𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟥𝟦
Yoongi PoV
Unsicher hob ich meine Hand und war in Begriff zu klopfen, doch dann kamen wieder Zweifel in mir auf, die mich bereits die letzten 30 Minuten immer wieder zwischen ‚mach es einfach und Schluck deinen Stolz runter' und ‚ach komm du hattest ja nicht Unrecht' schwanken ließen.
Wie immer vor einer riskanten Entscheidung war „fuck it" mein letzter Gedanke, bevor ich vorsichtig an die Tür klopfte.
Ein verbittertes ‚Ja' gewährte mir Eintritt, weshalb ich vorsichtig die Tür öffnete, nur um meine Entscheidung direkt wieder zu bereuen, denn der Todesblick des Ältesten war nicht zu übersehen.
„Hey Jin... Hör zu, ich weiß, mich willst du jetzt ganz bestimmt nicht sehen... Aber ich wollte mich wegen heute morgen bei dir entschuldigen... ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast"
Erst bekam ich keine Antwort, weshalb ich vorsichtig rückwärts Richtung Tür lief, dann aber innehielt, da ich das wirklich aus der Welt geschafft haben wollte.
„Du kannst ruhig noch sauer sein, aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin falls du Probleme hast"
Als ich wieder keine Antwort bekam, ließ ich Jin dann doch zusammengekauert in seinem Bett liegen, da ich wusste, dass ich nicht mehr tun konnte.
Ein wenig stolz ging ich also zurück in mein Zimmer, denn mir fiel es normalerweise ziemlich schwer, mich zu entschuldigen, obwohl ich offensichtlich Recht hatte. Das hatte mich sehr viel Überwindung gekostet, aber ich hatte es geschafft.
Grinsend wollte ich hinter der Tür verschwinden, als ich eine aufgebrachte Meute diskutieren hörte.
Eigentlich wollte ich jetzt, wie die letzten Tage, meine Zeit damit verbringen, alle 10 Sekunden mein Postfach zu aktualisieren, in der Hoffnung, endlich eine Mail bekommen zu haben.
Immer wenn mal wieder eine unnötige Spam Mail ankam, verflog meine Hoffnung ein wenig mehr.
Doch jetzt war ich neugierig, also schlenderte ich zügig die Treppe hinunter, wo gerade vier meiner Mitbewohner eine dermaßen dramatische Szene hinlegten, es kam mir vor wie in einem K-Drama.
Jimin, wie er sich aufgebracht beschwerte und sich dabei trotz der Krücken nur mühevoll auf den Beinen halten konnte.
Tae, der auf ihn einredete, dass seine Gesundheit wichtiger sei und er sich jetzt endlich hinsetzten solle.
Hobi, der Jimin eindringlich versuchte klarzumachen, dass er froh sein solle, dass die Uni ihm eine Chance gab.
Und nicht zu vergessen Jungkook, der völlig überfordert versuchte, alle Beteiligten zu beruhigen.
„JETZT HALTET MAL ALLE DIE KLAPPE!
Jimin, das ist jetzt nicht der Weltuntergang, das Video war doch gut, die Uni gibt dir noch eine Chance und dafür solltest du verdammt nochmal dankbar sein! Aber wenn du nicht in acht Wochen immer noch hier rumgammeln willst, während deine Muskeln armselig verkümmern, dann setzt dich jetzt endlich hin und schone deinen scheiß Fuß!"
Wow, damit hatte ich nicht gerechnet. Amüsiert folgte ich den Szenario, hielt mich jedoch bedeckt, bis die Situation sich deutlich beruhigt hatte, Jimin in seinem Bett lag, Tae mütterlich Essen für ihn machte, Hobi stumm nach oben ging und Jungkook verkrampft in der Küche saß, dermaßen konzentriert auf Taes Rücken starrte, als würde dieser mit ihm Sprechen. Tae merkte davon aber nichts, der war damit beschäftigt Obst in Stücke zu schneiden.
Naja, also unterhaltsam war es alle Male.
Trotzdem wollte ich natürlich wissen, was passiert ist, es kam mir nur nicht sehr rational vor, zu fragen, während das Drama noch in vollem Gange war.
Ich setzte mich also neben Kookie, der meine Anwesenheit anscheinend garnicht wahrnahm, also schnipste ich einmal vor seinem Gesicht, als ich dann wenigstens einen Teil seiner Aufmerksamkeit bekam.
„Also das musst du jetzt erklären"
„Huh? Was soll ich erklären?"
„Naja, du hast ja vorhin hoffentlich nicht ohne Grund jeden hier zur Schnecke gemacht"
„Ach das...
Jimin hat seinen Knöchel verletzt, als er noch Proben wollte. Jetzt konnte er nicht vortanzen, aber die von der Uni meinten, er könnte denen ein Video von einer Performance schicken. Er hatte aber nur nicht ganz so aktuelle und ist jetzt extrem unzufrieden damit. Er kann wahrscheinlich die nächsten 6 Wochen nicht Tanzen und für ihn bedeutet das das Ende.
Was ich ja irgendwie auch verstehen kann.
Hier läufts gerade ja nicht so super...", flüsterte er mir zu und seufzte, bevor er aufstand, mit der Begründung, dass er jetzt Hobi von Jin erzählen würde, damit sich jemand um ihn kümmern würde.
Jetzt fühlte ich mich schlecht, dass ich mich amüsiert hatte. Das war ganz und garnicht lustig und ich würde mich gerne um Jimin kümmern, ich fand nur, dass das vielleicht ein bisschen unpassend war. Immerhin waren wir nichtmal wirklich befreundet und das war wirklich schlimm für ihn. Ich wollte mich nicht einmischen, trotzdem wollte ich irgendwas tun.
„Hey Tae?"
„Hm?"
„Soll ich helfen?"
Der Jüngere drehte sich überrascht zu mir um, bevor er mich nickend anlächelte und mir den Auftrag gab, das Grüne von den Erdbeeren zu schneiden.
Wir schnippelten eine Weile, bis ein großer Teller beladen mit Früchten, Schokolade und Cremes war.
Tae bedankte sich bei mir und lief dann damit nach oben. Ich hoffte wirklich, dass ihn das aufmuntern würde und nahm mir fest vor, ihn morgen mal zu besuchen.
Jetzt wollte ich mich aber um die guten Nachrichten kümmern, also holte ich eine Bananenmilch und eine Cola und lief nach oben, um mich um meinem eigenen besten Freund zu kümmern.
Ohne zu Klopfen betrat ich jubelnd das Zimmer von Kookie und warf ihm ohne Vorwarnung die Bananenmilch zu. Wie erwartet fing das, in jeder Hinsicht talentierte, Wunderkind die Flasche und grinste mich eingebildet an.
Er drehte sich glücklich auf seinem Stuhl herum und wartete darauf, dass ich die guten Neuigkeiten ansprach.
„Na los, jetzt erzähl schon"
Aufgeregt gab er jedes Detail wieder, von der Fahrt dorthin, bis zu dem etwas impulsiven Kauf seiner Gitarre.
Diese präsentierte er mir stolz und bat mich darum, ihm ein bisschen beim üben zu helfen.
Das tat ich natürlich gerne.
„Wir könnten das morgen offiziell feiern. Heute ist das ja ein bisschen untergegangen"
Glücklich nickte er und richtete sich dann, weil er sehr müde war und bald schlafen gehen wollte.
Ich wollte gerade gehen, da klopfte es an der Tür und Tae betrat das Zimmer.
Er starrte Kookie ähnlich an, wie dieser ihn zuvor. Der einzige Unterschied war, dass Jungkook kein Shirt anhatte.
„Ähh- ... I-Ich komm später nochmal...", stammelte Tae, schaute dabei aber etwas tiefer als in Kookies Augen.
„Ach was, ich werde jetzt gehen und Jungkook zieht sich vielleicht ein Shirt an, wenn er genug geprahlt hat", ärgerte ich die Beiden und huschte an dem völlig verdatterten Tae vorbei aus dem Zimmer, wobei ich die Tür schnell hinter mir schloss, damit er sich das bloß nicht anders überlegen konnte.
Um den Blick nochmal zu sehen, hätte ich alles getan.
Ich lachte innerlich und stellte mir diese extrem unangenehme Situation vor, was mich schließlich auch äußerlich zum Lachen brachte.
Den fragenden Blick von Namjoon, der mir entgegen kam, ignorierte ich dabei einfach.
Ich schlief in dieser Nacht erstaunlich gut, wahrscheinlich weil ich für ein paar Stunden nicht völlig auf diese eine Sache fixiert war, die ich ja sowieso nicht beeinflussen konnte.
Es war also seit langem eine sehr erholsame Nacht, was meiner Laune am nächsten Tag sehr entgegenkam.
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