sixty nine 🌊

⚠️ Triggerwarnung: Verlust von Familienangehörigen, Hausbrand ⚠️

Die Worte klangen in Chans Ohren wie ein Echo. Wie etwas, was er nicht so ganz verstand und verinnerlichen konnte, weil ihm dazu jeglicher Bezug fehlte. Daher legte er seine Stirn nur in Falten und strich behutsam den Rücken des Jüngeren auf und ab. Keinesfalls war er sich sicher, ob dieser es in irgendeinem Sinne ernst meinte, weil er nicht wirklich wach schien und dieser Moment viel eher surreal vorkam, als dass er wirklich meinen konnte, dass sich all das gerade in der realen Welt abspielte.

„Ich kann mich an alles wieder erinnern...", hauchte Felix in die Halsbeuge seines Freundes und drückte ihn noch einmal fester an sich, „Du hast mich aus dem Feuer gezogen..." Doch fühlten sich Felix' Worte keinesfalls realitätsnahe an für den Älteren. Es glich einfach nur einer Aussage über jemand völlig anderen zu sein, doch längst nicht über Chan selbst, dass er zunächst seinen Kopf schüttelte, diesen immer stärker bewegte, als würde er all das nicht wahrhaben wollen. Doch wusste er auch, dass der Brünette keineswegs lügen würde und wenn er sich wirklich erinnern könnte, dann hatte er ihm zu glauben. Schließlich waren Felix' Erinnerungen auch die von Chan gewesen. Wobei es sich viel eher so anfühlte, als würde auch dies nicht der Realität gleichen.

„Nein", meinte Chan irgendwann, als er spürte, wie der Jüngere immer stärker Schluchzer versuchte zu unterdrücken. Nur konnte man dieses Gefühl, welches im Schwarzhaarigen ausgelöst wurde, keinesfalls ignorieren und ließen ihn somit elendig fühlen. Er fühlte sich schlecht, dass er seinem Freund nicht vertrauen konnte. Dass die Worte von Felix' Erinnerungen viel eher einer Lüge für ihn glichen und er es einfach nicht wahrhaben wollte, dass sein Freund sich daran erinnern konnte, nur er selbst nicht. Er fand es unfair und doch musste es doch einen Grund haben, wieso er alles, was damals passiert war, verdrängte und letztlich meinte zu vergessen. Es würde womöglich ein Schutz sein, weil es ihn ein weiteres Mal zerstören konnte, wenn seine Erinnerungen, seine Vergangenheit ein weiteres Mal aufkamen. Doch wieso durfte sich Felix daran nach Jahren erinnern und er nicht?

Selbst seine Schwester wusste, dass sie befreundet waren, kannte Felix von damals und das war auch ein klares Zeichen dafür, dass der Brünette keineswegs lügte und somit die Wahrheit sagte.

Nur schmerzte die verdrängte Vergangenheit ungemein und brachte Felix zum Verzweifeln. Er wusste nicht einmal, ob er Chan die Bilder erzählen sollte, weil er regelrechte Angst um diesen bekam. Er wusste nicht, ob sie ihn zerstören würden, weil er selbst nicht glauben konnte, dass Felix selbst niemals bewusstlos wurde, als er im brennenden Haus feststeckte, nachdem Rachel ihn die Treppe heruntergestoßen hatte. Nun hatte er alles ganz deutlich gesehen, die Schreie seiner Schwester gehört und auch wenn es teilweise nur einzelne Erinnerungsfetzen waren, hatte er den leblosen Körper seiner Schwester neben sich im Freien liegen sehen, als man sie aus den Flammen geholt hatte. Nur war er auch darüber verwirrt, wieso Chan seine Schwester aus dem Feuer rausholen konnte. Immerhin dachte er Jahre lang daran, dass irgendetwas einstürzte, was den Weg zu ihr versperrte. Nur hatte Felix auch ganz deutlich seine Schwester neben sich liegen sehen, allerdings bewusstlos und Chan hatte mit allen Mitteln versucht sie zu retten bis der Rettungswagen und die Feuerwehr kam. Aber je länger die Zeit andauerte und er keine Reaktion von Rachel bekam, umso hilfloser und verzweifelter wird er, fing an zu schreien und zu weinen, während alle anderen sich um Felix gekümmert hatten. Am liebsten hätte er selbst Chan geholfen, um seine Schwester zu retten. Nur konnte er seinen Körper nicht bewegen, schien paralysiert zu sein und konnte nicht einmal mehr aus Verzweiflung weinen. Er hätte so gern geweint, in der Hoffnung, dass er seine Gefühle, seine Hoffnungslosigkeit loswurde. Aber er lag einfach nur da, der Blick starr auf Chan und Rachel gerichtet und dieses grausame Bild, welches Felix nach langer Zeit vor sich sah, als er in den Armen seines Freundes weinte.

Er wusste nicht, ob er Chan das alles, was er so eben wieder erlebt hatte, antun konnte.

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