sixty seven 🌊
„Hast du schon einmal versucht mit Chan darüber zu reden? Vielleicht geht es ihm genau wie dir und er fängt auch an sich zu erinnern... Totschweigen ist falsch, weil es euch beide betrifft." Dabei war es absurd, dass er genau diesen Ratschlag gab. Hyunjin selbst konnte mit seinem Freund auch nicht über gewisse Dinge reden, weil er ihn beschützen wollte. Aber wie konnte er es überhaupt, wenn jede noch so kleine Möglichkeit mit Schmerz für sie beide verbunden war? Unbewusst schüttelte der Ältere seinen Kopf, um seine Gedanken loszuwerden. Sie hatten recht, mehr als das, aber lieber schob er das ganze Problem vor sich her und hoffte einfach, dass es irgendwann besser werden würde. Irgendwann würde es bergauf gehen müssen.
„Ich möchte niemanden Sorge breiten... Vor allem nicht Chan. Er tut schon so viel für mich und hat ja dann auch noch die Sorge um seine Schwester, über die er auch nicht redet. Und dir geht es auch nicht gut-"
„Felix...", seufzte der Blonde und strich seine Haare zurück. Nicht wirklich erfreut von den Worten, zog er skeptisch eine Augenbraue nach oben, um zu zeigen, dass er nicht sonderlich erfreut war. Natürlich waren es die Sorgen des Brünetten und die kamen auch nicht von irgendwo her. Aber hatte es einen faden Beigeschmack, wenn er sich die ganze Sache so zusammenreimte. Somit kam auch nur unnötiger Weise der Gedanke auf, dass seine Probleme nichtig, total unwichtig waren. Dabei waren sie alles andere als das und jeder, der mit ihm zu tun hatte, würde versuchen wollen für Felix da zu sein, damit es ihm besser ging. Und über Probleme zu reden, war eben auch ein wichtiger Bestandteil jeglicher, menschlicher Beziehung. Auch wenn die Überlegung, dass man sich vor anderen seelisch entblößte, nicht unbedingt die schönste Vorstellung war.
„Es ist okay, dass wir darüber reden... Dass du mit Chan darüber redest und es ist vor allem wichtig, dass du überhaupt redest. Erst wenn du sagst, dass dich die ganze Sache deiner Vergangenheit, dass du dich langsam erinnerst, dich überfordert und dir nicht guttut, können wir dir helfen. Und wenn es Chan betrifft, musst du mit ihm reden, weil es eure Vergangenheit ist und nicht nur deine. Und vielleicht wird sie euch beiden viel eher wehtun, als dass sie euch glücklich machen wird..."
Langsam, aber sich kam Felix dann doch ins Grübeln. Denn er wusste, dass der Schwarzhaarige schon längst mitbekommen hatte, dass etwas wieder einmal nicht so ganz stimmte und Felix wieder abwesender schien. Dass sich der Brünette im Schlaf ständig umherwälzte, zeigte, dass etwas nicht stimmte, ließ ihn in der Annahme, dass er mit etwas zu kämpfen hatte und doch wusste er nicht, was genau der genaue Auslöser war. Ob es eine Kombination der vergangenen Tage war oder ob dahinter doch mehr steckte, was Felix bisher nie sonderlich erwähnt hatte, konnte Chan eben nicht wissen. Nur wollte er ihn keineswegs zwingen, dass er redete. Wenn sich Felix dazu bereitfühlte, dann würde er ihm zuhören und solang würde er geduldig warten und wenn ihn Albträume verfolgten, hatte Chan sich auch jedes Mal in sein Bett gelegt, spürte wie der Jüngere immer nach seiner Nähe gesucht hatte und sich an ihn schmiegte. Schließlich hatte Chan schon immer Schwierigkeiten, Menschen auf deren Probleme anzusprechen und Felix hatte die Schwierigkeit von selbst seine Probleme anzusprechen, sodass sie beide am Ende in Verschwiegenheit gehüllt waren. Genauso wie es Hyunjin und Seungmin waren, deren Problem die Psyche des jeweils anderen war und sie deswegen den anderen viel eher zerstörten, als halfen.
„Können wir ein Versprechen machen?", durchbrach Hyunjin die Stille und brachte Felix zum Schlucken. Eigentlich hielt er nie sonderlich viel davon, denn am Ende würden sie immer gebrochen werden. Nur wollte er keinesfalls ruppig sein, nickte und sah seinen Freund mit großen, tränenden Augen an.
„Halten wir so lang aus, wie wir können?" Kurz überlegte der Blonde, ob er sich deutlicher ausdrücken sollte. „Ich möchte dich nicht verlieren, aber ich weiß nicht, ob ich noch durchhalten kann... Ich weiß nicht, ob ich meine Psyche weiterhin aushalten kann, Felix... Und vielleicht hilft es mir zu wissen, dass jemand wegen mir genauso durchhält, wie ich für ihn..." Seine Augen tränten ebenso, seine Stimme war brüchig und eigentlich war es einfach nur ein verzweifelter Hilfeversuch, dass er wenigstens ein klein wenig etwas zum Positiven wenden wollte. „Es wird wieder schlimmer..."
Aber manchmal kam Hilfe eben auch zu spät.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top