eight 🌊

Nach ein Uhr waren alle eingeschlafen und das leise Atmen der anderen konnte Felix hören. Nicht, dass es ihn störte, keinesfalls. Das war etwas, was er durchaus ignorieren konnte. Aber da er sich am Nachmittag aus reiner Frustration schlafen gelegt hatte, konnte er nun nicht mehr einschlafen. Auch mit Tabletten nicht. Das war auch nie eine Lösung, das wusste er. Also entschied er sich vorsichtig aus seinem Bett zu klettern, was durch die Dunkelheit etwas schwieriger war und zog sich aus seinem Schrank seine Jacke, die er sich überzog. Ein wenig die Füße vertreten, konnte ja nicht schaden. Und dieses Mal nahm er auch seinen Schlüssel mit.

Mit einem Seufzen spürte er den Wind, der wesentlich kühler geworden war und ihm durch seine braunen, mittlerweile zu lang gewordenen Haare wehte. Zwar spürte er nach fünf Minuten wieder die Sandkörner in seinen Schuhen, aber nun versuchte er es zu ignorieren. Es war keiner draußen, der Strand war wie leer gefegt und irgendwie war es für Felix ziemlich beruhigend. Keine nervigen Menschen und auch keine Sonne, die ihn mit ihren Sonnenstrahlen umbrachte, weil er einen Pullover trug.

Es dauerte auch nicht lange, da hatte sich Felix auf den Sand hingesetzt. Für eine Sekunde verfluchte er sich, dass er seine Hose nicht gewechselt hatte. Aber aufregen würde ihm auch nichts bringen, deswegen seufzte er nur ein weiteres Mal und schaute mit einem kleinen Lächeln auf das Wasser. Das Meeresrauschen klang angenehm in seinen Ohren und wäre es nachmittags nicht schlafen gegangen, dann würde er wohl müde werden. Gerade aber war er hell wach, seine Psyche war allerdings das Gegenteil. Sie war vollkommen entkräftet.

"Ich wusste, dass du nicht schlafen kannst, Felix."

Und das wars mit Felix' Ruhe. Chan hatte mitbekommen, wie dieser aus dem Raum gegangen war. Das Rütteln am Bett war schließlich alles andere als unbemerkt geblieben.

"Aber ich kann auch nicht schlafen." Somit ließ sich der Ältere neben ihm nieder und hatte seinen Blick auf das Meer gerichtet, während Felix' Blick auf ihn war, ihn im Mondschein musterte. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er jemand nahe war. Dass er mit jemanden einfach nur da saß und ein Gespräch führte. Auch wenn er bis jetzt kein einziges Wort über seine Lippen gebracht hatte.

Aber auch wenn er Chan als ziemlich nervig empfand und dieser für ihn ein bisschen zu viel war, fand er es dennoch nett, dass er sich zu ihm setzte und das Gespräch suchte. Sie waren nach wie vor Fremde gewesen und doch wollte Felix das auf jeden Fall beibehalten.

"Du scheinst nicht viel zu reden.", stellte Chan ein weiteres Mal mit einem Lachen fest, wobei wieder seine Grübchen zum Vorschein kam und der Jüngere beinahe selbst begann zu lächeln. Doch seine Lippen waren noch immer eine schmale Linie. "Wie wäre es, wenn ich etwas von mir erzähle? Wenn dir danach ist, kannst du ja auch etwas über dich erzählen. Oder wir genießen einfach das Meer."

Darauf bekam Chan jedoch keine Antwort. Nicht mal ein Schulterzucken, ein Nicken oder ein Kopfschütteln. Nur den starren Blick den Felix ihm schenkte, verwirrte ihn, sodass er seine Stirn in Falten legte und als er den Mund öffnete, drehte sich der Kopf des Brünetten wieder zum Meer. So schloss er wieder seinen Mund, musste kurz schmunzeln darüber und sah selbst zum Wasser.

Der Lockenkopf beließ es dabei und entschied sich dafür zu schweigen. Manchmal war es doch besser einfach den Mund zu halten und wahrscheinlich war das jetzt einfach ein Moment, an dem es ratsam wäre. Er wollte Felix keinesfalls vergraulen, schließlich hatte er ihn verfolgt und ihn nicht einmal gefragt, ob er damit einverstanden war, dass man ihm Gesellschaft leistete.

"Was denkst du, wie es sich anfühlt zu ertrinken?", murmelte Felix leise vor sich hin. Auf Grund seiner tiefen Stimme konnte Chan jedoch nur schwer verstehen, was er gesagt hatte.
"Was?"
"Wie alt bist du?" Ihm war bewusst, dass er das Gesagte besser kein zweites Mal wiederholen sollte und absichtlich hatte er seine erste Frage auch eher genuschelt, als klar ausgesprochen. Er wollte nicht vollkommen als krank herüberkam, nur weil er sich vorstellte, wie sich gewisse Dinge anfühlten. Auch wenn sie nicht immer ein schönes Ende als Folge hatten.

"Neunzehn und du?"
"Siebzehn"

Und manchmal war es eben besser, wenn die Gedanken nur Gedanken blieben und nicht an Gehör fanden.

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