zwei
Sachte öffnete Seungmin seine Augen, wurde von den hellen Lichtstrahlen der Sonne geblendet, wodurch er einige Male blinzelte, ehe er in das Gesicht des Brünettes sehen konnte, welcher ebenfalls seine Augen geschlossen hatte. So gern er ihn weiter in dieser Position beobachtet hätte, wusste er, dass es bereits Abends war, da die Sonne lang nicht mehr im Hochstand war, sondern in der Waagerechten. Der Himmel hatte eine pinke Farbe angenommen, die sich mit dem blau stufenweise vermischt hatte. Einen milden, weichen Farbverlauf annahm.
In einer Bewegung richtete sich der Blonde auf, sodass er in das Gesicht seines Freundes sehen konnte, welche durch seine Regung selbst die Augenlider öffnete und ihn verwirrt musterte. Hyunjin spürte zwar das Gewicht des Kopf, welches noch vor wenigen auf seinen Beinen lag, aber es verblasste, je länger er ihn in seine Augen sah und er dieses hinreisende Lächeln geschenkte bekam, welches sein Herz zum Schmelzen brachte. Sein ganzer Körper kribbelte vor Glücksgefühle, die Seungmin in ihm auslöste und als dessen Lippen auf seinen Eigenen lagen, er somit geküsst wurde, entfloh ihm ein wohliges Seufzen und zog ihn noch ein wenig näher an sich heran, sodass der Blonde schon beinahe auf ihm saß.
"Es ist spät.", merkte Seungmin an, als sie sich gelöst hatten. Obwohl er noch längst nicht bereit dazu war nach Hause zu gehen, wusste er, dass ihn einen Heiden Ärger erwartete, wenn er zu spät nach Hause kam. Es war nie seine Intuition seine Eltern zu verärgern, doch mit siebzehn Jahren fühlte er sich doch ein wenig missverstanden und fühlte sich noch immer als das kleine Kind, welches zwanzig Uhr Zuhause sein musste, obwohl der Großteil seiner Freunde viel länger draußen bleiben durfte. Seungmin war nie jemand, der nach Streit suchte. Er verabscheute ihn viel eher, als das er seine Nerven opferte, von denen er schon viel zu wenig hatte.
"Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben? Deine Eltern werden dir schon nicht den Hals umdrehen." Schmollend legte Hyunjin seine Arme um die schmale Taille des Blondes und zog ihn somit vollkommen auf seine Oberschenkel, sah ihn auffordernd. So gern Seungmin gewollt hätte, würde er gehen müssen. Schließlich sollte man immer gehen, wenn es am schönsten war.
"Du kennst meine Eltern. Seitdem sie wissen, dass ihr einziger Sohn niemals ein Mädchen mit nach Hause bringen wird, versuchen sie umso mehr, mich zu kontrollieren." Ein unangenehmer Schauer fuhr über seinen Körper, als er an die Situation zurückdachte. An den Zeitpunkt, wo sich sein Leben verändert hatte. Die Blick brannten sich erneut in seine Haut, brachten ihm zu Schlucken.
Vor vier Monaten hatte er sich bei seinen Eltern geoutet und weil er sich nicht wirklich getraut hatte dies allein durchzugehen, stand ihm Hyunjin zu diesem Zeitpunkt bei. Zwar hatte er mit dem Schlimmsten gerechnet, was nicht direkt eingetroffen war. In seiner Freiheit fühlte er sich jedoch eingeschränkt und es kam ihm vor, als würde er umso mehr von den Menschen überwacht werden, die ihm eine schöne Kindheit beschert hatten. Sie waren geschockt darüber, dass gerade ihr einziger Sohn schwul sein musste. Manchmal hatten sie sich selbst die Schuld daran gegeben, dass sie ihn vielleicht falsch erzogen hatten. Und die Tage hatten sie es auch nicht akzeptieren können. Weder, dass ihr Sohn nicht hetero war, noch die Beziehung, die er mit Hyunjin führte. Nie hatten sie etwas gegen den großen Jungen mit den braunen Haaren gehabt, doch das war das erste Mal, dass Hyunjin pure Abneigung von den Eltern seines Freundes erfuhr. Das hatte ihn aber nicht sonderlich gestört, dafür Seungmin umso mehr.
Tag und Nacht hatte er geweint gehabt. Diese Abweisung und Distanz hatte ihn fertig gemacht. Auch wenn er wusste, dass die Zeit sein Ende finden würde, fühlte es er sich trotzdessen überfordert und bereute es, dass er diesen Schritt gewagt hatte. Sein Leben hatte sich geändert. Ins positive, aber auch ins Negative. Und er war dankbar dafür, dass er Hyunjin an seiner Seite hatte und auch, dass diese schwere Last, die wir Metallketten an seinen Körper hingen, abgefallen war. Dadurch konnte er ein wenig mehr er selbst sein und musste sich nicht mehr vor seinen Mitmenschen verstellen, die versuchten ihn in eine Ecke zu drängen, in die er eigentlich nicht wollte.
Und es war ihm recht, dass er seine ganze Energie in so etwas steckte, was ihn quasi vollkommen aussaugte. Denn nur so konnte er Dinge erreichen, nach denen er strebte, auch wenn er länger brauchte.
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