Eine Brille? Das ist neu.

"Oh." Das war Seokjins Begrüßung zu mir, als ich unangekündigt an seiner Haustür stand. Um ehrlich zu sein nicht die Begrüßung, die ich mir erhofft habe. Mindestens ein "hallo" hätte es sein können. Mag Seokjin mich doch nicht- Nein, solche Gedanken brauche ich jetzt wirklich nicht. Ich bin hier, um ihm zu sagen, wie ich mich fühle.

"Dir auch einen guten Tag." Begrüßte ich ihn und lächelte.

Seokjin zog die Brille aus, die er auf seiner Nase trug und sah mich nervös an, versteckte sich etwas hinter der Tür. "Namjoon, ich- ich wusste nicht, dass du vorbeikommst."

"Und ich wusste nicht, dass du eine Brille trägst." Erwiderte ich.

"Ach das Teil.. ja." Er versteckte sie nun auch hinter der Tür. "Das wissen die wenigsten." Murmelte er.

"Steht dir aber." Gab ich ehrlich zu. "Darf ich rein?" Fragte ich, denn das wurde inzwischen wirklich komisch. Also das ich hier einfach so draußen stehe und er sich halb hinter der Tür versteckt.

Er zögerte kurz. "Ich muss dir gestehen, ich sehe wirklich schieße aus. Du hast den einen Tag ausgesucht, wo ich mir nicht mal meine Haare gekämmt habe. Und dann auch noch die Brille und über meine Kleider muss man gar nicht erst anfangen zu reden." Er lachte nervös, doch ich merkte, wie es ihm wohl wirklich unangenehm war.

"...Jin, du siehst immer gut aus. Jetzt auch. Du kannst gar nicht schlecht aussehen." Er dachte noch kurz nach, dann ließ er mich ins Haus. "Und zieh doch deine Brille an, sonst siehst du doch schlecht."

"Ich kann auch meine Kontaktlinsen anziehen." Sagte er schnell.

Ich antwortete gar nicht darauf, sondern nahm einfach sanft seine Brille aus seiner Hand und setzte ihm sie vorsichtig auf. "Jin, du bist perfekt." Er lächelte schwach und bot mir dann Essen an. Er hat eben gekocht und wollte jetzt sowieso Essen. Ich nahm das nette Angebot an.

Seokjin und ich redeten über Gott und die Welt und ignorierten beide den Elefanten im Raum.

Der Kuss- Nein, das rummachen.

Unsere Beziehung.

Wir hoben das beide wohl für nach dem Essen auf. Das macht anscheinend nicht nur mich nervös. Seokjin aß langsam und redete wirklich über alles außer das Thema Liebe.

Doch natürlich konnte das nicht für immer so weiter gehen.

Irgendwann waren wir fertig mit dem Essen. Wir gingen in sein Zimmer, wo ich mich auf sein Bett setzte und er nach kurzem Zögern folgte, sich neben mich setzte. "Also..." Fing er an. "Yoongi und Jimin sehen glücklich aus. Zusammen meine ich. Gott, ich habe Yoongi noch nie so viel Lächeln und oder einfach glücklich aussehen sehen."

Start Thema "Liebe".

"Ja, es ist toll. Auch wenn es noch etwas befremdlich ist, Yoongi jemanden küssen zu sehen. Und dann auch noch jemand so beliebten wie Jimin es ist. Ich hatte schon keine Hoffnung mehr für ihn... Er hat ihn schon so lange geliebt. Länger als-", ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. "-ich selbst verliebt bin. Lustigerweise ist es fast die gleichen Situation wie bei Yoongi. Er liebt schon lange jemand, der beliebt ist und hat dann tatsächlich eine Chance bekommen. So wie ich auch." Jedenfalls hoffe ich das.

Seokjin rückte seine Brille zurecht. "Ich befinde mich in der Lage wie Jimin. Er hat sich in jemanden verliebt. Ich habe mich in jemanden verliebt, der so ähnlich wie Yoongi ist."

Erleichtert ließ ich Luft aus mir heraus, wie ein angestochener Luftballon.

Seokjin erwidert meine Gefühle.

"Hast du die Leute die letzten Tage beobachtet? Wie sie Yoongi und Jimin behandeln?" Fragte ich nach.

Seokjin nickte. "Habe ich. Sie... ignorieren es einfach alle. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist aber- Sie tun es einfach. Behandeln keinen von den beiden wirklich anders. Außer Yoongi. Er wird plötzlich mehr von Jimins anderen Freunden mit ins Gespräch genommen."

Ich lächelte und hörte Seokjin zu.

"Also denke ich, dass, wenn ich rein theoretisch in eine Beziehung kommen würde, es nicht so ganz schlecht wäre. Ich würde aber trotzdem nicht so ganz offen wie Jimin und Yoongi sein. Das Küssen in der Schule ist schon... viel. Aber sonst denke ich, es ginge." Seokjin lächelte nervös und sah mich erwartend an.

Erwartend, was ich dazu zu sagen habe.
Erwartend, ob ich diese "Terms and Conditions" annehme.

Gott ja, das tue ich.

"Ich liebe dich, Jin."

Seokjin gab, wie ich es eben getan hatte, einen erleichterten Seufzer von sich und nahm meine Hände in seine, strahlendes Gesicht. "Und ich liebe dich, Namjoon."

---
love love love