6. Kapitel
Dave lief den nächsten Tag einen Gang des Colleges entlang als einer seiner Kumpels auf ihn zugelaufen kam.
"Hey, Alter!", rief er und legte ihm seinen Arm um die Schulter, woraufhin Dave unauffällig die Augen verdrehte.
"Ich hab' dich gestern mit so 'ner Kleinen gesehen, was läuft da denn zwischen euch?" Der Brünette wackelte erwartungsvoll mit den Augenbrauen und biss sich kurz auf die untere Lippe.
"Gar nichts", antwortete Dave trocken und versuchte sich aus dessen Griff zu befreien, jedoch drückte dieser ihn auf bedrängende Art bloß näher an sich.
"Jaja, erzähl das wem anderes." Dessen dreckige Lache sprach bereits Bände, weshalb er nicht hätte weiter reden müssen und sollen.
"Hast du sie schon flachgelegt? Ich mein'-- Sie hat für 'ne kleine Streberin, die keine Freunde hat, echt 'nen geilen Arsch und ich wette-"
Dave stieß ihn kräftig von sich, packte ihn jedoch gleich wieder am Kragen seines blauen Shirts, bevor er zurücktaumeln konnte, und zog ihn dann aggressiv an sich heran. Es reichte ihm endgültig. Mit der rechten Hand, welche er zur Faust geballt hatte, holte er aus und verpasste seinem Gegner einen Schlag, der gegessen hatte. Der angebliche Freund fiel rückwärts zu Boden und blickte mit weit aufgerissen Augen erschrocken zu Dave auf, um den sich bereits eine schaulustige Gruppe von Studenten ansammelte, sowohl Mädchen als auch Jungen.
Nachdem sich der Kerl aufgerappelt hatte, wischte dieser sich mit dem Handrücken das Blut von der Lippe und richtete darauffolgend seinen Blick voller Hass auf Dave.
"Das wirst du bereuen", drohte er und biss schließlich die Zähne zusammen, als er auf seinen Gegenüber losging und vergebens nach ihm ausholte. Der Stärkere hielt dessen Oberarme fest, realisierte aber zu spät, wie ihm gegen das Schienbein getreten wurde, weshalb er den anderen Studenten wieder loslassen musste und dafür schnelle Schläge auf sein rechtes Auge und seine Lippen kassierte. Einige Schritte nach hinten taumelnd, hustete Dave mit zusammengekniffenen Augen und legte dabei eine Hand auf seinen Brustkorb. Die anderen Studenten gingen zur Seite und machten Platz. Als er sich wieder gefangen hatte, packte er sich den Kerl, der schon einen neuen Angriff starten wollte, an den Schultern und warf ihn voller Wucht an einen der zahlreichen hellblauen Spinde. Mit einem großen Schritt verminderte er den Abstand zu ihm, packte ihn mit der linken Hand am Shirt und setzte erneut zu einem Schlag an, der diesmal endgültig und somit entscheidend sein sollte.
Jedoch stellte sich in diesem Moment plötzlich Julia in den Weg, die vorsichtig eine ihrer Hände auf Dave seinen Oberkörper legte. Ihre Augen waren vor Angst geschlossen; bereit den Schlag abzufangen. Wann war sie gekommen? Er hatte sie gar nicht gesehen! Er hielt inne, ließ seinen erhobenen Arm langsam sinken und schluckte. Nein, nein, nein! Verdammte Scheiße. Sie sollte ihn nicht so sehen, ihn nie so erleben.
Sein Herz schlug schnell, was sie höchstwahrscheinlich durch den dünnen Stoff seines Shirts spüren konnte. Zudem bewegte sich sein Brustkorb alles andere als gleichmäßig und schob Julia's Hand bei jedem Atemzug leicht zurück.
Langsam öffnete sie ihre Augen, die ihn jetzt sogar noch stärker an ein scheues Reh erinnerten und mit denen sie ihn flüchtig musterte. Dann murmelte sie wie benommen: "Das muss desinfiziert werden", und ergriff seine große raue Hand. Sie legte zusätzlich ihre andere Hand an seine Wange und strich mit dem Daumen fürsorglich unter seiner Lippe entlang und fing so ein wenig Blut auf.
Und da war es einfach um ihn geschehen; er wurde unter ihren Berührungen schwach und fühlte sich zum ersten Mal richtig geschafft.
Doch leider hielt das Gefühl nicht lange an, da sie sich wieder von ihm entfernte und dem anderen Studenten helfen wollte, der gerade eben noch schlecht über sie geredet hatte und nun am Boden gegen den Spind gelehnt, saß.
"Lass ihn, er hat es nicht anders verdient", sagte Dave leise, aber mit fester ernster Stimme. Zu seiner Überraschung hörte sie und erhob sich ein wenig niedergeschlagen aus der Hocke. Dann fasste sie Dave erneut an, diesmal aber an seinem Arm und zog ihn dann vorsichtig von der Meute weg, Richtung Ausgang.
Draußen atmete er tief durch und richtete seinen Blick schließlich auf Julia.
"Was hast du vor?"
"Ich behandle jetzt meinen ersten Patienten", antwortete sie leise und wirkte dabei so unschuldig und hinreißend wie nie zuvor. Wie konnte sie nur? Dachte sie denn jetzt nicht schlecht von ihm? Er begriff es nicht, egal wie lange er sich darüber den Kopf zerbrach.
Sie führte ihn an seinem Arm langsam über den Campus, an verschiedenen Bänken vorbei, auf denen am Nachmittag immer die gleichen Studenten saßen und lernten.
"Und wo bringst du mich hin?"
"Zu mir", meinte sie und sah durchgehend nach vorne. Sie klang unsicher und Dave wusste, dass sie noch immer darüber nachdachte, ob das hier wirklich eine so gute Idee war. Deshalb schwieg er fortan und ließ sich weiter von ihr führen, auch wenn er dies mit der Zeit als albern empfand.
Sie betraten schließlich ein Haus, das von außen einer hölzernen Villa ähnelte. Puh, im Sommer müsste man hier drinnen aber ernsthaft schwitzen!
Während sie eine Treppe hochliefen, betrachtete Dave kurz die verschiedenen Bilderrahmen, die an den Wänden angebracht brachen. Manchmal waren es einfache aber klassische Kunstwerke oder aber auch Fotos von besten Freundinnen, die in diesem Haus leben müssten. Julia war ebenfalls auf einem der Bilder zu sehen. Mit einem Stirnrunzeln schlenderte er weiter, bis Julia in einem Flur mit dunklem Holzboden vor einer Tür stehen blieb und diese mit ihrem Schlüssel öffnete. Dave wippte nebenbei abwartend auf den Fersen und Ballen seiner Füße vor und zurück.
Dann trat sie endlich ein und legte ihren Rucksack auf einem Stuhl ab, der gleich neben einer kleinen Kommode stand. Schräg vor ihnen war links ein Bett, das mit dem Kopfende an der Wand stand und auf beiden Seiten von jeweils einem Nachttisch flankiert wurde. Über diesen Möbeln befand sich jeweils ein großes Fenster mit sehr breitem Fensterrahmen, sodass viel Licht hineinfiel und den Raum erhellte. Das Dach des Zimmers war zur Hälfte schräg abgesenkt, was dieser Räumlichkeit etwas Gemütliches verlieh. Zu Dave's Rechten stand in einer Ecke ein kleiner, runder Tisch an dem Julia allen Anschein des Öfteren lernte, da auf ihm ihre Hefter und andere lose Blätter herumlagen. Und gleich daneben befand sich ein kleiner Röhrenfernseher auf einem hüfthohen Schrank und war dem Bett also direkt gegenüber.
Julia räusperte sich schließlich leise, um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
"Setz dich am besten, ich komme gleich wieder", sagte sie und verschwand dann in einen anderen Raum; womöglich in das Bad. Dave nickte, legte seinen Rucksack am Stuhl ab und ging schließlich auf das Bett zu, auf dem er Platz nahm. Nach wenigen Sekunden hörte er wie der Wasserhahn im Badezimmer anging und kurz darauf wie das Geräusch wieder verstummte. Dann kam Julia auch schon mit einem kleinen Notfall-Koffer heraus und auf Dave zugelaufen. Sie hockte sich vor ihm hin, sodass sie sich zwischen dessen Beinen befand und nahm dann ein paar Desinfektionstücher heraus.
"Wenn es wehtut, dann sag Bescheid, okay? Obwohl, nein, tu' es doch nicht." Sie ergriff schließlich dessen stoppeliges Kinn und hob es leicht an. Dave zog die Augenbrauen leicht zusammen. "Wieso nicht?"
"Weil eine Desinfektion immer wehtut", murmelte sie leise und wischte dann langsam das Blut weg und tupfte anschließend mit dem Tuch über dessen Lippe, woraufhin er leicht zusammenzuckte.
"Hmh." Er verstand augenblicklich, was sie meinte, ließ sie aber fortfahren und betrachtete währenddessen ihr Gesicht.
Nachdem sie fertig war, legte sie das Tuch zur Seite und blickte dann hoch in dessen Augen.
"Ist was?", fragte sie leise als sie bemerkte, wie er sie anstarrte.
"Du bist so hübsch", platzte er schwärmerisch mit der Wahrheit heraus, was dazu führte, dass Julia's Wangen einen rosaroten Teint annahmen.
"Hm, danke", antwortete sie kleinlaut und senkte dabei kurz den Kopf.
"Und rot", fügte er grinsend hinzu.
"Machst du dich gerade über mich lustig?" Sie verengte gespielt verärgert die Augen und boxte ihm dann leicht gegen die Schulter. "Mensch, Dave!"
Dieser lachte daraufhin leise. "Nein, ich doch nicht", meinte er ironisch und musterte sie erneut. "Oh, und süß natürlich auch."
Diesmal wurde sie rot wie eine Tomate, drehte den Kopf weg und stand schließlich auf, um sich mit dem Rücken auf ihr Bett fallen zu lassen.
"Das machst du", murmelte sie.
"Was? Wieso ich?" Dave drehte sich mit dem Oberkörper amüsiert zu ihr. "Du-- weiß nicht." Sie biss sich leicht auf die Lippe, bevor sie weiterredete. "Du schüchterst mich ein ... ", hauchte sie leise. Schnell ergriff sie ihr Kissen und versteckte sich dahinter, was Dave nur so zum Schmunzeln brachte.
"Ich schüchtere dich ein?" Sie schaute über ihr Kissen hervor und nickte bestätigend, dann legte sich Dave ebenfalls langsam auf den Rücken, mit dem Kopf zu Julia gedreht, und sah ihr anschließend in die Augen.
"Wieso bist du mir noch nie aufgefallen?"
Sie gab zur Antwort ein ahnungsloses Achselzucken von sich und klemmte ihr Kissen letztendlich unter ihren Kopf. Dann hob sie die linke Hand und ließ sie auf dessen rechte Wange sinken, auf der sie mit ihrem Daumen über seine Bartstoppeln strich, die ein kratziges Geräusch von sich gaben. "Hm, du solltest dich wieder rasieren", sagte sie plötzlich und kicherte sofort im Anschluss. Dave schaute sie jedoch verdattert an, da er einfach den Moment genießen wollte.
"Warum? Manchen gefällt es." Er zuckte kurz mit den Schultern. Außerdem wollte er nicht wie die anderen herumrennen, die noch kein einziges Haar im Gesicht hatten.
"Bei manchen Dingen bestimmt etwas nervig", sie lächelte, "aber es steht dir."
"Bei welchen Dingen?", grinste er sie frech an. "Und es ist männlich", fügte er hinzu, wofür er ein leises Lachen von ihr kassierte.
Dann näherte sie sich ihm langsam, indem sie heranrückte und mit ihren Lippen kaum spürbar sein Ohr streifte.
"Du weißt, was ich meine", flüsterte sie schüchtern und nahm dann die Hand von seiner Wange. Er zog daraufhin scharf die Luft ein und schluckte, als er sich wieder eingekriegt hatte. "Ach ja?"
Sie wich wieder zurück und nickte leicht. "Als ob du es nicht weißt."
Ihr Blick wanderte an ihm herunter und wenige Sekunden später konnte er ihre Hand an seiner Brust spüren, was er auf Anhieb genoss.
"Ich hoffe, das stört dich nicht", murmelte sie etwas abwesend vor sich hin. Ganz im Gegenteil! Er würde nie genug von ihren Berührungen bekommen, also war es ihm egal, wie oft sie ihn ohne Erlaubnis anfasste. "Dein Herz schlägt schnell", sagte sie leise als sie über die Stelle strich, wo sich sein Herz befand.
"Hm, und was bedeutet das im medizinischen Fachbereich?", wollte er schmunzelnd wissen.
"Ich habe bei dir ventrikuläre Extrasystolen verursacht." Sie lächelte ihn verliebt an und er erwiderte ihren Blick genauso.
"Ich nehm' an, das ist was Gutes?" Dieses Mal antwortete sie nicht, sondern blickte still in seine grünen Augen. Dann hob er fast schon wie von selbst seine rechte Hand, mit der er zuvor noch jemanden geschlagen hatte, um diese an ihre Wange zu legen. Mit dem Daumen strich er langsam ihr Jochbein entlang, woraufhin sie die Augen schloss. Okay, jetzt oder nie. Er ergriff die Chance und lehnte sich langsam vor, bis seine Lippen ihre leicht geöffneten berührten. Als er ihr kurzes Lächeln spürte, bevor sie erwiderte, drückte er sie langsam und verlangender nach unten und legte sich zur Hälfte auf sie, während sich ihre Lippen rhythmisch miteinander bewegten.
Julia keuchte unbeabsichtigt und legte ihre Hände an seinen Brustkorb, dann krallte sie sich in sein Shirt. Nachdem Dave eine seiner Hände unter ihr Oberteil geschoben hatte, wurde sie noch nervöser und atmete stetig schneller, während ihr Körper von einer zarten Gänsehaut überzogen wurde. Jedoch wollte Dave ursprünglich gar nicht so weit gehen, weshalb er seine Hand an ihrer Taille ruhen ließ und sich schließlich von ihr löste.
Das Mädchen unter ihm, drehte sofort schüchtern den Kopf zur Seite und musste anfangen zu lächeln. Sie atmete tief durch.
Dave stützte sich auf seinen Unterarmen ab und musterte schmunzelnd ihr Gesicht. Dann blickte er auf ihren Hals hinab, welcher nun freigelegt war und beugte sich hinunter, um sie unterhalb des Ohrs zu küssen. Darauffolgend musste sie kurz zucken und leise lachen, da es sie wahrscheinlich kitzelte.
"Was machst du da?"
"Deinen Hals küssen?", murmelte er leise an ihrer Haut. Dann fing er sanft an zu saugen, sodass mit der Zeit ein Knutschfleck entstand.
"Hmh", meinte sie bloß und er konnte ihr Lächeln förmlich spüren. Nach wenigen Sekunden stöhnte sie leise auf, weshalb sie sich sofort den Mund zuhielt und erneut anfing, zu lachen. Dave hingegen blieb bis zum Schluss konzentriert und löste sich erst, nachdem er seine Zunge über die Stelle gleiten ließ. Dann grinste er auch schon los und blickte auf sie hinab. Sie fasste sich an den Hals und schaute strahlend zu ihm hoch. "Und das?"
"Knutschfleck", meinte er trocken und versuchte dabei ernst zu bleiben, doch als sie ihm erneut gegen die Schulter boxte, fing er an verschmitzt zu grinsen.
"Verdammt, Dave!"
Nun lachte auch er, mit rauchiger und kehliger Stimme. "Was denn?"
"Was sollen die Professoren denken?" "Ist mir egal. Mich interessieren eher die Gesichter der anderen Studenten."
"Mann, du bist gemein!", meinte sie eingeschnappt, was Dave dazu veranlasste, die Arme um sie zu schlingen und sie zu knuddeln.
Schließlich küsste er sie wieder, wobei er seine Augen langsam schloss. Sie legte ihre Arme um ihn und gab sich ihm völlig hin. Er genoss ihre Nähe und das Gefühl von Geborgenheit, welches er nur spürte, wenn er bei ihr war.
Nachdem er sich wieder gelöst hatte, setzte er sich langsam auf und fuhr sich durch das Haar. Julia tat es ihm gleich und räusperte sich leise.
"Hm-- Und jetzt?"
"Ich muss gleich zum Football Training." Und diesmal wollte er nicht zu spät kommen, weshalb er wie von der Tarantel gestochen, aufsprang und sich streckte.
"Oh, okay." Julia blieb sitzen, schaute auf ihre gepflegten kleinen Hände und machte dadurch einen etwas niedergeschlagenen Eindruck. Dave runzelte die Stirn. "Ja, tut mir leid."
"Schon gut, dann lerne ich eben", meinte sie, während sie von ihrem Bett hüpfte.
"Okay." Dave ging zu seinem Rucksack, hob ihn auf und drehte sich dann zu Julia, welche ihn leicht anlächelte.
"Bis dann."
Er drückte die Türklinge hinunter und verschwand aus dem Zimmer.
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