💭 thirty

Chan überkam sofort die Wut. So sehr, dass er seinen Freund regelrecht an die Wand presste. Dabei war es einfach nur eine kleine Stichelei gewesen, die der Australier auch regelmäßig von sich gab. Nur hatte er sich eben in diesem Moment nicht im Griff, jetzt, wo ihm selbst sowas passierte und wusste sich nicht anders zu helfen, außer jemanden mutwillig schaden zu wollen. Am besten mit physischer Gewalt, weil die Psychische scheinbar nicht mehr ausgereicht hatte.

»Willst du mich jetzt schlagen, huh? Willst du wirklich zeigen, wie wenig Selbstbeherrschung du hast und du ein weiteres Mal von der Schule fliegst?« Natürlich wusste Hyunjin welchem Feuer er sich gerade aussetzte und dass es keinesfalls ein kluger Schachzug seinerseits war. Vor allem nicht jetzt, wo sie mit Felix Essen gehen wollten, der wie angewurzelt stehen blieb und nicht wusste, was er tun sollte. Der Jüngste schien wie paralysiert zu sein. »Willst du den Leute wirklich dein wahres Gesicht zeigen und sie gleichzeitig dazu bringen, sich von dir zu distanzieren? Ich dachte Menschen, wie du, mögen es unter Menschen zu sein, weil sie die Aufmerksamkeit von ihnen genießen?« Dabei waren Hyunjins Worte einfach nur eine reine Spekulation. Er hatte Tage damit verbracht, um Chans Verhalten zu analysieren und obwohl er nie mit Chan selbst darüber gesprochen hatte, war er sich sehr sicher, dass dessen Verhalten keinesfalls mehr normal war und sein Verhaltensmuster auf eine psychische Erkrankung sprach, die er so noch nicht kannte. Und er selbst kannte keine weitere Person, die unter so etwas auch litt, dass er es hätte vergleichen können.

Hyunjin hatte noch einige weitere Sekunden an der Wand gedrückt verbracht, als ihm zwei oder drei Jungen, welche eine Klasse über ihnen waren, Chan von ihm weggezerrt hatten. Allein an Chans Blick wusste er, dass er recht hatte, dass er einen Punkt getroffen hatte, den er hätte besser nicht treffen sollen. Nur wie es ausschaute, hatte der Australier eben mehr zu verheimlichen, als er dachte und das wiederum brachte viele in Gefahr und ebenso viele zu Schaden.

»KRANKER BASTARD«

Chans Worte hallten durch den Flur und obwohl es Hyunjin ansatzweise leid tun sollte, war genau das Gegenteil der Fall. Es tat ihm sogar gut sich gegen ihn zu stellen, weil er diese ständigen Sticheleien satt hatte. Die Worte, die der Australier Hyunjin gegeben hatte, die ihn ab und an verletzten oder manchmal rasend vor Wut machten. Ganz zu schweigen von dem impulsiven Verhalten, welches Chan ab und an an den Tag legte.

Der Brünette wurde nach draußen an die frische Luft gebracht, damit er sich dort beruhigen konnte, während Felix selbst noch immer wie angewurzelt da stand. Natürlich blieb es Hyunjin nicht aus und somit zog er ihn einfach mit sich mit, gab ihm keinerlei Erklärung für die ganze Sache, welche gerade passiert war. Dafür kannte er Chan nicht gut genug und es war eben auch nur eine Spekulation, welchen durch Hyunjins Kopf kreiste. Handfeste Beweise hatte er eben nicht. Nur wollte er ihm somit auch die Augen öffnen, dass Chan keineswegs perfekt war und der Umgang letztlich nicht das Beste für Felix sein würde, wenn sie sich weiter anfreundeten.

»Du solltest dich besser von ihm entfernen. Er tut dir nicht gut, glaub mir einfach. Ich kenne ihn schon lang genug. Er wird dich skrupellos zerstören, während es du nicht einmal mitbekommst.«, schlug Hyunjin vor. Allerdings realisierte Felix diese Worte nicht einmal, sondern war darauf fixiert nicht einfach auf den Boden zu fallen, weil seine Beine gar wie Wackelpudding waren. »Wobei... Das hat er schon seit Monaten.« Ein kurzer Blick zu Felix bestätigten noch einmal seine Worte. In Felix' Augen kamen Tränen auf, seine Brust schmerzte vollkommen. Dabei war es keine wirklich schlimme Sache gewesen. Niemand hatte irgendwen verletzt und niemand schien zu schaden gekommen zu sein.

Außer Felix, dessen heile Welt wieder einmal zerbrach. Für die letzten zwei Tage hatte er gedacht, dass es wirklich besser werden würde und Jisung der Grund war, warum es ihm so schlecht ging. Dabei war dieser nicht einmal das ausschlaggebende Problem, sondern eher Felix' Vorstellung, wie Chan war, aber dies von der Realität vollends abschweifte.

»Was meintest du mit Chans wahrem Gesicht? Was ist sein wahres Gesicht, wenn es nicht das ist, was er mir zeigt?«

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top