💭 nineteen
»Er ist dein bester Freund! Wirst du ihn wirklich einfach so im Stich lassen?«
Und genau das war der Punkt, was das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Jisung überlegte nicht mehr, sondern lief weg. Zu feige, um der Realität ins Auge zu sehen. Auf wie vielen Ebenen wollten sie ihn noch verletzen? Es reichte ihm aus, was schon alles passiert war, aber nun musste Hyunjin noch einen draufsetzen. Den Mut, der ihm eigentlich gegeben werden sollte, brachte rein gar nichts, außer reinste Verzweiflung. Ihm war bewusst, dass er theoretisch der Einzige war, der Felix am Ende retten konnte, wenn er an ihn rankam.
Und das war der Punkt: Er kam nicht an ihn ran. Egal, was er auch versuchte.
»Jisung!« Das Wegrennen brachte allerdings nicht so viel, denn es hatte nicht lang gedauert, da hatte ihn Hyunjin geschnappt, zwang ihn stehen zu bleiben. Und vielleicht sollte das auch eine Verdeutlichung sein, dass Wegrennen nie etwas bringen würde. Man rannte zwar temporär vor seinen Problemen weg, aber irgendwann würden sie einen wieder einholen und alles würde noch viel schlimmer kommen, als es einem lieb war. »Ich bin zwar Chans Freund, aber ich bin auf deiner Seite. Ich will dir keinen Schaden zufügen. Ich will dir helfen. Glaub mir bitte.« Schwer schluckte der Jüngere, sah zur Seite. Es war schon erbärmlich, wie er sich verhielt. Das wurde Jisung wieder einmal bewusst. Nur wie sollte er auch nur einen gescheiten Weg finden, wenn sich alles noch so falsch anfühlte, weil er immer auf Widerstand stieß.
»C-Chan will mir F-Felix wegnehmen...«, schluchzte der Brünette einfach nur, rang verzweifelt nach Luft. Die Worte waren Hyunjin zwar bewusst gewesen, aber umso falscher fühlte es sich an, als er sie noch einmal aus seinem Mund hörte. Denn es war allein seine Idee gewesen, dass sie die Beiden ärgerten. Doch nie hatte er gedacht, dass das alles solche Ausmaße annahm. Wie skrupellos Chan auf einmal sein konnte und mittlerweile konnte er nicht einmal mehr verstehen, wie er an solchen Stimmungsschwankungen leiden konnte. Er konnte der liebste und sympathischste Mensch auf Erden sein und ehe man sich versah, konnte er noch so skrupellos und hinterlistig sein. Als wäre für ihn Empathie ein Fremdwort.
»Dann nehmen wir ihm Felix weg, okay?« Theoretisch würde Hyunjin nie jemanden freiwillig umarmen, weil er es zutiefst verabscheute mit Menschen in physischen Kontakt zu kommen. Aber aufgrund der Situation und Jisungs Gefühlen nahm er den Kleinen in den Arm, versuchte ihm ein wenig Trost zu schenken. Er hätte nie gedacht, dass es zu solch einer Situation kam. Immerhin hatten sie sonst nie sonderlich viel miteinander zu tun gehabt. Aber es gab wohl immer ein erstes Mal.
»Es ist wohl alles gerade schwer und aussichtslos, aber wir schaffen das. Wir sind zu zweit und Chan ist ganz allein. Irgendwann muss er nachlassen.« Auch wenn es ziemlich optimistisch klang und es nach Aussichten klangen, die erreichbar sein würden, schienen sie beide noch so fern von dem zu sein, was sie wirklich erreichen wollten. Einen wirklichen Plan konnte es nicht geben, denn Chan würde ihnen mindestens einen Schritt voraus sein. Aber ihm musste mit der Zeit die Motivation, dieses ganze Massaker weiterdurchzuführen, auch flöten gehen.
»Und was ist, wenn wir das nicht hinbekommen?« Der sonst so optimistische Junge schien gerade alles aufgegeben zu haben und zum ersten Mal wirklich nicht das Licht im Tunnel zu erblicken. Schließlich hallten die Worte seines besten Freundes in seinen Ohren, verletzten ihn mit jedem Mal, wenn er sie meinte zu hören. Da brachte ihm selbst der Zuspruch von Hyunjin nichts. Gerade glaubte Jisung ihm, aber es fühlte sich eben umso falscher an, je länger er hier mit ihm stand. Deswegen löste er sich aus der Umarmung.
Es hatte nichts mit Hyunjin zu tun, sondern an dem Fakt, dass er mit Chan befreundet war.
»So darfst du gar nicht erst denken, okay?«
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