~0.9.0~

Abfällig betrachtet er das Mädchen vor sich. Blonde Haare umwehen ihr unschuldiges Gesicht, große Augen sehen ihm flehend entgegen. Die Ähnlichkeiten zwischen ihr und einem unfreiwilligen Helfer sind wirklich unübersehbar.

„Bitte, hilf ihm", bittet sie und tritt einen Schritt auf ihn zu. Automatisch weicht er zurück, wirft ihr dabei einen warnenden Blick zu.

„Weißt du überhaupt, wer ich bin?"

Eifrig nickt sie. Ihr Mut überrascht ihn und gibt ihm einen gewissen Respekt, dennoch ist ihm das Verhalten des Mädchens zuwider.

„Andelan."Ihre Stimme klingt unsicher, und er hebt zufrieden einen Mundwinke an, als er hört, wie sie ihn nennt.

„Genau. Und weißt du, weshalb ich dich gerufen habe?"

Wieder nickt sie. „Ich mache es. Aber ich habe zwei Bedingungen."

Shana steht hinter ihr und verkneift sich ein ungläubiges Schnalzen. Er wirft ihr nur einen Seitenblick zu, der sie zum Schweigen bringt.

„Bist du dir sicher?", wendet er sich wieder an das Mädchen. Seine Schritte hallen dumpf wider, als er langsam auf sie zutritt. Wie eine Schlange, die sich auf ihr Opfer zubewegt. Berechnend, geräuschlos. „Du weißt überhaupt nicht, was ich von dir verlange."

Sie überspielt ihr Zittern, indem sie herausfordernd das Kinn reckt. Unschlüssig wiegt er mit dem Kopf. Ihm entgeht nicht, wie sehr sie ihre Angst zu verbergen versucht, und vielleicht ist es das Scheitern daran, das ihn so amüsiert.

„Wie gesagt, zwei Bedingungen."

Kopfschüttelnd seufzt er und dreht sich mit gesenktem Kopf um. „Sprich."

Er hört in seinem Rücken, wie sie tief Luft holt.

„Erstens musst du mir versprechen, ihm zu helfen."

Gleichgültig wedelt er mit der Hand, womit er sein Einverständnis demonstriert.

„Das hatte ich sowieso vor, keine Sorge. Und die zweite Bedingung?"

Ein undeutliches Stottern ertönt, darauf ein genervtes Stöhnen seiner Partnerin.

„Rede, wenn du ein Anliegen hast, oder geh!", schnauzt Shana. Er macht sich nicht die Mühe, sie in die Schranken zu weisen.

Das fremde Mädchen räuspert sich verunsichert. „A-also ..."

Ungeduldig tippt er mit den Fingerspitzen auf eine freie Tischplatte.

„Ich werde dich nicht umbringen, und ihn auch nicht. Außer ..."

Er braucht seinen Satz nicht zu vervollständigen, um verstanden zu werden.

„Es wird nicht schiefgehen", beteuert sie hastig, „und ich werde dich nicht verraten."

„Gut", entgegnet er trocken und schenkt der Wand ein Grinsen. „Gut."

Er dreht sich nicht mehr um, sondern gibt Shana lediglich ein Handzeichen, das Mädchen hinauszuführen. Leiser werdende Schritte zeigen ihm, dass sie seiner Anweisung nachkommt. Jemand stolpert, fängt sich wieder. Er wirft ihnen ein paar letzte Worte über die Schulter zu.

„Shana wird dir sagen, was du zu tun hast."

 Dann fällt die Tür ins Schloss.  

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