𝟏𝟏. 𝐒𝐜𝐡𝐧𝐞𝐥𝐥 𝐰𝐢𝐞 𝐝𝐞𝐫 𝐁𝐥𝐢𝐭𝐳

✧ 𝐋𝐈𝐋𝐘 𝐏𝐎𝐓𝐓𝐄𝐑 ✧
"𝐂𝐨𝐮𝐧𝐭 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐥𝐢𝐟𝐞 𝐛𝐲 𝐬𝐦𝐢𝐥𝐞𝐬, 𝐧𝐨𝐭 𝐭𝐞𝐚𝐫𝐬. 𝐂𝐨𝐮𝐧𝐭 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐚𝐠𝐞 𝐛𝐲 𝐟𝐫𝐢𝐞𝐧𝐝𝐬, 𝐧𝐨𝐭 𝐲𝐞𝐚𝐫𝐬."

Am folgenden Morgen wurde Lily von einem Klopfen an ihrer Tür geweckt. Gähnend streckte sie sich und sah auf die Uhr. Acht Uhr morgens, an einem Samstag. Gerade wollte sie sich wieder hinlegen, als sie plötzlich das Datum sah: 23.Oktober. Sofort war sie hellwach und sprang aus dem Bett, um die Tür zu öffnen.

„Happy birthday to you! Happy birthday to you! Happy birthday dear Lily! Happy birthday to you!", sang Draco, sobald Lily ihn in den Raum gelassen hatte. Er überreichte ihr ein nicht allzu großes Geschenk, das sie dankend annahm. Gespannt öffnete Lily die Box und erkannte darin die Gesichter von ihr selbst und Draco bei ihrem zweiten Geburtstag. Sie sahen noch so klein und süß aus. So ahnungslos, was in den nächsten Jahren alles noch passieren würde.

Berührt umarmte Lily ihren Sandkastenfreund, der die Umarmung erwiderte. „Danke, Draco", wiederholte sie, bevor sich die beiden voneinander lösten.

„Gerne, ich lasse dich mal dich umziehen. Schöner Pyjama, übrigens", neckte er sie, sodass Lily verwirrt auf ihren Körper hinabsah. Ah. Sie hatte den rosa Pyjama mit schlafenden Koalas an.

„Bis gleich", verabschiedete sich Lily von Draco, bevor jener den Raum verließ. Sie stellte das Bild auf ihren Nachtkasten, wobei ihr auffiel, dass der helle Lavendelton des Bilderrahmens perfekt zu ihrem Zimmer passte. Ob das Absicht gewesen war?

Nachdem sie sich umgezogen hatte, sodass sie nun eine dunkle Jeans und einen grünen Pulli trug, ging Lily aus dem Zimmer und machte sich gut gelaunt auf den Weg zum Festsaal. Als die Hexe nach fünf Minuten den Saal betrat und zu ihrem üblichen Platz blickte, staunte sie, da dort bereits zahlreiche Geschenke und Karten lagen.

„Alles Gute zum Geburtstag!", beglückwünschten ihre Freunde Lily, als diese ihren Tisch erreichte. Draco, Celina, Moritz, Elena und Felix hatten ein paar Sessel dazu geschoben. Lily freute sich, dass auch Elena und Felix da waren, da sie die Zwillinge erst gestern kennengelernt hatte. Besonders über Felix, dem es irgendwie gelungen war, heute noch besser als gestern auszusehen, weshalb Lily spürte, wie ihre Wangen erröteten. 

„Danke", sagte sie fröhlich und setzte sich auf ihren üblichen Sessel.

„Komm schon, öffne die Geschenke!", forderte Celina sie auf.

Lächelnd nahm das Geburtstagskind die erste Karte. Diese stammte von Hermine und Ginny. Wie hatten sie es geschafft, Lily eine Karte zu schicken? Woher wussten sie, dass sie hier war? Andererseits gab es zugegeben wenig, das Hermine nicht wusste.

Liebe Lily!

Wir wünschen dir alles Gute zum zwölften Geburtstag! Es ist schade, dass wir ihn dieses Jahr nicht gemeinsam mit dir feiern können. Aber wir verstehen deine Entscheidung natürlich voll und ganz.

Wir hoffen, dass es schön in Österreich ist. Ich (Hermine) war mal mit meinen Eltern dort Skifahren und es ist eindeutig ein tolles Land. Nur die Sprache ist etwas lustig. Meine Mutter hat Deutsch studiert und ihr ist es trotzdem nicht leicht gefallen, sich zu verständigen. Wir waren damals in Vorarlberg. Mum sagt, das hat nichts mehr mit Deutsch zu tun. Wir hoffen, dir fällt es nicht allzu schwer, dich zu verständigen.

Wir sollen dir außerdem etwas von Harry ausrichten: Anscheinend ist Sirius Black hinter ihm her, da er ein Todesser ist und Harry – naja, Harry Potter ist. Deshalb denken wir, dass Black vielleicht auch hinter dir her ist, weil du Harrys Schwester bist. Ist dir zufällig irgendetwas Komisches aufgefallen?

Jedenfalls, noch einen schönen Geburtstag! Ich hoffe dir gefällt unser kleines Geschenk. 

Liebe Grüße, Hermine und Ginny

Ein rosa Armband mit einem kleinen Anhänger, auf dem ein Schnatz zu erkennen war, erschien in dem Briefumschlag, sobald Lily das letzte Wort gelesen hatte. Hermine schaffte es selbst bei Geburtstagsgeschenken einen Zauberspruch anzuwenden. Beim Anprobieren des Armbandes bemerkte Lily einen weiteren, vermutlich schwierigen Zauber, weil es wie angegossen passte. Es war ein so schönes Geschenk und die Rothaarige nahm sich vor, später einen Dankensbrief an Hermine und Ginny zu schreiben.

Dann öffnete Lily Celinas Geschenk. Sie hatte ihr ein Buch mit dem Titel ‚Elena - Ein Leben für Pferde' gekauft. „Das ist ein Muggelbuch", erklärte Celina, „ich mag die Buchreihe sehr, Nele Neuhaus schreibt wirklich gut." Lily umarmte sie dankbar, bevor sie zur nächsten Karte griff.

Ihr Lächeln verschwand wie auf Knopfdruck, als sie den Absender las. Die Karte war von Severus. Warum bei Merlins verfluchtem Bart schickte er Lily eine Karte? Woher wusste er, dass sie hier war? Obwohl sie immer noch wütend auf Severus war, öffnete sie die Karte aus Neugier und las deren Inhalt.

Liebe Lily!

Es tut mir so leid. Es war nicht fair, dich dein ganzes Leben lang anzulügen. Ich weiß jetzt, dass ich dir von Anfang an hätte die Wahrheit sagen sollen.

Du fehlst mir unglaublich viel und ich bitte dich, wieder nach Hause zu kommen. Auch wenn ich nicht dein wahrer Vater bin, werde ich dich immer wie meine eigene Tochter lieben.

Alles Gute zum Geburtstag! Ich hoffe, du kannst mir irgendwann vergeben.

Dein Severus

Wütend schrieb Lily einen einzigen Satz auf die Rückseite: Das hättest du früher wissen müssen. Ihre Hand bebte beim Schreiben, sodass der Satz beinahe unlesbar war, was die einsame Träne, die die Tinte verschmierte, nicht verbesserte.

„Lily? Alles gut?", fragte Draco besorgt. Die Angesprochene schüttelte den Kopf und zeigte ihm die Karte. Sobald er sie gelesen hatte, legte er einen mitfühlenden Arm um Lilys Schulter.

„Was ist denn?", mischte sich Celina ein.

„Nichts, ich habe...", kurz überlegte sich Lily eine passende Ausrede. „Ich habe mich mit meinem Vater zerstritten und er hat mir eine Karte geschickt. Aber alles gut, weiter geht's!", versuchte sie, fröhlich zu klingen und wischte dabei eine weitere Träne weg, bevor sie ihre Wange runterlief. Denn wenn sie ehrlich mit sich selbst war vermisste sie Severus auch, obwohl sie es niemals zugeben würde.

Bisher hatten die beiden an jedem Geburtstag von Lily einen kleinen Spaziergang unternommen, bei dem sie einfach die Vater-Tochter-Zeit genossen hatten. Dabei haben sie über alles Mögliche geredet und so viel gelacht, dass beiden die Tränen in den Augen standen. Heute war Lilys erster Geburtstag ohne diese Spaziergänge. Andererseits wusste sie nicht, wie sie mit jemandem feiern sollte, der sie ihr ganzes Leben lang belogen hatte.

Mit einem gezwungenen Lächeln nahm Lily das Geschenk, das mit „für Lily, von Harry & Ron" beschriftet war. Wie erwartet hatten sie ihr eine Sammlung an Süßigkeiten, bestehend aus Schokofröschen, Bertie Botts Bohnen und Zischenden Wissbies, geschenkt.

Moritz, Dracos neuer Freund an St.Endor, hatte Lily ebenfalls Süßigkeiten geschenkt, genauso wie Felix und Elena, die es irgendwie geschafft hatten, noch schnell etwas zu besorgen. Dies rührte Lily sehr, da sie die Zwillinge noch nicht besonders gut kannte. Offensichtlich hatte sie einen guten Eindruck hinterlassen, sowie Felix und Elena bei ihr.

Nun blieb nur noch ein Geschenk übrig. Das größte. Es war sehr lang, aber ziemlich schmal. Wer hatte ihr denn so etwas Großes geschenkt? Neugierig begann Lily das Geschenkpapier aufzureißen. Als sie es geschafft hatte und sah, was sich unter dem Geschenkpapier befand, konnte sie nicht verhindern, dass ihr Mund aufklappte. Jemand hatte ihr den Besen geschenkt, den sie in einem Schaufenster in dem Dorf St. Endor gesehen hatte. Der Feuerblitz. Der neueste, schnellste und teuerste Rennbesen. Wer um Himmels Willen hatte 500 Galleonen für Lilys Geburtstagsgeschenk ausgegeben?

Da bemerkte sie eine Karte, die mit dem Besen gekommen war. Sie war verpackt in einem Umschlag aus Papier, welches genauso teuer aussah wie das Geschenk selber. Gespannt öffnete Lily den Umschlag und begann, die Karte zu lesen.

Liebe Lily!

Als ich Draco gefragt habe, was ich dir schenken soll, hat er den Feuerblitz erwähnt. Also haben Lucius und ich entschieden, ihn dir als Geburtstagsgeschenk zu kaufen, da du unbedingt einen guten Rennbesen brauchst, anstatt immer auf alten Schulbesen zu fliegen (ich habe gehört, dass du dieses Jahr Sucherin bist).

Ich wünsche dir hiermit alles Gute zum Geburtstag! Hoffentlich geht es dir gut und du genießt deine Zeit in Österreich.

Ich habe dich sehr lieb! Pass auf dich auf! Deine Narzissa

PS: Ich habe deine Freunde gefragt, ob sie dir etwas schicken wollen und es dann für sie geschickt, also wundere dich nicht.

Vielleicht hätte Lily ahnen müssen, dass so ein teures Geschenk nur von den Malfoys stammen konnte. Immerhin war die angesehene Reinblutfamilie sehr reich und 500 Galleonen taten ihnen nicht besonders weh – im Gegensatz zu den meisten Familien. Trotzdem wunderte es Lily, dass Lucius ihr etwas geschenkt hatte. Wollte er sie nicht umbringen? Oder... waren Draco und Lily doch der falschen Fährte gefolgt? Einer Fährte, die möglicherweise für sie gelegt worden war, damit sie nicht die richtige fanden?

Da fiel Lily wieder ein, was Hermine in ihrem Brief geschrieben hatte. Vor lauter Aufregung wegen des Armbands hatte sie komplett auf den Inhalt des Briefes vergessen. Hermine hatte erwähnt, dass Sirius Black hinter Harry – und vielleicht auch hinter Lily – her war. Arbeiteten die fremden Männer in dem Dorf St.Endor etwa für den soeben aus Askaban ausgebrochenen Zauberer und doch nicht für Lucius Malfoy? War Lucius doch bloß der Vater von Lilys bestem Freund, nicht der, der sie umbringen wollte?

All diese Gedanken dachte Lily innerhalb bloß ein paar Sekunden. Ihre Freunde warteten schon auf ihre Reaktion, also entschied sich das Geburtstagskind, die Gedanken auf die lange Bank zu schieben und später mit Draco zu besprechen.

„Draco, wow, das ist von deinen Eltern! Danke, das ist ja ... oh Gott, ich bin sprachlos", stammelte Lily, die nicht glauben konnte, dass sie den besten Rennbesen der Zaubererwelt besaß. Trotzdem sprach sie das Wort Eltern so präzise aus, dass Draco sofort verstand, dass das Geschenk auch von Lucius stammte und die zwei besten Freunde später noch darüber reden mussten.

„Lily, alles Gute!", meldeten sich zwei Stimmen von hinten. Lily drehte sich um und erkannte Erik in Begleitung von Annie. „Ist das dein Besen?", fragte Erik, der Lilys Geschenk mit großen Augen betrachtete.

„Danke und ja, den habe ich von Dracos Eltern bekommen", freute sie sich.

„Cool, damit gewinnen wir bestimmt das Match! Willst du ihn jetzt ausprobieren?", fragte Annie, die ihre Aufregung offensichtlich nicht in Grenzen halten konnte. Natürlich willigte Lily ein, nahm den nigelnagelneuen Besen zur Hand, gab die vielen Geschenke in eine der Geschenktaschen und verließ den Saal mit ihren Freunden. Die Gruppe spazierte zur Brücke, die das Schulgebäude von dem Gebäude mit den Schlafsälen und dem Festsaal trennte.

Auf der Brücke stieg Lily auf den Feuerblitz und stieß sich vom Boden ab. Das Gefühl war fast unbeschreiblich, denn der Besen flog im wahrsten Sinne des Wortes blitzschnell. Auch die Aussicht auf die wunderschönen Berge, deren Gletscher wie immer von Schnee bedeckt wurden, war atemberaubend. Es faszinierte die Engländerin, wie der Schnee selbst im Sommer nicht schmolz.

„Na, geht's nicht schneller?", vernahm Lily plötzlich Dracos Stimme. Verwirrt schaute sie zur Seite und sah ihn auf seinem Nimbus 2001 fliegen. „Wer als Erstes bei dem Gletscher ist?", forderte Draco Lily zu einem Wettrennen auf und zeigte auf die Spitze des höchsten Berges.

„Natürlich, jetzt kann ich dich endlich besiegen", willigte Lily ein.

„Auf die Plätze, fertig, los!", riefen sie gemeinsam und rasten los. Da Lily noch nicht besonders viel Erfahrung mit ihrem neuen Besen hatte, war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Sie hatten schon die Hälfte des Weges zum Gletscher zurückgelegt, als Lily sich so dicht wie möglich an ihren Besen lehnte, um noch schneller zu werden. Schließlich erreichte sie den Gletscher fünf Sekunden vor Draco und stieg strahlend von ihrem Besen ab.

Die Kälte merkte sie erst, als auch Draco ankam. Es war eiskalt hier oben, was kein Wunder war, wenn man bedachte, dass Schnee lag. „Kalt?", fragte Draco und Lily nickte zähneklappernd. Daraufhin murmelte er einen Wärmespruch und sofort spürte Lily seine Wirkung.

„Wow, ist das eine schöne Aussicht", staunte Lily. Der Himmel war nur leicht bewölkt, sodass man Hunderte von Kilometern weit sehen konnte. Das Sonnenlicht ließ die schneebedeckten Gletscher glitzern. Es sah aus, als wäre Lily in einem Märchenbuch gelandet, in dem die Prinzessin in einem gefrorenen Königreich lebte.

„Auf jeden Fall", stimmte Draco ihr zu, wechselte dann aber das Thema, „du wolltest mir doch etwas über meinen Vater erzählen, oder?"

„Ja. Hermine hat mir geschrieben, dass Sirius Black hinter Harry her ist und sie vermuten, dass er auch hinter mir her ist. Vielleicht war es gar nicht Lucius, der die Zauberer geschickt hat, sondern Sirius Black", erklärte Lily. Wenn sie ehrlich war, hoffte sie, dass sie Recht hatte. Sie hatte Lucius zwar nie gemocht, aber den Vater ihres besten Freundes hätte sie trotzdem niemals für einen Mörder gehalten.

„Wir sind also der falschen Spur gefolgt", stellte Draco fest, die Erleichterung in seiner Stimme nicht zu überhören.

„Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass jemand hinter mir her ist und sich nichts sehnlicher wünscht, als mich zu töten. Ich kann nur hoffen, dass es nicht dein Vater ist."

***

Und, wer denkt ihr, ist es? Sirius oder Lucius?

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