𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟥𝟤
Jungkook PoV
Das Drücken in meinem Bauch.
Die wie wild rasenden Gedanken, die sich beim besten Willen nicht sortieren ließen.
Die Playlist, die ich mittlerweile das vierte mal laufen ließ.
Und nicht zu vergessen, die Verzweiflung, weil das eigentlich ein extrem unnötiges Problem ist.
Die Aufnahmeprüfungen. Das war ist ein ernsthaftes Problem.
Aber sowas? Das sorgt nur für unnötig viel Stress.
Ich sollte jetzt feiern! Ich sollte verdammt nochmal rausgehen in einen der angesagtesten Klubs und so viel trinken, dass ich kotzen müsste! Ich sollte Spaß haben! Und nicht hier sitzen und mir so unendlich viele Gedanken wegen ein paar Fotos machen!
All das versetzte mich in solch einen Stresszustand, dass ich dachte, ich würde jeden Augenblick einen Nervenzusammenbruch der feinsten Sorte bekommen.
Ich dachte so angestrengt über meine derzeitige Situation nach, mein Kopf fühlte sich an, als würde er jede Sekunde platzen, doch mir schien, als würde mir nicht einmal das, diese so ersehnte Erleichterung beschaffen.
Ich begann, ein Muster wahrzunehmen. Immer wieder passierte genau das gleiche und trotzdem hatte ich immer noch keinen Weg gefunden, es zu vermeiden. Ich fühlte mich so machtlos, als müsste ich es einfach so geschehen lassen. Es fühlte sich an, als hätte dir jemand deine Lieblingsserie gespoilert und alles, woran du beim Schauen denken kannst, ist an den bevorstehenden Tod deines Lieblingscharakters. Du weißt es wird passieren, aber du kannst es nicht verhindern. Du willst aber auch nicht aufhören zu Schauen. Und erst recht kannst du die Serie nicht mehr genießen.
Immer wenn ich dachte, mein Leben wäre unkompliziert und ich würde endlich jemanden kennen, bei dem alles einfach und unkonventionell ist. Bei dem ich nicht darauf achten muss wie ich mich verhalte oder was meine Handlungen bei dem anderen auslösen. Bei dem ich die Beziehung nicht in eine Schublade stecken muss, sondern einfach schauen was es wird, ohne es benennen zu müssen.
Ich dachte, dass ich in Taehyung vielleicht so jemanden gefunden hatte. Aber da hatte ich mich wohl getäuscht.
Denn jetzt war es nicht mehr unkompliziert. Jetzt lag ich hier und dachte seit Stunden nur darüber nach, was das jetzt bedeutete und wie ich mich verhalten sollte. Jetzt musste ich herausfinden, was für eine Art von Beziehung das war, wo ich doch bis in die Nacht hinein damit beschäftigt sein sollte, mein Leben hier endlich zu genießen.
Und dieses Gefühl war einfach nur erdrückend. Dieses Gefühl, dass jetzt nichts mehr zwischen uns leicht und fröhlich war. Sondern voller Gedanken und unangenehmen Situationen, denen ich so gern ausweichen würde. Aber natürlich war das nicht möglich. Wir wohnten zusammen und keiner von uns beiden würde sich damit zufrieden geben, einander einfach aus dem Weg zu gehen.
Das wollte ich ja auch gar nicht. Ich wollte ihn trotzdem näher kennenlernen, aber wie sollte ich denn darüber hinwegsehen?
Und da kamen wieder neue Gedanken auf, denn ich wusste ja nicht einmal, was das zu Bedeuten hatte. Ich wollte aber keine absolut unangenehme Aussprache, denn das würde die Situation nicht verbessern, das hatte ich gelernt. Es würde nur zu einem Gefühl von krampfhaftem Zwang führen.
Man würde danach nicht mehr bei dem anderen sein wollen, denn es wäre nicht wie davor. Man würde die Zeit miteinander nicht mehr genießen.
Ich war mir also ziemlich sicher, dass eine Aussprache nicht die richtige Lösung wäre.
Doch ohne Aussprache, würde es ziemlich sicher auch nicht besser werden. Es wäre eine unausgesprochene Sache, doch vielleicht war es auch mehr. Ich wusste nach wie vor nicht, was diese Bilder ihm bedeuteten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es eine tiefere Bedeutung hatte. Trotzdem war es mir unangenehm.
Die beste Lösung schien mir, einfach zu versuchen, nicht an die Bilder zu denken. Zu versuchen, die ungezwungene, entspannte Atmosphäre wiederherzustellen. Auch wenn das bedeuten würde, dass ich erstmal nicht ganz ehrlich zu ihm sein könnte. Aber ich wollte auch keine größere Sache daraus machen, als sie ist. Ich konnte es nicht ungeschehen machen, aber ich war noch nicht bereit, Tae wegen so etwas aufzugeben. Immerhin waren und blieben es nur ein paar, wenn auch ausdrucksstarke, Bilder.
Vielleicht könnten wir ja früher oder später darüber lachen, nach dem Motto, wir haben uns viel zu viele Gedanken gemacht! Ha ha ha...
Mehr oder weniger entschlossen nahm ich mir also vor, die Situation möglichst angenehm zu gestalten, verließ mein Zimmer trotzdem etwas planlos, da ich nicht einmal genau wusste, wie ich das erreichen sollte, bevor ich dann einfach nach unten ging. Es war super leise in der WG, was wahrscheinlich an dem enormen Druck lag, der noch immer auf den Schultern der Mitbewohner lastete. Ich war schon gelangweilt, als ich nur wenige Minuten in der Küche saß. Strategisch versuchte ich herauszufinden, was ich nun tun könnte. Den anderen ging es da ganz anders. Jetzt war fast jeder Bewohner dieser Wohngemeinschaft in einer kräftezehrenden Stresssituation und taten ihr Bestes unter enormen Zeitdruck eine beeindruckende Leistung zu vollbringen. In diesem Getümmel von Motivation, Produktivität und wiederholten Nachtschichten, fühlte ich mich fast ein wenig nutzlos, wie ich hier saß und mich langweilte. Die Anderen waren entweder in den verschiedensten Studios um anspruchsvolle Performances zu proben oder sie hatten sich seit Tagen in ihren Zimmern verbarrikadiert, um konzentriert Höchstleistungen zu vollbringen. Oder aber die zwei, für die diese Stunden, in denen ich mich entspannte, entscheidend waren.
Ab und zu ließ sich mal jemand blicken, aber auch nur, um Überlebens wichtige Maßnahmen zu treffen oder verlorene Inspiration einzuholen. Pausen gönnte sich hier niemand, naja außer mir offensichtlich.
Ich fragte mich, warum Hobi und Jimin so lange brauchten. Ich machte mir schon fast Sorgen, diese wurden jedoch von dem Klingeln des Aufzugs unterbrochen.
Ich sprang auf und hüpfte fröhlich zu diesem, wo ich den Ältesten auffand, in den Händen einen Brief, den er nicht einmal mehr ruhig halten konnte, so zittrig waren seine Hände.
Sein Gesicht war bleich und er sah aus, als würde er sich gleich vor meinen Füßen übergeben.
„Jin? Was ist denn los?", fragte ich besorgt und legte meine Hände auf seine breiten Schultern.
„I-Ich... Ich wurde nicht angenommen", stammelte er monoton und starrte mir fassungslos in die Augen.
„Was? Das kann nicht sein, gib mal her", ich griff ungläubig nach dem Papier und überflog schnell die Worte.
Ich wünschte so sehr, dass das ein Streich gewesen wäre. Aber das war es nicht. Ich sah die Worte klar und deutlich vor mir.
Es tut uns Leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass sie nicht an der University of photographic Modelling angenommen wurden.
„Jin... das tut mir so Leid...
Aber das bedeutet nicht das Ende. Du hast noch so viele andere Möglichkeiten! Und du hast doch uns alle, wir werden dir helfen", ich versuchte wirklich ihn zu beruhigen, aber mir war klar, dass er sich jetzt nicht entspannen konnte.
„Komm mit, wir trinken einen Tee zusammen und dann überlegen wir in Ruhe, was wir als nächstes machen", ich legte meinen Arm um seine Schulter und geleitete ihn aufs Sofa.
Hastig kochte ich uns den Tee und setzte mich damit zu ihm.
Zittrig nippte er daran, doch die Farbe blieb seinem Gesicht fern und auch seine entsetzt aufgerissenen Augen wollten sich nicht entspannen.
„Du musst dir keine Sorgen machen Jin. Guck dich doch an! Du sieht perfekt aus! Du beruhigst dich jetzt erstmal und dann schreiben wir Bewerbungen bis wir umfallen. Du wirst schon sehen, die Agenturen werden sich um dich reißen! Und dann kannst du später immer noch studieren, falls dir das wichtig ist. Aber du brauchst das nicht. Man kann auch ohne Studium erfolgreich sein."
Ich streichelte ihm noch eine Weile sanft den Rücken, bevor er dann ging, um ein Bad zu nehmen.
Ich war besorgt, aber mir ja klar, dass er ein erwachsener Mann war. Er würde das verkraften und dann würde er aufstehen und weitermachen.
Wieder nahm die Stille alles in dieser Wohnung ein, doch ich ging in mich und war einfach nur froh, dass meine Probleme so irrelevant waren.
Diese Stille hielt jedoch nicht lang an, denn plötzlich hörte ich, wie jemand eine Tür aufriss und den Flur entlang rannte.
Tae hastete mit besorgtem Blick die Treppe herunter und drückte bestimmt 20 Mal die Sekunde auf den Knopf des Aufzugs.
Er war völlig durch den Wind, deshalb folgte ich ihm schnell und huschte noch durch die sich bereits schließenden Türen.
„Tae, was ist denn los?
„Es geht um Jimin", stammelte er fast so monoton wie Jin zuvor.
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