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Monomethylhydrazin, Mauve, Kastanie

Ich hatte es satt auf die mauve Wand zu starren, aber irgendwie gab es nichts anderes, was mich in diesem Augenblick von dem Gedankenwettrennen in meinem Kopf abhalten konnte. Wenn ich mein Blick auch nur fรผr wenige Sekunden aus dem Fenster schweifen lieรŸ, begann sich alles zu drehen.

Die Gedanken, was ich tun wollte, wie es weiter gehen sollte und auf, wenn ich mich verlassen konnten, lieferten sich ab da ein Wettrennen in meinem Kopf, in welchem ich nicht viel mitzureden hatte.

Es war unterschiedlich, welcher dieser Gedanken die Spitze anfรผhrte, doch bevor sich der Gedanke, der vorne lag, auch das Ziel durchqueren konnte, blickte ich schnell wieder auf die blasslila, graue Wand. Das Wettrennen in meinem Kopf beruhigte sich augenblicklich.

Ich weiรŸ nicht was diese Farbe so an sich hatte, aber sie hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Hatte sie schon immer. Die Tรผre zu meinem Zimmer รถffnete sich, natรผrlich ohne vorheriges Anklopfen. Nur eine Person kam in mein Zimmer, ohne zu klopfen, weswegen ich gar nicht aufschaute, sondern weiter die Wand anstarrte.

ยปWas?ยซ Kurz schloss ich die Augen als keine Antwort kam. Die Matratze gab nach als er sich auf mein Bett setzte. Ein genervtes Seufzen verlieรŸ meine Lippen und ich รถffnete die Augen. Ich sah meinen Bruder im Schneidersitz vor mir auf dem Bett sitzen. ยปWas?ยซ wiederholte ich meine Frage sichtlich genervt.

Insgeheim war ich dankbar dafรผr, dass er gekommen war und mich von dem Wettrennen in meinem Kopf ablenkte. Er legte seinen Kopf zur Seite. ยปWieso sind Vampire immer so gut angezogen, obwohl sie nicht in den Spiegel schauen kรถnnen?ยซ

Mir klappte mein Mund auf und wieder zu. Wie kam er nur immer auf solche Fragen? Er stellte immer die Sorte an Frage, รผber die ich noch nie nachgedacht hatte, aber mich danach wochenlang beschรคftigten. Ich sah von meinem Bruder zur Wand vielleicht gab mir die Wand eine Einleuchtung darauf, was ich ihm antworten konnte.

Aber die Wand schwieg.
Leider.
Ich glaub, wenn ich jemandem erzรคhlen wรผrde das ich mit einer Wand sprach war ich schneller eingewiesen als ich Monomethylhydrazin sagen konnte. Okay bis ich das Schaffen wรผrde richtig auszusprechen, wรผrde es vermutlich lange dauern, vielleicht war das keine so gutes Beispiel gewesen.

Es war doch unfair das er mir gerade eine Frage gestellt hatte, die gerade dabei war, rasend schnell den ersten Platz im Wettrennen zu belegen. ยปUnd?ยซ ยปKeine Ahnung, lass mich drรผber nachdenken.ยซ Er nickte und stand auf. Mein Blick glitt wieder zur Wand, um meine Gedanken zu beruhigen.

Wenig spรคter klopfte es an der Tรผre, ยปWas?ยซ Die Tรผre รถffnete sich und dieses Mal sah ich zur Tรผre. Die Frage meines Bruders schob sich sofort wieder in mein Bewusstsein zu mindestens bis ich seine Stimme hรถrte.

ยปIch hab was fรผr dich.ยซ Augenblicklich setzte ich mich ein Stรผck auf und sah ihn an. ยปMach die Augen zu.ยซ
ยปWehe du legst mir eine Schnecke in die Hand.ยซ
Er lachte, ยปDas war einmal Lustig. Es ist keine Schnecke.ยซ Ich sah ihn noch kurz skeptisch an und schloss dann die Augen.

Ich spรผrte wie er mir etwas Rundes und Kaltes in die Hand legte. Zum Glรผck war es nichts Schleimiges. Ich fรผhlte kurz und hatte eine Ahnung, was es war. Ein Lรคcheln schlich sich auf meine Lippen. ยปMach die Augen auf.ยซ

Ich รถffnete die Augen und sah in meine Hand. In ihr lag eine Kastanie, ich drehte sie in meinen Finger und sah ihn an. ยปIch musste an dich denken, als ich sie gesehen habe.ยซ Damit verabschiedete ich mein Gedankenwettrennen fรผr diesen Tag.

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