3| Zettel & Gespräche
~ 920 h
Nach weiteren zwei Unterrichtsstunden bin ich noch immer ratlos. Der Gong begleitet mich auf dem Weg durch die Gänge und klingt eine Weile in meinen Ohren nach. Mit ihm fließen die Schülerströmen aus den Klassenräumen, bringen Lärm und Lachen mit sich.
„He, warte!", ruft Kaden mir nach, die trampelnden Schritte in meinem Rücken hallen verstärkt durch den Gang. „Jetzt sei nicht so paranoid."
Kopfschüttelnd symbolisiere ich ihm, dass seine Vermutung falsch liegt. Ich bin nicht paranoid. Das, was ich gesehen habe, war echt. Es ist nicht meiner Fantasie entsprungen.
Zielstrebig steuere ich meinen Spind an, damit ich meine Bücher umtauschen kann. Begleitet vom metallischen Klicken und Kadens leisem Gezeter im Hintergrund drehe ich am Zahlenschloss. Kurz darauf hebe ich den Arm, aber bevor ich die Unterlagen ablegen kann, fällt mir ein weißer, zusammengefalteter Zettel ins Auge, der direkt vor meinem ordentlichen Bücherstapel liegt. Stirnrunzelnd klemme ich mir die Arbeitsmaterialien unter den Arm und entfalte den Zettel danach.
„Tod 1110011000;I. A. D. h-A"
Die Inschrift irritiert mich. Die abgetippte Zahlen- und Buchstabenfolge ergibt für mich überhaupt keinen Sinn und wenn das ein Spaß sein sollte, den sich irgendwelche Schüler ausgedacht haben, die den Unterricht schwänzen, dann finde ich es überhaupt nicht witzig. Verwirrt schüttele ich mit dem Kopf und zerknülle den Zettel mit der Hand, worauf ich das Kügelchen in die Tasche meines Rocks stopfe. Irgendwann später würde ich ihn einfach in einen Mülleimer werfen.
Der restliche Tag vergeht langsam. Nach Biologie befreit mich schlussendlich Kunst von den scheinbar unlösbaren Fragen in meinem Kopf. Die Farben beruhigen mich und lassen mich für eine begrenzte Zeit vergessen. Ein paar Mal werde ich von meinem Nebensitzer angestupst, der mich fragt, was der Unterschied zwischen zwei verschiedenen Rottönen ist. Es ist amüsant zu sehen, wie wenig er über Kunsttheorie weiß, wenngleich er diesen Kurs gewählt hat.
Müde gähne ich verhalten und strecke meine Arme von mir. Endlich sind die Schulstunden überstanden. An mir rauschen meine Klassenkameraden vorbei in Richtung Ausgang, alle haben es eilig, ins Wochenende zu starten. Jemand rempelt mich an und bringt mich beinahe zu Fall. Gerade noch so kann ich mich an einer Spindreihe festhalten, während pinkes Haar an meinem Gesicht vorbeizieht. Seufzend richte ich mich wieder auf, streiche meine Schuluniform glatt, damit ich das Gelände verlassen kann, ohne einer Vogelscheuche zu gleichen.
„Ich bin wieder frei!", ruft Kaden neben mir aus und reckt die Faust in die Luft. „Zwar nur für zwei Tage und drei Abende ... aber besser als nichts!"
Übermotiviert grinst er mich an. Ich demonstriere meine Zustimmung durch ein Nicken und trete mit ihm gemeinsam durch die große Eingangstür.
Die meisten Flächen auf dem schuleigenen Parkplatz, der extra für volljährige Schüler und allem voran den Lehrkräften errichtet wurde, sind bereits leer. Vereinzelte Gruppen trotten zur Bushaltestelle, während sie sich noch über den Tag austauschen oder über irgendwelche unangekündigten Tests lästern. Vereinzelte Gesprächsfetzen gelangen an mein Ohr und werden von Kaden unerlässlich kommentiert.
Plötzlich bleibt er stehen und veranlasst mich dazu, es ihm verwirrt gleichzutun.
"Ich habe total vergessen, dass meine Tante übers Wochenende zu Besuch kommt", stöhnt er und schlägt sich mit der Hand vor die Stirn. "Du weißt schon, die überdrehte mit der zickigen Tochter."
Mitleidig klopfe ich ihm auf die Schulter. Seufzend wiederholt er meine Geste, bevor er sich abwendet und zum Abschied den Arm hebt.
"Also dann, bis Montag. Ich sage den anderen noch Bescheid, dass ich morgen wohl nicht mit gehen kann." Damit verschwindet er in eine andere Richtung.
Ich richte mit einer kurzen Bewegung meinen Rucksack und streiche mir dabei ein paar lästige Strähnen aus dem Gesicht. Mittlerweile befindet sich fast niemand mehr auf dem Schulgelände und ich eile in Richtung Bushaltestelle, ehe das Fahrzeug davon rauscht und ich die Strecke nach Hause laufen muss.
Auf meinem Weg dorthin erblicke ich ein schwarzes Motorrad, das mir mehr als bekannt vorkommt. Als ich die Person ausmachen kann, die mit gekreuzten Beinen rauchend dagegen lehnt, erwische ich meinem Herzen dabei, einen versehentlichen Satz zu machen. Fahrig hält Devran seine dunklen Haarsträhnen zurück und bläst unterdessen eine trübe Rauchwolke in die Luft. Tiefe Augenringe zieren sein Gesicht, die Wangen so eingefallen wie seine komplette Körperhaltung. Er sieht schlimmer aus, als ich befürchtet habe.
Sein Blick irrt orientierungslos durch die Gegend und er verengt seine grünen Augen, wenn sie auf die Sonne treffen. Bald entdeckt er mich, ich kann sehen, wie sich Trauer und Überraschung in ihnen spiegeln. Eine seichte Brise streichelt seine Gestalt.
„Elster."
Seine raue Stimme beschert mir eine leichte Gänsehaut, zu lange habe ich sie nicht mehr gehört. Mit einer einfachen Bewegung schnipst er seine Zigarette auf den Boden, um sie auszutreten. Mitleid schleicht sich in meine Züge und ich senke den Blick, damit ich ihm nicht in die Augen sehen muss. Der Kies knirscht leise unter seinen Schritten, als er langsam auf mich zukommt. Schwarze Chucks schieben sich in mein Blickfeld und ich spüre warme Finger an meinem Kinn, die mich dazu zwingen, aufzuschauen. Ein Sturm wütet in den fallenden Tiefen seiner grünen Meere.
Ich kann nicht anders, als besorgt meine Augen zusammenzukneifen. Von nahem erkenne ich noch deutlicher, dass es ihm alles andere als gut geht. Das verspielte Funkeln ist verschwunden, die Lebendigkeit aus seinem Gesicht gewichen. Devran sieht mich mit zögerlicher Verzweiflung an, nachdem er meinen Blick bemerkt hat, und lässt mich laut ausatmend los. Er tritt ein paar Schritte zurück und senkt nun seinerseits den Kopf. Er vermeidet es, mich anzusehen.
„Ich bringe dich nach Hause", murmelt er gegen den Boden, bevor er sich umdreht und zu seinem Motorrad läuft. Unsicher folge ich ihm. Der Devran, den ich kannte, ist nicht mehr zu sehen. Es zerreißt mir das Herz, mir eingestehen zu müssen, dass er nur noch ein düsterer Schatten seiner selbst ist. Wie die verbliebene Asche eines längst erloschenen Feuers.
Wortlos überreicht er mir seinen schwarzen Helm und schwingt sich mit Leichtigkeit auf das Fahrzeug. Der matte Lack glitzert in der Sonne. Ich verbrenne mich beinahe an dem Metall, weil ich vergessen habe, wie lange es schon in der prallen Sonne gestanden haben muss.
„Halt dich fest", sind Devrans letzte Worte, die er an mich richtet. „Und ziehe dir den Helm an."
Gehorsam stülpe ich mir die vergleichsweise kühle Kunststoffkugel über, die angenehm nach dem braunhaarigen Jungen duftet, um dessen Torso ich meine Arme schlinge. Traurig senke ich die Lider, während er den Ständer einklappt und den Motor aufheulen lässt. In meiner Erinnerung hat er mich immer freundschaftlich geneckt, wenn er mich auf seinem Motorrad mitgenommen hat. Statt seinem schelmischen Lächeln ist nun eine Müdigkeit eingetreten, eine, die tiefe Furchen in seine Stirn gräbt und mir unweigerlich Angst einjagt. Er wirkt müde vom Leiden, müde vom Leben.
Der Wind fährt seine sanften Krallen aus und wirbelt fauchend um meinen Rock. Devrans unfrisierten Haare, die ich in diesem Zustand schon lange nicht mehr gesehen habe, werden zerzaust und stehen in alle Richtungen ab, als wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen. Ich bin mir sicher, es würde ihn nicht einmal stören, wenn dem so wäre.
Durch das Visier des Helmes erblicke ich die Welt in einer verdunkelten Sicht. Die leuchtenden Farben, die mich sonst umgeben, werden von einem schweren Filter erdrückt. Ungefähr so, als hätte man das verschmutzte Wasser, das von einer Malerei zurückgeblieben ist, über ein friedliches Gemälde gekippt. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen, wenn ich daran denke, wie sich Devran die ganze Zeit gefühlt haben muss. Einsam, verlassen. Ohne das Lachen seiner Schwester macht das Haus seiner Familie einen kahlen Eindruck.
„Wir sind da."
Devrans Stimme ist noch heiser vom Rauchen, aber ich steige kommentarlos von seinem Motorrad und überreiche ihm den Helm. Sofort sticht mir das Licht der Sonne in die Augen, weshalb ich blinzeln muss. Ich habe überhaupt nicht bemerkt, wann wir in die Nähe unserer Häuser gekommen sind.
Vielleicht will er mein Mitleid nicht, vielleicht weiß er nicht, dass ich seinen Schmerz teile. Dennoch schlinge ich zum Abschied meine Arme um ihn und ziehe ihn in eine dankbare Umarmung. Dafür, dass er mich mitgenommen hat, und auch dafür, dass er mir nicht das Gefühl vermittelt, eine Last zu sein. Knapp winke ich ihm nach, während er sein Fahrzeug in der Garage des Grundstücks nebenan abstellt. Dann steige ich die wenigen Stufen zu unserer Haustür hinauf und verschwinde kurz darauf hinter ihr. Das Licht sperre ich dabei aus.
Die lauernde Stille des Hauses empfängt mich und ich gebe mich ihr bereitwillig hin. Meine Eltern sind beide noch nicht da und ich bin momentan ziemlich froh darüber. Ihnen Sorgen zu bereiten ist das Letzte, was ich will. Behutsam stelle ich meine Schuhe im Flur ab, bevor ich die Treppen zu meinem Zimmer hinaufsteige. Gerade trete ich durch die Schwelle, habe kaum meinen Rucksack abgestellt, erreicht mich der leise Bass eines Liedes. Leise seufze ich auf. Wie von selbst finden meine Augen den Weg zum Fenster, dorthin, wo der Lärm herein dröhnt. Seit Freitag ist es das erste Mal, dass ich dieses Lied höre.
Du fehlst uns allen sehr, Lia.
Es fällt mir erstaunlich schwer, den Blick von dem spiegelnden Glas zu reißen. Ein unsichtbarer Faden scheint mich zu ihm zu ziehen, fleht um meine Aufmerksamkeit. Eine wage Erinnerung taucht vor meinem inneren Auge auf, nur kann ich nicht genau erkennen, was es sein soll. Seufzend gebe ich auf und laufe auf meinen Schreibtisch zu, bevor ich einige Hefte vor mir ausbreite. Umständlich ziehe ich das Blatt vom Biologieunterricht aus meinem Rucksack, dessen Kritzeleien meiner Langweile zu verdanken haben, und fülle es unkonzentriert aus.
Immer wieder schweifen meine Gedanken ab, ermöglichen es mir kaum, die richtigen Wörter im Lückentext zur Abortion einzutragen. Deliar hätte mir genervt ins Ohr geraunt, dass man doch nicht so unzurechnungsfähig sein konnte, um diese Fachbegriffe nicht zu kennen, immerhin hätten wir das Thema bereits in abgewandelter Form behandelt gehabt. Dann hätte sie sich einen Stift aus meinem Mäppchen geklaut und ungeduldig damit angefangen, meine Aufgaben zu erledigen, weil sie ihre eigenen schon fertig hat.
Ich kann deutlich ihr schiefes Grinsen vor meinen Augen sehen, bei dem ihr rechter Eckzahn immer hervorlugte.
Das leise 'Pling' meines Handys erlöst mich vom verkrampften Arbeiten. Erleichtert atme ich auf und greife anschließend zum elektronischen Gerät, um festzustellen, dass ich eine neue E-Mail erhalten habe. Neugierig klicke ich auf den Betreff und bemerke sogleich, dass kein Absender angegeben ist. Eine ungute Vorahnung beschleicht mich.
In der gesamten Nachricht ist nur eine Audiodatei enthalten. Unsicher öffne ich sie und bereue meine Entscheidung keine Sekunde später. Ein knarzendes Geräusch entkommt den eingebauten Lautsprechern, leises Rauschen füllt mein Zimmer aus. Mit klopfendem Herzen lausche ich meinem Atem, der die Aufnahme übertönt.
Dann höre ich es. Das Klopfen.
Lang. Pause. Lang. Lang. Lang. Pause. Lang. Kurz, kurz.
Laut scheppernd fällt mir das Handy aus der Hand und landet inmitten meiner unvollständigen Aufgaben.
Schüler laufen in Strömen an mir vorbei, während ich wartend vor dem Eingang stehe. Bald müsste Kaden da sein und mir berichten, wie nervig der Besuch gestern abgelaufen ist, so wie jedes Mal, wenn er ein Treffen mit unseren Freunden wegen der Verwandtschaft absagen musste. Kleine weiße Wolken verzieren den Himmel und verhindern, dass mir die Sonne haltlos auf den Kopf scheint. Eine seichte Brise weht.
Nach einer Weile des Suchens entdecke ich den blonden Haarschopf meines besten Freundes und winke ihm grüßend zu. Ein kleines Lächeln ziert seine müden Züge, während er auf mich zukommt.
„Hey", begrüßt er mich und zieht mich in eine flüchtige Umarmung. Ziemlich mitgenommen fährt er sich mit einer Hand übers Gesicht, wobei die andere den Gurt seiner Schultasche richtet. Ich habe lange überlegt, ob ich ihm von der Mail und dem nicht vorhandenen Absender berichten soll. Allerdings verwerfe ich diesen Gedanken gleich wieder, als ich sehe, wie schlecht es ihm zu gehen scheint. Besorgt mustere ich ihn und schenke ihm einen fragenden Blick.
„Alles gut", winkt er ab und läuft an mir vorbei, um sich auf den Weg zur ersten Stunde zu machen. „Ich hab nur schlecht geschlafen, mach dir keine Sorgen."
Wenig überzeugt trotte ich ihm hinterher und hänge meine Finger in die Gurtschlaufen meines Rucksacks. Irgendetwas scheint heute anders an ihm zu sein. Kadens gute Laune ist wie weggeblasen und erweckt den Eindruck, als wäre sie nie da gewesen. Ich würde gerne wissen, was sich gerade in seinem Kopf abspielt, denn statt mich wie üblich anzugrinsen oder einen Witz zu reißen, starrt er diesmal gedankenverloren auf den Boden. Stirnrunzelnd überlege ich, was wohl in den letzten Stunden passiert sein könnte, das ihn derart mitnimmt. Schlussendlich aber schüttele ich nur ergeben den Kopf und erkläre sein Verhalten damit, dass jeder mal einen schlechten Tag haben kann. Vor allem weil ich nicht weiß, ob etwas privates passiert ist.
Mit einem Tippen an seiner Schulter bringe ich Kaden dazu, endlich aufzuschauen. Nickend deute ich mit dem Kopf zu den Spinden und mache ihm dadurch weis, dass ich noch meine Bücher holen muss. Wortlos wiederholt er meine Geste, läuft abwesend vor und hinterlässt ein großes, ungeklärtes Fragezeichen in meinem Kopf.
Irgendwas stimmt nicht.
Das ist auch mein erster Gedanke, als ich das Zahlenschloss an der Eisentür erblicke. Ein paar Stellen sehen verbeult aus und meine Vermutung bestätigt sich, nachdem ich erfolglos an den Rädchen gedreht habe. Es scheint zu klemmen. Frustriert ruiniere ich meine Frisur, während Kaden einfach da steht und nichts mitbekommt. Er starrt einen beliebigen Punkt an und lässt gestresste Mitschüler an sich vorbei ziehen, ohne ihnen Beachtung zu schenken. So langsam frage ich mich wirklich, was mit ihm los ist.
Kopfschüttelnd lasse ich ihn in Ruhe und mache mich auf den Weg zum Hausmeister. Dieser hat sicherlich einen Schlüssel oder etwas anderes nützliches, womit er meinen Spind aufbrechen kann. Kurz werfe ich Kaden noch einen besorgten Blick über die Schulter zu und biege anschließend um die Ecke.
„ ... irgendwann auffliegen wird."
Sowohl neugierig als auch verwirrt stehe ich vor der Tür, die einen Spalt breit geöffnet ist, und stelle fest, dass der Hausmeister gerade beschäftigt zu sein scheint. Eigentlich gehört es sich nicht zu lauschen, nur verwundert es mich, was dieser zu verbergen hat. Er wirkt sonst immer so unscheinbar und gar nicht wie jemand, der Geheimnisse hat.
„Natürlich. Aber ... ich bin noch nicht so weit. Es dauert nicht mehr lange."
Sofern ich mich nicht verhört habe, klingt die gedämpfte Stimme unseres Hausmeisters etwas nervös und erschwert es mir dadurch, zu begreifen.
„Ich hoffe, dass du deine Sachen schnellstmöglich in Ordnung bringst. Deine persönlichen Angelegenheiten gehen mich nichts an. Dennoch möchte ich anmerken, dass ich ungern mit hineingezogen werde."
Ein mulmiges Gefühl bereitet sich in meinem Bauch aus, was mir überhaupt nicht bekommen ist. Irgendwie klingt das gerade nach etwas Verbotenem und ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich alles wissen will oder nicht. Manchmal ist es sicherer, keine Ahnung zu haben.
„Ich weiß, Nicholas. Ich danke dir."
„Dank mir nicht zu früh, mein Freund. Immerhin macht dich diese Sache strafbar."
Ich horche auf, als der Vorname meines Englischlehrers fällt und erinnere mich gleichzeitig daran, dass ich bestimmt schon den Anfang des Unterrichts verpasst haben muss. Zaghaft klopfe ich also endlich an und stecke meinen Kopf mit einem vorsichtigen Lächeln durch die Tür. Erschrocken dreht sich der Hausmeister zu mir um, ringförmlich nach seiner Fassung, bis wieder der bekannte Ausdruck auf seinem Gesicht erscheint.
„Was kann ich für dich tun?", fragt er mich freundlich, wenngleich stets eine bestimmte Distanziertheit in seinem Tonfall mitschwingt. Direkt neben mir quetscht sich Mr. Carter durch die Tür und zwingt mich dadurch, ganz in den kleinen Raum zu treten. Einige Sekunden sehe ich ihm stirnrunzelnd nach, bevor ich mich wieder umdrehe.
Mit meinen Händen male ich ein Viereck in die Luft und drehe meine Faust.
„Du hast also den Code für deinen Spind vergessen, ja?"
Zögerlich schüttele ich mit dem Kopf. Ich weiß nicht genau, wie ich ihm die Situation erklären soll.
„Wie auch immer, lass mich mal sehen."
Einverstanden nicke ich und lasse ihn, wie zuvor meinen Lehrer, an mir vorbei. Aus den Augenwinkeln erhasche ich dabei einen Blick auf das kleine silberne Schild, das auf seinem grauen Hemd immer unsichtbar erscheint. Hamilton.
Nachdenklich folge ich ihm aus den Gang und übernehme kurz darauf die Führung, da er schließlich überhaupt nicht weiß, wo sich mein Spind befindet. Irgendwie kommt mir dieser Name bekannt vor, es ist, als hätte ich ihn irgendwann schon einmal gelesen. Leider kann ich mich nicht mehr dran erinnern, wo das gewesen sein soll.
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