieb, weil er am Ende eher enttäuscht war, als dass es ihn glücklich machen würde. Darauf hörte Chan jedoch nicht. Er hatte nämlich seinen eigenen Kopf und der nahm sich vor an Felix heranzukommen. Jedenfalls dass sie Freunde werden und am Ende auch einige schöne Tage erleben würden. Noch hatten sie um die zehn Tage und in denen konnte viel passieren. Irgendwann musste er das Eis brechen.

"Wieso setzt du dich eigentlich immer zu mir, obwohl du schlafen könntest?"

Chan zuckte erst nur mit den Schultern, überlegte, was er ihn als Antwort geben könnte. So ganz wusste er es selbst nicht. Er war da, weil seine beiden anderen Freunde diese Pärchendinge taten, die für ihn eher unangenehm waren mit anzusehen. Und weil Felix sich schwer tat überhaupt mit einen von ihnen zu reden, sah er sich dazu verpflichtet irgendwie für ihn da zu sein, mit ihm zu reden, damit sie sich kennenlernen konnten.

"Ich denke, es würde dir gut tun ein wenig in Gesellschaft zu sein. Einsamkeit kann krank machen." Für einen Moment konnte Chan ein kleines, zurückhaltendes Lächeln erkennen, welches auf Felix' Lippen gehuscht war. Auch wenn es dunkel war, selbst der Mond nicht genügend Licht abwarf, weil die Wolken vor diesem waren, hatte er es gesehen. Es war da gewesen und brachte ihn selbst zum Grinsen, auch wenn er es versuchte zu unterdrücken, in dem er sich auf die Lippe biss.

"Ja, Einsamkeit macht krank. Es gibt aber noch so viel mehr, was einen krank machen kann, wodurch man das Alleinsein bevorzugt. Man lernt es zu lieben, als wäre es immer ein Teil von einem gewesen und doch hasst man es so sehr, weil man es Momente gibt, da hält man es nicht mehr aus. Weißt du?"

So ganz verstand es der Ältere nicht, worauf Felix genau hinauswollte und das merkte Felix auch recht schnell, als sich Chans Stirn in Falten legte. Das verstärkte natürlich Felix' Gefühl umso mehr, dass er sich wohl nie verstanden fühlen würde. Dass er mit seinen Gefühlen wohl immer allein sein würde und dass es wohl wirklich besser war, wenn er die Einsamkeit bevorzugte. Denn dann hatte er auch keinen, der ihn enttäuschen konnte, wenn es ihm schlecht ging.

"Schon gut. Ich bin einfach nur jemand, der gern mit sich selbst Zeit verbringt, als mit irgendjemanden anderen."

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