14 ~ Spiele Kläger und Richter
Chapter Twenty-Eight
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"Dale ging mir unter die Haut. Mir jedenfalls. Denn er hatte keine Angst davor, das auszusprechen, was er dachte und fühlte. Diese Ehrlichkeit ist selten und mutig! Immer wenn ich eine Entscheidung traf, dachte ich an Dale. Er schaute zurück, mit diesem bestimmten Blick, den wir alle hin und wieder gesehen haben. Ich konnte ihn nicht immer deuten, aber er durchschaute uns. Er sah die Menschen, wie sie wirklich waren. Er kannte Dinge über uns. Die Wahrheit. Wer wir wirklich sind. Am Ende sprach er davon, dass wir unsere Menschlichkeit verlieren. Er sagte, diese Gruppe sei am Ende. Wir ehren ihn am besten, wenn wir das ändern. Unsere Streitigkeiten beilegen, uns zusammenreißen, aufhören, uns selbst leidzutun und die Verantwortung für unser Leben übernehmen. Für unsere Sicherheit. Für unsere Zukunft. Wir sind nicht am Ende. Das beweisen wir ihm. Von nun an leben wir nach seiner Art. So ehren wir Dale."
Es war eine bewegende Rede von Rick an diesem erschütternden Tag.
Wir standen alle um Dales Grab herum, dem vierten Grab, das wir für unsere Liebsten ausgehoben hatten.
Doch das Leben musste weitergehen, für uns alle.
"Wird es nicht zu eng mit 15 Leuten in einem Haus?", fragte ich in die Runde, als wir alle gerade dabei waren, unsere Sachen zu packen.
Hershel hatte angeboten, dass wir alle in sein Haus ziehen könnten.
Es wurde langsam Winter, und die Nächte wurden kälter und gefährlicher.
"Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Wenn der Sumpf austrocknet und der Bach versiegt..." meinte Hershel nur.
"Maggie hat recht. Wir hätten euch schon vor einer Weile hereinholen sollen", fügte Hershel hinzu.
"Hmm... Ich meine nur, ich hätte auch im Stall bei den Pferden schlafen können. Aber so ein Bett klingt vielleicht doch bequemer", sagte ich mit einem Schulterzucken und schnappte mir meine Tasche, während ich zum Haus lief.
Unterwegs half ich Lori und ließ eine ihrer Taschen zurück, damit sich die werdende Mutter nicht überanstrengen musste.
Kurz bevor ich das Haus erreichte, hörte ich Rick meinen Namen rufen.
Ich drehte mich um und sah, wie er zusammen mit Hershel auf mich zukam.
"Was gibt's?", fragte ich neugierig.
"Ich muss dich um etwas bitten. Wenn ich mit Daryl weg bin, musst du hier bei Hershel alles im Auge behalten", sprach er ruhig.
"Ich?", fragte ich leicht verwirrt.
"Ja, du. Besonders bei Shane. Du weißt, wie er tickt. Bei ihm läuft gerade alles aus dem Ruder." Meinte Rick.
"Gerade?", fragte ich rhetorisch und erhielt keine Antwort von Rick.
"Er ist kein schlechter Kerl, aber er ist sein eigener schlimmster Feind", erwiderte Rick.
"Ja, das stimmt", stimmte ich ihm zu. "Aber warum ich?"
Ich blieb stehen und schaute zu Rick und Hershel auf.
"Weil ich weiß, dass du durchgreifen könntest, wenn es wirklich nötig ist. Und weil du keine Angst hättest", nickte er.
Mein Blick fiel auf Hershel, der ebenfalls Rick zustimmend nickte.
"OK", meinte ich nur und setzte meinen Weg zum Haus fort.
Ich brachte Lori ihre Tasche und trug dann meine eigenen Sachen in eine Ecke des Hauses.
Da ich sowieso nichts auspacken musste, ging ich wieder nach draußen.
Mit einem der Bücher, die ich gefunden hatte, setzte ich mich unter einen der Bäume am Pferdestall und genoss die Zeit allein, bevor wir uns alle in dieses eine Haus quetschen mussten.
Nach einiger Zeit hörte ich, wie sich jemand dem Stall näherte.
Ich schaute auf und legte einen Strohhalm in das Buch, um später die Seite wiederzufinden.
Da sah ich, dass Daryl auf mich zukam.
"Was willst du?", fragte ich gleich, versuchte aber nicht zu abweisend zu wirken.
"Ähm... Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht", meinte er nur und setzte sich neben mich.
"Nun ja, was soll man sagen? Es ist vielleicht das Ende der Welt, und wir könnten jeden Tag sterben...", wollte ich sagen, aber Daryl unterbrach mich sofort, bevor ich weiterreden konnte.
"Ich meinte wegen Dale. Du hättest das nicht tun müssen", sagte er und schaute mich direkt an.
"Seit dem Anfang von all dem habe ich bereits zwei Menschen getötet, bevor ich Rick traf, bevor ich euch traf. Zum Schutz. Ich war nicht von Anfang an dort, wo Rick mich traf", erzählte ich ihm und schaute zur Seite. "Dale war der Dritte."
"Hey, ich weiß, das klingt komisch, wenn ich das sage, aber du musst das nicht alleine durchmachen. Verstanden?" kam es nun ungewöhnlich liebevoll von Daryl, der kurz meine Hand nahm und sie drückte.
Ich lächelte, nickte und sagte: "Danke. Aber mir geht es gut."
Daryl hob den Kopf. "Na gut."
Er stand mit einem Schwung auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung und sagte: "Aber ehrlich, wenn etwas ist, bin ich da. Wir sind alle da. Ich muss jetzt los. Rick und ich bringen den Jungen endlich weg."
"Passt auf euch auf", lächelte ich nur, bevor Daryl wieder in Richtung Haus ging.
Aus irgendeinem Grund schaute ich ihm nicht lange hinterher, bis er außer Sichtweite war.
Danach wollte ich mich eigentlich wieder meinem Buch zuwenden, aber ich bemerkte, wie sich etwas an dem Schuppen, in dem Randell gefangen war, bewegte.
Von meinem Platz am Stall aus hatte ich einen guten Blick auf die Schienen und den Schuppen.
Da ich nicht genau sehen konnte, was los war, beschloss ich, der Sache nachzugehen. Hinter einem Baum konnte ich mich verstecken, ohne gesehen zu werden.
Ich hatte einen perfekten Blick auf den Eingang der Scheune.
Die Seitentür stand offen, und kurze Zeit später sah ich Shane mit dem Jungen herauskommen.
Vorsichtig umgriff ich den Griff meines Bogens.
Doch anstatt gleich zu den anderen zu rennen, beschloss ich, Shane und dem Jungen zu folgen.
Ich blieb einige Meter hinter ihnen und beobachtete, wie Shane die Augenbinde und das Klebeband des Jungen entfernte und ihn vor sich herlaufen ließ.
Leise und unauffällig bewegte ich mich durch den Wald, so dass man denken könnte, ich sei ein Tier und kein schwerfälliger Mensch.
Shane blickte sich einige Male nervös um und hielt seine Waffe vor sich.
Randell redete einfach weiter und dachte, er wäre in Sicherheit.
Shane blickte einmal etwas länger zurück, und ich musste mich schnell hinter einem größeren Stein verstecken, um nicht erkannt zu werden.
"Was hat er nur vor?", sprach ich quasi zu mir selbst und hörte Schritte auf mich zukommen.
Schnell holte ich einen Pfeil aus meinem Köcher, spannte ihn im Bogen und zog ihn scharf, als ich ruckartig aufstand und rückwärts lief.
Ich hörte nur noch einen Schuss, ließ den Pfeil ziellos los und stolperte über den nächsten Holzstamm.
Ich rollte den Abhang herunter ins Gebüsch. Vor Schmerzen wollte ich stöhnen, aber ich biss auf die Innenseiten meiner Wange, um keinen Laut von mir zu geben.
Mein Kopf schlug gegen etwas Hartes, und mir wurde schwarz vor Augen.
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Ich hatte mir den Kopf gestoßen und war anscheinend bewusstlos geworden.
Als ich die Augen wieder öffnete, war es bereits dämmrig.
Mit Schmerzen im Arm versuchte ich mich aufzurichten und fluchte laut vor mich hin, als ich bemerkte, dass die Kugel, die Shane offenbar abgefeuert hatte, meinen Arm gestreift hatte.
"Dieser miese Arschloch. Das kriegt er zurück", sagte ich zu mir selbst und kroch aus dem Gestrüpp.
Ich riss ein Stück Stoff von meinem Hemd ab und band es um die offene Wunde an meinem Arm.
Schnell sammelte ich meinen Bogen auf und kämpfte mich den Hang wieder hinauf.
Bevor ich bewusstlos wurde, hatte ich noch gehört, in welche Richtung Shane mit Randell gegangen war.
Aber wer weiß, wo sie jetzt schon sind.
Meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, da ich keine Taschenlampe dabei hatte.
Vorsichtig bewegte ich mich wieder über den Waldboden wie andere Menschen, die durch den Wald streifen.
Statt weiter nach den beiden anderen zu suchen, ging ich in Richtung der Geräusche und sah zwei Personen mit einer Taschenlampe.
Vorsichtig schlich ich mich an sie heran, konnte aber ihre Gesichter noch nicht erkennen.
Etwas raschelte neben mir und zog dann meine Aufmerksamkeit auf sich.
Ich drehte mich schnell zur Seite und sah, wie der untote Randell auf mich zukam.
Ungeschickt und benommen, wie ich war, stolperte ich rückwärts über meine eigenen Füße und fiel zu Boden.
Er war bereits so nah, dass er mich erreichen und angreifen könnte.
Doch er tat es nicht.
Der Beißer blieb stehen, drehte dann seinen Kopf nach links und rechts.
Ich stand wie erstarrt da, hielt den Atem an.
Dann drehte er seinen Kopf in Richtung der beiden anderen, die ich gesehen hatte.
Plötzlich wurde der Untote vor meinen Augen zu Boden gerissen, und eine Machete steckte in seinem Kopf.
Es waren Daryl und Glenn, die ich gesehen hatte und die mich glücklicherweise bemerkt hatten.
Daryl zog mich hoch, während Glenn seine Machete aus dem Kopf des Beißers zog.
"Danke", sagte ich nur und klopfte den Schmutz von meiner Kleidung, bevor ich meinen Bogen aufhob.
"Zum Glück ist dir nichts passiert. Wir dachten schon, du wärst..." fing Glenn an.
"Keine Sorge, mir geht es gut. Ich habe mir nur den Kopf gestoßen, als ich fiel", antwortete ich und fuhr mir kurz durch die Haare.
Daryl hockte sich neben die Leiche und drehte sie um.
"Das ist Randell", stellte Glenn fest.
"Du hattest recht, Casey. Er wäre so oder so gestorben", meinte nun Daryl und schaute zu mir auf.
Dann nahm er die Taschenlampe und untersuchte den leblosen Körper.
"Ich wünschte wirklich, ich hätte nicht recht gehabt", murmelte ich und starrte weiter auf den Toten.
"Aber er ist nicht von einem Beißer getötet worden. Jemand hat ihm den Hals umgedreht", stellte Daryl fest, nachdem er überprüft hatte, ob der Junge gebissen wurde.
"Aber von wem?", fragte Glenn ihn.
"Er war mit Shane unterwegs", murmelte ich vor mich hin und hielt meinen Blick weiterhin auf die Leiche gerichtet.
"Shane meinte, er sei angehauen worden", fügte Glenn nun hinzu. Ich schaute panisch zu Glenn auf.
"Shane und Rick sind allein unterwegs?", fragte ich schnell. "Ja, sie..."
"Wo sind sie?", unterbrach ich ihn sofort.
"Sie gehen den entgegengesetzten Weg, parallel zur Farm", erklärte Daryl und stand auf.
Ohne zu überlegen, schnallte ich meinen Bogen an den Köcher und rannte in die Richtung, die mir Daryl gezeigt hatte.
Beide Männer riefen mir noch etwas hinterher und fragten, was ich vorhabe.
Aber ich rannte los.
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Ich stolperte über Stöcke und Steine und schnitt mich an den hervorstehenden Ästen des Unterlaubs.
Als ich das Feld hinter dem Wald erreichte, das sich vor der Farm erstreckte, sah ich sie.
Rick und Shane standen sich gegenüber, wobei Shane eine Waffe auf Rick richtete.
"Willst du mich kaltblütig umbringen? Meine Frau verführen, meine Kinder zu deinen machen und dich von ihnen Daddy nennen lassen?", schrie Rick Shane an. "Ist das dein Wunsch?"
"Sie werden es überstehen. Lori und Carl werden eine Weile brauchen, aber ich werde für sie da sein", antwortete Shane. "Irgendwann werden sie darüber hinwegkommen."
Ich nahm meinen Bogen vorsichtig wieder in die Hand und schlich mich gebückt durch das hohe Gras über das Feld.
"Und Casey wird sich definitiv nicht damit abfinden, dass du alleine zurückkommst", sagte Rick, als er mich bemerkte. Shane bemerkte nicht, dass ich hinter ihm stand, während ich mich lautlos durch das hohe Gras bewegte.
"Das kleine Miststück bringt nur Ärger", sagte Shane, und ich empfand dies definitiv als Beleidigung. "Sie ist wahrscheinlich schon von einem Beißer erwischt worden."
"Ach ja? Glaubst du das? Sie ist ziemlich zäh", erwiderte Rick.
"Und...? Im Notfall werde ich sie auch noch los", sagte Shane.
"Dieses Leben ist nichts wert. Du wirst damit nicht leben können", meinte Rick ruhig und versuchte offensichtlich, Shane abzulenken, damit ich mich den beiden nähern konnte.
"Was weißt du schon darüber?", schrie Shane wütend. "Du hast keine Ahnung, womit ich leben kann."
Shane wirkte nicht wie er selbst, so wütend, wie er mit der Waffe herumfuchtelte.
"Willst du darüber reden, was ich alles kann, Rick?", fragte er und steckte die Waffe in seinen Gürtel. "Wie wäre es damit, was du kannst? Hier stehe ich."
Er breitete die Arme aus und stellte sich wie eine Zielscheibe vor Rick auf.
"Komm schon, zeig, was du kannst."
"Nein", weigerte sich Rick und schüttelte sofort den Kopf. "Das werde ich nicht tun."
"Was ist passiert? Ich dachte, du bist nicht mehr der Gute, hast du nicht gesagt?", provozierte Shane. "Nicht einmal hier, nicht einmal jetzt willst du für sie kämpfen. Ich bin ein besserer Vater als du, Rick. Ich bin besser für Lori als du, Mann. Wir sind hier, weil ich besser bin als du, Rick, weil ich hier sein und kämpfen kann."
Nur noch ein paar Schritte, dann bin ich bei ihnen und kann Shanes dämliches Gerede beenden.
Shane zielte erneut mit der Waffe auf Rick.
"Und jetzt zeig, was du kannst!" forderte er ihn auf.
"Dann müsstest du einen Unbewaffneten töten."
Ich sah, wie Rick vorsichtig und langsam seine Arme hob und seine linke Hand zur Waffe führte.
In diesem Moment zog ich leise einen Pfeil aus meinem Köcher und legte ihn langsam auf den Bogen.
Ich zog die Sehne leicht zu mir heran und spannte sie ein kleines Stück.
Als ich wieder aufschaute, sah ich, wie Rick seine Waffe an Shane übergab.
"Es gibt einen Ausweg. Wir vergessen das alles hier. Gehen zurück zur Farm. Zurück zu Lori, zurück zu Carl. Hier ist nichts passiert", versuchte Rick ihn zu beruhigen, zog aber gleichzeitig ein Messer hinter seinem Rücken hervor.
Shane erkannte es jedoch viel zu schnell, ließ beide Waffen fallen, wobei sich ein Schuss löste und Rick am Messer traf.
Ich nutzte diesen Augenblick, sprang auf und zielte auf die Lücke, um Rick nicht zu verletzen.
Ich ließ den Pfeil los, der direkt in Shanes Brust traf.
Er stöhnte schmerzerfüllt auf und sackte in Ricks Armen zusammen.
Shane rang nach Luft, spuckte Blut und Rick hing über ihm und brüllte irgendwie auf ihn ein.
Dann griff er nach dem Pfeil und zog ihn aus der Brust, wodurch die Blutung noch stärker wurde.
Als ich sah, wie Shane nach Ricks Hand griff und sein bester Freund weinte, ließ ich meinen Bogen fallen.
Meine Knie wurden weich, und ich sank auf den Grasboden, bevor ich die Hände vor das Gesicht presste.
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2359 Wörter
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