friends for life
pov. Jungkook
Die Dusche hatte mich erfrischt und mir geholfen, meine Gedanken ein wenig zu ordnen.
Ich streifte mir vor dem halb zerbrochenen Spiegel noch einen weissen Pulli über und warf Yoongi, der noch zitternd in sein Tuch eingehüllt war, seine Klamotten zu.
Es war wirklich verdammt kalt hier, wenn man nicht gerade von warmem Wasser gewärmt wurde.
Mir fiel ein, dass ich noch einen Partner für Sonntag brauchte. Jimin würde ich auf keinen Fall bitten, mit Jin hatte ich nicht unbedingt viel am Hals und mit der älteren Generation Yoongis Vater, Jimins Eltern oder den anderen Leuten, die über 30 waren, wollte ich auch nicht unbedingt etwas zu tun haben, also entschied ich mich es mal bei Yoongi zu probieren.
"Äh, ich habe fast vergessen, dass unser Boss meinte, ich müsste am Sonntag jemanden töten aber halt mit Hilfe", begann ich und Yoongi wusste natürlich sofort was ich meinte.
"Klar, bin dabei", stimmte er grinsend zu und trocknete sich mit dem Tuch grob die Haare
Wir verliessen den Duschbunker und gingen in den grössten Raum des Quartiers, der Gemeinschaftsraum. Für mich war es eher der Ort der Langeweile, wir setzten uns dort auf eines der grünen Sofas, wann immer wir gerade nichts zu tun hatten.
Ich stöhnte leise, als Yoongi mich nach weniger als ein paar Minuten sofort wieder bat aufzustehen, da er mir etwas zeigen möchte. Ich sollte langsam zurück, damit sich die Ärzte mein Bein mal ansehen könnten.
"Was willst du Yoongi, mir tut alles weh", jammerte ich und trottete ihm gutmütig hinterher. "Tut mir leid für dich du kleiner Jammerlappen", kicherte Yoongi und zog mich am Arm einfach mit sich weiter. In diesem Teil des Quartiers, das aus einem riesigen unterirdischen Bunker mitten im Wald bestand, war ich zuvor noch nie gewesen und kannte ihn somit auch nicht.
"Was ist hier?", wollte ich wissen. "Man Jungkook, du bist unglaublich neugierig", meinte Yoongi die Augen verdrehend und öffnete eine schmale Tür, durch die er mich drängte.
Innen war alles dunkel, so wie der Rest hier unten. Einige Kerzen brennten am Boden und auf einem kleinen Schrank und erleuchteten so den Raum wenigstens so weit, dass man alles im schwachen Licht erkennen konnte und nirgends drüber stolpern würde.
Wobei, viel darüberzustülpen gab es eigentlich nicht. Zwei schmale Betten waren in den Raum gestellt worden, beide sahen ziemlich gemütlich aus und waren mit riesigen Kissen und flauschigen Decken ausgestattet. "Oh mein Gott Yoongi, ist das unser Zimmer?", quietsche ich und für einen Moment war ich wieder der kleine Junge, der jeden Tag auf dem Spielplatz gewartete hatte, bis Yoongi mit ihm spielen gekommen war.
"Gefällts dir", wollte er wissen und grinste mich breit an. Ich lachte glücklich, liess mich auf eines der Betten fallen und zog den mir vertraut wohlig riechenden Geruch nach etwas modrigem Blut und Kerzen auf.
"Ich. Liebe. Es. ", sagte ich und schaute ihn strahlend an. "Wir haben schon ein geiles leben ne' ", meinte ich dann," alles was wir tun müssen sind irgendwelche Aufträge ausführen, arbeiten tun wir nur wenige Stunden pro Woche wirklich und wir haben alles was wir brauchen. Andere Besserwisser gehen jahrelang auf irgendeine Uni nur um sich dann um schreiende Kinder, eine nervige Frau und die ganzen Steuern zu kümmern. Was wollen wir mehr?"
Ich seufzte und schaute mich in der vertraulichen Atmosphäre um. Mir gefiels wirklich, wenn ich aus diesem Scheiss Spital rauskommen würde, würde ich mit Yoongi, meinem Sandkastenfreund, in diesem Zimmer leben.
"Weisst du noch, als du in der Grundschule warst?", begann dann mein Kumpel lachend. Ich nickte und stimmte in seine gute Laune ein, viel zu lange hatten wir uns nicht gesehen, ich hatte ihn vermisst verdammt nochmal.
"Ich hab' jeden Nachmittag auf dem Spielplatz hinter den Wohnblöcken gewartet, dass du von der Schule kommst", erinnerte ich mich, "wie alt war ich überhaupt? 9?" Ich musste lächeln, als ich an damals dachte.
"Ja und ich 14, der sich immer noch mit einem 8-jährigen abgab", schmunzelte Yoongi und fuhr sich durchs bunte Haar.
"Ich wollte umbedingt in die 6. Klasse, weil man dann gross war. Ich wollte immer so sein wie du", erzählte ich euphorisch. "Und dann, als du 12 warst, kamst du in die 6. Klasse", Yoongi senkte seine Stimme, als er weitersprach, schwang etwas trauriges mit, dass eine bedrückende Stimmung mit sich brachte, "und ich wurde 17 Jahre alt..."
Ich blickte meinen besten Kumpel mit einem aufmunternden Blick an, ich wusste, dass er nicht wollte, dass ich jetzt etwas sagen würde.
Wir beide wussten ja, was damals passiert war...
!Flashback!, 5 Jahre zuvor
Zufrieden von meinem ersten Schultag als 6. Klässler, rannte ich halt hüpfend auf den Spielplatz zu, bei dem ich mich wie jeden Nachmittag mit meinem Nachbar Yoongi treffen würde. Ich mochte ihn wirklich sehr und bewunderte ihn vor allem dafür, dass er immer wusste was zu tun war. Selbst wenn ich mich nicht verstand, war ihm immer klar, was mir gerade fehlte und genau das mochte ich so doll an ihm.
"Hey Yooongiiii!", rief ich und stürmte übermütig auf ihn zu. "Was hast du denn genommen", scherzte er und strubelte kurz durch meine schwarzen Haare, die in mein Gesicht fielen und meine rabenschwarzen Augen verdeckten. "Es lief super, ich hab mich so lange gefreut, jetzt gehör' ich endlich zu den grossen", meinte ich strahlend.
Yoongi lächelte mich an, dann wurde sein Blick plötzlich ernst fast gequält. "Hör mal Jungkook", begann er und ich wusste sofort, dass irgendetwas nicht stimmte, "du wirst das vielleicht nicht verstehen, aber ich muss leider etwas tun, was dir ganz und gar nicht gefallen wird."
"Was is' denn?", lispelte ich leise. Yoongi war wie mein grosser Bruder, ich merkte, dass er sich zurzeit nicht wohl fühlte.
"Ich muss leider gehen." Meine Augen weiteten sich erschrocken. "Wohin gehen Yoongi? Du kommst doch zurück oder....?" "I-Ich ja wir", Yoongi stockte, atmete kurz tief ein und aus und fuhr dann fort," ich sag dir einfach was Fakt ist, du bist alt genug, das zu verstehen, hoffe ich...." Es gab eine kurze Pause, in der sich der Ältere sammelte.
"Ich komme nicht mehr zurück Jungkook." "W-WIe du kommt nicht wieder?" Mein Herz sackte mir in die Hosen, als ich seine Worte hörte.
"Ich bin jetzt 17, Jungkook, ich muss meinen Weg gehen. Mein Vater sagt, dass ich arbeiten gehen muss, er nimmt mich mit", verkündete er.
"Geh zu deiner Mama", schlug ich ihm vor und schaute ihn bettelnd an. Wir waren zwar sehr oft zusammen, redeten aber wenig über das Thema Familie, wodurch ich auch nicht ahnen konnte, was ich mit diesem Satz bei ihm ausgelöst hatte.
"So einfach ist das nicht." "Wieso nicht?" "Weisst du, nicht jede Mama hat ihr Kind so gerne wie deine. Meine Mama will mich nicht. " "Wie kann sie dich nicht wollen, ich versteh das nicht", murmelte ich und schaute bedrückt zu Boden.
"Ich muss jetzt gehen Jungkook", Yoongi schaute mir in die Augen, umarmte mich und lief dann einfach weg. Er drehte sich nicht einmal mehr nach mir um.
Ich setzte mich erschlagen auf den Boden und fing an zu weinen und zu schreien.
Wieso war die Welt so ungerecht!?
Und das dachte ich, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal den blassesten Schimmer hatte, wo Yoongis Vater seinen Sohn hinbringen würde.
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