𝟐𝟏. 𝐕𝐞𝐫𝐰𝐢𝐫𝐫𝐭𝐞 𝐆𝐞𝐠𝐧𝐞𝐫

✧ 𝐋𝐈𝐋𝐘 𝐏𝐎𝐓𝐓𝐄𝐑 ✧
"𝐂𝐨𝐧𝐟𝐮𝐧𝐝𝐮𝐬."

„Lily! Konzentrier dich!", ermahnte Annie Lily beim letzten Training vor dem kommenden Quidditchspiel gegen Metamorphmagus. Fast hätte Lily sie nicht gehört, denn der Wind heulte heute fast unnatürlich laut und zusätzlich tobte ein wilder Schneesturm.

„Tut mir leid", entschuldigte sich Lily, die, wie öfters in letzter Zeit, gedanklich woanders war. Seit ihrem Treffen mit Rosemary zerbrach sie sich die ganze Zeit den Kopf darüber, wie Sirius Black wohl ihren Standpunkt erfahren hatte. Denn egal wie sehr sie Lucius Malfoy verabscheute, sie wollte nicht, dass er hinter dem Ganzen stecken. Das wollte sie Draco nicht zumuten, obwohl er ihn genauso hasste. Doch Lucius war trotzdem sein Vater.

Erst jetzt verstand Lily, wieso Annie sich so geärgert hatte. Der Schnatz befand sich nur zehn Meter entfernt von ihr, weshalb sie sofort lospreschte, doch sie war zu langsam, denn Erik hatte ihn bereits schon vor ihr gesehen.

„Kommt doch mal alle zu mir", forderte Annie das Team auf. Sobald alle bei ihr angelangt waren, begann sie zu reden: „Bitte, so kann es nicht weitergehen. Lily, wo bist du in letzter Zeit gedanklich? Und Draco, du bist genauso unkonzentriert! Alina, du sollst nicht die ganze Zeit Draco anschreien, sondern spiel einfach selbst weiter, wenn er gerade nicht aufpasst! Steffi, bitte verteidige alle drei Tore, nicht nur das linke! Ich weiß, wir haben heute nicht das beste Wetter und ihr seid wahrscheinlich alle schon bis auf die Unterwäsche durchnässt, aber bitte, bitte gibt euch trotzdem Mühe!"

„Entschuldigung", murmelte die Gruppe beschämt. Dann wies Annie sie an, wieder ihre Positionen einzunehmen und weiterzuspielen.

Nach dem Training sehnte sich Lily nach einem heißen Bad, trockener Kleidung und einem warmen Tee. Sie zitterte schon vor Kälte. Am Weg zurück zum Schloss legte Draco seinen Arm über ihre Schulter, um sie ein wenig zu wärmen. Doch auch so war sich Lily sicher, dass sie sich eine Verkühlung eingeholt hatte.

„Wir brauchen echt irgendeinen Verbundenen da oben, oder wo auch immer das Wetter bestimmt wird", meinte sie. In dem Moment bekam Lily einen Geistesblitz und blieb abrupt stehen.

„Was ist? Willst du einen Anti-Schneetanz machen?", scherzte Draco.

„Draco, ich hab's!", rief Lily, seinen Kommentar komplett ignorierend.

„Was hast du?"

„Ich weiß, wie Sirius Black es erfahren hat! Er hat irgendjemanden in Hogwarts, der ihm Informationen vermittelt! Dieser Mensch ist in Harry und Rons, Hermines oder Ginnys Gemeinschaftsraum eingebrochen und hat zufällig den Brief gefunden! Dann hat er es sofort Sirius erzählt!", erklärte Lily so schnell, dass Draco offensichtlich nicht mitkam.

„Noch mal langsam", bat er und Lily wiederholte ihren Gedankengang, dieses Mal langsamer.

„Stimmt!", verstand Draco ihre Theorie, nachdem er aufmerksam zugehört hatte, „Wir müssen sofort an Rosemary schreiben und auch nach Hogwarts, um sie zu warnen!"

Sofort erledigten sie dies jedoch nicht, zuerst gingen beide duschen und zogen sich frisches Gewand an. Danach kam Draco in Lilys Zimmer und sie setzten sich in ihre private Bibliothek, die ausnahmsweise mal nicht über das richtige Buch verfügte, da es anscheinend keines über die momentanen Lehrer in Hogwarts gab. Doch dieses Mal brauchten sie kein Buch, sondern nur Stift und Papier.

„An wen sollen wir zuerst schreiben?", fragte Lily und Draco meinte, dass sie den Brief für Rosemary zuerst verfassen sollten. Also begann Lily, zu schreiben.

Liebe Rosemary!

Wir haben es herausgefunden! Sirius Black hat erfahren, wo ich bin, indem er einen Verbündeten in Hogwarts hat! Jemand, der ihm Informationen schickt und der ihn auch in das Schloss geholfen hat. Derjenige ist in Harry und Rons, Hermines oder Ginnys Schlafzimmer eingebrochen und hat zufällig den Brief herumliegen sehen.

Wir werden jetzt auch an Hermine, eine Freundin in Hogwarts, schreiben und sie fragen, ob es dieses Jahr neue Lehrer gibt. Es muss eigentlich jemanden neuen geben, denn Professor Lockhart ist ja nicht mehr der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.

Liebe Grüße,

Lily und Draco

„Eine Freundin in Hogwarts?", las Draco laut vor und hob die Augenbrauen, „Ich würde nicht sagen, dass dieses Schlammblut eine Freundin von mir ist."

„Draco! Hast du nicht endlich eingesehen, dass Muggelgeborene genauso viel wert sind, wie Reinblüter?", ermahnte Lily ihn entsetzt.

„Entschuldigung für meine Wortwahl, aber ich kann Granger trotzdem nicht leiden", der Malfoy zuckte mit den Schultern, „Hätten wir nicht an Crabbe oder Goyle schreiben können?"

„Ja, weil die ja lesen und schreiben können", erwiderte sie mit einem Verrollen ihrer Augen. 1:0 für Lily.

Statt weiter darüber zu diskutieren, fing sie an, den nächsten Brief zu schreiben.

Liebe Hermine!

Wie geht es dir? Wir haben viel zu lang nicht mehr geschrieben.

Kann es sein, dass ihr einen Lehrer habt, der Informationen an Sirius Black weitergibt? Ich bin jetzt nämlich schon öfters Zauberern begegnet, die mir schaden wollten und hatte jedes Mal Glück zu entkommen. Draco und ich haben die Theorie, dass Black dahintersteckt, allerdings wissen wir nicht, wie er erfahren haben könnte, wo ich bin. Die einzige Möglichkeit wäre, dass jemand in Hogwarts einen Brief von mir gefunden hat, in dem ich erzählt habe, dass ich in St.Endor bin und derjenige hat den Brief an Black weitergegeben.

Falls du irgendeinen Verdacht hast, gib mir bitte Bescheid! Danke!

Liebe Grüße,

Lily und Draco

„Muss da mein Name auch stehen?", beschwerte sich Draco.

„Da du es auch erfahren willst, ja. Außerdem kann es dir ja egal sein, Hermine ist anscheinend sowieso nur ein wertloses Schlammblut", konterte Lily genervt.

„Ich habe mich schon für meine Wortwahl entschuldigt! Aber du magst meine Freunde in Hogwarts ja auch nicht!", ärgerte er sich. Da hatte er natürlich recht, doch das würde Lily niemals zugeben.

„Pass bitte einfach auf, dass dir das Wort nicht wieder rausrutscht", sagte sie stattdessen.

Am folgenden Tag war zwischen den beiden wieder alles normal, wie das bei besten Freunden eben immer der Fall war. Man stritt sich und nach fünf Minuten bis spätestens einem Tag war alles schon wieder vergessen. Es sei denn, es handelte von einem gröberen Streit, so wie der am Anfang des vorigen Schuljahres, als Lily nach Gryffindor gekommen war, sich mit ihren Hausmitgliedern angefreundet hatte, was Draco überhaupt nicht verkraften hatte können. Jedoch hatten sich die beiden selbst damals nach ein paar Monaten wieder vertragen, was sehr viel über ihre unzerbrechliche Freundschaft aussagte.

Ein wenig nervös machte sich Lily gemeinsam mit Draco auf den Weg zum Quidditchfeld. Das heutige Match war sehr wichtig, denn wenn Animagus gewann, hatten sie eine Chance auf das Finale. Also musste Lily alles tun, um den Schnatz zu fangen. Besonders leicht würde dies nicht sein, weil sich das Wetter seit gestern keineswegs verbessert hatte. Gerade tobte zwar kein Schneesturm, aber der Wind war so stark, dass Lily das Gefühl hatte, gleich weggeweht zu werden.

Außerdem hatte sie Angst, dass die drei Zauberer wieder das Match ausnutzen würden, um ihr zu schaden. Denn bei diesem Wetter könnten sie ihren Anschlag problemlos auf einen Unfall schieben. Oder vielleicht wollten sie es gar nicht versuchen, sondern stattdessen wieder ihre Taktik verwenden, lange Ruhe vorzutäuschen und dann plötzlich zuzuschlagen.

Doch daran durfte Lily heute nicht denken. Sie musste sich konzentrieren, denn Animagus musste gewinnen. Wenn sie verloren, wären alle Chancen auf den Sieg dieser Saison verschwunden.

Endlich erreichten Lily und Draco die riesige Lichtung im Wald, auf der sich das Quidditchstadion befand. Sie betraten die Umkleidekabine, die, wie bei allen Spielen gegen die anderen Mannschafften, von Mädchen und Jungs geteilt wurde, da die Gegner die andere Umkleide belegten.

Einige Teammitglieder waren schon eingetroffen, darunter auch Annie, die gerade nervös durch den Raum lief und dabei ihre Lippen in rasendem Tempo bewegte, als würde sie mit sich selbst reden.

Schmunzelnd ging Lily in eine der geschlossenen Umkleidekabinen, denn vor den Jungs wollte sie sich nicht unbedingt umziehen. Als sie die Kabine etwas später wieder verließ, entschied sie, Annie ein wenig zu beruhigen.

„Annie, jetzt setz' dich doch mal hin, du hyperventilierst ja gleich", sagte Lily und wies sie auf eine Bank hin. Dann setzte sie sich neben ihre Teamkapitänin und fragte, worüber sie sich denn solche Gedanken machte.

„Ich weiß nicht, ich habe heute geträumt, dass Metamorphmagus haushoch gewonnen hat. Die hatten 500 Punkte und wir keinen einzigen. Dann habe ich meine Notizen zu ihnen angeschaut und gemerkt, wie gut ihre Jäger und ihr Hüter sind. Ich glaube, wir brauchen eine neue Taktik."  Verzweifelt vergrub Annie den Kopf in ihren Händen. „Ich bin so eine schlechte Kapitänin."

„Annie, du hast ein wirklich gutes Team aus uns gemacht! Wir können Metamorphmagus bestimmt besiegen!", versicherte Lily ihr.

„Hast du irgendeine Idee, wie wir das schaffen? Unsere meisten Spieler sind es nicht mal gewöhnt, bei so einem Wetter ein Match zu spielen", machte sich Annie Sorgen, „Aber bei Metamorphmagus sind viele erfahrene Spieler dabei, die schon bei den schlimmsten Wetterverhältnissen gewonnen haben."

Da hatte Annie allerdings recht. Lily selbst fand es nicht einfach, bei so starkem Wind ihren Besen unter Kontrolle zu halten.

In dem Moment fiel ihr plötzlich eine Idee ein. Was, wenn sie ihren Besen einfach nicht unter Kontrolle hatte? Wenn die drei Zauberer heute wieder ihren Besen verfluchten? Dann würde sie einfach nichts dagegen tun, sondern ihn von selbst fliegen lassen.

„Ich habe eine Idee! Was, wenn ich so tue, als ob ich meinen Besen nicht unter Kontrolle hätte und einfach quer durch das Spiel fliege? Das könnte doch unsere Gegner verwirren, oder?", schlug Lily also vor.

„Stimmt, das ist eine richtig gute Idee! Aber du darfst das nur tun, bis du den Schnatz gesehen hast", antwortete Annie begeistert. Danach bat sie kurz um Aufmerksamkeit, da nun auch das restliche Team eingetroffen war.

„Hallo! Wie ihr wisst, war unser gestriges Training nicht unbedingt unser bestes. Leider ist das Wetter heute nicht besser und wir werden uns vielleicht schwertun, unsere Besen unter Kontrolle zu haben. Aber Lily hatte eine hervorragende Idee. Sie wird so tun, als ob sie ihren Besen tatsächlich nicht kontrollieren könnte und wird einfach komplett verrückt herumfliegen und unsere Gegner verwirren. Dadurch werden wir problemlos genügend Tore schießen können. Sobald Lily den Schnatz sieht, wird sie damit aufhören und ihn fangen", erklärte Annie die Taktik dem restlichen Team, „Habt ihr irgendwelche Fragen?"

„Ja", meldete sich Draco zu Wort, „Was, wenn sich Lily wehtut?"

„Draco, ich weiß, was ich mache", meinte Lily, sicher, dass sie dies schaffen konnte.

„Ich hoffe es", sagte er und es war klar, dass er sich Sorgen machte.

„Ich habe auch eine Frage", meldete sich Emma, eine der Jägerinnen, zu Wort, „Was, wenn wir verwirrt werden?"

„Lasst euch einfach nicht verwirrt werden. Tut so, als ob alles normal wäre", meinte Annie, „Und jetzt gewinnen wir dieses Spiel!"

Mit einem positiven Gefühl flogen die sieben für dieses Match ausgewählte Animagus Spieler auf das Spielfeld und drehten eine Runde, bevor sie in der Mitte stehenblieben. Sobald ihre Gegner dies auch getan hatten, warf die Schiedsrichterin die Bälle in die Höhe und pfiff das Spiel an.

Sofort begann Lily damit, verrückt hin und her zu fliegen. Es hatte mittlerweile wieder begonnen zu schneien und der starke Wind heulte an ihrem Gesicht vorbei, sodass ihre Wangen erröteten. An den Gesichtern der Gegner erkannte Lily im Vorbeifliegen, dass die Taktik funktionierte. Sie waren komplett verwirrt.

Doch sie waren nicht die einzigen. Plötzlich bemerkte Lily drei Gestalten am Eingang zum Spielfeld, die ihr verwirrt hinterhersahen. Die Zauberer waren tatsächlich gekommen, doch jetzt sah es aus, als ob sie gleich wieder gehen würden. Sie dachten offensichtlich, Lilys Besen sei bereits verhext worden. Somit entschied sie, ein paar halsbrecherische Loopings zu drehen und so auszusehen, als ob sie gleich hinunterfallen würde.

Als sie das nächste Mal beim Eingang vorbeiflog, waren die Zauberer nicht mehr zu sehen. Offensichtlich hatte es funktioniert. Sie war unverletzt davongekommen. Und nicht nur das, sie hatte das Gegnerteam verwirren können, sodass Animagus nun schon das siebte Tor schoss, wie der Stadionsprecher gerade in sein Megafon brüllte.

Auf einmal sah Lily etwas Goldenes aufblitzen. Wie aus Reflex hörte sie mit dem verrückten Herumfliegen auf und raste geradeaus auf den kleinen, fliegenden Ball hin. Immer mehr beschleunigte sie ihren Feuerblitz, da der Schnatz ihr wegfliegen wollte. Aber Lily war schneller.

Noch zehn Meter. Neun. Acht. Sieben. Sechs. Fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins.

Lilys Hände umschlossen den Schnatz und sie bremste ab. Stolz hielt sie ihn in die Höhe und genoss den tosenden Applaus, der von den Animagus Fans stammte. Der Rest ihres Teams holte sie ein und beglückwünschte sie. Überglücklich drehten die Animagus Spieler eine Ehrenrunde, ehe sie siegreich zu Boden glitten. Diejenigen, welche heute auf der Ersatzbank gesessen waren, rannten jubelnd aufs Spielfeld. Auch Draco war unter ihnen, der als Allererstes Lily umarmte.

„Oh Gott, ich habe mir Sorgen gemacht, bei deinen Stunts", meinte er, während er Lily so fest drückte, dass sie fast keine Luft bekam.

„Draco, ich bekomme keine Luft", teilte sie ihm mit.

„Sorry", lachte er und ließ sie los, „Jedenfalls, ich hätte gedacht, du fällst vom Besen."

„Ich habe dir gesagt, ich weiß, was ich mache", meinte Lily mit einem Zwinkern, bevor sie von der nächsten Person umarmt wurde.

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