💭 thirty two
Die nächsten Tage ließ sich Chan nicht mehr in der Schule blicken. Entschuldigt war er nicht, sodass man meinen konnte, er verfiel in alte Muster aus der Vergangenheit. Natürlich wurde an allen Ecken und Enden getuschelt, während die Aura in der Klasse wesentlich entspannter war, wenn Chan nicht da war und das genoss Jisung viel mehr. Wäre da nur nicht das Problem, dass Felix neben ihm noch so angespannt schien und beinahe ausschaute, als würde er jeden Moment am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen. Nur wartete der Koreaner viel eher darauf ab, dass dieser auf ihn zuging. Gestern hatte er probiert mit ihm zu sprechen, wurde jedoch eiskalt ignoriert und das war wiederum ein Zeichen, dass Felix noch immer sauer auf ihn war oder er hatte es eben vollends bei ihm versaut, dass er aus dessen Leben komplett gestrichen wurde.
Es klingelte zur Pause und diese brachte Felix dazu, dass er sein Handy aus der Tasche kramte und auf den Chat mit dem Brünetten ging. Wie zu erwarten hatte er seine Nachrichten der letzten Tage nicht gelesen, obwohl schon beinahe eine Woche vergangen war, dass diese Konfrontation zwischen Hyunjin und Chan passierte. Ein wenig verachtete Felix den Schwarzhaarigen schon dafür, dass er grundlos so respektlos mit Chan geredet, ihn sauer gemacht hatte und somit auch veranlasste, dass Chan nicht in die Schule kam. Ändern konnte er es allerdings auch nicht. Denn so, wie es offensichtlicher Weise schien, wurde Felix eiskalt ignoriert und das löste in ihm ein ungutes Gefühl aus. Er fühlte sich aufgeschmissen und er hatte eben auch keinen mit dem er reden konnte. Jisung hasste ihn und Hyunjin war ihm einfach zu unheimlich.
Auch Jisung hatte schon längst mitbekommen, dass Felix geghosted wurde und er erfolglos auf eine Antwort wartete. Nur zu gut wusste er, wie sich sein bester Freund fühlte, denn manchmal hatte er den Australier auch Versehens vergessen zurückzuschreiben oder war den ganzen Tag beschäftigt, dass er ihm erst am nächsten Tag zurückschrieb. Und das wiederum löste in Felix eben Panik aus, die er keinem Anderen zeigen wollte. Leider kannte Jisung ihn nur zu gut und konnte ihm auch nichts vormachen. Auch wenn er es so gern wollte.
»Verschwende deine Zeit nicht mit ihm, auch wenn es dir nicht gut tut. Du verletzt dich am Ende nur selbst damit und du hast doch selbst gehört, dass Chan die Schule schwänzt.«
Felix biss seine Zähne fest aufeinander. Am liebsten wollte er ihm widersprechen, sagen, dass es nicht stimmte. Nur das würde auch dazu führen, dass er seine eigenen Gefühle wieder kleinredete, als wären sie nicht da. Das waren sie jedoch, stärker, als er sich eigentlich eingestehen wollte und für ewig konnte er sie eben auch nicht ignorieren. Dass Jisung ihm das Handy aus den Händen nahm, hatte er nicht einmal mitbekommen, weil seine Sicht plötzlich getrübt war, während er sich absolut erbärmlich fühlte, weil er wieder einmal kurz davor war zu weinen.
»Dass er dir nicht antwortet, zeigt doch, dass er es mit dir nie ernst gemeint hatte. Aber vielleicht muss er es dir ins Gesicht sagen, damit du aufhörst dich an ihn zu klammern.« Die Worte taten dem Australier weh, aber er wusste auch unterbewusst, dass sie der Wahrheit entsprachen, die er tagtäglich verdrängte. Felix konnte nicht von heute auf morgen einfach von Chan ablassen, weil ihm sein Herz sagte, dass es noch Chancen hatte und seine Liebe erwidert werden konnte, wenn er geduldig blieb. Nur würde es eben auch erst dann brechen, wenn Chan diese Worte ihm selbst ins Gesicht gesagt hatte. Eher würde er sich nicht von den Schlingen befreien können.
»W-Was ist, wenn ihm etwas p-passiert ist?«
»Nope«, mischte sich nun auch Hyunjin ein, »Er wurde gestern von der Polizei geholt. Chan soll in eine Schlägerei verwickelt worden sein und wie es so ist, wollen seine Eltern ihn erstmal nicht holen und wenn sie ihn nicht holen, wird er erst in frühestens einer Woche freigelassen oder aber, wenn ein Psychologe sagt, dass er wieder dazu bereit ist, auf die Straße zu gehen und keine Gefahr für sich und andere darstellt.«
Und mit diesen Worten schien Chans noch so schönes und glänzendes Image in Staub zu zerfallen.
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