sechszehn

Die Nacht lag Seungmin wach in dem Bett, hatte nur schwer ein Auge zubekommen. Auch wenn er sich die Worte seines Freundes zu Herzen nahm und versuchen wollte, sich nicht einen allzu großen Kopf zu machen, tat er dies dennoch. So gern er die gemeinsame Zeit genießen wollte, konnte es nicht. Seine Gedanken standen ihm einfach im Weg und mittlerweile drohte sein Kopf an diesen zu platzen. Es kam ihm jedenfalls so vor. 

In dieser Zeit hatte er sich einfach an seinen Freund gekuschelt und hörte seinem regelmäßigen Atem zu, welches ihn beruhigt. Sonst würde er wohl wieder anfangen zu weinen, weil ihm diese Situation zu viel wurde. Einerseits waren da seine Eltern, die ihn sicherlich suchten, sich Sorgen um ihn machten und andererseits war da Hyunjin, der ihm nur helfen wollte, weil dieser nicht zu sehen konnte, wie er litt. Das verstärkte allerdings nur seine Gefühle und ließ ihn schlechter fühlen als ohnehin schon. Er wollte niemanden Sorge breiten, genauso wenig wollte er diese ständige Aufmerksamkeit bekommen, die man ihm gab. Die ständigen Erwartungen, die er sowieso nicht erfüllen konnte.
Das Einzige, wonach er sich sehnte, war für eine kurze Zeit Ruhe zu haben; vor seinen Gedanken, vor den Erwartungen, die man an ihm hatte und auch vor der Angst, dass er eines Tages nicht mehr gut genug sein würde, weil er andere überfordert. Vor allem bei Hyunjin hatte er dieses Gefühl verstärkt. 

Irgendwann hatte sich der Blonde aufgerichtet, weil er sich nicht mehr hin und her wälzen wollte, die Gefahr einging, dass er durch die ständige Bewegung seinen Freund weckte. So tapste er zum Schreibtisch suchte sich ein paar Blätter zusammen, um seine wirren Gedanken auf Papier zu bringen. Nicht, dass er jemals Tagebuch geschrieben hatte, denn das hatte er nie. Allein der Gedanke schreckte ihn ab, dass sein Vater oder seine Mutter das Buch finden würden und Seungmins Gedanken Wort für Wort lesen würden. Er schrieb sie nur nieder, wenn sein Kopf zu platzen drohte, weil seine Gedankenschübe ihm keine Ruhe ließen. Oft half es ihm, um sich schlafen zu legen, weil er seine Ängste und Gespräche, die er mit anderen in seinen Kopf führte, niederschrieb. Zwar war es keinesfalls das Gleiche, wie ein richtiges Gespräch zuhaben, aber es half ihm und das war das Wichtigste. 

Aus seinen Gedanken entstand ein kleiner Brief, den er überlegte seinen Eltern morgens zu kommen zu lassen, wenn sie arbeiteten. Doch ob er sich wirklich traute, seine Gefühle und Gedanken einfach so offen vor ihnen darzulegen, war etwas, wovor sich Seungmin fürchtete. Niemand gab ihm die Gewissheit, ob nicht alles nach hinten losgehen konnte oder ob sich Dinge plötzlich änderten, die ihm nicht lieb waren. - Veränderungen waren zwar etwas vollkommen Normales, aber Seungmin war nie jemand, der sie sich herbeisehnte. Zu groß war seine Angst, dass etwas geschah, was er so schnell nicht mehr rückgängig machen konnte. - Irgendwann musste er aber die Karten auf den Tisch legen, weil er sonst wusste, dass er einen viel größeren Schaden nahm, wenn er sein ganzes Leben lang schwieg.

Hyunjin hatte recht, Seungmin musste anfangen auch mal an sich selbst zu denken, anstatt an alle anderen. Er würde somit nur noch mehr einstecken müssen, als ihm das lieb war und wer wusste, ob ihm nicht wichtige Chancen in seinem Leben entgehen würden, wenn er immer in sich gekehrt war, seine Probleme für sich selbst behielt und sie unter den Tisch kehrte. Als wären sie nie dagewesen. 

Doch er traute sich nicht, das Problem direkt vor seinen Eltern anzusprechen, aus Bedenken vor der Reaktion, die sie ihm geben würden. Nachdem er sich bei ihnen geoutet hatte, stieg in ihm der Druck, dass er für sie eine Enttäuschung war und irgendwie hatte er sich noch immer nicht davon erholt. So gut er es auch versuchte, diese Situation würde wohl immer in seinem Kopf eingebrannt bleiben und er hoffte einfach, dass er mit diesem Brief wenigsten ein Teil von ihnen zum Umdenken bringen konnte. 

Seungmin wollte sich nicht mehr verstecken, er wollte ihnen zeigen, wie stark er wirklich war und dass keiner von den Beiden sie formen konnte, wie sie es wollten. 

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