vierundzwanzig
Wochen waren vergangen, nach dem Seungmin in seine neue Wohnung gezogen war. Mittlerweile fühlte er sich sogar ziemlich wohl und die Arbeit machte ihm im Café mittlerweile Spaß, denn er wusste, dass sein Vater sich dort nicht mehr so schnell wieder blicken lassen würde. Von dem hatte der Brünette auch nichts mehr zu hören bekommen, als war er vom Erdboden verschluckt. Bestimmt war dies die gute Sache des Ganzen, denn seitdem er von der Trennung seiner Eltern erfahren hatte, fühlte er sich Tag für Tag unbeschwerter und merkte sehr schnell, dass seine Mutter ihn akzeptierte, so wie er war. Auch wenn sie ein mulmiges Gefühl hatte, bekam Seungmin mehr Freiheiten. Er durfte länger draußen bleiben, konnte der Natur dabei zusehen, wie sie wieder zum Leben erwachte. Mittlerweile wurde es Frühling, das Wetter wurde wieder erträglicher und auch die Temperaturen wurden wärmer. Ein halbes Jahr war es her gewesen, dass er seinen Vater das letzte Mal gesehen hatte und irgendwie war er sich da auch nicht schade darum. Er hatte ihn nur die ersten Wochen vermisst, wo er langsam realisierte, dass seine Familie nur noch aus seiner Mutter, ihm und auch Hyunjin bestand. Aber das reichte ihm, mehr brauchte er auch nicht.
Zur Feier des Tages gingen Hyunjin und Seungmin auf ein Date, denn heute war ein besonderer Tag - heute waren sie auf den Tag genau ein ganzes Jahr zusammengewesen. In dieser Zeit war einiges passiert und wäre der Ältere nicht an Seungmins Seite gewesen, hätte er diese nur noch schwerer durchstehen können. Nach wie vor war er sein Ruhepol gewesen, seine Schulter zum Anlehnen und er war glücklich, dass gerade er derjenige war, der ihn glücklich machte.
Leicht überfordert trat Seungmin aus seinem Zimmer und sah, wie seine Mutter breit grinsend ihn beäugte. Auch wenn der Tag etwas besonderes war und der Brünette selbst versuchte die Ruhe zu bewahren, hatte er heute ziemlich viel zu Boden fallen lassen. Zwar ging nichts zu Bruch, aber man merkte deutlich die Nervosität, die in Seungmin herrschte. Und mit jeder weiteren Minute, die er durch die Wohnung flitzte, damit er auch ja gut ausschaute und alles saß, dachte er wirklich, dass die Zeit nicht vergehen wollte bis es an der Tür klingelte. Seine Mutter hatte ihm schon mehrmals gesagt, dass er die Ruhe bewahren sollte, aber für ihn war dieser Tag einfach etwas besonderes. Er sollte perfekt sein und als eine schöne Erinnerungen in ihren Köpfen verbleiben.
Als es an der Tür klingelte, zuckte Seungmin dramatisch zusammen, sodass er sich für eine Sekunde auf den Boden hockte, sich aber direkt wieder aufrichtete. Das blieb natürlich nicht unkommentiert, sodass seine Mutter erneut lachte, den Kopf schüttelte. So ganz war er scheinbar nicht auf der Höhe, weil er an nichts anderes denken konnte, als an den heutigen Tag.
"Willst du weiter hier stehen bleiben und Hyunjin warten lassen?"
Peinlich berührt lief er also zur Wohnungstür, öffnete diese und erblickte seinen Freund mit einem riesigen Blumenstrauß voller weißer und pinker Rosen. Direkt huschte ein kleines Lächeln auf seine Lippen, denn er hatte er eher weniger erwartet, dass Hyunjin sich daran erinnern würde, als er einmal sagte, dass er rote Rosen nicht mochte. Viel lieber hatte er Rosafarbene und Weiße. Nicht ohne Grund waren das seine Lieblingsfarben gewesen und die Rosenfarbe hatten zu dem eine gewisse Bedeutung, die Seungmin wusste. Rosafarbene Rosen standen zwar, wie Rote Rosen, für Leidenschaft und bedingungslose Liebe, aber sie sahen für ihn nicht nach einem typischen Klischee aus. Weiße Rosen standen für Treue. Und in seinen Augen war das der erste, zugleich schönste Blumenstrauß, den er von Hyunjin erhalten hatte, sodass seine Augen kugelrund wurden und nicht glauben konnten, was er da gerade sah.
"Alles Gute zum Einjährigen, Babe~" Freudestrahlend überreichte er ihn an Seungmin, den er nach wenigen Sekunden küsste und fest an sich drückte. "Ich liebe dich sich so sehr und ich hoffe, er gefällt dir. Eigentlich bin ich nicht so jemand, der viel von Blumen hält. Aber einmal muss man das gemacht haben, auch wenn sie verwelken und sie nicht mehr so schön aussehen."
"Die sind echt schön. Ich stell sie in eine Vase oder so und dann mach ich ein Bild! Irgendwann guck ich mir das an und weiß sofort, dass es das einzige Mal war, wo ich einen Blumenstrauß von dir bekommen habe, Jinnie." Übereifrig tapste Seungmin zurück in die Wohnung und präsentierte somit den Strauß vor seiner Mutter, die einfach mit einem stummen Lachen den Kopf schüttelte und direkt eine Vase voll mit Wasser auf den Esstisch stellte, worin der Brünette sein kleines Geschenk hineinstellte. Mit einem Lächeln zückte er sein Handy und versuchte ein relativ gut aussehendes Bild hinzubekommen, ehe ihm Hyunjin dieses aus der Hand nahm und ihn mit einem schelmischen Grinsen betrachtete. So, als würde er ihn ärgern wollen.
"Ey!" Schmollend versuchte der Jüngere sein Handy zurückbekommen, doch scheiterte kläglich. Auch wenn sie gleich groß waren, kam er nicht heran, da ihm Hyunjin in die Seite piekte und er somit zusammenzuckte.
"Ich bin auch noch da und ich brauche wesentlich mehr Aufmerksamkeit, als sonst. Schließlich ist ein besonderer Tag! Und besondere Tage erfordern besondere Maßnahmen." So zog der Ältere seinen Freund näher an sich heran und drückte ihn einen weiteren Kuss auf, der recht schnell von Seungmin erwidert worden war, wodurch dieser rot wurde und ihm am liebsten dafür schlagen wollte. Dafür, dass er ihn in Verlegenheit brachte. Auch wenn es lang her gewesen ist, dass sich Seungmins Mutter getrennt hatte, um ihren Sohn zu unterstützen, war es nach wie vor befremdlich gewesen, geküsst zu werden. Noch immer hatte er dieses Gefühl, dass er verurteilt wurde, als den, der er war und das verstärkte sich umso mehr. Schüchtern griff er also nach Hyunjins Fingern und versuchte ihn mit sich mitzuziehen, damit sie endlich die Wohnung verlassen konnten, wo sie nicht so beobachtet wurden. Jedenfalls hielt er diesen Gedanken nicht aus, dass seine Mutter ihn nicht akzeptierte, obwohl das gar nicht der Fall war.
"Du weißt, dass ich Spaß gemacht habe, oder?"
"Ja, ich wollte einfach nur raus. Es ist mir ein bisschen unangenehm, wenn meine Mutter dabei ist. Ich mochte das damals schon nicht, wenn meine Eltern am Fenster standen, als du mich nach Hause gebracht hast und-"
"Ist schon gut. Ich mach alles, damit du dich wohl fühlst und wenn du mir sagst, dass ich dich nicht küssen, soll, dann mach ich das nicht. Obwohl..." Kurz musterte Hyunjin ihn, ehe er ihm einen kleinen Kuss auf die Wange gab. "Jetzt mache ich das nicht mehr... Für die nächsten fünf Minuten? Zwei? Mal gucken wie lang ich dem Drang standhalten kann, dich mit meiner Liebe zu überschütten."
"Du bist so ein Spinner.", lachte der Jüngere, verschränkte letztlich ihre Finger ineinander, als sie aus dem Gebäude austraten und die kühlere Luft ihre Haut trafen.
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Noch eins uwu
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