14. Kapitel

Auf dem Weg zum Wagen versank Dave immer weiter in seinen Gedanken. Er hatte kein richtiges Zuhause. Es war das Haus seiner Eltern und befand sich mehrere Kilometer weit vom College entfernt. Manchmal schlief er nur notgedrungen auf der Couch oder in seinem Oldtimer, wenn der Sprit knapp wurde.

"Hey, ist alles okay?", wollte sie plötzlich wissen und brachte Dave dazu, gezwungenermaßen stehen zu bleiben.
"Dave, was ist los?"
"Es ist nichts."

Er ging an ihr vorbei und auf seinen Wagen zu.
"Du bist so ... niedergeschlagen oder auch ängstlich."
"Bin ich nicht", brummte er vor sich hin, während er ihr die Beifahrerseite öffnete.

Julia musterte ihn mit einem ihrer misstrauischen Blicke, stieg jedoch ohne ein weiteres Wort ein und schnallte sich an. Dave tat es ihr gleich.

"Also ... zu mir, ja?", vergewisserte er sich, da es ja hätte sein können, dass sie es sich schon anders überlegt hat.
"Ja, außer du möchtest es nicht."
"Ist mir egal."

Er wollte nicht, dass sie irgendetwas falsches von ihm dachte, wenn sie doch nicht hinfahren sollten.

Nach einer einstündigen Autofahrt, war es dann endlich so weit und er hielt vor dem Einfamilienhaus.

"Jul ...", fing er leise an, er traute sich nicht.
"Was ist denn los?", fragte Julia genauso leise wie er, während sie seine Wange mit ihrer Hand liebkoste.
"Du wirkst irgendwie ... anders."
"Ja, naja ..." Jetzt oder nie, dachte er sich, bevor er weitersprach: "Das ist das Haus meiner Eltern. Ich habe nicht so eine Wohnung wie die anderen am College. Manchmal penne ich hier ... oder in ... in meinem Wagen."
"Hey, du musst dich nicht schämen", flüsterte sie, als sie sein Gesicht in die Hände nahm. "Es ist okay, wirklich."
"Hast du überhaupt zugehört? Ich schlafe in meinem Wagen!" Seine Stimme triefte nur so vor Spott.
"Du kannst bei mir schlafen, wenn du mal nicht hier sein möchtest oder kannst."

Er schaute in ihre Augen, ein so aufrichtiger und ehrlicher Blick, den er noch nie bei jemand anderes gesehen hatte. Er konnte nicht anders und nickte leicht, bevor er sich von ihr abwendete und aus dem Wagen stieg. Sie gingen Hand in Hand auf das Haus zu und schwiegen sich an, bis Dave den Schlüssel in das Schloss steckte.
"Es ist nie jemand Zuhause. Und ich ... ich penne meistens auf der Couch, wenn ich mal hier sein sollte. Mein Dad ist immer arbeiten, um Geld für Medikamente und meine Mum-"

Er verstummte, weil der Gedanke an seine Mutter zu schmerzhaft war. Seine Augen waren zusammengekniffen, als könne er der Realität dadurch entkommen. Im selben Moment spürte er Julia's Hände erneut auf seinen Wangen und er wollte in ihrem Trost versinken.
"Hey, ist schon okay. Du bist jederzeit willkommen und ... wenn du möchtest, kann ich sogar mit all dem Geld helfen. Ich würde das für dich tun."
"Nein. Nein, ihr geht es sowieso immer schlechter", gab er leise zu und ergriff ihre Handgelenke.
"Gib nicht auf."
"Lass uns gehen", sagte er nur und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn.
"Was? Aber wir sind doch gerade erst angekommen ...", meinte sie bedrückt.
"Wohin möchtest du denn?"
"Zu dir, Julia", antwortete er bloß, ohne auf das andere Gesagte einzugehen.
Sie könnten später noch einmal herkommen, dachte er sich. Alte Bilder anschauen, Erinnerungen teilen und über längst Vergangenen reden. Doch dafür hatte er gerade keine Nerven.

Er zog sie in eine seiner innigen Umarmungen, indem er einen Arm um ihren kleinen Körper legte und die andere kräftige Hand an ihren Hinterkopf.
"Ich liebe dich", flüsterte er.
"Hm, ich liebe dich auch, Dave."

Julia lächelte und erwiderte dessen Umarmung, während er daran dachte, wie es wohl wäre sie aus Liebe zu erdrücken. Doch er verschob den Gedanken an einen dunklen Ort seines Gehirns und ließ seine Lippen viel lieber mit denen von Julia aufeinanderkommen. Seine rauen Hände glitten nach unten zu ihrer gut spürbaren Taille, bevor er sie an die nächstgelegene Wand presste.
Ihr entkam ein leises Stöhnen, welches in Dave's Ohr wie Musik klang und direkt Signale in Richtung Körpermitte sendete. Ihre Hände suchten nach mehr, nach mehr von Dave und diesem elektrisierenden Gefühl, was sich wieder zwischen ihnen aufzubauen schien.

Es brachte den jungen Studenten zum Grinsen, als ihre Hände unter sein Hemd fuhren, durch die Härchen unterhalb des Bauchnabels und über die Bauchmuskeln.

"Julia, wir sollten gehen", meinte Dave schließlich schmunzelnd.
"Hmh?", meinte sie mit hoher Stimme und großen unschuldigen Augen. Mit ihrer Zunge fuhr sie sich kurz über die rötlichen Lippen, um diese zu befeuchten.
"Du willst wohl nicht?", neckte er sie und spannte absichtlich die Bauchmuskeln an.
"Warum machst du das bloß mit mir?"
Ihr Kichern war bezaubernd und Dave schmunzelte deswegen. Er lehnte sich zu ihr herunter und küsste ihre Stirn.
"Du bist süß."
Er fuhr mit seiner Hand zu ihrer Wange und sah in ihre Augen.
"Ist das typisch? Dass alle Mädchen darauf stehen?"
"Weiß nicht, vielleicht ist das revolutionär so gewollt."
"Wieder eine schlaue Antwort", grinste Dave vor sich hin, "aber dann bist du ja immerhin nicht alleine."

Er zog sie an einer Hand mit sich Richtung Tür.
"Aber dafür bist du meines und niemand anderes sieht dich an", meinte sie mit geschürzten Lippen.
"Höre ich da Eifersucht heraus?", fragte er schmunzelnd, während er ihre Hand zu seinen Lippen führte und anschließend ihre Knöcheln küsste.
"Vielleicht."

"Hüpf' rein", bat Dave sie, als sie schließlich draußen an seinem Oldtimer standen, und ließ widerwillig ihre Hand los. Wenige Sekunden später befanden sie sich wieder auf dem langen Weg zum College.

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