𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟧

Jungkook PoV

Ich saß auf dem Sofa und las mir zum gefühlt fünfzigsten Mal den Mietvertrag durch.

Das alles kam mir einfach so unfassbar unwirklich vor.

In zwei Wochen würde ich in die geilste Wohnung Seouls ziehen und das soll wirklich alles sein?

Da ist doch irgendwo ein Haken...

Nach weiteren zehn Minuten kam ich zu dem Schluss, dass es sich wohl doch gelohnt hat immer brav den Teller aufzuessen und die dreihundert Kettenbriefe weiterzuleiten.

Ich stand gerade auf und wollte in mein Zimmer gehen, als es an der Tür klingelte und ich genervt umdrehte.

„Jo, wie oft noch, du sollst einen Schlüssel mitnehmen", stöhnte ich, während ich die Tür öffnete.
Plötzlich erstarrte ich in meiner Bewegung und starrte auf den Mann neben meiner Stiefschwester.

Die dunkelbraunen Haare hingen ihm locker ins Gesicht und er schaute mich etwas verloren an.

„Hey Kookie, ich hab ihn in der Stadt getroffen und dachte, ihr wollt euch vielleicht sehen", meinte Jo und lächelte mich mild an.

„Ihr habt sicher viel zu reden", meinte sie dann noch und zog den etwas kleineren Mann an mir vorbei ins Wohnzimmer.

Perplex stand ich im Türrahmen und versuche irgendwie herauszufinden, wie ich mich in dieser Situation fühlen sollte.

Wir haben uns nach all dem 6 Jahre nicht gesehen und jetzt sitzt er in meinem Wohnzimmer.

Immernoch unschlüssig über meine Gefühle, schloss ich einfach die Tür und schlenderte langsam ins Wohnzimmer.

Wie erstarrt setzte ich mich ans andere Ende des Sofas, um möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen.

„Du ziehst also auch nach Seoul?", durchbrach er dann nach einigen Minuten die bedrückende Stille.

„Yoongi, was soll das hier, hm?", antwortete ich eventuell ein wenig zu aggressiv.

„Hey! Kookie sei mal ein bisschen netter zu ihm, ihr habt euch 6 Jahre nicht gesehen und das ist das erste was du zu ihm sagst?", fuhr Jo mich mit ernstem Blick an.

Wieder entstand diese Stille, in der meine Gedanken und Gefühle nur so herumwirbelten.
Sie hatte ja Recht. Unsere Freundschaft konnte ich nicht einfach so wegwerfen.

Es ist traurig was aus uns geworden ist.

Yoongi war mal alles für mich und jetzt bin ich so zu ihm, obwohl er ja nichts gemacht hat.
Aber genau das ist ja das Problem.

Ich schob meine Gedanken vorerst beiseite und  versuchte dem etwas krampfhaften Gespräch zu folgen.

„Also Yoongi, du hast erzählt du gehst auch nach Seoul um da zu studieren?", fing Jo dann ein Gespräch an und schnitt dabei direkt das Thema an, das in unserem Alter bei so ziemlich jedem im Mittelpunkt stand.

„Ja, ich hab vor Musikproduktion zu studieren"

„Interessant. Und hast du auch schon eine Unterkunft?", lächelte sie ihn wieder an und ich ahnte schon, in welche Richtung meine tolle Stiefschwester dieses Gespräch lenken wollte.

„Bis jetzt siehts ganz nach Wohnheim aus", seufzte er etwas frustriert, aber zuckte im nächsten Moment gleichgültig mit den Schultern.
„Ist schon ok, ich werde es überleben"

Mir kam kurz in den Kopf, ihn zu fragen, ob er vielleicht in das leere Zimmer will, schob diesen Gedanken aber sofort wieder beiseite und versuchte irgendwie ein Thema zu finden um nicht mehr darüber reden zu müssen.

Dies geling mir dann auch und wir redeten eine Weile über verschiedene vollkommen belanglose Dinge, bis Yoongi sich wieder verabschiedete, da er heute schon wieder zurück nach Deagu musste, um alles zu packen.

Erleichtert schloss ich die Tür hinter ihm und lief in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen.

Ich setzte mich mit diesem an den Küchentisch und nahm einen großen Schluck daraus, als sich Jo zu mir gesellte.

„Also. Was hat dich abgehalten?", sie setzte sich mir gegenüber und schaute mir so tief in die Augen, dass es schon fast gruselig wurde.

„Was meinst du?", stellte ich so unschuldig wie möglich die Gegenfrage.

„Ach Jungkook, jetzt tu nicht so dumm, wir wissen beide, dass du daran gedacht hast ihn zu fragen.
Also was hat dich abgehalten?", fragte sie diesmal mit mehr Nachdruck.

Seufzend gab ich mich geschlagen und stellte mein Glas beiseite.

„Ich weiß nicht.
6 Jahre, Jo.
Und jetzt sollen wir zusammenziehen?"

„Ja eben genau deshalb, Kookie.
Du willst eure Freundschaft doch retten. Dann musst du eben zu härteren Geschützen greifen. Und ihr habt ja schonmal inoffiziell zusammen gewohnt.", lächelte sie mich zuversichtlich an.

„Wie kann es sein, dass wir gleich alt sind? Du bist schon so erwachsen und ich geistig wie ein 3 Jähriger"

„Tja das gleicht sich gut aus du Baby", grinste sie mich frech an und nahm ein Schluck aus meinem Glas.

„Jo~...", stöhnte ich genervt.
„Hol dir doch selber was!", beschwerte ich mich bemüht ernsthaft und stand auf, um noch ein Glas zu holen.

„Sorry Kookie, aber es ist echt lustig dich zu ärgern", lachte sie und trank weiter provokant aus meinem Glas.

Ich füllte das zweite Glas mit Wasser, schlich mich von hinten an sie heran und schüttete ihr das ganze Glas über den Kopf.

„Sorry Jo, aber es ist echt lustig dich zu ärgern", äffte ich sie ebenso provokant nach und beobachtete, wie das Wasser ihre hellblonden Haare durchnässte, bis ich so schnell ich konnte losrannte, um ihrer Rache zu entgehen.

Ich hörte wie sie mir fluchend hinterherrannte, doch bevor sie mich einholen konnte, verschloss ich meine Zimmertür hinter mir und ließ mich lauthals lachend an ihr hinuntersinken.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top