𝖼𝗁𝖺𝗉𝗍𝖾𝗋 𝟤𝟫
Jin PoV
Mit einem nachdenklichem Blick wandte ich mein Gesicht dem Fenster zu und widmete diesem meine gesamte Aufmerksamkeit. Nun ja sagen wir geteilte Aufmerksamkeit, denn außer dem Leben was sich vor der gläsernen Scheibe abläuft, drehten meine Gedanken sich noch um ganz andere Dinge. Da war zum Beispiel die Aufgaben, die heute wieder auf mich warten, als sei es allein meine Bestimmung ihnen nachzugehen.
Doch auch der gesamte Stress, der sich hier breit gemacht hat, als habe man ihm Eintritt gewährt, belastete mein sonst so strapazierbares Gemüt ganz schön.
Die angespannte Stimmung wegen der ganzen Aufnahmeprüfungen die zum Teil schon heute stattfinden werden, machte die Luft so dick, dass man sie mit einem Messer hätte schneiden können. Und allein der Gedanke daran, dass man durch die Prüfung fallen könnte, bereitete einem Herzrasen und Kopfschmerzen. Denn von dieser Prüfung hing schließlich alles ab, wirklich alles.
Eine zweite Chance zu bekommen scheint in diesem Fall einer Seltenheit anzugehören, denn wir haben uns alle bei den besten Unis der Stadt beworben. Allein dass einige von uns bereits einen Termin bekommen haben, um ihr Talent und Können unter Beweis zu stellen, war bemerkenswert. Diese Gelegenheit bekommt schließlich nicht jeder, und schon gar nicht von solch hoch angesehenen Studienplätzen. Aber was nützt einem das ständige Nachdenken? Wir sollten uns einfach konzentrieren, durchatmen und gelassen bleiben, alles andere wäre Schwachsinn und würde uns bloß in den Wahnsinn treiben.
,,Worüber denkst du nach?", die Stimme der einzigen weiblichen Person hier im Haus, die Stimme von Jo, drang an meine Ohren und löste wie automatisch meine Aufmerksamkeit von dem Fenster.
,,Ach über nichts besonderes.",winkte ich ab, beobachtete Jo noch kurz, wie sie sich skeptisch schauend wieder ihrem Essen widmete, bevor ich selbst einen Bissen meines längst kalt gewordenen Toastbrots nahm und in die Runde blickte, hoffte dabei wenigstens ein strahlendes Gesicht zu sehen, aber dem war nicht so.
Kein einziges Lippenpaar war zu einem kleinen Grinsen, einem leichten Lächeln oder einem freundlichen Zucken der Mundwinkel verzogen. Wie versteinert saßen sie alle da und blickten betrübt auf ihre Teller und Schüsseln hinab.
Es bereitete mir wirklich Sorgen jeden einzelnen der sonst so gut gelaunten Menschen hier, so sorgenvoll und gedankenverloren zu sehen. Wir sollten uns eigentlich freuen, dass wir die Chance bekommen uns zu beweisen, aber jeder scheint das hier anders zu sehen, sogar Jungkook und Hobi, die schon die ganze Zeit so motiviert gewirkt hatten. Aber jetzt, wo es wirklich zählte, jetzt wo es um alles geht, ist die Stimmung hier im Haus niedergeschlagen und
unruhig.
Jeder scheint sich den Kopf über mögliche Szenarien, die geschehen könnten, zu zerbrechen und vergisst dabei sicher wie toll und aufregend das alles eigentlich ist. Wir wohnen jetzt schließlich zusammen, könnten so viele fantastische Erlebnisse miteinander haben und einfach die Zeit genießen, wir sollten uns geehrt fühlen unser Talent unter Beweis stellen zu dürfen und nicht so traurig die Köpfe hängen lassen! Wir sind hierher gezogen um die beste Zeit unseres Lebens zu haben, wir wollten doch alle gemeinsam kämpfen und uns durch die harte Zeit der Aufnahmeprüfungen gemeinsam durchschlagen. Und dazu gehört eben gute Laune um den Stress, die runterziehenden Gedanken und die Angst von sich fernzuhalten.
Aber wem sag ich das? Ich hab doch selbst Angst, zerbreche mir den Kopf und frage mich ständig was wäre, wenn ich durchfalle? Was geschieht dann? Werden sie mir eine zweite Chance geben, was vermutlich nicht der Fall sein wird, oder werden sie mir sagen ich sei zu schlecht um in der Welt des Modelns zu bestehen?
Das schlimmste was jedoch passieren könnte, wäre das mir irgendetwas peinliches passiert, sie einfach schweigend dort sitzen und mich mit verurteilenden, vernichtenden Blicken begutachten. Allein der Gedanke daran jagte mir eine eklige Gänsehaut den Rücken hinab und ließ meiner Glieder regelrecht gefrieren.
Mit großer Mühe konnte ich dieses Gefühl der Angst und Panik jedoch verdrängen und wandte meine Aufmerksamkeit erneut auf die Trübsal blasende Truppe vor meinen Augen. Irgendwie muss man die doch aufheitern können..aber wie?
,,Ich weiß heute ist ein wichtiger Tag für euch drei.", mein Blick schweifte zu Jimin, Jungkook und Hobi, welche mit betrübten Blicken auf ihre Teller hinunter starrten.
,,Aber ich bin der festen Überzeugung, dass ihr das schafft!"
,,Hm, ja vielleicht...", Hobi schob seinen Teller von sich weg, während diese unsicheren Worte seinen Mund verließen. Auch Jimin und Jungkook schienen weniger überzeugt von der Idee, sie könnten wirklich einen Platz bekommen. Und natürlich kann ich sie verstehen, ich bin auch nicht guter Dinge, aber sie könnten wenigstens etwas mehr Euphorie zeigen.
,,Jetzt seid doch nicht so negativ! Denkt einfach daran, dass ihr es schafft und dann macht ihr das schon."
,,Ja ja schon verstanden.",brummte nun auch Jimin, welcher seine Fingernägel betrachtete, als sei es das interessanteste auf der Welt. Ich hatte diesen angepissten Ton in seiner Stimme gehört, welcher mich wirklich wütend machte. Ich versuche bloß den dreien für ihre anstehende Prüfung Mut zu machen und ihnen die Angst davor zu nehmen. Also wieso ist er jetzt pissig?
,,Sei doch nicht direkt so zickig, ich meins ja nur gut.", nun angesteckt von der miesen Laune hier verfinsterte sich mein Blick. ,,Das ist auch ganz toll Jin, aber ich versuche gerade noch mal alle Tanzschritte durchzugehen, da helfen motivierende Worte nicht."
,,Das hast du aber auch normal sagen können! Ich wollte euch bloß ein bisschen von den Sorgen nehmen, aber wenns dir nicht passt ist auch in Ordnung."
,,Jetzt lass die drei doch in Ruhe! Es ist berechtigt und verständlich, dass sie sich Sorgen machen! Wir machen uns nämlich alle Sorgen! Es kann ja nicht jeder so wie du sein und so verdammt sorgenlos und positiv durch die Welt laufen!", knallte Yoongi mir an den Kopf, welcher die Diskussion mit scharfen Augen beobachtet hatte.
Und da war sie nun: Die erste Auseinandersetzung, die dann doch schneller gekommen ist, als ich zunächst angenommen hatte. Aber was fällt dem eigentlich ein, sich bei diesem Gespräch einzumischen? Ich hab bloß versucht ihnen etwas von dem Stress zu nehmen, der ihnen doch mehr zu zusetzen scheint, als ich gedacht hab.
,,Ich lauf überhaupt nicht "sorgenlos" durch die Gegend!", umso öfter mir Yoongis Worte durch den Verstand gingen, desto absurder fand ich sie und machte mich mit jedem Gang durch mein Gehirn wütender. Sorgenlos. Wie kommt er darauf? Ich mach mir doch genauso viel und große Sorgen wegen dem Ganzen hier. Sorgenlos waren wir alle, als wir gerade hier eingezogen sind. Da hat sich noch keiner einen Scheißdreck darum geschert, wie sich das hier entwickelt. Wir haben einfach alles auf uns zukommen gelassen und haben nichts groß hinterfragt. Das ist sorgenlos, keinen Gedanken an Morgen oder nächste Woche verschwenden, man hat vor nichts Angst weil man unbedingt neues ausprobieren will. Aber Mr. Min scheint das offensichtlich anders zu sehen.
,,Jetzt widersprich mir doch nicht! Jeder hier macht sich Gedanken, jeder hat Angst davor zu versagen! Und du meinst doch ernsthaft du würdest helfen, wenn du solche Sprüche sagst?" Okay wow. Diese Worte haben mich jetzt getroffen, da will man einmal nett sein und bekommt einen Arschtritt. Wütend sah ich zu Yoongi, dessen Augen nicht weniger Wut preisgaben, als meine eigenen. Aber wieso ist er wütend? Mal ganz im Ernst? Ihm wurde ja nicht so eine Antwort vor die Füße geknallt, ihm hat man keine Dinge vorgeworfen. Aber es interessiert mich jetzt im Moment auch nicht, stattdessen erhob ich mich, bedacht darauf dass mein Stuhl auch schöne laute Geräusche macht und verließ das Haus, nachdem ich schnell in ein paar Schuhe und einen langen Mantel geschlüpft war.
Die können mich alle mal.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top