Regret


pov. Jungkook

"Hat er gerade seinen Finger bewegt?" "Ich weiss nicht, scheint, als würde er langsam zu Bewusstsein kommen." "Jungkook, Jungkook, hörst du mich?" Leise stöhnend schlug ich die Augen auf. Zu meinem Entsetzen fand ich mich im Krankenhaus in meinem und Taehyungs Zimmer wieder. Was zum Teufel war passiert?!
"Was zum-", begann ich und richtete meinen Oberkörper auf. Doktor Williams und die ältere Krankenschwester hatten sich über mein Bett gebeugt und musterten mich mit besorgter Miene. "Ihr zwei habt wohl etwas viel Pech auf einmal", seufzte der Arzt. "Gott gebe auf euch acht", murmelte die Krankenschwester und senkte ihren Blick für ein paar Sekunden, was ich äusserst verstörend fand, da ich so gar nichts mir Religion am Hut hatte.
"Was haben sie sich auch dabei gedacht das Krankenhaus zu verlassen", schimpfte die Krankenschwester. "Ich kann mich nicht erinnern", log ich einfach, da ich es für keine gute Idee hielt ihnen zu erklären, dass ich eben mal eine junge Frau hatte umbringen müssen.

"Was ist passiert", wollte ich wissen, als ich plötzlich merkte, dass ich die Matratze unter meinen Beinen nicht spürte. "Du wurdest auf der Strasse, nahe dem Wald, angefahren. Der Täter hat Fahrerflucht begangen, Gott sei Dank, hat dich so ein Typ Namens Agust gefunden und den Krankenwagen gerufen. Sonst stände es um deine Beine wohl noch einiges Schlimmer."
Natürlich wusste ich sofort, wer dieser Agust war. Yoongi benutze den Namen Undercover, damit er nicht erkannt werden würde. Eigentlich voll schlau.... ich hatte es aber bei meinem echten Namen gelassen, was mir im Nachhinein jetzt, wo ich darüber nachdachte, ziemlich dumm vorkam.

"Sie waren 2 Tage bewusstlos", erklärte die alte Frau und legte ihre kühle Hand auf meine vor Schmerz pochende Schläfe. "Heiss wie Feuer, die Medikamente werden bald wirken", versprach sie mir und rückte ihren Rock zurecht. Auffordernd starrte ich den Doktor an, bis er anfing zu reden. "Ich bin angefahren worden, nicht wahr?", stellte ich dann fest, als er weiterhin schwieg. Der Arzt nickte langsam. "Verdammt", stöhnte ich und schlug mir die Hände vors Gesicht.
"Sie haben eine kleine Hirnerschütterung, das könnte ziemliche Kopfschmerzen geben ohne die Medikamente. Das grössere Problem ist da aber ihre Beine. Der Bruch war noch nicht richtig verheilt und das hat dafür gesorgt, dass ihr Bein nun doppelt gebrochen ist. Das rechte ist angebrochen und ihr linker Fuss ist ziemlich stark geprellt. Ich habe euch eine Spritze gegeben, wir haben schon operiert, die Betäubung wird spätestens morgen Nachmittag ganz nachlassen. Mit einem kurzen Blick zu den zugezogenen Vorhängen, stellte ich erstaunt fest, dass es Abend, wenn nicht Nacht sein musste. "Ok", sagte ich forsch und verschränkte die Arme vor meiner Brust, um ihnen klar zu machen, dass ich nichts mehr mit den beiden zu tun haben wollte und sie jetzt gerne gehen konnten.
"Fühlen sie sich okay?" "Jaja, ich drück den Knopf, wenn was ist." "Dann Gute Nacht und sie wissen ja Bescheid, verhalten sie sich ruhig. Stehen sie nicht auf." Ich murmelte zustimmend und wartete, bis die Tür ins Schloss fiel, dann drehte ich mich neugierig zu Taehyungs Bett um.

"Pst Taehyung. Tae." Ich merkte erst, dass ich ihm einen Spitznamen verpasst hatte, als es schon ausgesprochen war. Blinzelnd rieb er sich die Augen und blickte erstaunt zu mir auf.
Sofort fing sein gesundes Auge an zu strahlen. Sein linkes war, wie ich feststellen musste fast noch grauer und farbloser geworden. Ob er wohl je wieder normal sehen würde? Sprechen konnte er auch nicht... Fast die Hälfte seiner Sinne hatten einen Funktionsfehler, irgendwie tat er mir ja Leid, wenn ich so drüber nachdachte. Ich konnte nur nicht gehen und mich fickte das Leben schon ab dem so übelst ab, dass ich am liebsten den ganzen Tag nur rumbrüllen wollte.

"Taehyung", flüsterte ich. "Gehts dir gut?", fragte ich ihn. Er nickte, Tränen bildeten sich in seinen Augen. "Hey, was is' denn?" Als er nicht antwortete versuchte ich so gut es ging zur Seite zu gehen und klopfte dann neben mich auf den freien Platz. "Komm Tae", forderte ich ihn an, bittend trafen meine Augen auf seine. Der junge Mann schluckte, dann machte er etwas, dass ich nie im Leben erwartet hätte und stand auf, um sich neben mich ins Bett zu legen.

Jetzt, wo er so nah war, konnte ich die Tränen besser erkennen, die ihm die Wange runterkullerten. Sanft drückte ich meinen Daumen auf die leicht braune Haut und fing das Salzwasser auf. Das kleine Nachtlicht über meinem Bett war angeknipst, was mir einen perfekten Blick auf sein Gesicht gab. Die ganzen kleinen Narben faszinierten mich.
Mit grossen Augen musterte ich jeden Zentimeter seines Gesichtes, bis ich an seinen Augen angelangt war. "Du bist keine Schlampe Taehyung", flüsterte ich dann, ich wusste nicht woher das plötzlich kam, aber es war, als hätte mir mein Unfall endgültig die Augen geöffnet. Dieser Junge war alles andere als all das, was ich gegen ihn gesagt hatte. Er hatte so verdammt viel überstanden.

"Du bist nicht schwach. Du bist die Stärkste Person, die ich kenne. Du bist nicht hässlich Taehyung. Du bist perfekt, wie du bist. Es ist egal, wie viele Narben du mit dir trägst, es ist egal wie deine Augen aussehen, denn sie tuen etwas ganz Wichtiges, was du nicht kannst, sie erzählen eine Geschichte, deine Geschichte."

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