Chapter Five

Kai
27.09.2020, London

Geschockt sah ich Julian nach. Ich war gar nicht in der Lage dazu zu reagieren, viel zu schnell klopfte mein Herz und ich war viel zu überwältig von allem.

Alles was er mir gerade an den Kopf geknallt hatte, war wahr. Zumindest fast. Ich hatte mich verhalten wie ein Arschloch, hatte ihn verletzt und somit genau das getan, was ich niemals tun wollte. Nie wollte ich der Grund dafür sein, dass er Tränen vergoss oder sich schlecht fühlte. Ich wollte ihn nie so zerstört sehen, wollte ihn nie traurig sehen. Mein Herz war mit dem zuknallen der Tür durchgebrochen und hinterließ ein schwarzes Loch in mir, welches eigentlich nur Julian flicken konnte.
Und-Stop?!

Was mache ich hier? Ich Idiot, hatte Julian mir gerade ernsthaft gestanden, dass er meine Gefühle erwiderte und mich auch liebte und jetzt hatte ich ihn gehen lassen? Ich musste sofort hinterher! Ich musste Jule finden und ihm zeigen, dass sich ich ihn liebte.
Hastig sprang ich auf und rannte zur Tür. Ich schlüpfte schnell in Sneaker und zog mir im Rennen meine Jacke über. Mein Herz hämmerte heftig gegen meinen Brustkorb und ich hasste mich wirklich dafür, dass meine Reaktionszeit der einer Fliege glich.
Warum war ich ihn nicht direkt nachgelaufen? Dann müsste ich jetzt nicht im strömenden Regen planlos durch meine Wahlheimat laufen. Das traurige Gesicht von Julian hatte sich in mein Gehirn gebrannt und ich werde damit in der nächsten Zeit bestimmt zu kämpfen haben.
Mein Beine trugen mich durch die relativ leeren Londoner Straßen. Aber ich konnte es definitiv verstehen, vor allem wenn es so regnete. Und besonders warm war es auch nicht, ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie Jule sich fühlte. Er glaubte schließlich noch, dass ich seine Gefühle nicht erwiderte und jetzt flüchtete er planlos und mit lediglich dünnen Klamotten durch London.
Ich suchte jede Straßenseite ab, drehte fast schon jeden Stein nach ihm um und verzweifelte so langsam immer mehr. Wo war er nur? Er kannte sich nichtmal in London aus, also wie sollte er es hier schaffen?

Eine Person, die gerade die Straßenseite überquert hatte und nun unter einer Laterne stand, wodurch ich deutlich blonde, nasse Haare erkennen konnte, riss meine Aufmerksamkeit auf sich. Schnell sprintete ich über die Straße und erkannte nun deutlich Julian.
„Jule!", griff ich nach seinem Arm und drehte ihn in meine Richtung. Mein Herz blieb beinahe stehen, als ich seine roten Augen erblickte und die Tränen, die sich mit dem Regen vermischten. „Was willst du?", fragte er zitternd und mir schossen beinahe auch Tränen in die Augen bei seinem Anblick. „Dich, Jule! Ich will dich.", hauchte ich, beobachtete wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Ungläubig blickte er zu mir hoch und ich verstand ihn, ich wäre sicherlich aus misstrauisch.

„Ich hab mich nur so verhalten, weil ich Angst hatte, dass du bemerkst, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich hatte Angst, dass du meine Gefühle nicht erwiderst und wollte dich nicht verlieren.", hauchte ich beinahe schon verzweifelt und legte meine Hände ganz vorsichtig an Julian Wange. Ich strich über diese, sodass die Tränen und die Regentropfen von ihnen verschwanden. Langsam näherte ich mich ihm, musterte jede Regung in seinem Gesicht, sodass ich nichts tat, was er nicht wollte.
Mein Blick huschte von seinen blauen Augen zu seinen wunderschönen Lippen. Immer wieder, bis ich plötzlich ein leises seufzen wahrnehmen konnte. „Bitte Kai, küss mich einfach.". Und das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Sofort beugte ich mich nach vorne, überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns und spürte endlich seine Lippen auf den meinen.

Sofort schien es, als ob mein Herz Purzelbäume schlagen würde. Meine Lippen pulsierten leicht und es schlugen Stromschläge durch meinen Körper, als er den Kuss erwiderte. Seine Hände spürte ich an meiner Hüfte und dieser Moment sollte niemals enden. Ich wollte das Gefühl von Julians Lippen auf meinen niemals mehr missen und ich wollte ihn immer bei mir haben. Seinen Körper, der meinen erwärmte. Seine Hände, die mich um den Verstand brachten. Seine Lippen, die sich gefühlvoll gegen meine bewegten. Und Gott, konnte er gut Küssen! Er war ein Meister in diesem Fachbereich und ich fragte mich, ob man das irgendwie lernen konnte.

Leicht lösten wir uns, ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht und musste automatisch lächeln. „Das war-", fing er an. „Wow.", beendete ich und ich war kurzzeitig noch mit meinen Gefühlen überfordert. Alles in mir spielte verrückt und ich brauchte wirklich etwas, um meine Gedanken wieder zu normalisieren.
„Ich liebe dich auch, Jule.", hauchte ich und beobachtete das breite Grinsen, welches sich auf seinem Gesicht ausbreitete. „Dann würde ich mich freuen, wenn du mein Freund wärst.", sagte Julian und zog mich vorsichtig noch näher an ihn. „Nichts lieber als das.", raunte ich und legte wieder meine Lippen auf seine. Für einen zweiten, liebevollen Kuss.

Bei mir zu Hause machten wir uns erst einmal trocken und ich gab ihm frische Klamotten von mir, welche ihm etwas zu groß waren und mein Herz schmolz beinahe, als ich seinen unschuldigen Blick sah. Er sah so zerbrechlich, so süß aus.
Der Blonde Schopf von Julian lag auf meinem Schlüsselbein, wobei eigentlich sein kompletter Körper auf meinem lag, und wir schauten beide zum Fernseher. Ich hatte irgendetwas auf Netflix angemacht, aber weder Julian noch ich achteten irgendwie darauf. Immer wieder tauschten wir zärtliche Küsse miteinander aus und kuschelten uns - wenn es überhaupt möglich war - noch näher aneinander ran.

„Ich hab mich vorhin wirklich wie in einem dieser kitschigen Liebesfilme gefühlt.", sagte Julian irgendwann und blickte mit seinen wunderschönen, blauen Augen zu mir. Ich lachte leise, denn diese Regenszene erinnerte wirklich an einen kitschigen Liebesfilm.
Meine Finger fuhren sanft durch seine blonden Haare und ich kraulte leicht seinen Nacken, schließlich wusste ich, wie sehr er es genoss. Ich drückte kurz meine Lippen auf seine Stirn und beobachtete, wie seine Wangen leicht rot wurden. „Ich bin froh, dass du hierher gekommen bist.", hauchte ich leise. „Und es tut mir verdammt leid. Ich wollte dir nie so weh tun, Jule. Ich wollte dich immer vor allem beschützen und dich nie so traurig sehen, aber ich wusste nicht wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte. Ich war vollkommen überfordert und hatte gedacht, dass ich dich verlieren würde, wenn du von meinen Gefühlen erfährst. Deswegen bin ich auf Abstand gegangen, auch wenn es mir hier mein Herz gebrochen hatte.", zitterte meine Stimme leise und strich weiter über seinen Nacken. Er blickte zu mir hoch. Mit seinen blauen Augen schaute er mir beinahe direkt in die Seele und ich spürte seine Finger an meiner Wange streichen. „Ich weiß, Harvey. Ich war nur so traurig, weil ich gedacht hatte, dass ich dich verloren hätte. Ich wollte dich nie gehen lassen und es hatte mich fertig gemacht, dass wir plötzlich keinen Kontakt mehr hatten.", strich er über meine Wange und lächelte mich beruhigend an. „Ich verzeihe dir, du Idiot. Immerhin hätte ich wahrscheinlich genauso gehandelt.", erklärte er und brachte mich kurz zum kichern.
Vorsichtig drückte Jule sich hoch, kam meinem Gesicht immer näher und ich schloss genießerisch meine Augen, als ich seine weichen Lippen wieder auf meinen spürte.

Sofort spürte ich wieder dieses Kribbeln, diese Stromschläge durch meinen Körper schlagen und es überwältigte mich regelrecht. Es war ein Traum. Julian war ein Traum; er war mein Traum.
Ganz vorsichtig bewegte ich meine Lippen gegen seine und zog ihn an den Hüften noch näher an mich heran. Mein Körper wurde ganz warm und Julian brachte mein Blut zum kochen. Ich spürte seine Finger in meinen braunen Locken und keuchte ganz leise, als er an ihnen zog. Grinsend schaute Julian mich an, seine Lippen waren leicht geschwollen und seine Wangen gerötet. Am liebsten hätte ich ein Bild gemacht, sodass ich diesen wunderschönen Anblick für immer hatte, aber Julian beugte sich wieder nach vorne und drückte seine Lippen wieder auf meine.

Dieser Kuss war intensiver, als die vorherigen. Wir beide waren mutig und selbstbewusster und diesmal war es Jule der keuchte, als ich ganz vorsichtig mit meiner Zunge gegen seine Unterlippe stieß. Ich lächelte gegen seine Lippen und gerade, als unser Kuss wirklich noch intensiver wurde, klingelte plötzlich das Telefon von Julian. Genervt stöhnte er, als er sich von mir löste und griff nach seinem Handy auf dem Couchtisch.
Julian ging ran, machte das Telefon auf Lautsprecher, was mich verwundert schauen ließ. „Was gibt's Marco?", fragte Julian und sofort musste ich breit grinsen und setzte mich neben Julian richtig auf. „Ich wollte wissen, wie es bei Kai lief?", fragte der Dortmunder Kapitän und Marco hörte sich aufgeregt an. Mein Kopf vergrub ich in Julians Halsbeuge und kicherte leise. „Zuerst wirklich scheiße, aber jetzt ist alles wieder gut.", erklärte Julian wahrheitsgemäß und meine Finger verwoben sich mit seinen. Sanft strich ich über seinen Handrücken. „Alles wieder gut wie in, er weiß von meinen Gefühlen nichts oder wie in, ich hab ihm davon erzähl und er erwidertet meine Gefühle?", fragte Marco und ich beobachtete, wie das Grinsen von Julian noch breiter wurde. „Wie beim letzteren, nur mit etwas mehr Hollywood Potential.", lachte Julian leicht und ich musste auch leicht lachen. „Hey Marco.", gab auch ich mich schließlich zu erkennen. „Oh hey Kai.", hörte ich seine Stimme. „Wenn alles geklappt hat, dann würde ich euch jetzt wieder alleine lassen. Ich muss Mario noch alles berichten, der ist auch schon ganz aufgeregt.", war das letzte, bevor er auflegte und ich blickte verwirrt zu Julian. „Mario?", fragte ich und zog meine Augenbrauen zusammen. „Ist ne längere Geschichte. Aber die beiden sind zusammen.", erklärte er und ich spürte eine gewisse Erleichterung in mir.

„Das ist jetzt aber auch egal, wo waren wir stehen geblieben?", fragte Julian verschmitzt Grinsen und ich erwiderte dies, bevor er sich vorbeugte, um unsere Lippen wieder miteinander zu verbinden.

[1620 Wörter]

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