fiveteen 🌊

Hyunjin nahm auf der Mauer Platz und zog die kleine Schachtel hervor, um eine der wenigen Zigaretten herauszuziehen. Für einen kurzen Moment war er allein, denn er wusste, dass seine Freunde nach dem Essen kurz auf das Zimmer gingen, ehe sie ihm nachkamen. Felix würde oben bleiben, da war er sich ziemlich sicher, also war es einer der wenigen Momente, wo er sich den Glimmstängel anzünden konnte, um eine zu rauchen und seinen Körper mit dem Rauch vergiften konnte. Er wusste, dass gerade Seungmin nicht davon erfreut war, wenn er den widerlichen Geschmack beim Küssen schmeckte, aber wenn er ihn dabei nicht sah, konnte er es ihm auch nicht verbieten. So einfach war das.

So zog er einmal mit einem tiefen Atemzug daran und blies den Rauch wenig später aus, sah der Wolke dabei zu, wie sie eins mit der Umgebung wurden. Eigentlich war Hyunjin nie jemand, der etwas vom Rauchen hielt, weil er der gleichen Ansicht war, wie seine Freunde auch: Es war alles andere als cool, es stank und es war einfach nur schädlich. Aber manchmal brauchte man Dinge, die schädlich und noch so giftig waren, um zu realisieren, dass man am Leben war. Manchmal machten sie einem das Leben zu einem gewissen Grad erträglicher. Jedenfalls für den Moment, nur um dann zu realisieren, dass es nichts brachte. Aber man tat es dennoch immer und immer wieder.

Es waren nicht nur die Zigaretten, die ihm die Last abnahmen, sondern auch der Alkohol, wenn es ihm zu viel wurde. Wenn er sich mit Seungmin stritt, wenn er sich fühlte, als wäre er der Fehler und niemand konnte etwas ändern. Und das brachte Hyunjin dazu, dass er an Felix dachte. Er hatte seine Narben gesehen, sehr gut sogar. Dadurch hatte er ihn ein stückweit mehr verstehen können. Zwar kam er bei vielen wie der größte Großkotz rüber, aber das hatte auch einen Grund, den viele nie hinterfragten. Auch wie viele andere, wurde Hyunjin in eine Schublade gestopft und war in den Augen anderer arrogant, selbstverliebt und auf sich selbst fokussiert. Aber eigentlich steckte hinter dem Blonden eine ziemlich dunkle Vergangenheit, die kaum einer kannte, die er kaum einen anvertrauen konnte, weil er sie selbst nicht einmal akzeptieren konnte.

Aber er war auf dem Weg der Besserung. Es würde noch lang dauern, aber seine Vergangenheit war schon lang kein ausschlaggebender Teil mehr von ihm gewesen, dass er seinen Alltag davon abhängig machte und so langsam konnte er sich damit auch anfreunden. Auch wenn es Tage gab, an der sie noch immer schmerzte und ihn nur mehr als belastete. - Und das alles hatte er Seungmin zu verdanken, der immer für ihn dagewesen war. Selbst in seinen dunkelsten Zeiten, in denen ihm schlimme Gedanken plagten. Von ihm wurde er nie im Stich gelassen. Nein, er wurde von ihm sogar eher genervt, damit Hyunjin auch ja nicht das Gefühl bekam, dass er allein war, dass er die Sache selbst durchstehen musste, denn das musste er nicht. Er war nicht allein.

Daher hoffte er für Felix, dass er jemanden finden würde, dem er sich anvertrauen konnte. Zwar nicht hier und jetzt, aber in naher Zukunft.

Hyunjin war bewusst, dass er mit ihm ziemlich ruppig umgegangen war. Das tat er aber bei jedem, den er nicht kannte und das hatte dementsprechend nichts mit Felix als Person zu tun, sondern mit seiner ständigen Abneigung gegenüber seinen Mitmenschen. Tatsächlich war er sich sogar ziemlich sicher, dass er sich mit dem Brünetten anfreunden könnte, wenn ihm ein bisschen länger an Zeit blieb, als nur dieser relativ kurzer Urlaub.

Ein letztes Mal zog er an der Zigarette und machte sie im Anschluss aus, um den Stummel in den nächsten Mülleimer zu schmeißen. Und dann kamen ihm schon Chan und Seungmin entgegen. Letzterer roch direkt den Qualm und verzog angewidert seine Nase, sagte jedoch nichts. Das hatte er schon oft genug und es würde sich nichts ändern. Er hatte sich wohl damit abzufinden, dass sein Freund rauchte. Dass es ungesund war, würde er ihm dennoch regelmäßig auf die Nase binden.

"Felix meinte, dass er lieber oben bleibt. Er möchte sich ein bisschen ausruhen und falls er nicht eingeschlafen ist, würde er sogar mit Uno spielen wollen.", meinte Chan und schien ein wenig stolz zu sein, dass er den Brünetten nie in Ruhe gelassen hatte. Denn das brachte ihn dazu, dass dieser sich langsam ihrer Gruppe anschloss. Jedenfalls für die nächsten Tage bis sie alle nach Hause fuhren.

"Egal, was du mit ihm gemacht hast, du hast alles richtig gemacht." Hyunjin lächelte den Australier an, denn irgendwie war er doch ein bisschen glücklich darüber, dass sich Felix anschloss. Er sah in Felix jemanden, der mindestens genauso viele Geheimnisse hatte, wie Hyunjin selbst. Und somit war er zu einem gewissen Stück anders, als es Seungmin und Chan waren.

Felix war ein Stück gebrochener, genauso wie Hyunjin es war.

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