𝟏𝟗. 𝐓𝐢𝐞𝐟𝐬𝐜𝐡𝐧𝐞𝐞
✧ 𝐋𝐈𝐋𝐘 𝐏𝐎𝐓𝐓𝐄𝐑 ✧
"𝐄𝐯𝐞𝐫𝐲 𝐛𝐫𝐞𝐚𝐭𝐡 𝐲𝐨𝐮 𝐭𝐚𝐤𝐞 𝐜𝐨𝐮𝐥𝐝 𝐛𝐞 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐥𝐚𝐬𝐭."
Nachdem Lily und Celina ihre Sachen in ihr Zimmer gebracht und eingeordnet hatten, machten sie sich auf den Weg zum Mittagessen. Es roch schon im gesamten unteren Stock nach Käsekrainer, weshalb sich Lily sich davon abhalten mussten, ihre Lippen zu lecken, da sie diese köstlichen Würste fast auf der Zunge schmecken konnte.
Als sie den Speisesaal betraten, war dieser bereits relativ voll mit Schülern. Glücklicherweise winkte Draco ihnen von seinem Tisch zu und gestikulierte, dass sie sich zu ihm und seinen Freunden setzen sollten. Also durchquerten Lily und Celina den Saal und ließen sich auf den zwei freien Stühlen nieder. Moritz, Felix und Elena saßen auch an diesem Tisch, weshalb sich Lily freute, da sie immer noch ein wenig – beziehungsweise ein wenig viel – in Felix verknallt war.
„Warum seid ihr eigentlich hier und nicht drüben in eurer Hütte?", fiel Lily ein. Gab es etwa in drei Hütten nur einen großen Speisesaal?
„Anscheinend gibt es immer in der ersten Hütte Frühstück, hier zu Mittag und bei uns Abendessen", antwortete Draco.
„Damit die Lehrer zu Mahlzeiten irgendwas mit uns besprechen können und nicht alles dreimal erzählen müssen, wenn jeder Jahrgang einzeln isst", fügte Moritz hinzu.
„Ach so", sagten Lily gleichzeitig mit Celina, welche sich offensichtlich auch gewundert hatte.
In dem Moment bat Herr Professor Kattner um Aufmerksamkeit, sodass es im Saal wie auf Knopfdruck ruhig wurde. „Hallo! Ich hoffe, ihr habt alle eure Zimmer gefunden und eure Sachen in die Kasten eingeordnet und dass es nicht ein allzu großer Saustall ist. Ich muss jetzt ein paar organisatorische Sachen erwähnen, also hört mir bitte mit beiden Ohren zu, auch wenn es ein wenig langweilig ist", fing er an, das Übliche wie Mahlzeiten, Zimmerkontrollen und Verhaltensregeln zu erklären. Danach wurden die Schüler je nach Können und Erfahrung in Gruppen geteilt. Wie Lily schon zuvor gewusst hatte, war sie in der Anfängergruppe, mit Draco und ein paar anderen Personen, die sie nur vom Sehen her kannte.
Am Nachmittag fand auch schon die erste Stunde statt. Ein wenig nervös zog sich Lily in ihrem Zimmer die Skihose und -jacke an, bevor sie sich von Celina verabschiedete, deren Gruppe erst etwas später begann, da sie schließlich bereits wussten, wie man sich die harten Skischuhe anzog und sie richtig an den Ski befestigte.
Zehn Minuten später stand Lily in dem Raum, in dem die Skischuhe gelagert wurden, mit ihrer Lehrerin und den sieben anderen Anfängern. Neben ihr war Draco, der einen grünen Skianzug trug, in dem er zugegeben ziemlich gut aussah. Sie selbst hatte einen hellblauen Anzug gekauft, der ihr sehr gut gefiel.
„Hallo, willkommen in unserem Winterparadies! Ich bin die Leonie", stellte sich die Lehrerin, eine um die fünfundzwanzig Jahre alte Hexe, vor. „Bitte siezt mich nicht, dann fühle ich mich alt. Ich werde euch diese Woche das Skifahren beibringen. Aber bevor ich euch zeige, wie ihr eure Skischuhe richtig anzieht, möchte ich eine kurze Vorstellrunde machen. Sagt einfach euren Namen und was ihr gerne macht. Fang doch du gleich an", fügte Leonie an Lily gerichtet hinzu.
„Hallo, ich heiße Lily und ich spiele sehr gerne Quidditch und Klavier", sagte Lily in die Runde.
„Ich spiel auch gerne Quidditch! Ich war in meiner Schulzeit in Animagus", antwortete Leonie lächelnd.
„Draco und ich sind auch in Animagus!", meinte Lily.
„Ah, sehr cool, du bist Draco, oder?", wandte sich die Lehrerin an Draco.
„Ja, ich bin Draco und, wie Lily, spiele ich gerne Quidditch", sagte er.
Die anderen fünf Anfänger stellten sich ebenfalls vor. Alle schienen sehr nett und Lily war froh, in dieser Gruppe aufgehoben zu sein, da ihr auch Leonie unglaublich sympathisch vorkam. Nachdem sie ihnen geholfen hatte, ihre Skischuhe anzuziehen, verließen sie den Schuhraum, schnappten ihre Ski und gingen nach draußen. Dort lernte die Gruppe, wie man die Schuhe an die Skier schnallte.
Glücklicherweise war direkt neben der Hütte eine Piste, die man hinunterfahren konnte, um zu den Liften zu kommen. Jedoch verweilten die Anfänger noch einige Zeit im relativ flachen Bereich, wo Leonie ihnen die Grundlagen des Skifahrens erklärte.
Als sie zwei Stunden später wieder die Hütte betraten, war Lily zwar eiskalt, da der Wärmezauber nachgelassen hatte, aber trotzdem hatte sie den Skiunterricht genossen. Dieser Sport machte ihr jetzt schon Spaß und sie wünschte, sie hätte ihn schon viel früher entdeckt.
Die nächsten paar Tage erlernte Lily gemeinsam mit Draco und den anderen aus ihrer Gruppe das Skifahren. Angefangen von der Pizzaschnitte um zu bremsen bis hin zu dem Bogenfahren brachte Leonie ihnen alles Wichtige bei.
Am vierten Tag fuhr Lily gerade eine ziemlich flache Piste, von der man eine wunderschöne Aussicht über das ganze Skigebiet hatte. Es hatte angefangen zu schneien, weshalb sie die Brille bei ihrem Helm aufgesetzt hatte, die das Bild ein wenig orange einfärbte, doch das änderte nichts an der Schönheit dieses magischen Ortes.
Plötzlich sah Lily drei in schwarz gekleidete Personen, die ungefähr zehn Meter entfernt von auf der Seite der Piste standen. Schockiert stellte sie fest, dass die Zauberer mit ihren Zauberstäben auf einen Tannenbaum, welcher neben der Strecke stand, zeigten. In dem Moment hatte Lily das Gefühl, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte. Es waren wieder die drei Zauberer, die sie tot sehen wollten. Ohne zu denken, bog Lily rechts ab, was sich allerdings als großen Fehler herausstellte, denn erstens war dort Tiefschnee und zweitens standen hier und da Bäume. Verzweifelt ließ sie sich fallen, verlor ihre zwei Skier und rutschte noch einige Meter weiter den Hang hinab, bevor sie an einen großen Baum krachte und alles um sie herum schwarz wurde.
Verwirrt wachte Lily in einem sehr hellen Raum auf. Sie musste ein paar Mal blinzeln, um sich an die unangenehme Helligkeit zu gewöhnen. Sobald sie wieder sehen konnte, bemerkte sie, dass sich ihr rechter Arm und ihr rechtes Bein in einem Gips befanden und ihre Rippen schmerzten.
Im Hintergrund piepsten einige Geräte und sie hörte, wie vor der Tür Menschen in einem ernsten Tonfall redeten. Was genau sie besprachen, konnte Lily jedoch nicht verstehen.
Was war denn passiert? Genau, Lily hatte die drei Zauberer gesehen, die ihr schaden hatten wollen und war deshalb rechts abgebogen, wo sie allerdings gegen einen Baum gekracht war, bevor alles schwarz geworden war. Sie konnte es nicht glauben, dass sie es überlebt hatte.
Vielleicht war es doch gar nicht so dumm gewesen, durch den Tiefschnee zu fahren. Wäre sie nämlich weitergefahren, hätten die verhüllten Personen den Baum wohl auf sie fallen lassen. Und dann wäre sie vermutlich nicht mehr hier.
In dem Moment wurde die Tür geöffnet. Neugierig blickte Lily zum Türrahmen und erkannte Draco, der vorsichtig den Raum betrat. „Lily, du bist wach!", freute er sich und eilte sofort zu ihrem Krankenbett, wo er sich an das Ende setzte. „Du hast drei Tage lange geschlafen. Wie geht es dir? Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt!"
„Abgesehen davon, dass meine Rippen wehtun, mein Fuß hochgelagert ist und ich mit meinem Arm auch nichts anfangen kann, gut", antwortete sie mit einem schiefen Lächeln.
„Das heißt übersetzt geht es dir nicht so gut", schloss Draco und Lily nickte. Darauf folgte kurze Stille, die aber keineswegs unangenehm war. Die beiden mussten nicht miteinander sprechen, um einander zu verstehen. Schließlich unterbrach Draco die Ruhe: „Wie bist du vom Weg abgekommen?"
„Ich...", kurz pausierte Lily, um die Ereignisse vor ihrem Sturz zu sortieren, „Ich habe drei Zauberer gesehen, die mit ihren Zauberstäben auf einen Baum ungefähr zehn Meter entfernt von mir gezeigt hatten. Ich bin in Panik geraten und bin einfach rechts abgebogen, wo es allerdings im Tiefschnee bergab gegangen ist. Den Rest der Geschichte kennst du wahrscheinlich."
„Warte... die Todesser? Wie können sie hier sein?", fragte Draco entsetzt.
„Sie haben wahrscheinlich herausgefunden, dass die zweiten, dritten und vierten Klassen auf Skiwoche sind und dann sind sie hergekommen", Lily zuckte mit den Schultern, „Ziemlich schlau, eigentlich, da sie es leicht auf einen normalen Skiunfall hätten schieben können, wäre der Baum tatsächlich auf mir gelandet."
„Das stimmt, es wäre einfach für sie gewesen, obwohl es irgendwie seltsam wäre, dass ein Baum einfach umfällt, obwohl es nicht windig war", zweifelte Draco daran.
„Naja, vielleicht war der Baum nicht mehr ganz gesund und sie haben ihn deshalb ausgewählt, damit keiner draufkommt, dass es ein Mord war", meinte Lily und schauderte bei dem Gedanken, dass sie fast ermordet worden war. Hätte sie die Zauberer nicht rechtzeitig gesehen, hätte sie nicht im letzten Moment abbiegen können.
„Stimmt auch wieder", sagte der Malfoy, bevor er das Thema wechselte, „Was sollen wir machen?"
„Vielleicht sollte ich mal an Rosemary schreiben", vermutete Lily. Sie hatte sich nämlich gerade daran erinnert, dass Rosemary damals im Gasthaus „Der Hippogreif" gemeint hatte, es sei nun ihre Aufgabe, sie zu beschützen. Wieso Lily nicht schon geschrieben hatte, als ihr Besen beim Quidditchspiel verflucht worden oder die furchterregende Nachricht im Spiegel erschienen war, war ihr selbst ein Rätsel.
„Ich frage mal nach, ob es irgendwo was zum Schreiben gibt", sagte Draco, bevor er den Raum verließ. Als er einige Minuten später zurückkehrte, hatte er einen Stift und ein Blatt Pergament in der Hand und setzte sich an einen kleinen Tisch. Immerhin konnte Lily nicht selbst schreiben, da ihr rechter Arm vergipst war, also musste sie Draco den Brief ansagen.
„Liebe Rosemary!
Ich weiß nicht, wieso ich mich nicht früher gemeldet habe. Ich bin den Zauberern aus St.Endor schon öfters begegnet und hatte jedes Mal Glück, lebend davongekommen zu sein.
Bei dem Quidditchspiel vor einigen Monaten haben sie meinen Besen verflucht, sodass er selbstständig geflogen ist. Als sie bemerkt haben, dass ich sie gesehen habe, sind sie verschwunden und ich konnte meinen Besen zum Glück wieder kontrollieren und den Schnatz fangen.
Nicht lange Zeit später habe ich im Spiegel der Mädchentoilette in St.Endor eine Nachricht bekommen, in der stand, dass die Zauberer nicht ruhen würden, bis ich tot bin.
Vor drei Tagen bin ich eine blaue Piste gefahren, da wir auf Skikurs waren. Plötzlich habe ich die drei Zauberer gesehen. Sie haben mit ihren Zauberstäben auf einen Baum, etwa zehn Meter von mir entfernt, gezeigt. Ich bin in Panik geraten und bin einfach rechts abgebogen und im Tiefschnee bergab gefahren. Ich habe meine Skier verloren und bin noch einige Meter hinuntergerutscht, bis ich an einen dicken Baum geprallt bin. Dann bin ich heute im Krankenhaus mit einem gebrochenen Arm, einem gebrochenen Bein und gebrochenen Rippen aufgewacht. Draco schreibt übrigens den Brief, ich sage ihn ihm nur an, da ich nicht selbst schreiben kann.
Draco und ich haben eine Vermutung. Wir denken, dass möglicherweise Sirius Black hinter dem Ganzen steckt, da er auch schon versucht hat, Harry etwas anzutun. Glaubst du, das könnte mit ihm zusammenhängen?
Ich freue mich auf deine Antwort! Vielleicht können wir uns mal treffen, wenn ich nicht mehr im Krankenhaus liege.
Liebe Grüße,
Lily"
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