𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏 || 𝐃𝐢𝐞 𝐖𝐢𝐧𝐤𝐞𝐥𝐠𝐚𝐬𝐬e
Am ersten Tag in den Sommerferien schlich ich mit meiner älteren Schwester in die Besenkammer. Jene war erst gestern von ihrem ersten Jahr in Hogwarts, welches leider nicht so schön gewesen war, zurückgekommen. Immerhin hatte sie das Tagebuch von Tom Riddle, heutzutage bekannt als Lord Voldemort, gefunden. Als sie darin geschrieben hatte, hatte er selbst immer geantwortet. Somit hatte er meine Schwester kontrollieren können, sodass sie ein schreckliches Monster freigelassen hatte. Dieses hatte mehrere Muggelgeborene, also Hexen und Zauberer, deren Eltern normale Menschen waren, angegriffen.
„Ginny! Sag mir doch einfach, wie alles war, abgesehen davon, von Du-weißt-schon-wem kontrolliert zu werden! Mich interessiert es einfach!", flehte ich sie mit einem Hundeblick an. Ich wusste, dass fast keiner meinem Hundeblick widerstehen konnte, weshalb ich ihn immer verwendete, wenn ich etwas wollte.
Zuerst weigerte sie sich, antwortete dann allerdings widerwillig: „Na gut! Der Rest war echt cool. Nur ein Problem. Du darfst es wirklich niemanden erzählen? Versprochen?" Sobald ich nickte, fuhr sie fort: „Ich bin in Harry verknallt."
„Das ist nichts Neues. Warst du ja auch schon letztes Jahr.", meinte ich schulterzuckend. In den letzten Sommerferien war Harry Potter eine Zeit bei uns geblieben und da war Ginnys Benehmen sehr auffällig gewesen.
„Woher weißt du das?", wunderte sie sich.
„Keine Ahnung. War ja irgendwie klar. Ich meine, wie du vor einem Jahr einfach wieder die Treppe hochgelaufen bist, als du Harry gesehen hast", lachte ich, woraufhin meine Schwester leicht beleidigt tat.
Wir nahmen uns heimlich die Besen unserer Brüder Fred und George, ehe wir uns auf sie setzten und kräftig vom Boden abstießen. Mittlerweile waren wir im Besenfliegen schon sehr geübt, da wir immer in den Sommerferien die Besen unserer Brüder ausborgten, um selber fliegen zu lernen. Strahlend flogen wir ein paar Runden um aufzuwärmen, bevor wir zurückkamen und einen Ball holten. Diesen warfen wir hin und her und schossen ihn durch den Torring, den Charlie, ein weiterer unserer Brüder, einst gebaut hatte. Ein paar Mal übten die Position Sucher, indem eine von uns einen Tennisball warf und die andere ihn fang. Leider hatten wir keinen echten Schnatz.
Dabei lachten wir viel und redeten über Ginnys erstes Schuljahr. Natürlich fantasierten wir auch vom nächsten Schuljahr, denn ich würde dann endlich auch nach Hogwarts kommen. Ich war die jüngste von acht Geschwistern, sodass ich jedes Jahr zuhause hatte bleiben müssen, während die anderen in die Zaubererschule Hogwarts gegangen waren. Doch dieses Jahr war es endlich so weit, ich musste meinen Geschwistern nicht mehr mit einem neidischen Blick am Kings Cross Bahnhof hinterherschauen.
„Mädels, wo seid ihr denn?", rief uns Mum nach einigen Stunden und wir wussten, dass wir schnell nach Hause kommen sollten, da es Essen gab. Mum hasste es, wenn jemand zu spät zum Essen kam, was der ganzen Familie bewusst war.
In Windeseile flogen wir zurück zur Besenkammer, in die wir die Besen einschlossen. Hoffentlich merkten unsere Brüder nicht, dass die Besen nicht mehr genau am selben Ort wie vorher waren. Vermutlich würden sie ausrasten, wenn sie über unser „Ausborgen" ihrer Besen erfuhren.
Als wir im Esszimmer ankamen, erfuhren wir allerdings, dass es noch nicht zum Essen war. Stattdessen war mein Hogwartsbrief endlich angekommen. Auf dem Umschlag stand mein Name, nicht der von meinen Geschwistern wie all die vorherigen Jahre. Es war etwas besonderes für mich, wenn auf dem Umschlag „Emily Weasley" und nicht „George Weasley", „Ginny Weasley" und all die anderen Namen meiner Brüder standen.
Aufgeregt löst ich den roten Aufkleber vom Pergament, ehe ich ihn vorsichtig aufmachte. Mit großen Augen zog ich den Brief heraus und begann den Inhalt zu lesen.
Sehr geehrte Miss Weasley,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände. Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31. Juli.
Mit freundlichen Grüßen
Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin
Ich las die Worte noch mehrere Male durch, um sicherzugehen, nichts falsch zu verstehen.
Auf einmal erschienen meine älteren Brüder Fred und George, die ebenfalls den Brief lasen. Danach scherzte Fred: „Wärst du keine Hexe gewesen, hätten Mama und Papa dich enterbt. Ich sag's dir."
„Ja und wenn du nicht nach Gryffindor kommst, dann wirst du erst recht enterbt.", ergänzte George mit einem listigen Lächeln.
„Fred, George! Wir werden sie sicher nicht enterben, wenn sie in einem anderen Haus landet! Das ist uns nämlich egal.", schimpfte Mum sie.
Aber mir half das nicht weiter, denn ich hatte tatsächlich Angst, in ein anderes Haus geschickt zu werden. Meine ganze Familie war in Gryffindor, aber was, wenn ich nach Ravenclaw oder Hufflepuff kam? Oder noch schlimmer, Slytherin? Fred und George würden mich die ganze Zeit damit aufziehen und Ginny wäre enttäuscht. Würden Mum und Dad wirklich nichts sagen oder wären sie doch enttäuscht?
Anscheinend merkte Mum wie es mir ging und schickte die anderen ins Esszimmer, um den Tisch zu decken. Sobald der Rest der Familie verschwunden war, redete sie mit mir.
„Emy, mir und Dad macht es nichts, wenn du nicht nach Gryffindor kommst. Egal wo du hinkommst, wir wissen, dass du eine schöne Zeit in Hogwarts haben wirst, und das ist uns am wichtigsten. Ravenclaw und Hufflepuff sind auch toll, nur Slytherin ist...", anscheinend fand sie kein Wort für was Slytherin war, oder sie wusste eines, wollte es mir nur nicht sagen, damit ich nicht noch nervöser wurde. Letzteres klang für mich plausibler.
„Aber dann werde ich die erste Weasley sein, die keine Gryffindor ist. Was werden Fred und George sagen?", machte ich mir, wahrscheinlich unnötige, Sorgen.
„Fred und George werden dich zuerst nerven, aber, wenn du das nicht ernst nimmst, wird es ihnen irgendwann langweilig. Also lass es dir nicht gefallen!", riet Mum mir.
Ich würde es mir ja nicht gefallen lassen, aber sie würden mich trotzdem aufziehen. Ich kannte die Zwillinge. Sie würden alles riskieren, um mich zu nerven, mir Angst zu machen oder was auch immer. Natürlich mochte ich die beiden, wir verstanden uns auch super, aber sie konnten wirklich nerven.
Mum verschwand, bevor Hermine, die beste Freundin von Ron, Ginny und auch Harry, auftauchte. „Ich wäre fast nach Ravenclaw gekommen, aber der sprechende Hut hat mich doch nach Gryffindor geschickt. Ich bin mir sicher, egal wo du hinkommst, du wirst gute Leistungen schaffen."
Schief lächelnd holte ich einige Sachen für das Abendessen aus dem Kühlschrank und brachte sie in das Esszimmer. Hermine war eine Mischung aus Freundin und Schwester für mich. Seit letztem Sommer verstanden wir uns hervorragend und als sie in Hogwarts gewesen war, hatten wir viel miteinander geschrieben.
Beim Esstisch tratschten Ginny und ich darüber, Quidditch Spielerin zu werden, aber Ron meinte: „Das wird nichts! Ginny, du spielst gar kein Quidditch und Emy, du hast noch nie auf einem Besen gesessen!"
„Wenn er nur wüsste!", dachte ich mir, sagte es aber nicht laut. Er würde, so wie die anderen Jungs, mit hoher Wahrscheinlichkeit ausrasten, sollten sie herausfänden, dass wir ihre Besen verwendeten.
„Wenn sie unbedingt Quidditch Spielerin werden wollen, dann können sie das sicher auch.", mischte sich Hermine ein. Sie wusste, Ginny und mein kleines Geheimnis, aber Hermine war gut darin, Geheimnisse zu bewahren.
Als sich Mum zu uns setzte, sagte sie fröhlich: „Morgen fliegen wir nach Ägypten! Wir werden endlich wieder Bill sehen."
Während sie das sagte, las ich mir meine Liste an Schulsachen durch.
Uniform
· Drei Garnituren einfache Arbeitskleidung (schwarz)
· Ein einfacher Spitzhut (schwarz) für tagsüber
· Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut oder ähnlich)
· Ein Winterumhang (schwarz mit silbernen Schnallen)
· Bitte beachten Sie, dass alle Kleidungsstücke der Schüler mit Namensschildern versehen sein müssen.
Bücher
· Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 1 von Miranda Habicht
· Geschichte der Zauberei von Bathilda Bagshot
· Theorie der Magie von Adalbert Schwahfel
· Verwandlungen für Anfänger von Emeric Wendel
· Tausend Zauberkräuter und -pilze von Phyllida Spore
· Zaubertränke und Zauberbräue Arsenius Bunsen
· Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind von Newt Scamander
· Dunkle Kräfte: Ein Kurs zur Selbstverteidigung von Quirin Sumo
Ferner werden benötigt:
· 1 Zauberstab
· 1 Kessel (Zinn), Normgröße 2
· 1 Sortiment Glas- oder Kristallfläschchen
· 1 Teleskop
· 1 Waage aus Messing
Studenten können auch eine Eule ODER eine Katze ODER eine Kröte mitbringen.
ELTERN SEIEN DARAN ERINNERT, DASS ERSTKLÄSSLER KEINE EIGENEN BESEN BESITZEN DÜRFEN
„Ginny, passt dir noch dein Umhang?", wandte ich mich an Ginny, denn wir mussten Geld sparen, auch wenn wir bei einem Gewinnspiel in der Zeitung gewonnen hatten.
„Ja. Du wirst also einen neuen brauchen. Aber du kannst meine Kopie von ‚Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 1' haben.", antwortete sie.
Ich nickte und las weiter. „Ein Zauberstab, bald bekomme ich einen Zauberstab!", freute ich mich innerlich.
Da wir beim Gewinnspiel vom Tagespropheten 500 Galleonen gewonnen hatten, waren wir jetzt nicht mehr ganz so arm und ich würde neue Sachen bekommen, jedenfalls fast neue. Wahrscheinlich kauften wir das meiste gebraucht, aber in einem guten Zustand, das hatte Mum mir versprochen.
„Mum, hier steht ich kann entweder eine Eule, eine Katze oder eine Kröte mitnehmen. Darf ich?", fragte ich Mum.
„Wenn du willst, kannst du Phoenix mitnehmen. Er ist eh nicht zu alt.", bat Mum mir an. Phoenix war unser achtjähriger, rot getigerter Hauskater und ich hatte ihn sehr lieb. Darüber, dass ich ihn nach Hogwarts mitnehmen durfte, freute ich mich sehr.
„Echt? Danke!!!!!"
Nach ein paar Wochen, als wir gerade von Ägypten nach Hause gekommen waren, stand ich vor dem Eingang zur Winkelgasse, als Dad auf ein paar Steine klopfte und die Mauer sich plötzlich öffnete. Mein Mund klappte auf, denn was ich sah war fantastisch! Hunderte Schüler kauften mit ihren Eltern ihre Schulsachen in den vielen kleinen Geschäften, man hörte Eulen, Experimente, Rufe und vieles mehr. Meine Eltern hatten mich noch nie mitgenommen, ich hatte immer zu Hause bleiben müssen. Aber jetzt sah ich die wunderschöne Winkelgasse endlich auch. So viel hatte ich über sie gehört, aber sie nie mit eigenen Augen gesehen. Die Jungs verschwanden, während Mum, Ginny, Hermine und ich uns zu Ollivanders begaben.
„Willkommen bei Ollivanders.", hieß uns Mr Ollivander, ein alter Zauberer mit blasssilbernen Augen, willkommen: „So wen haben wir hier? Ah, die jüngste Weasley. Emily." Ich fragte nicht, woher er meinen Namen wusste, sondern nickte. Trotzdem fand ich es etwas gruselig. „Mal sehen..." Mr Ollivander nahm ein paar Maßbänder heraus, die selbstständig jeden Teil meines Körpers abmaßen. Angefangen von meinen Armen, bis zu meinen Fingern.
Als die Maßbänder fertig waren, nahm Mr Ollivander einen Zauberstab heraus und drückte ihn mir in die Hand. „Eibenholz, Phoenixfeder, 13 Zoll, stabil." Ich wedelte ihn, hörte aber sofort damit auf, weil ein Fenster zersprang.
„Entschuldigung!", sagte ich, aber ihm schien es nichts auszumachen.
Er reparierte das Glas mit einem Wedeln seines Zauberstabes und erklärte mir: „Der Zauberstab sucht den Zauberer aus, das war schon immer für die, die Zauberstabkunde studiert haben, klar."
Ich wusste nicht ganz, ob ich Ollivanders mystische Art mochte, nahm allerdings trotzdem den nächsten Zauberstab in die Hand.
„Eichenholz, Einhornhaar, 12 ½ Zoll, flexibel.", sagte Ollivander.
Als ich dieses Mal den Stab in die Hand nahm, wusste ich, dass er der richtige war. Meine Hände wurden ganz warm und goldene Funken verließen den Zauberstab. Es war ein reines Glücksgefühl diesen Gegenstand in der Hand zu haben.
„Wunderbar", meinte Ollivander und ich bezahlte.
„Können wir als nächstes zu Flourish und Blotts?", fragte ich. Hermine lächelte, wir liebten beide Bücher.
„Gerne.", sagte Mum.
Ich ging durch die Tür zum Büchergeschäft und hatte das Gefühl, ich wäre im Paradis gelandet. Hermine und ich hopsten strahlend durch die vielen Bücherregale, Ginny eher halbherzig. Ich hatte Bücher schon immer geliebt. Es war so schön, mal seinem Leben zu entkommen und in das einer anderen Person hineinzuschlüpfen. Dabei konnte man an die wundervollsten Plätze reisen und die lustigsten Menschen kennenlernen.
Wir kauften die meisten Bücher gebraucht und blieben noch etwas länger im Geschäft, denn Hermine und ich wollten uns noch nach zusätzlichen Büchern umschauen. Obwohl wir wussten, dass es in Hogwarts eine massive Bibliothek gab, wollten wir uns einige Bücher für uns selbst kaufen.
Irgendwann langweilte Ginny sich so sehr, dass sie unerträglich war und wir weiter zum Gewandgeschäft Madam Malkins spazierten.
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