XV. Die Sünden der Liebe
Als die Engel zurückkehrten, trugen sie diesmal Peitschen mit sich, die vor heiligen Flammen schimmerten.
„Was wollt ihr noch?“, keuchte Crowley.
,,Gib alles zu und wir werden dich gehen lassen", sagte Gabriel sachlich.
,,Es wäre eine Lüge. Er fühlt anders ... Wir sind nur Freunde."
,,Das kauft dir niemand ab, Dämon. Alles, was ihr tut, ist lügen", sagte Uriel und unterstrich ihren Satz mit dem Zischen der Peitsche, als diese durch die Luft schnitt und sich in seiner Schulter versengte.
Es fraß sich in seine Kleidung und schnitt tief in sein Fleisch, sodass Blut über den Boden spritzte.
,,Versuchen wir es noch einmal", begann Gabriel.
,,Es gibt nichts zu bekennen!", schrie Crowley und erhielt den nächsten Hieb auf seine Beine.
Er konnte sich nicht einmal umdrehen, um den Schlägen zu entkommen - er hatte Angst, einen Schlag auf seine zerschundenen Flügel ertragen zu müssen. Ihm plagte bereits das Gefühl, als stünden sie in Flammen.
„Bist du in Erziraphael verliebt?“, fragte Gabriel ein weiteres Mal, ungeduldig und auf die Antwort versessen.
Es war Michael, der mit der Peitsche ausholte und Crowley über seinen Augen erwischte. Das Blut floss hinab, blendete ihn.
Er wollte nicht mit ihnen im Dunkeln bleiben - er konnte nicht mehr.
„Liebst du ihn, Dämon?"
„Ja! Gut, ja! Ich tue es! Bitte ... Bitte hört auf", flehte er sie an.
,,Liebt er dich auch?"
Crowley brauchte einige Sekunden, um darüber nachzudenken und schüttelte dann den Kopf. ,,Nein."
Wieder ein Schlag. ,,Ich- ich weiß es nicht! Ich weiß nicht, was er fühlt."
„Vielleicht sollten wir ihn selbst fragen", sagte einer der Engel - es war ihm mittlerweile egal, wer.
,,Lasst ihn in Ruhe!", schrie Crowley und es fühlte sich an, als würden ihn die drei Engel gleichzeitig treffen.
Crowley fiel schreiend auf seinen Rücken, viel mehr konnte er wirklich nicht aushalten. Was er auch immer für eine Gnade besaß, jedes Fünkchen Würde, Stolz oder Selbstwertgefühl, alles wurde mit jedem Peitschenhieb mehr und mehr weggebrannt.
,,Er ist tausende von euch wert", schrie Crowley, ,,er ist so viel mehr wert als jeder andere von euch, und euer Gott ist ein Mistkerl. Hörst du mich?! Du bist ein Mistkerl! Es gibt keinen Dämon in der Hölle, der so grausam ist!"
Jeder Satz, jedes Wort wurde mit Schlägen beantwortet, die Peitschen zerrissen seine Haut.
,,Wir können das ewig tun, Dämon. Niemand hört dir zu.
Sie würde keine Sekunde mit dir verschwenden", spottete Gabriel.
,,Ihr Monster ... ihr Bastarde!", brüllte Crowley zurück und wartete, dass die Peitschen wieder auf ihn herabregnen würden, fühlte aber stattdessen, wie eine kalte Hand seinen Nacken ergriff und ihn zwang, sich auf seinen Bauch zu drehen. Seine Flügel ... sie wollten sie vernichten.
Crowley's Herz raste. Er hatte nichts zu gestehen und er würde nicht lügen und Erziraphael in Gefahr bringen - niemals. Dafür liebte er ihn zu sehr.
,,Gott, bitte, nein ...", flüsterte er und spürte, wie eine Eiseskälte seinen Nacken hinunterkroch.
,,Eine letzte Chance, Dämon", sagte Gabriel und legte seine Hand fester an Crowley's linkes Schulterblatt, an dem sein gebrochener Flügel hing. ,,Gestehe."
,,Gott", flehte er bitterlich, "Erziraphael ist rein. Er mag Tee und Bücher und - verdammt!"
Seine Worte verstummten in einem weiteren dämonischen Schrei, und sein Flügel wurde stetig nach hinten gezogen, als Gabriel seinen Kopf festhielt. Er spürte, wie der Knochen brach - wie sein Fleisch zerriss.
,,Bitte nicht! Halt! Er hat nichts getan! Er liebt es, ein Engel zu sein - er würde es nicht für mich riskieren! Stopp - stopp!", kreischte er erneut und spürte, wie jede einzelne Faser gerissen wurde, bis er mit seinem eigenen, abgetrennten Flügel auf dem Boden lag. Er registrierte es nicht, wusste nur, dass alles höllisch brannte.
,,Sag uns, was wir hören wollen, Dämon, und wir werden aufhören." Crowley spürte, wie die Hand zu seinem anderen Flügel zurückkehrte, und bereits daran zu zerren begann. "Erziraphael ist unschuldig ..." Seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Er fühlte nichts als Wärme - eine angenehme Wärme.
„Bitte ... Gott, bitte. Er ist unschuldig."
„Wir haben keine Zeit für deine Lügen."
Vielleicht hätten sie ihn wieder mit den Peitschen geschlagen. Er hörte sie, fühlte aber nichts. Er formte Wörter, war sich aber nicht sicher, ob sie jemals wirklich herauskamen.
,,Er liebt mich nicht ... Er kann nicht wegen mir fallen. Du kannst ihn wegen mir nicht zum Fallen bringen."
Crowley konnte seinen Körper nicht fühlen - spürte nur, fallen gelassen zu werden. Und tatsächlich fiel er ein letztes Mal.
,,Es ist meine Schuld. Ich liebe ihn. Es ist meine Sünde."
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