Forest talks
Taehyung pov.
Wir liefen Stunden über Stunden, ohne ein einziges Mal angehalten zu haben. Ab und zu knickte einer von uns aufgrund seiner Verletzungen ein, aber wir gingen immer weiter. Ich blickte erschöpft hoch zum Himmel. Die ganzen Bäume und Büsche um uns nahm ich nur noch verschwommen wahr, was mich in Alarmbereitschaft setzte. Ich glaubte, es war wirklich langsam Zeit für eine Pause, also zupfte ich am Ärmel von Jungkooks Hoodie und machte ihn so auf mich aufmerksam.
"Kooks", murmelte ich mit krächzender Stimme. "Taehyung?", der 18-jährige klang besorgt," geht es dir nicht gut?", wollte er wissen und stoppte seine Bewegungen. "Ich bin müde", gab ich ungern zu und konnte ein Gähnen nun auch nicht mehr zurückhalten.
Der Jüngere kramte sein Handy aus seiner Hosentasche und meinte nach einem Blick aufs Display: " fast 4 Uhr nachts. Lass uns ein wenig schlafen."
Ich fühlte mich verloren, als ich mich in der Umgebung umblickte.
Alles war über und über bewachsen von Efeu, Kniehohen Gräsern Büschen oder Dornsträuchern. "Komm" Ich wurde an der Hand genommen und zwischen einige Ranken und Wurzeln zu einem grossen Baum gezogen. Dank der riesigen Baumwurzeln hatten sich Nischen gebildet, die genug gross wären für Menschen. Dankbar blickte ich ihn an und liess mich dann in einer der grösseren nieder, um mich zitternd zur Seite zu rollen.
Doch ich stellte unser Vorhaben nicht infrage.
Ich, Kim Taehyung, war vieles, aber nicht feige.
"Gehts dir gut?", fragte Jungkook, währenddem er auf einem der Bonbons herumbiss, die er sich eingesteckt hatte. Ich nickte und lächelte ihn an. Ich tat das nicht aus Angst vor ihm, es war mein absoluter Ernst. Alles, wirklich alles, war besser als Tag ein Tag aus im gleichen weissen Bett mit der gleichen weissen Bettwäsche im gleichen weissen Zimmer zu liegen und einfach nichts zu tun. Im Krankenhaus hatte ich das Gefühl gehabt, ich würde jeden Tag näher an den Tod kommen als ich es jemals gewesen war. Einfach nur aus dem Grund, dass ich jegliches Gefühl von Zeit, Tat und Leben verloren hatte.
Lange blieben meine Gedanken aber nicht beim Krankenhaus, als ich von Jungkook unterbrochen wurde. "Du fürchtest dich nicht, hab ich Recht?" Ich schüttelte den Kopf und biss mir unbewusst auf die Unterlippe. Ich hatte einen Flugzeugabsturz erlebt, selbst wenn ich mich nicht daran erinnern konnte, glaubte ich, dass ich deswegen keine Angst vor irgendetwas anderem haben konnte. "Ich habe nichts mehr zu verlieren", sagte ich kühn und drehte mich leicht zur Seite um Jungkook in die Augen zu blicken, welcher sich vor mir im Schneidersitz niedergelassen hatte und mit seinen Händen spielte. Seine Augen blinzelten ein paar Mal verdächtig, dann senkte er den Blick auf seine Finger und drehte an den silbernen Ringen herum, ohne die ich ihn noch nie gesehen hatte.
"Meine Mutter lebt auch nicht mehr", flüsterte er. Jungkook sprach so leise, dass ich ihn nur mit Mühe verstehen konnte. Ich schaute ihn sanft an und das erste Mal empfand ich so etwas wie Mitleid für den Jüngeren. Es war nicht wie im Krankenhaus, wo ich mir sorgen gemacht hatte und einfach gehofft hatte, dass er nicht allzu starke Schmerzen hatte, denn die Situation auch damit zu Vergleichen.
Diesmal war es kein körperlicher Schmerz, den Jungkook plagte, sondern psychischer. Noch nie hatte ich den 18-Jähirgen so niedergeschlagen gesehen.
Er konnte mir nicht einmal in die Augen blicken, stattdessen wandte er sich dem Schmuck, den seine Finger zierten, zu. "Das tut mir leid", flüsterte ich und meinte es wirklich ernst.
"Danke Taehyung" War das gerade wirklich ein Schluchzen gewesen? Tatsächlich, als er den Kopf hob, bemerkte ich erst seine feuchten Augen. Sich zusammenreissend wischte er sich einmal mit seinem Ärmel über die Augen, dann legte sich wieder dieser kühne Ausdruck auf sein Gesicht. Ich hasste es, wenn er das tat, weil ich dann immer das Gefühl hatte, er würde seinen ganzen Schmerz nur in sich auffressen und dadurch sich selbst kaputt machen, nur um seine Schwäche nicht zu zeigen.
Genau so war es ja auch.
"Ich, ich habe es getan...", murmelte er und erzählte mir anschliessend seine ganze Geschichte, woraufhin ich ihn nur schockiert anstarren konnte. "Du, du denkst jetzt sicher schlecht von mir. Ich verstehe es, wenn du jetzt gehen willst. Ich werde dich nicht aufhalten, Taehyung. Niemals würde ich dich zwingen mit einem Monster wie mir auch nur einen einzigen Tag mehr verbringen zu müssen", kam es keine Sekunde später wie aus der Kanone geschossen. "Nein", sagte ich bestimmt," du bist kein Monster."
Plötzlich versteifte sich Jungkook, seine Augen huschten aufmerksam hin und her, danach streckte er eine Hand aus, um mir zu erklären, dass ich mich nicht vom Fleck bewegen solle.
Dabei ging mir nur ein Gedanke durch den Kopf:" Was hatte er gehört!?"
Angestrengt lauschte ich und nun hörte ich es auch. Gestrüpp, dass heruntergetrampelt wurde, Schritte! "Jungkoooook!" Es war eine hohe Männerstimme, welche leise an mein Ohr drang. "Wir wissen, dass du mit ihm abgehauen bist, du Lusche!", eine zweite, etwas männlichere Stimme, noch lauter als die Erste.
"Was wollt ihr überhaupt noch von dem?", fragte jemand drittes.
Der Junge mit der hohen Stimme antwortete ihm:
"Wir müssen nur beenden, was Jungkook nicht auf die Reihe bekommen hat. Der Mann muss sterben."
Bevor ich reagieren konnte, stand Jungkook auf und packte mich am Arm, um mich mit sich zu reissen. Der Schwarzhaarige sah mich an, seine Augen sprühten pure Panik.
"Lauf Taehyung! Lauf! um dein Leben, verdammt!"
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