🐶 fünf 🐰

Eine Woche lang lief der Schwarzhaarige allein nach Hause und mit jedem Tag der vergangen war, wurde seine Sorge größer, dass mit Seungmin etwas passiert war. Immerhin fehlte er gefühlt nie und wenn etwas war, hatte dieser ihm seither auch geschrieben. Aber dieses Mal schien es ein wenig anders zu sein. Dabei hätte es auch eine einfache Erkältung sein können, die für die Abwesenheit des Jüngeren verantwortlich war. Nur er konnte noch so lang mutmaßen, wenn er sich nicht traute ihn anzuschreiben. Tatsächlich hatten sie das letzte Mal vor einigen Wochen geschrieben und obwohl es eine Selbstverständlichkeit war, scheute sich Changbin davor den Schritt zu wagen. Angst vor einfacher und zugleich plötzlicher Abneigung, die ihm widerfahren könnte, war der entscheidende Grund gewesen. Dabei war es noch so absurd. Sie kannten sich schließlich schon über ein ganzes Jahr und doch scheute sich Changbin, war mehr als verunsichert, weil er nicht zu aufdringlich herüberkommen wollte.

Und so war es eben auch mit all seinen Freunden gewesen. Teilweise war es auch dem geschuldet, dass seine Eltern nicht sonderlich viel Geld besaßen und er dementsprechend finanziell isoliert war, wenn er zustimmte, mit jemanden etwas zu unternehmen. Viele seiner Klassenkameraden gingen eben regelmäßig in ein Café, gingen shoppen oder taten Dinge, die mit Geld verbunden waren. Somit war die einzige Lösung für ihn gewesen, dass er sich oftmals distanzierte, damit niemanden von seinem kleinen Geheimnis auffiel. Selbst Seungmin wusste davon nichts und darüber war er auch ziemlich dankbar gewesen. Wenn er sich dann doch dazu entschied mit anderen etwas zu machen, dann köpfte er gezwungener Maßen sein letztes Taschengeld, von dem er sowieso schon viel zu wenig hatte, um nicht aufzufallen. 

Ja, Angst konnte krank machen und Changbin steigerte sich einfach in etwas herein, was nicht sein musste. Wobei es nicht der Weltuntergang war, nicht so viel Geld zu besitzen, wenn man die richtigen Menschen kannte.

Doch in den Köpfen von einigen war immer noch das Bild im Kopf, dass arme Menschen gleichzeitig dumm waren und dementsprechend auch massive Probleme in der Schule hatten. Aber allein an Changbins Noten konnte man erkennen, dass er alles andere als mit Dummheit gesegnet war und zugleich wollte er eben auch lernen, um sich aus dieser Gefangenheit befreien zu können und um sich, aber auch seinen Eltern ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie taten eben viel für ihn, obwohl sie am Ende ihrer Kapazität waren und all das wollte er eben auch wieder an sie zurückgeben.

"Du bist ja schon da.", hörte er, als er die Wohnungstür aufgeschlossen hatte und in den etwas wärmeren Innenbereich trat. Die Heizungen waren mal wieder ausgefallen und der günstigste Fachmann war für die nächste Woche eben auch ausgebucht gewesen, sodass sie mit der Frische für die nächsten Tagen leben musste. "Ich dachte, du kommst immer später von der Schule." Ein sanftes Lächeln lag auf den Lippen seiner Mutter und umso irritierter war Changbin gewesen, dass er nicht der Einzige war, der schon da war. Ein klein wenig stieg in ihm sogar die Panik, dass seine Mutter einen ihrer Jobs verloren hatte. Einmal war das schließlich passiert und seither hatte er immer wieder Angst, dass es wieder geschah, wenn sie so früh da war, anstatt sich zu freuen.

"Ich hab jeden Tag neun Stunden, bis auf Freitag. Da habe ich nur sechs. Genauso wie Seungmin... Du weißt schon, der, der zwei Häuser weiterwohnt." Bei dem Namen legte sie die Stirn seiner Mutter in Falten, schien zu überlegen und nach einigen Sekunden schien sie wirklich zu wissen, wer der besagte Junge war. 
"Der mit dem ständigen Grinsen und den gutverdienenden Eltern?" Dabei konnte sie sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Lediglich der Neid, dass sie ihren Kindern nichts besseres ermöglichen konnte, zeigte sich, obwohl sie gegen Seungmins Familie nichts hatte. Sie waren nett, grüßten und sie hatten sich auch das ein oder andermal unterhalten. "Bestimmt kann er das machen, was er will. Schließlich steht ihnen das Geld nicht im Weg." 

Am liebsten wollte Changbin etwas darauf erwidern, aber er entschied sich dazu zu schweigen. Er würde es wohl eher schlimmer machen und das wollte er gewiss nicht. Am Ende würde seine Mutter es wieder vergessen und dann wären seine Worte erst recht umsonst gewesen. 

"Und wieso bist du hier? Musst du nicht arbeiten?", wollte der Schwarzhaarige vom Thema ablenken, schien ein wenig unruhig zu sein. 
"Hab ich dir nicht gesagt, dass ich heute freihabe?"

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