fünfzehn

Den ganzen Tag hatten sie nun bei Hyunjin verbracht, wodurch der Blonde sich für eine gewisse Zeit sicher fühlte. Das Gefühl verschwand jedoch sehr schnell, als am Abend seine Mutter ihn auf seinem Handy anrief und die Beiden somit wussten, dass nun der unangenehme Part kommen würde. Aus Schock starrte Seungmin nur auf das Display und umschlang den Arm seines Freundes. Seine Augen wurden wässrig, verschleierten ihm somit seine Sicht. Der Brünette griff sich einfach das Handy und schaltete es aus, um es dann achtlos neben sich zu hinzuwerfen.

"Mach dir keine Gedanken. Du bist hier bei mir und solang kann dir nichts passieren." Für wenige Sekunden glaubte er an Hyunjins Worte, doch recht schnell wurde ihm erneut seine Konsequenzen bewusst und spielte mit dem Gedanken, doch besser nach Hause zu gehen. Die Vorstellung, was ihn erwartete, war ihm zuwider und so begann er zu zittern, sein Gesicht in der Halsbeuge seines Freundes zu verstecken. Ihm war es peinlich, vor Menschen zu weinen, auch wenn er oft Tränen vergoss. So gut wie immer konnte er diese innehalten, solang, bis er eben allein war und er sich sicher sein konnte, dass man sein Gesicht nicht sehen würde. Wie seine Augen anschwollen, seine Wangen unangenehm rot wurden und auch seine Lippen nahmen einen roten Ton an.

"Du brauchst nicht weinen, Minnie. Wir kriegen das alles hin. Nur noch dieses Schuljahr und dann können zusammenziehen." Hyunjins Arme schlangen sich um seine schmale Taille. Er wusste nicht so recht, wie er ihm helfen konnte und ob er dies überhaupt konnte, außer ihm mit kleinen Versprechen Mut zu zusprechen, damit er auch ja nicht aufgab. Der Brünette war sich ziemlich sicher, dass Seungmin recht schnell aufgegeben würde, wenn er ihn nicht ständig ermutigen würde und ihm zeigte, wie sehr er ihn liebte. Immerhin war er die erste Person, für die Hyunjins Herz höher schlug, auch wenn er schon seit längerer Zeit wusste, dass er bisexuell war. Seine Eltern wussten seither auch, dass er es war und sie zeigten ihm, dass die Liebe zu ihrem Sohn daran nichts änderte, dass sie ihn akzeptierten und unterstützen, als den, der er eben war. Daran ändern, konnten sie schließlich auch nichts. Allgemein vertraute Hyunjin seinen Eltern alles an, was ihm auf den Herzen lag und nie hatten sie ihn dafür verurteilt.

"Ich halte das nicht mehr aus. Immer wenn ich mich beruhigt habe, kommt der nächste Schwall an negativen Dingen und langsam denke ich wirklich, dass es mich viel eher zerreißt.", meinte der Jüngere, als er sich allmählich beruhigt hatte, während Hyunjin ihn hin und herwog, um ihn dadurch zu beruhigen. Zwar half es, doch der Atem des Jüngeren war nach wie vor schwer gewesen, sodass man meinen konnte, dass er erneut in Tränen ausbrechen könnte. "Wieso müssen ausgerechnet meine Eltern homophob sein? Das ist so unfair." Mit einem lauten Seufzen schloss der Blonde seine Augen und versuchte sich seine Gefühle zu verkneifen. Oftmals brachte es nichts, wenn es ihm schlecht ging. Gerade hielt es sich in Grenzen und so konnte er einen weiteren Gefühlsausbruch unterdrücken.

"Ich bin mir aber sicher, wenn man eine schwere Zeit durchlebt, wird es in Zukunft keine allzu schlimmeren geben, weil man weiß, wie man mit solchen Dingen umzugehen hat. Zwar ist jetzt schwer, aber in einem Jahr wirst du andere Probleme haben, wo du dankbar sein wirst, dass du die jetzige Zeit durchgegangen bist."
"Was bringt mir das im späteren Leben, wenn meine Eltern homophob sind? Alles ist nutzlos." Ein leises Seufzen entkam Hyunjin, der am liebsten mit dem Kopf schütteln wollte, doch nach wie vor den blonden Schopf mit seinen Fingern entlang fuhr. Allgemein sah es so aus, als wäre Seungmin sein Kuscheltier, mit welchem er gerade kuschelte. Doch nicht, weil es ihm selbst schlecht ging, sondern das Kuscheltier hatte zu leiden.

"Es wird immer Menschen, die etwas an dir auszusetzen haben. Wenn es nicht deine Sexualität ist, ist es eben dein Aussehen oder dein Charakter. Entweder bist du zu dick oder zu dünn, deine Nase ist zu groß oder dein Gesicht ist es. Du bist entweder zu still oder zu laut, zu nervig oder du bist viel zu sensibel. Weißt du, was ich meine? Niemand ist perfekt, wir alle haben unsere Macken und anstatt sie zu akzeptieren, machen wir einander fertig, weil wir unzufrieden mit uns selbst sind. Das gerade ist nur eine Vorbereitung, was später auf dich zu kommen könnte, denn nicht jeden wird es gefallen, dass du hochsensibel bist und es wird immer einen Menschen geben, der sich darüber lustig macht oder der es sogar zu seinen Gunsten ausnutzt."

Und vor der Grausamkeit konnte Hyunjin ihn nicht retten, so gern er auch wollte.

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