ℭ𝔞𝔪𝔬𝔲𝔣𝔩𝔞𝔤𝔢 𝔉𝔞𝔯𝔟𝔢𝔫

Vollkommen perplex starrte ich auf die Stelle vor mir.

War das gerade wirklich passiert oder bildete ich mir das nur ein?
Es konnte sehr gut sein das ich mir das nur einbildete.

Ich meine wie wahrscheinlich ist es seit mehren Stunden in einem Gebüsch zu liegen und auf eine Nächtliche Lichtung zu starren und dabei mit anzusehen, wie jemand erschossen wird.

Verdammt nochmal.

Ich wollte doch nur Bilder von Tieren mache, ich wollte dabei nicht mitansehen müssen, wie irgendwelche Wilderer einen Wolf töten!

Ich blickte neben mich der Ranger, welcher sich zur Aufgabe gemacht hatte auf mich aufzupassen und dafür zu sorgen das mir nichts passierte, sah genauso schockiert aus wie ich.

Er richtete sich langsam auf und sah sich um. In seiner Camouflage Farben Arbeitskleidung konnte ich Trae kaum erkennen.

Hätte ich nicht gewusst das er genau dort stand hätte ich ihn vermutlich nicht gesehen.

Ich spürte seinen Blick deutlich auf mir, vorsichtig erhob ich mich aus dem Gebüsch. Als ich stand packte ich leise das Stativ und meine Kamera in meinen Rucksack.

Aus einem Reflex heraus hatte ich abgedrückt als der erste Schuss gefallen war.

Mir war schnell klar gewesen, dass sie es nicht auf die Wölfin abgesehen hatten, die sich mit einem ihrer Welpen von ihrem Rudel entfernt hatte.

Den Toten Körper der Mutter hatten sie eingepackt und mit einer Betäubungsgewehr den Welpen betäubt.

»Komm mit« wies mich Trae leise an. Die Wilderer waren längst weg.

Sie hatten sich nicht sonderlich lange, damit aufgehalten den Welpen zu holen und dann zu verschwinden.

Ich wäre so gerne aufgesprungen und hätte etwas getan.

Aber Trae hatte mir recht schnell seine Hand vor den Mund gehalten und mich mit der anderen auf dem Boden gehalten.

Ich war versucht ihm in die Hand zu beißen, damit er sie von meinem Mund nahm. Aber ich ließ es, zu groß war meine Angst das er einen schmerzerfüllten Laut von sich gab und wir aufgrund dessen aufflogen.

Somit wären wir die nächsten gewesen.

Aus diesem Grund widerstand ich dem Bedürfnis und folgte nun dem Ranger zu der Leiche des Wolfs.

Bei ihr angekommen ging er in die Knie und musterte sie. Es sah für mich so aus als überprüfe er, ob sie noch lebte. Als er wieder aufstand schüttelte er nur mit dem Kopf und ich seufzte traurig auf.

Warum mussten Tiere unter dem Egoismus der Menschen leiden? Ich meine sie können doch am wenigstens etwas dafür.

»Und jetzt?« fragend sah ich Trae an. Er schien zu überlegen.
»Du hast gute Schuhe an?«
Ich nickte.
»Hast du Angst und willst zurück?«

Ich war wirklich kurz davor mit dem Kopf zu nicken, aber irgendein Geistesblitz brachte mich dazu zu nicken, obwohl ich doch ziemlich Schiss hatte.

Trae nickte als hätte er mit keiner anderen Antwort gerechnet.

»Sieh dich um, ob dir spuren auffallen. Ich muss den anderen Rangern bescheid geben.«

In mir machte sich bei seinen Worten ein mulmiges Gefühl breit, er hatte doch nicht etwa vor den Wilderen zu folgen und den kleinen Wolf zu retten?

Er trat einige Schritte von mir weg und sprach mit seinem Walkie-Talkie.

Ich machte mir nicht die Mühe zu lauschen was er sagte, stattdessen machte ich mich, wie er gesagt hatte daran irgendwelche Spuren im Gras zu sehen.

Es war schwieriger als es wohl bei Tag gewesen war. Da sich meine Augen schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich einigermaßen etwas erkennen, es war zwar nicht viel aber wohl besser als nichts.

Nach einiger Zeit kam auch Trae zu mir und half mir das Gras abzusuchen. An einigen Stellen war das Gras niedergetrampelt, diese Stellen waren allerdings so klein, dass sie wohl nur von einem Hirsch oder einem Elch stammen konnten.

»Lene.«

Mein Name riss mich aus meinen Gedanken und ich wandte meine Blick zu Trae der auf eine Spur im Gras deutete, die eindeutig von einem Menschen stammen musste.

Er griff nach meiner Hand.
War er immer so auf Körperkontakt aus?

Vorhin die Hände auf meinem Rücken und meinem Mund und jetzt hielt er meine Hand?
Ich ließ es zu.

Vermutlich wollte er nur das wir einander nicht verloren. Ohne ihn wäre ich in diesem riesigen Nationalpark wohl verloren gewesen.

Schweigend liefen wir nebeneinander der Spur der Schritte hinterher.

»Was hast du eigentlich vor, wenn wir sie finden sollten?« fragte ich ihn vorsichtig. Keine Ahnung, ob er sich darüber überhaupt schon Gedanken gemacht hatte.

Er blieb stehen und sah mich kurz an. Seine Augen blitzten in der Dunkelheit. »Lass das mal meine Sorge sein.«

Er setzte sich wieder in Bewegung, aber diese Worte reichten mir nicht. Dieses Mal blieb ich stehen.

»Ich muss wissen was du vorhast. Ich kann dir sonst nicht helfen.«
»Vertrau mir, Lene.«

Mein Mund klappte auf und wieder zu. Wie sollte ich ihm den Bitte vertrauen, wenn er drauf und dran war unser beider Leben aufs Spiel zu setzen.

Du hast dich dazu entschieden mit zu gehen. Rief mir mein unter Bewusstsein ins Gedächtnis.

Richtig. Ich war leichtsinnig gewesen. Direkt als er gefragt hatte, ob ich angst hätte, hätte ich ja sagen sollen. Dann hätte er sich nicht in Gefahr gebracht und mich auch nicht.

»Jetzt komm. Je länger wir warten desto schneller sind sie weg.«

Er drückte meine Hand und ich wollte ihm widersprechen, keinen weiteren Schritt vormachen.

Aber der Ausdruck in seinen Augen hinderte mich daran. Seufzend setzte ich mich wieder in Bewegung.

»Wehe mir passiert was.« zischte ich leise und sah ihn warnend an.
Er lachte leise und drückte meine Hand ein wenig fester. »Dir passiert nichts.« versprach er.

Aber wie sich heraus stellte würde er unrecht behalten...

...

Nach einiger Zeit die wir schweigend nebeneinanderher gestapft waren, blieb stehen. Wir standen mittlerweile tief im Wald.

Um mich herum war es so gut wie Schwarz, einige schwache Lichtstrahlen, des Mondes drangen zu uns am Waldboden durch.

Irgendwo kreischte ein Vogel und ließ mich zusammenzucken.

»Schau auf den Boden. Was fällt dir auf?« Ich folgte dem Finger von Trae und es dauerte kurz bis ich etwas auf dem Boden erkennen konnte.

Die Vertiefungen im Gras waren irgendwann im Laufe unseres Weges zu Fußspuren im Waldboden geworden und jetzt waren diese Weg.

Irritiert blickte ich hinter uns, um zu sehen, ob wir richtig waren. Neben unseren Abdrücken waren eindeutig noch andere Spuren zu sehen.

»Wie kann das sein?«
»Da sind Reifenspuren.«

Er zeigte einige Zentimeter vor uns. Jetzt kam ich mir wirklich doof vor, da ich diese nicht sofort selbst entdeckt hatte.

Nun gut ich war Fotografin. Meine Aufgabe war nicht das Spuren lesen, sondern zu fotografieren. Seine hingegen schon. Also warum machte ich mir etwas vor?

»Wir folgen ihnen solange bis sie aufhören und dann sehen wir weiter.«

Damit beantwortete er meine ungestellte Frage und ich folgte ihm einfach den Reifenspuren hinterher.
Es war schwer mir vorzustellen, was passieren würde, wenn wir tatsächlich auf die Wilderer trafen.

Ich glaubte noch immer nicht recht daran das wir sie überhaupt finden würden. Der Nationalpark erstreckte sich über mehrere Hektar und ich hatte nicht die leistete Ahnung wie groß er überhaupt war.

Irgendwann kamen wir an einer Straße an. Der Horizont begann sich langsam orange zu färben.
Wir waren die ganze Nacht gelaufen.

Ich war müde und vollkommen erschöpft. Ich konnte nicht mehr. Trae hingegen sah noch putzmunter aus, als könne er noch zehn weitere Stunden einfach so weiterlaufen.

Er machte endlich wieder eine Pause und ich setzte den schweren Rucksack ab, in dem ich mein Equipment verstaut hatte.

Ich suchte nach meiner Wasserflasche und trank einen großen Schluck, um meinen Durst zu stillen. Aber ein Schluck reichte nicht. Aus einem wurden zwei, dann drei. Und irgendwann war meine Flasche leer und ich hatte immer noch Durst.

Trae hatte mich schmunzelnd beobachtet, während er mit seinem Walkie-Talkie redete, so wie ich das verstand kam uns jemand abholen. Ein zweites Team würde sich die andere Richtung der Straße vornehmen.

»Wir laufen ihnen entgegen.« entschied er und ich stöhnte auf.
»Du willst mich umbringen, oder?«

Anstatt einer Antwort lachte er nur und ich verdrehte meine Augen. Dennoch war ich überrascht, dass er ohne ein Wort einfach nach meinem Rucksack griff und ihn aufsetzte.

»Danke.«
»Ich hätte ihn schon viel früher genommen hättest du etwas gesagt.«

Ein empörtes Schnaufen verließ meine Lippen und ich zeigte ihm den Mittelfinger.

So ein Arsch.

Ich ignorierte die Tatsache das er seine Hand wieder in meine Schieben wollte und stapfte einfach los.
Er konnte mich mal. Sobald ich saß würde ich ganz bestimmt nicht mehr aufstehen.

...

Das Auto hielt und ich hob skeptisch meinen Blick. Anscheinend lag wenige Meilen vor uns eine alte verlassene Scheune.

Schon wieder laufen. Ich hatte absolut keine Lust mehr. Tatsächlich war ich kurz nachdem wir in das Auto gestiegen waren eingeschlafen.

Erst als Trae mich geweckt hatte und gefragt hatte, ob ich mitwollte, hatte ich realisiert das ich das nicht alles nur geträumt hatte.

Wenn ich ehrlich war dann wäre es mir lieber gewesen es wäre nur ein Traum.

Auch wenn dieser völlig abgedreht wäre und ich keine Ahnung hatte was wohl noch auf uns zu kommen würde, wäre mir ein Traum eben deshalb lieber gewesen.

Ich war tatsächlich am überlegen, ob ich nicht einfach sage das ich im Auto bleibe und weiterschlafe.

Aber der Nervenkitzel der mich wohl dort draußen, erwarten würde reizte mich dann doch mehr als die ganze Aktion, im Auto zu verpennen, also willigte ich ein.

Jetzt lief ich also schon wieder.

Nachdiesem Trip musste ich mir Urlaub nehmen, und zwar richtigen.
Nie wieder werde ich auf die Idee kommen, während meines eigentlichen Urlaubs zu arbeiten.

So viel stand für mich jetzt schon fest. Trae reichte mir eine Jacke in denselben Camouflage Farben wie seine eigene.
Ich widersprach nicht, im Endeffekt würde es nur darauf hinaus laufen das ich sie so oder so trug.

Missmutig stapfte ich Trae und dem anderen Ranger, der uns mit dem Auto mitgenommen hatte, hinterher.
Aber je näher wir der Scheune kamen, desto mehr zog sich in mir alles zusammen.

Mir war schlecht.

Die Umgebung lag in den ersten Sonnenstrahlen des Tages gehüllt und lies den Anschein wirken das alles in bester Ordnung war.

Aber das war es nicht. Das spürte ich mehr als deutlich. Die Natur, welche in der Nacht voller Geräusche gewesen war, blieb stumm, so als würden nicht nur wir merken, dass die Luft mehr als nur angespannt war.

Jedes noch so kleine Knacken im Unterholz ließ mich herumfahren und überprüfen ob, jemand da war.

Meist hüpfte nur ein Tier durch den Wald oder einer von uns hatte das Knacken verursacht.

Ich war zu schreckhaft für die ganze Sache hier. Trae blieb stehen und ich stolperte in seinen Rücken hinein.

Er deutete mir mit einer Handbewegung an leise zu sein. Ich hielt den Atem an, ich sollte ja kein Laut von mir geben.

Der Ranger deutete uns an das wir ihm langsam folgen sollten.
Mein Puls begann zu rasen.

Mein Gehirn war wie abgeschaltet worden, alle bedenken, die ich bis gerade hatte, waren weg. Es war als wäre ich in den Überlebensmodus unserer Vorfahren gewechselt.

Ich folgte Trae der sich langsam durch das Dickicht Vorsichtig den Hang hinunter.
Es war schwer leise zu sein, aber irgendwie ging es dann doch. Es war ganz komisch.

Ich fühlte mich wie ein Agent des FBIs oder ein Dieb. Ich wusste noch nicht genau mit was ich mich besser identifizieren konnte, aber eins von beidem war ich definitiv.

Einerseits befreiten wir ja ein Tier also war es dann doch irgendwie FBI, aber auf der anderen Seite, hatte ich keine Ahnung was die beiden vorhatten.

Hatten sie ein Vorgehen oder liefen sie da wild rein und versuchten den kleinen Wolf zu retten. Ich wusste es nicht und das war das was mir am meisten Sorge bereitete.

An der Wand der Scheune drückten wir uns entlang. Ich hatte das Gefühl, ich befände mich in irgendeinem Krimi oder einer Crime Szene, wo sich die Ermittler drauf und dran machten einen Wolf zu retten.

Auch wenn es unrealistisch war das es ein Wolf war. In einem Krimi wäre es wohl eher eine Geisel.

Trae hielt inne. Dieses Mal war ich schlau genug ebenfalls zu stoppen, ehe ich in ihn hinein krachte.

Er lauschte und ich tat es ihm gleich. Im inneren der Scheune waren Geräusche zu hören.

Trae deutete uns an uns zu beeilen und wir huschten unter dem Fenster hindurch.
Langsam gingen wir weiter. Am hinteren Teil der Scheune blieb er stehen.

Es gab einen Hintereingang. Leise drückte er die Klinke nach unten und öffnete die Türe. Ich rechnete jeden Moment mit einer heftigen Explosion. Aber die Explosion blieb aus.

»Wartet hier.« mit diesen Worten war er verschwunden.

Ich sah verwirrt zu dem anderen Ranger, der nur mit den schultern zuckte. Also warteten wir.

Es müssen nur wenige Minuten gewesen sein und trotzdem fühlte es sich an wie Stunden.

Als Trae zurückkam, lehnte er die Türe hinter sich an.

»Fünf Wilderer, die sind bewaffnet. Der Welpe steht ziemlich am Rand, aber da sind so viele Tiere...« begann er wurde dann allerdings unterbrochen.

»Trae wir sollten, die Polizei oder das FBI informieren.«
»Nein! Bis die da sind, sind die Tiere schon weg. Ich hab gehört das in zwanzig Minuten, die Tiere abgeholt werden. Wir sind die einzige Chance der Tiere. Lene?«

Auffordernd sah er mich an und ich legte meinen Kopf schief. Es konnte so viel schief gehen, aber wenn wir es wirklich schafften die Tiere zu retten...

Sie hätten ein freies Leben in ihrem natürlichen Lebensraum. Dagegen war das was schief gehen konnte nebensächlich.

Sie mussten die Tiere und den kleinen Wolfswelpen retten.
»Wir gehen da rein.« dabei klang meine Stimme nur halb so überzeugend, wie in meinem Kopf.

Als Trae die Türe zur Scheune wieder öffnete, rauscht das Blut in meinen Ohren. Das innere des Gebäudes ist schwach beleuchtet.

Die Decken sind hoch und überall stapeln sich Kartons und Käfige. Der Lärm ist Ohren betäubend, selbst wenn jetzt einer von uns lauten Niesen müsste, würde es vermutlich in dem Lärm untergehen.

Die Luft ist stickig und ich will mir gar nicht weiter überlegen, nach was es alles stinkt, allein von der Vorstellung daran wird mir übel.

Ich ducke mich unter den Käfigen hinweg und kann nach einiger Zeit tatsächlich den Wolfswelpen entdecken. Zusammen gekauert liegt das Stück Fell in seinem Käfig.

Leise, da ich Angst habe das die Tiere aufhören so einen Lärm zu machen hebe ich die Käfige einen nachdem anderen herunter, bis ich den Käfig des Wolfes anheben kann.

Gerade als ich ihn anheben will, fällt ein Schuss. Ich zucke heftig zusammen und sehe mich nach den anderen um.

Der andere Ranger ist nicht zu sehen, nur Trae. Ich schlucke und sehe ihn an.

Sein Blick sagt nur eines, „RENN!"
Aus Angst war ich wie erstarrt, die Stimmen wurden lauter und Trae packte mich am Arm.

Seine Finger drückten sich fest in meine Haut und ich hatte keine andere Wahl als ihm hinterher zu rennen.

Langsam, aber sicher stieg doch die Panik in mir auf und automatisch begann ich schneller zu rennen.

Die Tiere waren gerade nebensächlich ich hoffte nur das Trae trotzdem daran gedacht hatte, dass FBI oder eben die Behörde zu verständigen die für solche Dinge zu ständig waren.

Ein erneuter Schuss wurde abgefeuert und Trae zog mich eng an seinen Körper, ehe wir weiter rannten. Mein Körper war voller Adrenalin, dass ich erst wieder zum Stehen kam als wir weit genug von der Scheune Weg waren.

»Du blutest.« stellte er fest und in der Sekunde, in der er diese Worte ausgesprochen hatte durchzuckte mich ein Schmerz und ich sackte in seinen Armen zusammen.

2588 Wörter

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