Oktober, 2002

Lennie öffnete mit dem Ersatzschlüssel die Tür zu Winter's Wohnung. Es wurde mittlerweile zur Gewohnheit. Das tägliche Besuchen, um sicher zu gehen, dass sein bester Freund noch unter ihnen lebte, und um zu überprüfen, ob Winter seine Medikamente eingenommen hatte.

"Winter?"

Er ließ die Tür hinter sich zufallen und bahnte sich seinen Weg durch die herumliegenden Bierflaschen in Richtung Küche, wo er Winter häufig auffand.

Dort lag er bewusstlos auf der Seite; Erbrochenes klebte an seinem schwarzen Shirt, an seinen Mundwinkeln und auf dem Boden.

Lennie ließ seine Autoschlüssel und eine Plastiktüte fallen, ging auf die Knie und krallte sich in Winter's Shirt.

"Nein, nein, nein", sprach er panisch, während er ihn heftig schüttelte. Verzweiflung zeichnete sein Gesicht.
"Winter!"

Er schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, nachdem er an dessen Hals nach einem vorhandenen Puls gefühlt hatte.

Winter's Augenlider bewegten sich langsam, ehe er sie ganz öffnete. Er hustete und holte anschließend tief Luft; dann sah er mit feuchten Augen zu Lennie auf, welcher seinen Blick genauso erwiderte.

"Komm", war das einzige, was Lennie hervorbrachte.

Dieser zog Winter einen Moment später an seinem Arm hoch, sodass sie zusammen aufstanden.

"Lennie-"

"Hör auf."

Er zog ihn mit in das Badezimmer, wo er sich Winter schließlich gegenüberstellte. Lennie griff in das Oberteil seines Gegenübers und zog es ihm anschließend über den Kopf; es landete im Wäschekorb, der in einer Ecke stand. Dann zog er Winter's Jogginghose von dessen Hüfte, sodass sie auf den Boden fiel. Narben zierten dessen Körper.

Winter hatte währenddessen Schwierigkeiten sein Gleichgewicht zu halten und fasste an Lennie's Schulter.

"Uhm Lennie? Ich glaub' nicht, dass ich gerade dazu in der Lage bin", lallte Winter und grinste kurz schief, doch ließ seine Mundwinkel wieder fallen, als er den ernsten Blick seines Freundes bemerkte.

"Halt die Klappe, Winter, und stell dich unter die Dusche."

"Okay, Boss", erwiderte er, bevor er dem Befehl nachkam.

"Boxershorts und Socken noch aus und dann", Lennie griff zur Duschbrause und drückte sie ihm in die rechte Hand, "duschst du dich ordentlich. Verstanden? Und rasieren kannst du dich danach auch gleich mal wieder. Ich bin noch eine Weile hier."

Lennie verließ das Bad ohne auf die Antwort zu warten, denn er war es leid zu diskutieren.

Während er auf Winter wartete, räumte er dessen Wohnung halbwegs auf und stellte ein großes Glas Wasser mit den Tabletten auf den Küchentisch.

Dabei entschloss er sich, eine Nacht zu bleiben, nur um sicherzugehen, dass es nicht wiedergeschehen würde.